Titel: | Edm. Suchanek's Condensations- und Oeltropfschmiervasen mit Glasumhüllung für Dampfcylinder; von J. Neblinger. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 120 |
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Edm. Suchanek's Condensations- und
Oeltropfschmiervasen mit Glasumhüllung für Dampfcylinder; von J. Neblinger.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Suchanek's Schmiervasen mit Glasumhüllung.
Die bisher bei Stabildampfmaschinen, Locomobilen und Locomotiven verwendeten
Cylinderschmiervasen leiden fast durchgehends an Unverlässlichkeit einestheils wegen
der vielen kleinen Bestandtheile, wie Wirbeln, Ventile, Kölbchen, Federn u. dgl.,
welche nur zu häufig zu Reparaturen Anlaſs geben, und anderentheils deshalb, weil
bei allen wegen ihrer undurchsichtigen Gehäuse eine Controlirung oder Beurtheilung
der Function unmöglich ist. Es konnte sich daher aber auch nicht eines der vielen
Systeme von solchen Cylinderschmiervasen eines wirklichen Durchgreifens oder einer
allgemein zustimmenden Anerkennung erfreuen.
Edm. Suchanek, Werkstätten-Vorstand der Kaiserin
Elisabeth-Bahn in Wien, stellte sich nun die Aufgabe, Schmiervasen zu schaffen,
welche sich sowohl durch Einfachheit in der Construction auszeichnen, als auch jeden
Augenblick die richtige Arbeit zu controliren und leicht und sicher die etwa
vorkommenden Reparaturen zu beheben gestatten. Diese Aufgabe wurde in glücklicher
Weise mit der Schmiervase gelöst, welche nach dem Organ für die
Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1880 S. 143 in Fig. 14 bis
17 Taf. 8 gezeichnet ist. Vor allem sei erwähnt, daſs dieselben auch den
Vortheil besitzen, keine kleinen Bestandtheile zu enthalten.
Dem Principe nach beruht die Function dieser Apparate auf der physikalischen
Eigenschaft der Condensation des Dampfes und der specifischen Gewichte des Oeles und
des Wassers, während die Controlirung und Beurtheilung der Function selbst durch
eine Glasumhüllung der Vase ermöglicht ist.
Die Vasen schmieren in sehr fein zertheilter Menge bei jedem Kolbenhub, so lange dem
Cylinder Dampf zugeführt wird – sind mithin in diesem Falle Condensationsapparate.
Auſserdem wird aber auch nach dem Absperren des Dampfes, bei Locomotiven zum
Beispiele beim Einfahren in die Stationen, eine kleine Menge Oel und zwar jene
Menge, welche während der Fahrt über die Unterkante des Schmierloches s zu stehen kommt, durch Ansaugen dem Cylinder
zugeführt.
Für Locomotiven können diese Schmiervasen auch so eingerichtet werden, daſs sie auf
längerem Gefälle, wo die Maschinen ohne Dampf arbeiten, die Cylinderwandungen
ebenfalls mit Oelung versehen.
Die Construction ist aus der Zeichnung klar ersichtlich und ebenso
die Art der Dichtungen, wobei gleich bemerkt wird, daſs sämmtliche Abdichtungen
vollkommen sein müssen, wenn überhaupt der Apparat arbeiten soll, was übrigens
erfahrungsmäſsig ohne alle Schwierigkeiten möglich ist, und zwar eignet sich bei der
Glasumhüllung Pappendeckel oder noch besser Asbest und bei der oberen
Verschlussschraube Blei als Dichtungsmaterial.
Soll nun eine solche Schmiervase in Betrieb gesetzt werden, so
wird die Wasserablassschraube W fest angezogen, die
Füllschraube F herausgenommen (wodurch die Luftlöcher
l frei werden), daselbst das Innere der Vase
ungefähr bis zur Mitte des Schmierloches s gefüllt und
hierauf mit der Schraube F wieder dicht verschlossen.
Während des Ganges der Maschine tritt nun bei jedem Kolbenhub der Dampf durch den
Kanal c zwischen der Regulirnadel R in den Raum der Schmiervase, condensirt sich
daselbst, sinkt als Wasser in Folge des gröſseren specifischen Gewichtes im Oel zu
Boden, hebt in dem Maſse, als das Condensationswasser den Innenraum ausfüllt, die
darüber stehende Oelschicht, mithin auch die Oberfläche des Oeles, welches alsdann
je nach der eintretenden Dampfmenge, d.h. je nachdem die Regulirnadel R von gröſserem oder kleinerem Durchmesser ist, oder
eine gröſsere oder kleinere angefeilte Fläche besitzt, in gröſserer oder geringerer
Menge dem Cylinder zugeführt wird. Die Zunahme des Condensationswassers und die
Abnahme bezieh. der Verbrauch des Schmieröles ist zu jeder Zeit durch das
angebrachte Glas leicht und deutlich zu erkennen.
Zum Ablassen des Condensationswassers dient die Schraube W. Das Ablassen des Wassers darf aber nur dann
stattfinden, wenn gleichzeitig Oel nachgefüllt wird, weil die Oberfläche des Oeles
stets mindestens bis zum Schmierloch s reichen muſs,
wenn die Vase schmieren soll.
Die bisher betrachtete Oelung der Cylinder findet für alle Sorten
Dampfmaschinen, ob Stabilmaschinen, Locomobilen oder Locomotiven, nur statt, wenn
die Maschine mit Dampf arbeitet.
Sind die Vasen auf Locomotiven angebracht, so sollen dieselben auch während der
Fahrten auf langen Gefällen, wo die Kolben ohne Dampf ganz trocken laufen und so
deren Ringe wie auch die Cylinder selbst einer stärkeren Abnutzung ausgesetzt sind, diesen
Oel zuführen. Um dies zu erreichen, wird bei solchen Schmiervasen das Schmierloch
nicht ganz oben, sondern tiefer unten angebracht und hat der Locomotivführer einfach
in der Station vor dem Gefälle den leeren Raum in der Schmiervase von dem unteren
Schmierloch s bis zum Deckel voll oder theilweise, je
nachdem man mehr oder weniger auf dem Gefälle zu schmieren beabsichtigt, anzufüllen.
Während der Fahrt auf dem Gefälle wird das Oel bis zu dem Schmierloch s langsam nach und nach in die Cylinder angesaugt und
auf diese Weise der Apparat zu einer Oeltropfvase umgewandelt.