Titel: | Ueber Kino, Catechu und Gambir; von Dr. M. Buchner in Graz. |
Autor: | M. Buchner |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 404 |
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Ueber Kino, Catechu und Gambir; von Dr. M.
Buchner in Graz.
M. Buchner, über Kino, Catechu und Gambir.
Kino. Zu den Droguen, deren Qualität häufig wechselnd in
den Handel kommt, gehört der Kino. Es ist bekannt, daſs eine groſse Anzahl
tropischer Gewächse Kino liefern, die von Wiesner u.a.
namhaft gemacht wurden. Die Gewinnung des Kino scheint jedoch verschieden zu sein;
denn während einzelne Sorten den Charakter eines freiwillig ausgeflossenen und
getrockneten Pflanzensaftes zeigen, lassen andere wieder mit Sicherheit erkennen,
daſs sie durch Lösen und Eindampfen dargestellt sind. Ebenso bekannt ist, daſs mit
demselben Namen der Abstammung entsprechend verschiedene Sorten bezeichnet werden
und selbst das Aussehen nicht gleich zur Unterscheidung führt. Ich habe vor mir 8
Sorten, die seit einer Reihe von Jahren im Handel bezogen wurden, welche äuſserlich
zum Theil ganz ähnlich, jedoch wesentliche Unterschiede zeigen. Man könnte sie im
groſsen Ganzen in rothe und braune eintheilen.
A) Rothe.
Amboina prima: dunkelrothe, stark glänzende Stückchen,
in dünnen Splittern mit blutrother Farbe durchscheinend, von muschligem Bruche; das
Pulver kirschroth, in heiſsem Wasser gröſstentheils
löslich, mit tiefrother
Farbe, beim Erkalten eine dunkel ziegelrothe Trübung gebend, in Weingeist mit rother
Farbe löslich.
Amboina secunda, der prima ähnlich, jedoch unreiner,
mehr matt und aus gröſseren Stückchen bestehend.
Australischer: braunrothe, gröſsere, weniger glänzende
Stückchen, ein matt braunrothes Pulver gebend, die
heiſse wässerige Lösung gelbbraun, beim Erkalten einen graubraunen Niederschlag
absetzend, in Weingeist mit lichtbrauner Farbe nur theilweise löslich.
Australischer in groſsen Stücken: rothe, durchsichtige,
stark glänzende, muschlige, mit Rindenfragmenten gemengte Stücke, ein hellziegelrothes Pulver gebend, die heiſse wässerige
Lösung trüb gelbroth, beim Erkalten fast fleischfarbig sich trübend, die
weingeistige Lösung gelbroth, die wässerige Lösung beim Kochen Storax- bis
Benzolgeruch entwickelnd.
Kino prima und secunda,
ersteres feinkörniger, lebhafter roth als letzteres, dem Amboina am ähnlichsten, nur weniger glänzend, prima ein dunkel ziegelrothes, secunda ein
kirschrothes Pulver gebend, verhält sich auch in
den Lösungsmitteln dem Amboina sehr ähnlich.
Kino resina: fast schwarze, glänzende Körner, gepulvert
stark rothbraun, die kochende wässerige Lösung scheidet
beim Erkalten fast das sämmtliche Gelöste wieder ab, in Weingeist mit tief
braunrother Farbe löslich.
B) Braune.
Neuholländischer: scharfkantige braune, grünlich
bestaubte Stückchen, wachsglänzend, zerrieben von chocoladbrauner Farbe, die heiſse wässerige Lösung dunkel gelbbraun, beim
Erkalten ein graubraunes Pulver absetzend, die weingeistige Lösung nach dem Erkalten
gelblich gefärbt.
Westindischer: äuſserlich den neuholländischen ähnlich,
matter, spröde, von rein brauner Farbe, zerrieben jedoch ein zimmt- bis bronzefarbiges Pulver liefernd (die Stückchen auffallend
Extract ähnlich), im heiſsen Wasser wenig löslich; nach dem Erkalten ist die
wässerige Lösung licht gelb, die weingeistige Lösung ebenso wenig gefärbt.
Der groſsstückige australische Kino ist dem rothen Akaroïdharze sehr ähnlich; doch
zeigt sich beim Kochen mit Wasser sofort die Harznatur des letzteren, während der
Kino eine fast fleischrothe Emulsion hinterläſst.
Catechu und Gambir. Von diesen Droguen kommt bekanntlich
die erstere in Blöcken oder Bruchstücken vor, von auſsen matt, brauner Farbe, innen
lebhaft braun, mehr oder weniger harzglänzend, gleichförmig dicht oder wohl auch
blasig rissige Masse; das Pulver des Catechu ist licht röthlichbraun, seine
Abstammung wird von Acacia Catechu und Acacia summa angegeben. Die zweite Drogue, Gambir, von
Nauclea Gambir und aculeata stammend, kommt in cubischen Stücken von 2 bis 3cm Seitenlänge oder in Scheiben oder Kuchenform in
den Handel. Während nun der Würfelgambir meist nur von einer 1 oder wenige Millim.
dicken braunen Schicht bedeckt ist, zeigt er im Innern eine dunkel ockergelbe
Schicht von ebenem Bruche und körniger bis erdiger Structur und ziemlicher
Festigkeit; in manchen Stücken folgen dann licht mattgelbe, sphärische, lockere
Theile, welche in manchen Exemplaren in der ockergelben Masse zerstreut, oft fast am
Rande des dunklen Ueberzuges sich befinden. Diese Masse zerfällt fast freiwillig zu
einem lichtgelben Pulver. Der Scheiben- oder Kuchengambir wurde bisher nur durch
seine äuſsere Form unterschieden und wird angegeben, daſs er mit der Zeit sich
durchaus rothbraun färbe. In der That sind jedoch seine Structurverhältnisse weit
verschieden, indem er gröſstentheils ungleichmäſsig, wie etwa durch Kneten
vereinigt, zahlreiche Pflanzenbruchstücke enthält, in einzelnen Stücken ganz wenig
jener erdigen licht gelben Substanz zeigt, aus der der Würfelgambir zum gröſsten
Theile besteht; in anderen neuestens bezogenen Proben jedoch etwa die Hälfte der
Masse lichtgelb erdig, theilweise mit Hohlräumen von verglaster lebhaft glänzender
Oberfläche, welche offenbar in einer theilweisen Schmelzung ihren Grund hat. Wir
haben also mit zwei nicht nur in der äuſseren Form verschiedenen, sondern
wahrscheinlich in ihrer Behandlung oder Darstellungsweise verschiedenen Droguen zu
thun; denn während das Polarisationsmikroskop in der erdigen Masse ein Haufwerk von
Krystallen erkennen läſst, zeigt die braune, Harz ähnliche Substanz nur wenig
Krystalle.