Titel: | Der Lichtdruck in seiner gegenwärtigen Vervollkommnung; von Adolf Ott. |
Autor: | Adolf Ott |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 349 |
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Der Lichtdruck in seiner gegenwärtigen
Vervollkommnung; von Adolf
Ott.
Ott, über Lichtdruck.
LichtdruckAuch Albertotypie, Collotypie, Gelatinedruck, Glasdruck, Heliotypie,
Phototypie, Photoverrotypie, photographischer Pressendruck
genannt. nennen wir ein photomechanisches Verfahren, bei welchem eine
durch Chromsalz lichtempfindlich gemachte und ausgewässerte Gelatineschicht als
Druckplatte dient, von der auf einer lithographischen Presse durch Einwalzen eine
gröſsere Zahl Abdrücke abgezogen werden kann, welche an Feinheit den besten
Photographien nicht allein gleichkommen, sondern sie sowohl an Dauerhaftigkeit
(wenigstens was die Silberbilder betrifft), als an Billigkeit übertreffen, sowie den
weitern Vorzug besitzen, daſs sie, wie sie aus der Presse kommen, fertig und
verwendbar sind, ohne einer nachträglichen Operation zu bedürfen.
Verwendbar ist der Lichtdruck zur Wiedergabe von bildlichen Darstellungen jeder Art;
indeſs eignet er sich ganz besonders zur Vervielfältigung von Aufnahmen nach der
Natur, Gemälden u. dgl., welche in gröſserer Auflage gewünscht werden. Zur
Reproduction von Plänen, Karten und Zeichnungen wird man ihm die billigere
Photolithographie wohl meist vorziehen.
Geschichtliches. Poitevin (1862) war
der Erste, welcher erkannte, daſs eine unter einem Cliché exponirte und
ausgewässerte Chromgelatineschicht, wenn mit Firniſsfarbe eingewalzt, nur an den
belichteten Stellen Farbe annimmt, an den unbelichteten sie aber abstöſst.„L'encre grasse adhère aux seules parties modifiées par la lumière
d'une surface quelconque recouverte du mélange bichromaté.“
(Davanne: Sur les impressions photographiques
aux encres grasses analogues à la lithographie.) Da
hierin das Princip des Lichtdruckes klar ausgesprochen ist, so kann man ihn mit Davanne wohl mit Recht den „Vater der
Phototypie“ nennen, wenn er auch nicht im Stande war, mehr als einige
Abdrücke von einer Platte zu erzeugen. Poitevin
benutzte als Unterlage lithographische Steine, welche Tessié
du Mothay und Maréchal fils i. J. 1867 durch
Metallplatten ersetzten. Da sie jedoch, wie ihr Vorgänger, mit dem Ablösen der
Schicht ebenso sehr zu kämpfen hatten, so suchten sie sowohl durch Erwärmen der
Platten bei einer Temperatur von 50°, als durch complicirte chemische Reactionen
(Anwendung reducirender Substanzen) das bessere Anhaften zu ermöglichen, sowie die
Widerstandsfähigkeit der Schicht zu erhöhen, freilich mit wenig Erfolg; denn sie
brachten es nur zu 75 Abzügen von einer Platte. Nach Husnik lassen sich mit der betreffenden Methode nur unvollkommene
Resultate, und diese nur mit groſsen Schwierigkeiten, erzielen.
