Titel: Dampfmaschinen-Indicator von E. T. Darke in London.
Autor: Wilman.
Fundstelle: Band 236, Jahrgang 1880, S. 272
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Dampfmaschinen-Indicator von E. T. Darke in London. Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 24. Darke's Dampfmaschinen-Indicator. Das zunehmende Interesse an der wissenschaftlichen Beobachtung arbeitender Dampfmaschinen drückt sich bezeichnend aus durch die mehrfachen, in neuerer Zeit aufgetretenen Verbesserungsversuche des wichtigsten Hilfsmittels dieser Untersuchungen, des Indicators.Vergl. Martin und Raymondon 1843 87 * 1. Mac Naught 1844 91 * 258. P. Garnier 1847 103 * 1. Clair 1855 135 * 246. C. Richards 1863 168 * 82. Kühne 1864 171 * 23. Rigg 1869 194 * 15. Schönheyder 1870 197 * 297. Deprez 1871 202 314. Hädicke 1872 203 * 1. Amsler 1876 219 * 299. Mallet 1876 221 282. Wilkinson 1876 221 * 406. Thompson 1877 223 * 39. 226 * 459. Guinotte und de Hennault 1877 226 550. Schäfer und Budenberg 1879 234 * 15 Schöpfleuthner 1880 236 * 6. Riedler 1880 236 * 187.Der seit seinem ersten Erscheinen (1862) als vortrefflich anerkannte und allgemein angenommene Indicator von C. Richards (1863 168 * 82) fängt an, den gesteigerten Anforderungen nicht mehr zu genügen und ist besonders den modern gewordenen hohen Tourenzahlen gegenüber absolut unbrauchbar. Schon auf der Wiener Weltausstellung war von Amsler (1876 219 * 299) ein Specialinstrument zum Indiciren bei hohen Tourenzahlen ausgestellt, die Philadelphier Ausstellung brachte den Thompson sehen Indicator (1877 223 * 39. 226 * 459) nach Europa und in ziemlich rasche Aufnahme; einen interessanten Beitrag zur Lösung dieser Frage lieferten kürzlich Schöpfleuthner in seinem „Indicator ohne Feder“ (1880 236 * 6) und Riedler mit seinem Instrumente für hohe Pressungen (1880 236 * 187). Der hier zu beschreibende neue Indicator von Darke (fabricirt von der bekannten Firma Gebrüder Elliot in London) war zunächst nur bei hohen Tourenzahlen den Richards'schen Indicator zu ersetzen bestimmt, und wie vortrefflich diese Aufgabe gelöst wurde, geht aus dem Vergleich der beiden Diagramme (Textfigur 1 und 3) klar hervor; ersteres mit dem alten Richards'schen Indicator, letzteres mit dem Darke'schen Indicator vom Niederdruckcylinder der Maschine eines Torpedobootes abgenommen. Daſs aber auch bei der verhältniſsmäſsig geringen Tourenzahl von 73 Umdrehungen in der Minute ein so wesentlicher Unterschied besteht wie in Diagramm Fig. 2 (abgenommen von einer Corliſsdampfmaschine) zwischen der ausgezogenen Linie des neuen Instrumentes und der punktirten des alten wäre kaum glaublich, wenn nicht versichert würde (vgl. Engineer, 1880 Bd. 49 S. 172 und Engineering, 1880 Bd. 29 S. 242), daſs die ersten Repräsentanten des Richards'schen Indicators, Gebrüder Elliot, auf Grund dieser Versuche zur Ausführung des neuen Indicators übergegangen sind. Die wesentlichste Eigenthümlichkeit desselben liegt zunächst in der neuen Art der Geradführung, auſserdem aber auch in den bedeutend verminderten Dimensionen des neuen Instrumentes und in der Anordnung des Papiercylinders. Fig. 1–3., Bd. 236, S. 273 Die Geradführung kehrt von dem mehr oder minder vollkommenen Lenkermechanismus zu den einfachen Gleitbacken zurück, wodurch allerdings der gröſsere Widerstand gleitender Reibung gegenüber den Zapfenreibungen der bisherigen Anordnungen bedingt, andererseits aber eine so wesentliche Erleichterung der bewegten Theile erzielt wird, daſs alle anderen Rücksichten zurücktreten. Wie auf Taf. 24 Fig. 1 ersichtlich, hat der Indicatorkolben thatsächlich nur den einen Hebel, welcher den Schreibstift trägt, zu bewegen. Derselbe ist an seinem hinteren Ende kräftig construirt und fest in Spitzen gelagert; in einem mittleren Punkte greift die Kolbenstange des Indicators an und am anderen Ende ist, mit der gebräuchlichen Uebersetzung von 1 zu 4, der Schreibstift angebracht (vgl. Fig. 2 und 3). Der Träger des Schreibstiftes wird in einem langen Schlitz, parallel zur Papiertrommel geführt und kann daher mit dem fest gelagerten Hebel nicht fix verbunden sein, sondern gleitet in einem