Titel: | Die Prüfung und die Eigenschaften des chinesischen Thees; von Dr. Josef Maria Eder. |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 445 |
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Die Prüfung und die Eigenschaften des
chinesischen TheesVgl. meine erste Abhandlung: „Ueber die Bestimmung des Gerbstoffes und die
Analyse des Thees“, 1878 229 81.;
von Dr. Josef Maria Eder.
Eder, Untersuchung des chinesischen Thees.
Der Thee ist ein wichtiger und theurer Handelsartikel; daſs derselbe sehr zu
Verfälschungen verlocken muſs, ist ebenso erklärlich als thatsächlich erwiesen.
Schon die Chinesen treiben mit dem Thee Allerlei, bis sie ihn auf den europäischen
Markt bringen, und in Europa wird ihm häufig noch ärger mitgespielt. Fälschungen des
Thees geschehen ebenso häufig wie die des Weines, und auch dem geübten
Geschmackssinne sind sie noch schwieriger erkennbar als die letzteren. Ganz
alltäglich ist die Vermischung von alten Theesorten mit frischen Ernten und von
geringeren mit besseren Qualitäten, was sich schwer controliren läſst, weil die
Mischsorten unter bestechenden Namen, wie Kaiser-Melange (Gemenge von grünem Thee,
meistens Haysan, mit schwarzem, meistens Peko-Thee), „russischer
Familienthee“ (meistens Souchong-Sorten, wenn auch von besserer Qualität) u.
dgl., den Handel gebracht werden, so daſs man unmöglich die Haupteigenschaften der
bekanntesten Theesorten in den Handelsproducten erkennen kann.
Die Theeverfälschung ist so alt wie der Theehandel selbst. In England wurde i. J.
1783 die Summe des verfälschten Thees auf mehr als 4 Millionen Pfund angegeben,
während von der Ostindischen Compagnie jährlich nicht mehr als 6 Millionen echten
Thees eingeführt wurden.Bibra: Die narkotischen Genuſsmittel, (1855) S.
91.
Von den Verfälschungen lassen sich einige objectiv gar nicht nachweisen, dagegen
andere mit Sicherheit erkennen. Zu den ersteren gehört das sogen. Anduften, d.h. das Danebenlegen (nicht Mischen) von
stark riehenden Blüthen, z.B. Rosen, Jasmin, Orangen, OelbaumJohnston: Chemie des täglichen Lebens, (1869) S.
182 gibt ein Verzeichniſs der am meisten benutzten aromatischen
Pflanzen.
durch diese Gerüche wird
der chemische oder diätetische Werth nicht geändert.
Die Mittel zur Verfälschung des Thees lassen sich in 4 Gruppen eintheilen:
1) Mineralsubstanzen zur Gewichtsvermehrung. Diese Verfälschung kommt nur bei sehr
billigen Sorten vor (Theebruch, Ziegelthee, sogen. Lügenthee), niemals aber bei
Theesorten, welche aus erkennbaren Blättern oder gröſseren Fragmenten bestehen.
2) Mineralische Farbstoffe, wie Kupfersalze u. dgl. zum Grünfärben des Thees, habe
ich niemals aufgefunden, und nur einmal habe ich
Berlinerblau gefunden. Das Färben des grünen Thees scheint mir gegenwärtig nur
selten vorzukommen. Durch Ausschütteln des Thees mit kaltem Wasser und Untersuchung des aus dem abgegossenen Wasser sich
abscheidenden Bodensatzes läſst sich der Farbstoff leicht erkennen.
3) Organische Substanzen zur Gewichtsvermehrung, worunter hauptsächlich der Zusatz
von fremdartigen Pflanzenblättern und von schon einmal benutzten Theeblättern zu
rechnen ist. An die letztgenannte Verfälschung schlieſst sich:
4) Der Zusatz von organischen Farbstoffen und adstringirenden Körpern
(gerbstoffhaltige Substanzen), welche die Abwesenheit der Extractivstoffe in den
schon gebrauchten Blättern verdecken sollen.