Im J. 1869 sollte der Lichtdruck indeſs eine groſse
Vervollkommnung erfahren. Albert und Maier in München hatten erkannt, daſs sich ein festes
Anhaften der
eigentlichen Bildschicht nur dadurch erzielen läſst, wenn man auf die betreffende
Unterlage (wozu sie dicke Glasplatten wählten) eine erste Schicht von Eiweiſs mit
Kaliumbichromat ausbreitet und sie durch Belichten in den unlöslichen Zustand
überführt, ehe man zur Herstellung der zweiten Schicht geht. Jene erste Mischung
bildet eine auſserordentlich feste und der Feuchtigkeit widerstehende Lage, auf
welcher auch die Bildschicht besonders gut haftet – um so mehr, wenn, wie Albert und Maier
erkannten, nach der Exposition unter einem Negativ, also nach Erscheinen des Bildes,
die hier durchsichtige Platte noch für 1½ bis 3 Minuten von der Rückseite im
zerstreuten Lichte exponirt wird. Diese nachträgliche kurze Belichtung genügt, um
die beiden Schichten vollständig mit einander zu verbinden und die Möglichkeit eines
späteren Ablösens durch Feuchtigkeit auf ein Minimum zu beschränken. Durch diese
Verbesserung wurde man in Stand gesetzt, nicht allein einige hundert, nein einige
tausend fehlerfreie Abdrücke von ein und derselben Druckplatte herzustellen.
Brauneck und Maier in Mainz führten im J. 1874 die Schnellpresse zur Erzeugung von
Lichtdrucken ein. Hiermit ist man nun im Stande, bis zu 5000 Abdrücke im Format von
12 × 15cm täglich zu erzeugen; freilich haben
dieselben gewöhnlich ein weniger feines Aussehen, als die auf der Handpresse
gewonnenen; allein die neue Anwendung gab sich dennoch als ein bedeutender
Fortschritt zu erkennen, weil sie der Reproduction technischer und
wissenschaftlicher Darstellungen ein weites Feld eröffnet hat. Uebrigens soll man
durch zweimaligen Druck Bilder gewinnen, welche an Schönheit jedes Silberbild
übertreffen.
Später noch schritt man zur Substituirung der gewöhnlichen
Glasplatten durch Hartglas und benutzte das Verfahren zur Herstellung sogen.
„Heliochromien“, besser „Chromophototypien“, indem man, um wie in der
Chromolithographie ein Bild zu erzeugen, eine mehr oder weniger groſse Anzahl
Lichtdruckplatten mit verschiedenen Farben einwalzte und zum Druck verwendete.
Hierher gehört auch die vielversprechende Erfindung Albert's (prismatischer
Farbenlichtdruck), welche indeſs unseres Wissens noch nicht industriell
ausgenutzt wird.
Heute nimmt der Lichtdruck unter den Zweigen der
vervielfältigenden Technik eine Achtung gebietende Stelle ein und wird bei dem stets
zunehmenden Bedürfnisse der Industrie und Wissenschaft an absolut getreuen
Darstellungen voraussichtlich noch bedeutend an Ausdehnung gewinnen.
Verfahren, Man nimmt dicke, plan geschliffene
Glasplatten, deren Kanten schräg ablaufen und übergieſst sie mit der auf folgende
Weise hergestellten Mischung: 30 Th. Eiweiſs werden zu Schaum geschlagen:, hierzu
gibt man 25 Th. Wasser und eine concentrirte Lösung von 1 Th. Kaliumbichromat,
ferner 10 Th. Ammoniakflüssigkeit. Diese Lösung wird filtrirt und unter Vermeidung
von Blasen auf der genannten Unterlage ausgebreitet. Hierauf läſst man ablaufen,
stellt die Platte senkrecht auf einen Plattenständer und läſst bei gewöhnlicher
Temperatur im Dunkeln trocknen. Ist die Schicht vollständig trocken, so legt man die
Platte mit der präparirten Seite auf eine ebene Unterlage, auf der ein schwarzes
Tuch ausgebreitet ist, und belichtet sie so lange in zerstreutem Licht, bis die
Schicht, mit einem nassen Finger betupft, nicht mehr klebt. Man thut indeſs gut,
sich die ersten Male zu merken, bis zu welchem Grade eines (mit stets gleich
empfindlichem Papier gefüllten) Photometers man zu exponiren hat, um später in jeder
Beziehung sicher gehen zu können. (Im Juli vorigen Jahres exponirte ich im Schatten
von 7 bis 10 Uhr Vormittags.) Mehrere Experimentatoren schreiben vor, daſs man die
chromirte Schicht nunmehr in lauem Wasser ausszuwässern habe; es ist dies aber nicht
nöthig.