Langschlitze desselben. Entsprechend muſs auch die Verbindung des Hebels mit dem Indicatorkolben eine Längsverschiebung gestatten und ist daher durch eine Hülse vermittelt, welcher dem cylindrischen Theil des Hebels Führung gibt und in einem mit der Kolbenstange verschraubten Kreuzkopf zwischen Spitzen drehbar gelagert ist (Fig. 4). Um die Indicatorfeder auswechseln zu können, ohne die Geradführung zu demontiren, ist die in Fig. 4 ersichtliche Anordnung des Kreuzkopfes gewählt, welcher nicht direct mit der Kolbenstange verschraubt ist, sondern durch Vermittlung eines geränderten Schraubenpfropfens, in welchem der Kreuzkopf drehbar befestigt ist. Die Indicatorfeder wird in bekannter Weise zwischen Kolben und Deckel eingeschraubt; der Drehpunkt des Hebels sowie die Geradführungsplatte des Schreibstiftes befinden sich an einem Ringe, welcher über einem cylindrischen Ansatz des Deckels geschoben und durch eine aufgeschraubte federnde Metallplatte (mittels der drei aus Fig. 3 ersichtlichen Gewindschrauben) mit dem Deckel verbunden wird, dabei aber mittels eines Handgriffes auf dem Deckel verdreht werden kann. Zur Begrenzung der Verdrehung sind am Indicatorcylinder zwei Stifte angebracht (Fig. 1 und 5), gegen welche ein nach abwärts gerichteter Arm des Lagerringes anstöſst (Fig. 1 und 2). Es ist augenscheinlich, daſs durch die hier gewählte Construction der Uebertragung eine ganz wesentliche Erleichterung der bewegten Theile erzielbar ist, während andererseits die Befürchtung nahe liegt, daſs die drei hier vorkommenden geraden Führungen sich rasch ausnutzen und dadurch Ungenauigkeiten hervorrufen. Ob diese Gefahr durch reichliche Auflageflächen und vorzügliche Ausführung thatsächlich vermieden wird, kann nur die Zeit lehren; doch läſst sich wohl annehmen, daſs die altberühmte Indicatoren-Firma nicht ohne entsprechend günstige Erfahrung die Herstellung dieser Instrumente aufgenommen hat. Zur weiteren Erleichterung des Bewegungsmechanismus hat Darke dem Indicatorkolben statt 1/2 Zoll, wie sie alle Richards'schen Instrumente haben, ¼ Zoll engl. Durchmesser gegeben, den Maximalhub des Schreibstiftes auf etwa 40mm, der Papiertrommel auf 90mm beschränkt und damit ein weitaus compendiöseres und leichter zu transportirendes Instrument geschaffen, welches allerdings desto empfindlicher gegen Fehler der Ausführung oder der Behandlung werden muſs. Die Bewegung der Papiertrommel geschieht wie gewöhnlich durch eine Schnurrolle; die Spiralfeder der Papiertrommel ist jedoch nicht wie früher in der oberen Hälfte des Cylinders, sondern unten angebracht, so daſs das Innere der Trommel zur Aufnahme einer Rolle endlosen Papieres geeignet wird. Durch einen Schlitz in der Papiertrommel wird der Streifen heraus und über die Trommel gezogen und mittels der Gelenkgabel (Fig. 1 und 5) fixirt; nach dem Abnehmen des Diagrammes wird der beschriebene Streifen abgerissen und die Trommel neu überzogen. Die Verwendung geschnittenen Papieres, in gleicher Weise wie bisher allgemein üblich, ist ebenfalls möglich. Schlieſslich sei noch einer äuſserst nützlichen Zugabe des neuen Indicators gedacht, welche zwar schon längst von Darke erfunden, merkwürdiger Weise aber fast gar nicht bekannt und angewendet ist. Die Papiertrommel trägt oberhalb der Schnurrolle einen vorstehenden Ring, welcher an einem Theil seines Umfanges (Fig. 5) mit Sperrzähnen versehen ist. Ist die Schnur ganz ausgezogen, wobei sich die Trommel in der Richtung des Pfeiles a bewegt, so kommen diese Sperrzähne gerade einem Sperrkegel gegenüber zu stehen, welcher vorläufig, wie in Fig. 5 gezeichnet, durch eine Flachfeder ausgelöst erhalten wird. Schiebt man jedoch diese zwischen zwei Ansätzen des Indicatorcylinders geführte Flachfeder (Fig. 1) nach links, so drückt sie auf die andere Seite des Sperrkegels, preſst denselben wider den Ring der Papiertrommel und in die Sperrzähne derselben hinein. Hierdurch wird die Spiralfeder arretirt, die Papiertrommel kann der rückgehenden Schnur nicht folgen und das Aufspannen eines neuen Indicatorpapieres findet in aller Bequemlichkeit statt. Wilman.

Tafeln

Tafel Tafel 24
Tafel 24