Titel: | Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 44 |
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Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement
und Gyps.
Mit Abbildungen auf Tafel 5.
(Patentklasse 80. Fortsetzung des Berichtes S. 291
Bd. 237.)
Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und
Gyps.
Einen polygonalen Ofen mit Rostfeuerung
zu ununterbrochenem Betriebe für Kalk, Cement und Ziegeln hat K
Freitag in Königslutter (* D. R. P. Nr. 6641 vom 26. October 1878) angegeben. Derselbe
besteht aus Einzelöfen, in Fig. 1 bis
3 Taf. 5 sind 6 angenommen, mit eigener Feuerung, je zwei Rosten r und Einlade- und Ausladethür t. Die Scheidewände des Ofens '(Fig. 2) sind
87cm breit, aus Chamottesteinen hergestellt
und werden durch einen in der Mitte befindlichen, 13cm breiten Schlitz s, welcher auſsen nach der
Feuerungsseite hin mündet, in zwei durchbrochene Wände getheilt, welche die
Feuergase hindurchlassen. Soll dies nicht geschehen, so werden die Wände dadurch
verschlossen, daſs man dieselben durch zwei mit den schmalen Schlitzen s in Verbindung stehende Kanäle n, welche durch die Decke nach oben führen, mit Sand anfüllt. Sollen die
Wände wieder geöffnet werden, so wird der Schlitz geöffnet, so daſs der Sand
abfliesst. Jede der 6 Einzelröhren des Schornsteins steht mit einem Ofen in
Verbindung und kann durch eine drehbare, dreiseitige Klappe geschlossen werden;
dieser Verschluſs wird durch Sand, welcher von den Oeffnungen g aus eingelassen wird, vervollständigt.
Beim Betriebe werden nun die Oefen A, B, C und D mit Kalkstein, Ziegelsteinen o. dgl. angefüllt, wobei
über den Rosten förmliche Gassen für das Brennmaterial vorgerichtet werden. Die
Scheidewände zwischen F und A sowie zwischen D und E werden geschlossen, während die übrigen geöffnet
bleiben; ebenso werden die Einzelschornsteine a, b und
c geschlossen, e
geöffnet und die Feuer- und Aschenthüren von Ofen B,C
und D vermauert. Wird der Ofen A angezündet, so durchziehen die Feuergase die Oefen B, C und D und gelangen in
den Schornstein d. Ist der Ofen A gar gebrannt, was man durch die in der Decke angebrachten runden Löcher
h erkennen kann, so wird die Feuer- und Aschenthür
von Ofen B geöffnet und derselbe in Brand gesetzt.
Hierauf wird die Zwischenwand zwischen A und B geschlossen, hingegen die Zwischenwand zwischen dem
unterdessen gefüllten Ofen D und dem Ofen E geöffnet und die Zwischenwand von E und F geschlossen.
Ebenso wird Schornstein d geschlossen und e geöffnet, sowie die Feuer- und Aschenthür von Ofen
E vermauert, so daſs die Feuergase jetzt die Oefen
B, C, D und E
durchziehen. Ist B abgebrannt, so ist unterdessen Ofen
F gefüllt und wird in der angedeuteten Weise mit in
Brand gesetzt. So rückt die Feuerung von Ofen zu Ofen und dementsprechend werden die
Zwischenwände und Schornsteine, sowie die Aschenthüren geöffnet und geschlossen.
Der quadratische Ziegelofen von J. A. E.
Hirche in Penzig, Kreis Görlitz (*
D. R. P. Nr. 7758 vom 22. April 1879) hat vier ganz
gleiche Kammern, von denen zwei von einer Schürreihe aus in der Weise direct
durchfeuert werden, daſs das Feuer die erste Kammer von oben nach unten und hierauf
die zweite Kammer von unten nach oben durchzieht. Auf Taf. 5 zeigt Fig. 4 den
Ofen im Horizontalschnitt durch den Brennraum, sowie durch die Feuerzüge über und
unter dem Brennraum, Fig. 5 im
senkrechten Schnitt. Unter der Abpflasterung der 4 Kammern mit je einer Schürreihe
m und einem Eingang w
vom Trockenraume T aus liegt ein gemeinschaftlicher
Feuerkanal a mit durch gewölbten Gang f zugänglichen Schieber e
abgezweigten Seitenkanälen, welche durch Spalten b mit
den Brennräumen verbunden sind. Die über dem Gewölbe der Kammern liegenden
Rauchkanäle c führen die Feuergase zum Schornstein.