Hierauf bereitet man sich folgende, für die Bildschicht dienende Mischung: Man läſst
einerseits 10 Th. Hausenblase in ihrem 15fachen Gewicht Wassers für 2 bis 3 Stunden
und andererseits 40 Th. einer guten Gelatine in ihrem 10 bis 12fachen Gewicht
Wassers für eine Stunde einweichen. Man löst sowohl Hausenblase als Gelatine bei
gelinder Wärme, gieſst beides zusammen, mischt eine Lösung hinzu, die 12½. Th.
Kaliumbichromat enthält, und filtrirt das Ganze. Durch Zusatz einer bis zur
Gelbfärbung nöthigen Menge Ammoniaks verhindert man das sonst so leicht eintretende
freiwillige Unlöslichwerden der Schicht. Mehrere Lichtdrucker verwenden statt
gewöhnlichen Kaliumbichromates das zuerst von Kopp
empfohlene theuere Kaliumammoniumchromat oder eine Mischung von Kaliummonochromat
mit Ammoniummonochromat; es ist dies aber nicht nöthig, wenn man, wie
vorgeschrieben, zu der von uns empfohlenen Lösung so viel Ammon gibt, bis sie
hellgelb gefärbt ist.Wir haben hier die uns zu Gebote stehenden Recepte zusammengestellt, indem
wir die Menge der Gelatine auf die Einheit reducirten. Da bei keinem
Hausenblase angegeben ist auſser bei dem Maier'schen, so haben wir sie bei diesem in die Gelatine
einbezogen:GelatineWasserGelatineChromsalzAeltereRecepteAlbertMarklLemlingVoigt *1111::::666 bis 97,71111::::0,330,260,230,38DurchschnittlicheMenge
0,267NeuereRecepteOttAlbertMaier *Husnik †1111::::121215161111::::0,250,160,330,20Hier ist indeſs nirgends auf die Wassermenge Bezug genommen, welche zur
Lösung des Chromsalzes erforderlich ist. Die mit * bezeichneten Praktiker
verwenden zur Hälfte Kaliummonochromat, zur Hälfte Ammoniummonochromat; der
mit † bezeichnete benutzt nur Ammoniumbichromat.
Bevor man diese Mischung auf die erste Schicht aufgieſst, ist es nöthig, die Platte
auf etwa 40° zu erwärmen. Dies geschieht in einem Trockenkasten, in welchem der
Länge nach mit Stellschrauben versehene, genau horizontal gelegte Eisenstäbe
verlaufen. Sehr wünschenswerth ist es, daſs diese Trockenvorrichtungen in einem
möglichst staubfreien, den äuſseren Temperaturschwankungen wenig unterworfenen
Lokale aufgestellt sind. Sie sind mit Deckeln versehen und werden aus Holz
construirt und in gröſsern Anstalten mit Dampf erwärmt.
Zur Erzielung einer möglichst gleichmäſsigen Schicht, was von äuſserster Wichtigkeit
ist, verfährt man bei Braun und Comp. in Dornach i. E.