Die unter 3 und 4 genannte Art der Fälschung des Thees ist die am häufigsten
vorkommende. In Europa, namentlich in England, geschehen die Zusätze von anderen
Blättern oft. Man findet im Thee zuweilen bis zu 25 Proc. der Blätter des
WeidenröschensNach Winnicki (1876 217 256) betreiben die Russen diese Fälschung, und in Wien wurde
einmal ein „chinesischer Thee“, welcher nur aus Weidenröschen
bestand, angetroffen., ferner Schlehenblätter (welche getrocknet
dem grünen Thee sehr ähnlich sehen), Rosen-, Erdbeer-, Eschen-, Weiden- (vgl. 1872
205 279), Weiſsdorn-, Pappel-, Vogel-, Bocksbeeren-, Kornelkirschenblätter. Das
einfachste und beste Mittel, fremdartige Blätter im Thee zu erkennen, ist das
Aufweichen einer kleinen Menge desselben in heiſsem Wasser, wo die Form des Blattes
zum Vorschein kommen muſs. Die Blätter werden dann aufgerollt und nun ihre Form,
Ränder und Rippung näher betrachtet. Auch der Ungeübte kann bei einiger
Aufmerksamkeit die Anwesenheit fremder Blätter bemerken und ein Botaniker ihre
Herkunft ohne Mühe erkennen.Abbildungen von echten Theeblättern und solcher zur Verfälschung dienenden
finden sich bei Wiel und Gnehm: Handbuch der Hygiene, (1878) S. 138. Klenke: Lexikon der Verfälschungen, (1879) S.
644. Gegen 200 Surrogate werden in den Verkaufsorten aller
Welttheile zur Untermischung des chinesischen Thees angewendet.L. und S. von Fries: Die
Theecultur, (1878) S. 18. Mir scheint das Beimischen von
fremden Blättern nur bei
sehr billigen Theesorten zu geschehen; in
Oesterreich wenigstens habe ich bei den besseren Theesorten niemals etwas derartiges
gefunden.
Die bei weiten häufigste Verfälschung des Thees geschieht durch Zusatz von
abgebrühten Theeblättern. Diese Verfälschung wird im Groſsen betrieben und in allen
gröſseren Städten wird der ein- oder zweimal abgebrühte Thee in den Gasthäusern oder
bedeutenden Häushaltungen von den Händlern aufgekauft und dem Thee beigemengt.
Dieser Vorgang ist in Wien, wie ich erfahren habe, sehr häufig, noch mehr aber in
London. Hier beschäftigten sich im Jahre 1843 acht Fabriken einzig damit, alten
gebrauchten Thee wieder verkäuflich zu machen.Bibra: Narkotische Genuſsmittel, S.
87. Nach L. und S. von Fries ist gegenwärtig in London die Wiederverwendung von
durchschnittlich 40000k gebrauchter Theeblätter
festgestellt. Ich kann versichern, daſs wohl die Hälfte alles verkauften Thees mit
ausgezogenen Blättern versetzt ist und daſs auch der hohe Preis der Sorte vor
derartigem Betrüge nicht schützt. Von 5 in den Vororten Wiens bei kleinen Kaufleuten
gekauften Theeproben waren 3 mit ausgekochten Blättern vermischt gewesen und eine
Sorte derselben war dann auſserdem noch mit Catechu versetzt worden, um dem
Theeaufguſs eine dunkle Farbe zu verleihen. Diese Art der Fälschung ist nicht nur
die gewöhnlichste, sondern auch die am schwersten erkennbare. Um mit Sicherheit auch
eine Prüfung in dieser Richtung durchführen zu können, studirte ich die
Eigenschaften und Zusammensetzung des Thees genauer.
Zur Erkennung, ob ein Zusatz von gebrauchtem Thee geschehen ist, wird vielfach die
Bestimmung des Gehaltes an Theïn empfohlen (vgl. 1865 176 325).Bolley: Handbuch der chemisch-technischen
Untersuchungen, (1874) S. 745. Wiel
und Gnehm: Handbuch der Hygiene. S. 140. Schmid: Anleitung zu Untersuchungen, (1878) S.
122. Jedoch ist diese Methode gänzlich
unzulänglich; denn es ist unzulässig aus dem Theïngehalt einen Rückschluſs
auf die Echtheit des Thees zu machen, da der Theïngehalt auch im echten Thee
bedeutend schwankt. Es kann vorkommen, daſs der Thee einen bedeutenden Theïngehalt
aufweist und trotzdem mit mehr als der Hälfte von extrahirten Blättern vermischt
wurde. WeyrichJahresbericht der Chemie, 1873 S.
852., MarkinoffBerichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1876 S. 1312, Zeitschrift
für analytische Chemie, 1877 S. 127., Schwarz
(1875 218 220) haben gezeigt, daſs man den Theïngehalt auch auf keine Weise als
Werthmesser des Thees betrachten kann. So sind z.B. beim gelben und grünen Thee die
wohlfeileren Sorten reicher an Theïn als die im Handel hochgeschätzten, während beim
schwarzen Thee das umgekehrte Verhältniſs stattfindet. Die Theïnbestimmung im Thee, welche
obendrein noch langwierig und umständlich ist, verwerfe ich in Anbetracht dessen
gänzlich als Mittel zu seiner Prüfung.
In dem fraglichen Thee pflege ich zu bestimmen: 1) den Gehalt an Extractivstoffen,
welche durch heiſses Wasser ausziehbar sind, 2) den Gehalt an Gerbstoff im Decoct,
3) den Aschengehalt des Thees, 4) die Menge des in Wasser unlöslichen Theiles der
Asche. Je zwei dieser Proben lassen sich auf einmal vornehmen und mitunter genügt
schon eine derselben, um sich ein Urtheil über die
Qualität des Thees bilden zu können.
Weil der Normalgehalt des echten Thees an diesen Stoffen noch nicht sichergestellt
war, untersuchte ich zunächst Originalsorten von Thee, welche ich von Hrn. C. Trau in Wien, Inhaber eines der renommirtesten
Theegeschäfte Oesterreichs, aus frisch geöffneten Originalpacketen bezog; sie
zeigten auch in ihrem ganzen Verhalten die Eigenschaften des echten Thees, und die
folgenden Zahlen sind somit als verläſslich zu betrachten.
Bei der Bestimmung der angeführten Bestandtheile verfährt man bei der praktischen Probe am zweckmäſsigsten auf folgende
Weise. 2g der lufttrockenen Theeblätter werden mit
je etwa 100cc Wasser durch ½ bis 1 Stunde viermal
hinter einander ausgekocht und die Flüssigkeit heiſs durch ein doppeltes, genau
tarirtes Filter gegossen. In dem Filtrat wird nun auf die von mir früher (1878 229
83) angegebene Weise der Gerbstoff mittels Kupferacetat bestimmt. Die auf dem Filter
gesammelten Blätter läſst man durch einige Tage lufttrocken werden und wiegt sie
dann. Das Gewicht der extrahirten Theeblätter von dem Gewichte des ursprünglich
angewendeten Thees abgezogen, gibt die Menge der Extractivstoffe.Genauer fällt die Bestimmung der Extractivstoffe aus, wenn man den Thee zuvor
bei 100° und nach dem Extrahiren wieder bei 100° trocknet; auf diese Weise
wurde bei meiner Tabelle der Extractgehalt bestimmt und dann auf die
lufttrockenen Blätter berechnet. Für die Praxis ist aber das oben
beschriebene Verfahren genau genug. Der Thee enthält im Mittel 10 Proc.
Wasser, welches bei 100° abgeht; nach dem Extrahiren fand ich etwas mehr,
nämlich 11 bis 12 Proc. Es kann also auf diese Weise die
Extractivstoffbestimmung um 1 bis 2 Proc. zu niedrig ausfallen – ein Fehler,
welcher auf die Probe keinen störenden Einfluſs nimmt. Zur
Aschenbestimmung werden mindestens 2g Thee in
einer Platinschale vorsichtig eingeäschert, der Glührückstand wird mit etwas
kohlensaurem Ammoniak befeuchtet, nochmals gelinde erwärmt und gewogen. Die Asche
wird dann ausgelaugt, das Unlösliche auf einem Filter gesammelt und nach dem
Einäschern gewogen. Die Differenz der beiden Wägungen gibt den in Wasser löslichen
Theil der Asche.
Um den Unterschied in der Zusammensetzung zu finden, den alte, schon einmal
extrahirte Theeblätter gegenüber dem Originalthee aufweisen, digerirte ich 4g Thee mit 1l
Wasser durch 10 Minuten. Unter diesen Verhältnissen bereitet man ja für gewöhnlich
das Theegetränk und die abgebrühten Blätter entsprechen den im gewöhnlichen Leben
vorkommenden. Der Fall, welchen ich hierbei annehme, ist im Allgemeinen ein
günstiger, denn in Gasthäusern werden die Theeblätter meistens noch mehr ausgezogen
als bei meinen Versuchen. Die analytischen Resultate müssen dann noch mehr in die
Augen springen.
