Titel: | Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 241 |
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Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement
und Gyps.
(Fortsetzung des Berichtes S. 158 dieses
Bandes.)
Mit Abbildungen auf Tafel 23.
Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und
Gyps.
Der Ofen zum Brennen von Porzellan
und feineren Thonwaaren von F. W. G. Becker in Berlin (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 221 vom 22. August
1877) unterscheidet sich dadurch von den sonst üblichen Oefen, daſs hier
die Waare in Chamotteretorten statt in den gebräuchlichen Kapseln gebrannt wird. Der
in Fig. 1 bis 6 Taf. 23
dargestellte Ofen hat zwei Feuerungen a mit Aschenfall
e, deren Flammen zwei kürzere und zwei längere
Retorten bespült, um durch die Kanäle b und d zu entweichen. Die Waare wird auf Platten von der
hinteren Seite des Ofens in die oberen Retorten f
gebracht, hier allmählich vorgewärmt, dann an der Vorderseite der Retorten schnell
herausgezogen und sofort in die unteren heiſseren Retorten f1 gebracht, um hier völlig gar gebrannt
zu werden.
Beim Brennen von Lampenschirmen aus
Porzellan verwendet L. Herrmann in Ingenheim (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 6772 vom 29. Januar
1879) für die mit erhabenen Lichtbildern versehenen Lampenschirme
besonders gestaltete Träger. Der in Fig. 7 und
8 Taf. 23 dargestellte, für conische Schirme bestimmte Träger ist auf
seiner Oberfläche gerieft und liegt der Schirm beim Brennen vollständig auf. Fig.
9 zeigt mehrere zum Brennen fertig aufgebaute Schirme mit Träger a und Kapseln b.
Fig.
10 und 11 zeigen
in zwei Schnitten einen aus mehreren Theilen zusammengesetzten Träger für nicht
conische Formen. Der Träger besteht hier aus vier Theilen f, welche auf einer Platte g aufgebaut und
durch einen Knopf h zusammengehalten werden. Die
Oberfläche der Form ist entweder glatt oder gerieft, je nachdem die Masse der zu
brennenden Schirme es erfordert. Die Träger f werden
zuerst auf der Platte nach der Mitte hin zusammengestellt, so daſs man den Schirm
x hinüberschieben kann; ist dies geschehen, so
bringt man den mittleren Kern h hinein, der mit seinem
Falze i die oberen Kanten der Trägertheile f faſst, während der Ring n die Träger unten aus einander hält.
Der Muffelofen zum Einbrennen von
Porzellanfarben von W. Leupold in Altwasser, Schlesien (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 4254 vom 18.
Juli 1878) ist in Fig. 12 und
13 Taf. 23 dargestellt. Auf drei über dem Rost A eingemauerten Brücken B aus Chamotte liegt
eine regelmäſsig durchlöcherte Chamotteplatte C von
⊔-förmigem Querschnitt. In diese wird die aus Eisenblech hergestellte Muffel E auf kleine Chamottestützen eingesetzt, so daſs ein
Durchbiegen der gefüllten Muffel nicht stattfinden kann. Das bemalte Porzellan wird
von vorn eingebracht und die Muffel durch eine Chamotteplatte K geschlossen, welche mit Thon rund um die
Muffelöffnung verschmiert wird. Bei der Heizung bricht sich die Flamme des
Steinkohlenfeuers an der Platte C, tritt durch die
Löcher unter den Boden und an die Seitenwände der Muffel und erzeugt durch ihre
Vertheilung ein sehr gleichmäſsiges Glühen der Muffel. Die heiſsen Gase entweichen
durch die Züge F und den Fuchs G in den gemeinsamen Schornstein.