auf folgende Weise: Die richtig erwärmte Platte wird auf einen nivellirten hölzernen
Dreifuſs gelegt, der in einer hinreichend groſsen, aus galvanisirtem Eisenblech
bestehenden Cüvette steht. Nachdem sie mit einem groſsen Pinsel abgestaubt ist, übergieſst man sie mit einer
nach der Gröſse der Platte abgemessenen Menge der warmen, aber vollständig
blasenfreien Lösung und vertheilt dieselbe mit einem Papierstreifchen gleichmäſsig
nach allen Seiten hin. Sodann streicht man die Flüssigkeit mit dem Zeigfinger rasch
über die schrägen Kanten, kippt einmal leicht nach vorwärts (von sich hin), damit
ein Ueberfluſs ablaufe, und gleicherweise gegen sich zu, läſst aber die Platte in
beiden Fällen rasch in die horizontale Lage fallen; zuletzt hebt man sie noch ein
wenig an dem Ende, welches dem Operateur zugewendet ist, senkt wieder und trägt sie
in möglichst horizontaler Lage in den erwärmten Trockenkasten, doch so, daſs sie
genau dieselbe Lage einnimmt, wie zuvor, als sie nivellirt wurde. Dies ist nöthig,
weil die Platten nicht immer überall gleich dick sind. Getrocknet wird bei einer
Temperatur von 50°. Bei niedrigerer Temperatur erhält die Schicht kein genügendes
Korn, bei höherer wird sie leicht unlöslich; auch bilden sich bei zu raschem
Trocknen Zonen, die beim spätem Drucken der Bilder zum Vorschein kommen.
Bemerkenswerth ist, daſs die Gelatineschichten beim raschen Trocknen sehr
widerstandsfähig gegen mechanischen Druck sind; langsam getrocknete Platten werden
mürber.Vgl. Dr. Eder: Ueber die Reactionen der Chromsäure
und Chromate, (Wien 1878) S. 15.
Die Belichtung kann entweder in der Sonne oder in zerstreutem Lichte stattfinden. In
der Regel wählt man aber letzteres, weil Fehler im Cliché, wie Kratzer, sich sonst
zu leicht abzeichnen. Bei äuſserst feinen Gegenständen mit kleinen, mikroskopischen
Details ist (nach Husnik) der gröſsern Schärfe wegen
das directe Sonnenlicht beim Copiren vorzuziehen; die Copirrahmen müssen aber rein
und unbeschädigt sein. Das Cliché muſs ein sogen, umgekehrtes sein, weil andernfalls
das Bild ein verkehrtes würde; meist bedient man sich abgezogener., aus
Gelatinefolien bestehender Negativen; doch hat Obernetter ein Verfahren bekannt gemacht, um durch einen Einstaubproceſs
sofort zweckdienliche Clichés zu erzeugen. Behufs der Exposition wird das Negativ
mit der Bildseite auf die präparirte Lage gebracht, in einen Copirrahmen
eingespannt, selbstverständlich bei gelbem Licht und auf ein schwarzes Tuch gelegt,
um jede Reflexion der Lichstrahlen zu verhindern.
Ueber die Zeit der Exposition läſst sich natürlich Bestimmtes nicht sagen, weil sie
je nach der Beleuchtung und der Transparenz des Negatives variirt; gewöhnliche
Clichés erfordern etwa ¼ Stunde in der Sonne und 1½ Stunden im zerstreuten Licht.
Die Exposition wird unterbrochen, wenn man von der Rückseite alle Details wahrnimmt;
man achte dabei besonders auf die weiſsen Partien. Sind in diesen alle Mitteltöne
bemerkbar, so spannt man den Rahmen auf, hebt die Platte heraus und belichtet sie nochmals in
diffusem Lichte für 1½ bis 3 Minuten, indem man sie, wie bei der Belichtung der
Grundschicht, mit der präparirten Seite auf ein schwarzes Tuch legt. Durch
theilweises Unlöslichwerden der Bildschicht findet eine innigere Vereinigung beider
Schichten, also verminderte Gefahr des Ablösens statt. Schlieſslich wird die Platte
senkrecht in einen mit Rinnen versehenen Trog gestellt und unter stetem Einfluſs
frischen Quellwassers so lange ausgewässert, bis jede Spur ungebundenen Chromsalzes
entfernt ist und die Schicht ein mattweiſses Ansehen darbietet. Sodann wird sie in
einer einprocentigen Lösung von Alaun gehärtet, abgespült und zum Trocknen
hingestellt.