Die Resultate meiner Analyse stelle ich zu folgender übersichtlicher Tabelle
zusammen.
Nummer derAnalyse
Bezeichnung der Sorte
derTheeblätter
Originalblätter
Einmal extrahirte Blätter
Gerbstoff
In Wasser lös-liche
Extrac-tivstoffe
Aschen-bestandtheile
In Wasserlöslicher Theilder Asche
Gerbstoff
In Wasser lös-liche
Extrac-tivstoffe
Aschen-bestandtheile
In Wasser lös-licher Theilder
Asche
1
Schwarzer Congo Nr. 1
Proc.11,20
Proc.40,3
Proc.5,43
Proc.2,83
Proc.4,14
Proc.10,2
Proc.3,92
Proc.0,94
2
„ Congo Nr. 2
10,10
39,4
6,21
1,55
5,65
15,3
4,80
0,46
3
„ Congo Nr. 3
8,36
37,6
6,05
2,32
3,31
8,5
4,27
0,39
4
„ Kaisow Congo
9,28
37,5
5,39
1,98
–
–
–
–
5
„ Moning Congo
11,32
39,9
5,03
3,03
3,73
12,9
3,88
1,27
6
„ Congo, ordinär
8,24
31,7
6,12
2,72
–
–
–
–
7
„ Souchong Nr. 1
8,16
34,4
5,27
2,90
2,51
12,4
–
–
8
„ Souchong Nr. 2
7,45
36,6
5,73
2,56
–
–
–
–
9
„ Souchong Nr. 3
9,66
38,2
5,60
3,40
–
–
–
–
10
„ Souchong, ordinär
8,10
38,5
5,70
2,18
2,06
12,8
3,84
0,42
11
„ Assam Souchong
10,95
44,3
5,22
3,09
5,07
19,7
4,96
1,05
12
„ Sansinski (Souchong)
8,89
37,5
5,83
2,44
4,03
17,3
4,04
0,52
13
„ Peko Blüthenthee Nr. 1
11,63
40,6
5,02
3,18
3,11
16,3
2,37
0,81
14
„ „ „ Nr. 2
11,76
42,7
4,98
3,10
–
–
–
–
15
„ „ „ Nr. 3
10,88
41,6
5,27
2,79
–
–
–
–
16
„ „ „ Nr. 5
10,64
39,0
5,47
2,91
3,02
17,8
–
–
17
„ Länsin „ Nr. 1
10,18
38,1
5,21
2,54
2,55
12,8
3,51
0,89
18
„ „ „ Nr. 4
10,97
39,4
5,30
2,36
–
–
–
–
19
„ Assam Peko
10,51
39,8
4,82
3,24
4,22
11,5
2,86
0,65
20
„ Java Peko Nr. 1
14,11
40,7
5,53
2,45
6,47
14,1
3,92
0,58
21
„ „ „ Nr. 3
13,26
40,1
6,24
2,02
–
–
–
–
22
„ Canton Orange Peko
13,26
44,2
4,63
2,38
–
–
–
–
23
„ Fachow „ „
9,53
36,5
5,25
1,97
5,14
14,4
3,88
1,18
24
„ Ordin. Blüthenthee
9,40
37,7
5,55
2,25
–
–
–
–
25
„ Pouchong
10,90
38,9
5,80
3,34
–
–
–
–
26
Grüner Haysan Nr. 1
12,44
43,2
4,89
2,77
5,36
13,2
3,41
0,74
27
„ Haysan Nr. 3
10,18
40,7
6,02
3,59
–
–
–
–
28
„ Gunpowder Nr. 1
12,43
39,6
5,09
2,76
–
–
–
–
29
„ „ Nr. 3
13,67
46,5
6,67
2,74
–
–
–
30
„ Imperial (Kaiserthee)
12,41
41,5
5,87
2,96
7,97
15,9
4,62
0,90
31
„ Young Haysan
12,02
42,3
5,99
3,00
5,68
15,6
3,70
0,85
32
„ Ordinärer Perlthee
11,87
38,7
6,06
2,86
–
–
–
–
33
Gelber Japanthee
13,07
39,5
5,81
2,73
2,62
12,0
3,40
0,47
34
„ Oolong Mandarin
12,25
42,2
5,54
2,55
3,88
11,3
4,93
1,12
Aus diesen Analysen habe ich den mittleren Gerbstoffgehalt der Original-Theeblätter
berechnet. An diesen Zahlen kann man die Beobachtung machen, daſs der mittlere Tannin- und
Extractgehalt nicht bei allen Theesorten gleich ist, sondern daſs mit einer gewissen
Regelmäſsigkeit Souchong- und Congo-Thee einen
geringeren Gerbstoff und Extractgehalt haben als der Blüthenthee, wogegen die grünen und gelben Theesorten den gröſsten Gehalt davon aufweisen.