Wird nun die Kammer A gefeuert, so gehen die Gase von
oben nach unten durch die Spalten b1 des Kanales a,
steigen durch die Spalten b2 in die Kammer B nach oben und entweichen
durch die Rauchkanäle o, zum Schornstein. Ist der
Inhalt der Kammer A fertig gebrannt, so wird diese
durch die Schieber e1
abgeschlossen und nach Oeffnung der Schieber e2 und g3 und Schlieſsung von g2 die Kammer B gefeuert, so daſs die Gase nach unten durch den Kanal a zur nächsten Kammer C
gehen, in derselben aufsteigen und dadurch vorwärmen. Auf diese Weise wird jede
Kammer erst von unten nach oben, dann in umgekehrter Richtung von den heiſsen Gasen
durchzogen und dadurch ein gleichmäſsiger Brand erzielt.
Eine eigenthümliche Befeuerungsweise der
Ziegelöfen hat R. Wagner in
Berlin (* D. R. P. Nr. 8504 vom 13.
Juli 1879) angegeben. In den Ofenkanal g
(Fig. 6 und 7 Taf. 5)
eines Ringofens wird eine Rostkammer c eingesetzt, in
welche beim Ausbrennen der Kammern Treppenroste geschoben werden. Diese bestehen aus
einer doppelten Rostleiter, welche durch die Führungseisen d (Fig. 8 und
9) zu einem beliebigen Winkel über 40° verschoben werden kann, um dem
Roste mehr oder weniger Neigung zu geben. Die Rostplatten werden auf die
verbindenden Rundstäbe f gelegt.
Wird nun z.B. die Kammer A ausgekarrt, so zieht der
Schornstein s die Rauchgase aus Kammer J, die Kammer B kühlt ab,
die heiſse Luft geht durch die beiden Treppenroste der Rauchkammer c zur Ofenkammer C. Der
Rost wird von oben durch die dicht verschliessbaren Zuführungsschächte mit Kohle
beworfen, welche in der von der Kammer B kommenden
heiſsen Luft verbrennt, während sich die Asche im Kanal k (Fig. 8)
sammelt.
Nach dem Zusatzpatent * Nr. 9356 vom 30. August 1879 können diese
Oefen auch für kleinere Ziegeleien und Kalkbrennereien verwendet werden, wenn man
ihnen die Form eines Dreieckes gibt.
Eine Armirung für Sandthürgewölbe an
Ziegel- und Kalköfen beschreibt C. Walterspiel in
Freiburg, Baden (* D. R. P. Nr. 9023
vom 9. August 1879). Die Laibungen der kleinen Gewölbe über den
Sandthüren G (Fig. 10
Taf. 5) sind unten mit eisernen Platten p belegt. Diese
haben Ansätze a, mit denen sie in die Schiebenuth b greifen und so diese vor Abnutzung schützen.
Einige Abänderungen des Ringofens
patentirte H. Guthrie in Manchester (* D. R. P. Nr. 6376 vom 29. September 1878). In der Mitte des
aus 16 Kammern bestehenden Ofens ist die Ziegelmaschine M auf einer Drehscheibe derart befestigt, daſs die fertigen Ziegeln nach
jedem Theil des Ofens hingeführt werden können. Der Antrieb der Maschine erfolgt von
der im Dampfmaschinenhaus D angeordneten Scheibe N aus durch ein Seil Q,
der Thon wird ihr vom Mahlapparat durch ein Laufband r
direct zugeführt. Die fertigen Steine schafft ein zweites Laufband m von der Maschine unmittelbar durch die Thüren e in den Ofen, während die fertig gebrannten Steine
durch die Thüren z wieder ausgetragen werden.
In dem Mauerwerk des Brennkanales sind kleine Kanäle angebracht, welche noch einen
Rauchsammler x (Fig. 12)
führen. Ueber der inneren Ofenwölbung wird ein zweiter Bogen aufgeführt; der von
beiden Gewölben gebildete Zwischenraum dient als Sammelkanal, indem in der Krone des
inneren Gewölbes kleine Oeffnungen angebracht sind, durch welche die überflüssigen
Gase und Dämpfe der in der Trockenkammer befindlichen Waare aufsteigen. Die
Oeffnungen können durch Ziegel oder Verschlussstücke geschlossen werden, indem auch
im äuſseren Gewölbe entsprechende Oeffnungen o
angebracht sind. Von hier aus gehen die Gase durch den Fuchs P zum Schornstein T.
Die Heizschächte n (Fig. 13)
zwischen den einzelnen Kammern, werden von oben durch die Oeffnungen v gefüllt, so daſs die entwickelten Gase mit der in den
Nebenkanälen i aufsteigenden heiſsen atmosphärischen
Luft völlig verbrennen. Um eine Kammer abzusperren, werden diese Schächte mit
Blechtafeln bedeckt.