Die nun folgende Operation des sogen. „Aetzens“Ich lasse es dahingestellt, ob dieser Ausdruck richtig gewählt sei,
jedoch hat er sich nun einmal Eingang in den Lichtdruckateliers
verschafft. (Herausgeber technologischer Wörterbücher werden darauf
aufmerksam gemacht.) bezweckt, daſs man beim Drucken
nicht immerfort anzufeuchten braucht, sondern ohne Störung fortdrucken kann.
Hierdurch erst wurde die Anwendung der Schnellpresse ermöglicht. Auch kann man so
behandelte Platten beliebig lange aufbewahren, ohne daſs sie gänzlich eintrocknen,
um dann für die Fertigstellung zum Druck einer langwierigen Vorbereitung zu
bedürfen. Husnik und Obernetter behaupten zwar, daſs man durch bloses Einfeuchten mit reinem
oder schwach glycerinhaltigern Wasser Bilder von gröſserer Kraft erhalte. Ich habe
dies in meiner Praxis indeſs durchaus nicht finden können; auch kann man sagen, daſs
das Verfahren der „Aetzung“ jetzt von der Mehrzahl der Lichtdrucker angewendet wird.
Die bei Braun und Comp. gebräuchliche Mischung ist
folgende: 150 Th. Glycerin, 50 Th. Ammoniakflüssigkeit und 5 Th. Kalisalpeter, in 25
Th. Wasser gelöst. Sie wird über die Bildschicht ausgebreitet und für etwa ½ Stunde
darauf gelassen. Glycerin und Salpeter halten die Platte feucht und die Benutzung
des letztern namentlich bringt schönere Weiſsen hervor. Ueber die Wirkung des
Ammoniaks bin ich nicht ganz im Klaren, vermuthe indeſs, daſs es das Eindringen der
genannten Substanzen erleichtert. Statt Kalisalpeter sind auch andere leicht
hygroskopische Körper im Gebrauch. Verdünnte Salpetersäure (1 : 6) auf eine
Lichtdruckplatte gepinselt, vermindert nach Waterhouse
das Relief und befördert das Kommen der feinsten Töne.
Ueber die Kornbildung können wir uns, als zu weit
führend, hier nicht verbreiten, ebenso wenig über die Beschreibung des Druckes; nur
sei bemerkt, daſs es mit letzterem allerdings seine groſsen Schwierigkeiten hat,
wenn die Platte mangelhaft präparirt war, allein schnell und beinahe spielend
erlernt werden kann, wenn man wirklich gute Platten besitzt.
Die Gelatine. Das groſse Geheimniſs beim Lichtdruck
besteht in der Wahl einer guten Gelatine, sagt Eder,
und wir möchten hinzufügen, daſs sie die Seele des Lichtdruckes sei. Es ist das
Verdienst Eder's, zuerst wissenschaftlich untersucht zu
haben, welche Gelatinesorten sich am besten zum Lichtdruck eignen, wodurch er der in
diesem Gebiete noch herrschenden Geheimniſskrämerei den Boden unter den Füſsen
entzogen hat. Das Haupterforderniſs einer Lichtdruckgelatine ist ihre
Widerstandsfähigkeit gegen mechanischen Druck. Deshalb ist für die Prüfung der
verschiedenen Sorten die Lipowitz'sche Methode, welche
die Qualität nach der Consistenz und Tragkraft ihrer Gallerten schätzt, von hohem
Werth.Nach Dr. Eder, welcher diese Methode auf die
Untersuchung von etwa 20 Sorten ausgedehnt hat, eignen sich für unsern Zweck
besonders die folgenden: Die Sorten von Coignet
in Paris (sie wird mit gutem Erfolge von Braun und
Comp. verwendet), die Lichtdruckgelatine von Höchst a. M. (von Albert in München benutzt), von Kriwanek, Photographische Gelatine, F. F.,
Creutz, Michelstadt 70. Blanc 1re qual. (in Obernetter's Etablissement mit Erfolg in Anwendung).