Ich berechnete folgende mittlere Zusammensetzung der einzelnen Theesorten an den
erwähnten Stoffen:
Bezeichnung
Gerbstoff
In
WasserlöslicheExtractiv-stoffe
Gesammt-asche
In WasserlöslicheAsche
Schwarzer Thee
Souchong und PouchongCongoBlüthenthee
Proc. 9,18 9,7511,34
Proc.38,337,740,0
Proc. 5,88 5,70 5,27
Proc. 2,85 2,41 2,59
Gelber Thee
12,66
40,8
5,68
2,64
Grüner Thee (Haysan und Gunpowder)
12,14
41,8
5,79
2,95
Aus den Ergebnissen meiner Analysen schlieſse ich: Die
stärker entwickelten, groſsblätterigen schwarzen Theesorten (Congo, Souchong,
Pouchong) haben einen geringeren Extract- und
Gerbstoffgehalt als die zarten und jungen schwarzen Theeblätter (Blüthenthee), dagegen haben die
ersteren einen gröſseren Aschengehalt. Die gelben und grünen Theesorten haben
einen gröſseren Extract- und Gerbstoffgehalt als die schwarzen Theesorten.
Ferner zeigte es sich, daſs der Gerbstoffgehalt im Zusammenhang mit dem Handelswerth
der Theesorte steht und mindere und ordinärere Sorten fast immer einen geringeren
Gerbstoffgehalt haben als die geschätzteren. Also erweist sich der Gerbstoffgehalt
als ein ziemlich verläſslicher Werthmesser für die Qualität des Thees.
Berechnet man aus allen schwarzen Theesorten einerseits und allen gelben und grünen
andererseits die mittlere Zusammensetzung, so ergibt sich:
Bezeichnung
Gerbstoff
In
WasserlöslicheExtractiv-stoffe
Gesammt-asche
In WasserlöslicheAsche
Schwarzer Thee (Mittel aus 25 Analysen)
Proc.10,09
Proc.38,7
Proc.5,62
Proc.2,75
Gelber und grüner Thee (Mittel aus 9 Analysen)
12,40
41,3
5,73
2,79
Hieraus wird ersichtlich, daſs die gelben und grünen Theesorten um etwa 2 Proc. mehr
Gerbstoff und nur etwa 3 Proc. mehr Extractivstoffe als die schwarzen Theesorten
enthalten; dagegen zeigt sich im Aschengehalt kein merklicher Unterschied, sondern alle
Theesorten enthalten im Mittel etwa 5,67 Proc. Asche, wovon 2,77 Proc. in Wasser
löslich sind.Zöller meint, alte Theeblätter lieſsen sich von
jungen dadurch unterscheiden, daſs die Asche der ersteren absolut und
relativ weniger Phosphorsäure und Kalisalze,
dagegen mehr Kalk und Kieselsäure enthalten
(Annalen der Chemie und Pharmacie, 1871 Bd.
158 S. 180. Vgl. 1875 217 432). Meine
Untersuchungen bestätigen diese Annahme nicht,
wie es sich aus der Bestimmung der in Wasser löslichen Asche beim Souchong
und Congo (ältere Blätter) einerseits und beim Blüthenthee (junge Blätter)
andererseits zeigt. Die Zahlen erscheinen vielmehr ganz regellos, so daſs
eine scharfe Unterscheidung des Alters einer Theesorte auf die
Kalibestimmung nicht gegründet werden darf.
(Schluſs folgt.)