Eine Lichtdruck-Gelatine soll mit der Lipowitz'schen
Methode über 700g ertragen; auch sind die
chondrinreichen nach Eder besser geeignet, als die
glutinreichen. Chondrin scheint ihm auch brillantere Abdrücke von mehr Contrast zu
geben. Einer der ersten Lichtdrucker des Deutschen Reiches bringt bei der
Herstellung seiner Gelatine die Abfälle von Kalbsköpfen in das Leimgut; nun sind
aber alle jungen, in Bildung begriffenen thierischen Gewebe chondrinreich. Die
Angabe Huskin's, daſs aus Abfällen von Häuten und
Sehnen älterer Thiere sich die beste Lichtdruck-Gelatine gewinnen lasse, würde somit
auf Irrthum beruhen. Starkes und anhaltendes Sieden, sowie das Bleichen machen sie
ohne Zweifel unbrauchbar.
Hausenblase wird als Zusatz von 15 bis 25 Procent zur Gelatine von Brauneck in Mainz und Anton
Maier in München mit Erfolg benutzt. Man erhält ohne dieselbe allerdings
weichere, aber nicht so saftige Abdrücke. Nach Eder
besteht sie aus fast reinem Glutin. Sie soll sich nach Lemling schneller verdrucken als gute Gelatine; ich möchte indeſs das
Gegentheil behaupten.
Kostenberechnung für die Arbeit von 7
Monaten (bei einer Firma in
Süddeutschland).
Auslagen für eine Licenz bezahlt an eine
Lichtdruckfirma in Mitteldeutschland
5600 M.
Schnellpresse von Faber und
Schleicher in Offenbach a. M
7816
Handpresse
247
Trockenkasten-Installation
1200
––––––––
Zusammen
14863 M.
––––––––
Hieraus berechnet sich an Zinsen 5 Proc. von 14863
M. für 17 Monate =
1052 M.
Jährl. Zinsen der Dampfmaschine 4020 M.; ⅙ hiervon,
da sie sonst benutzt wird, macht 670 M. für 1 Jahr, für 17 Monate
=
949
––––––––
2001 M.
Handarbeit.
Uebertrag
2001 M.
Ein Drucker zu 4 M. für 425 Tage Ein
Plattenpräparateur zu 8 M. Ein Gehilfe zu 3,50 M. Ein
Mädchen zu 80 Pf.
170034001487340
6927
Chemische Producte
1930
Glasplatten
280
765 Ries Papier von Rives zu 16
M.
12240
––––––––
Zusammen
23378 M.
Ausschuſs 10 Proc.
2337
––––––––
Summe
25715 M.
765 Ries zu 500 Blätter sind 382500 Blatt. Ein Blatt Rives (Dimension 44 × 56cm) kostet daher phototypisch bedruckt: 6,7 Pf.
Lichtdruck auf Zinkblech. Der phototypische Druck auf
Zinkblech wird es gestatten, das Ideal des Lichtdruckes, die
Massenproduction von Lichtbildern zu verwirklichen, indem er es möglich
macht, eine Schnellpresse mit einem Papier ohne Ende zu benutzen, wenn die
Druckplatte um einen Cylinder gebogen und auf demselben befestigt wird. Jedenfalls
ist diese von Albert und Obernetter stammende Idee der von Despaquis,
welcher elastische Leinwandbänder vorschlug, bedeutend vorzuziehen, und es bleibt
jetzt nur noch abzuwarten, ob man einige eigentlich nicht groſs scheinende
Schwierigkeiten zu überwinden im Stande sein wird, welche sich der Ausnutzung des
Verfahrens mittels Schnellpressen bislang entgegengestellt haben. Das
Haupthinderniſs besteht in der Bildung schwarzer (Oxyd-?) Punkte auf der
Bildschicht, die freilich nicht sofort, sondern (bei fortgesetztem Drucken) erst
nach einigen Tagen auftreten, aber ohne fortwährendes Betupfen mit concentrirter
Kleesalzlösung es zur Unmöglichkeit machen, fehlerfreie Abdrücke zu erhalten.
Allerdings will Husnik durch Zusatz von Chromalaun zur
lichtempfindlichen Mischung, sowie durch Einfeuchten mit einer Chlornatrium haltigen
Glycerin-Ammoniaklösung eine Abschwächung der Schwärzen erzielt haben; allein ehe
diese Schwierigkeit gänzlich beseitigt ist, wird Niemand an die Construction neuer
und kostspieliger Pressen gehen. Auf Handpressen haben
die oben genannten Praktiker freilich schon zahlreiche Drucke hergestellt; Albert hat solche in der Gröſse von 1m aufzuweisen („Lohengrin's Abschied“ für
den Wiener Kunstverein ist ausschlieſslich von Zinkplatten gedruckt worden), und ich
habe bei Albert selbst so hergestellte Bilder gesehen,
welche gewöhnlichen Phototypen nicht allein in jeder Beziehung gleichkamen, sondern
sie auch an Schärfe bedeutend übertrafen.
Husnik macht Mittheilungen über diesen Gegenstand,
welche wir hier in Kürze angeben. Das verwendete Zinkblech ist das speciell zum
Satiniren von Druckpapier verwendete; es bedarf vor der Präparation nur einer
Reinigung mit feinstem Schmirgelpapier. Jene wird damit eingeleitet, daſs man die
Platte mit einer 3proc. Chromsäurelösung 1 bis 2 Mal übergieſst. Auf der Oberfläche
bleibt unlösliches chromsaures Zink zurück, welches als gelbliches Pulver fest
anhaftet und die eigentliche Verbindung der Gelatine mit dem Metall bewerkstelligt.
Nachdem die Chromsäurelösung etwas abgetropft ist, wird sie in noch nassem Zustande
mit reinem Wasser einige Mal abgespült und sodann gleich mit einer sehr heiſsen, gut
filtrirten Gelatinelösung von 1 Th. Gelatine, 20 Th. Wasser und 4 Th. Spiritus
übergössen. Zu dem Ende muſs das Blech, um eine zu rasche Coagulation zu vermeiden,
passend vorgewärmt werden. Obernetter und Albert lassen sie alsdann bei einer Temperatur von 45
bis 55° in horizontaler Lage eintrocknen. Wohl könnte man schon diese erste Schicht
mit Chromsalzen versetzen und selbe in der richtigen Stärke herstellen; allein man
gewinnt vollkommenere Resultate, wenn man eine zweite Schicht mit ihr verbindet. Man
bereitet sich zu diesem Ende eine Mischung, wie sie oben zur Herstellung der sogen.
Bildschicht angegeben wurde, der man aber noch auf 100 Th. Gelatine 1 Th. Chromalaun
in Lösung ganz allmälig zufügt. Dieselbe wird auf der erwärmten Platte in heiſsem
Zustande ausgebreitet und, nachdem sie gehörig vertheilt worden ist, wird die Platte
auf ein flaches Blechgefäſs gelegt, in welchem durch Eis abgekühltes Wasser läuft,
damit die Schicht erstarrt, bevor sie Zeit gewinnt, in die unegalen, etwas
vertieften Stellen flieſsen zu können. Sodann wird sie in horizontaler Lage bei 50
bis 55° im Trockenofen getrocknet.
In Bezug auf die Exposition, so wird dieselbe insbesondere dadurch erleichtert, weil
das schwache Blech an jedes selbst noch so krumme Negativ genau angedrückt werden
kann und sich gerade so wie beim Copiren der Papierbilder durch Umbiegen nachsehen
läſst.
Das Auswässern findet wie oben beschrieben statt. Befestigt wird die Platte auf Stein
oder Metall mittels dicken Steindruckerfirnſs und, bevor man zum Drucken schreitet,
wird sie durch eine Presse gezogen, damit sie auch gut festsitzt. In Bezug auf die
Haltbarkeit läſst die Schicht nichts zu wünschen übrig; die Platte wird auch erst
durch mechanische Abnutzung nach langer Zeit unbrauchbar. Das sehr billige Material
gestattet namentlich, groſse Platten billig herzustellen, bei denen eine Besorgniſs
des Zerspringens natürlich gänzlich wegfällt.Manche Leser werden fragen, ob sich der Lichtdruck nicht auch auf Stoff
verwenden lasse, da dies doch sehr nahe liegt. Dazu sei bemerkt, daſs in
dieser Anwendung das Verfahren insofern auf Schwierigkeiten stöſst, als man
dabei keine Firniſsfarbe anwenden kann, weil sie durch Seifenwasser sofort
entfernbar wäre. Technikern, welche sich für diesen Gegenstand interessiren,
glaube ich indeſsen einen Weg andeuten zu können, welcher meiner Ansicht
nach zum Ziele führen muſs, nämlich es mit ölsaurem
Aluminium, entweder für sich, oder mit passenden Substanzen
vermischt, zu versuchen. Es besitzt dieser Körper nämlich die drei
Eigenschaften, welche für unsern Zweck nöthig sind: Er läſst sich im
wasserfreien Zustand herstellen, besitzt eine geeignete Consistenz und ist
selbst ein Mordant. Ein damit eingewalztes Stück Zeug würde sich hernach von
jedem Färber in verschiedenen Farben ausfärben lassen. Anderweitig in
Anspruch genommen, bin ich zur Zeit auſser Stande, Versuche in der
bezüglichen Richtung anzustellen, überlasse aber Jedem die Ausbeutung dieser
gewiſs nicht unpraktischen Idee.
Eingebrannte Lichtdrucke. Ganz neuerdings werden mit
Schmelzfarben bedruckte photographische Bilder nach einem äuſserst sinnreichen
Verfahren zum Einbrennen auf Porzellan, Glas, Fayence und ähnlichen Materialien
verwendet. Der Erfinder, Joh. H. Strumper, von der
wohlbekannten Firma Strumper und Comp. in Hamburg, geht
in der Weise zu Werke, daſs er Pyroxylinpapier oder sonst ein nitrirtes, feines
Papier mit einer Photographie bedruckt, statt gewöhnlichem Druckerfirniſs aber einen
Firniſs verwendet, der aus einer Schmelzfarbe und einem in der Hitze sich
vollständig verflüchtigenden Oel besteht. Das nitrirte Papier wird zuvor mit Stärke
oder mit einem anderen vegetabilischen Kleister bestrichen und, nachdem das
Lichtbild darauf übertragen ist, mit Wasser oder leicht verdünnter Salpetersäure
angefeuchtet, sodann auf das Porzellan, Glas o. dgl. durch schwachen Druck
befestigt. Man läſst das Bild mit dem Papier zusammen eintrocknen und bringt darauf
den Gegenstand zum Einbrennen in den Ofen. Das Papier verbrennt vollständig, ohne
der Reinheit der Farbe Eintrag zu thun, und man erhält auf diese Weise ein scharfes
Bild. Sollen mehrere Farben neben einander oder über einander auf den Gegenstand
übertragen werden, so werden mit Hilfe mehrerer Negative desselben Bildes die
betreffenden Farbendrucke auf Papier der vorher beschriebenen Art gedruckt und neben
bezieh. über einander auf das Porzellan, Glas u. dgl. in feuchtem Zustande
aufgetragen und gleichzeitig oder, wenn solches für einzelne Farben nöthig ist, nach
einander eingebrannt. (Vgl. D. R. P. Nr. 1384 vom 19. December 1877.)