Titel: | Zur Bestimmung des Wasserstoffes; von H. Bunte. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 529 |
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Zur Bestimmung des Wasserstoffes; von H. Bunte.
Mit einer Abbildung.
Bunte's Bürette zur Bestimmung des Wasserstoffes.
Anknüpfend an die Vorschläge von Orsat und Coquillion (*1878 227 262) zur Bestimmung des
Wasserstoffes und der Kohlenwasserstoffe in den Gasen hat H.
Bunte die von ihm früher (*1878 227 167) beschriebene Gasbürette ebenfalls
mit einer entsprechenden Vorrichtung versehen und im Journal für
Gasbeleuchtung etc., 1878 S. 264 mitgetheilt.
A und B sind zwei
Gasbüretten, welche durch kurze Stücke Kautschukschlauch mit dem Verbrennungsrohr
V verbunden sind; letzteres ist ein 10 bis 12cm langes, 3 bis 4mm weites Röhrchen von schwer schmelzbarem Glas, welches in der Mitte
etwas verengt ist. Im Innern dieses Röhrchens befindet sich an der verengten Stelle ein
15cm Janger Palladiumdraht, welcher 6 bis 7mal
auf eine Länge von 2 bis 2cm,5 zusammengebogen
ist. Der mittlere Theil des Röhrchens ist mit einem Stück Drahtnetz umwickelt und
wird durch eine Bunsenlampe erhitzt. Wird das mit der nöthigen Menge Sauerstoff
gemischte brennbare Gas im langsamen Strom an dem glühenden Palladiumdraht
vorbeigeführt, so findet eine vollständige Verbrennung statt.
Textabbildung Bd. 228, S. 530
Hat man nun in der Bürette A = 100cc eines Gemisches des Wasserstoff-haltigen Gases
und der zur Verbrennung desselben erforderlichen Menge atmosphärischer Luft, welches
unter dem Druck der Atmosphäre und der im Trichteraufsatz befindlichen Wassersäule
steht, so wird die Bürette B bis an die Marke im
Trichteraufsatz von unten mit Wasser gefüllt, b'
geschlossen und der Dreiweghahn b'' so gedreht, daſs
das Innere der Bürette B mit dem Verbrennungsrohre V in Verbindung steht. Nachdem der mittlere Theil des
Verbrennungsrohres und der im Innern befindliche Palladiumdraht durch eine
Bunsenlampe zum Glühen erhitzt ist, dreht man den Dreiweghahn a'' so, daſs das Innere der Bürette A mit dem Verbrennungsröhrchen V communicirt; hierbei wird das im Capillarrohr der Bürette A und dem Hahnschlüssel a'' befindliche Wasser durch die erwärmte Luft in V nach dem Meſsrohr zurückgetrieben. Man vermeidet hierdurch, daſs mit dem
Gasstrom Wassertröpfchen in das glühende Röhrchen gelangen und ein Zerspringen desselben veranlassen.
Nun verbindet man die untere Spitze von A mit dem
Wasserzulauf der hochstehenden Flasche F; läſst man
während der Verbindung etwas Wasser aus dem Schlauchende hervortreten, so bleibt
keine Luftblase zwischen Schlauch und Spitze. Man öffnet alsdann die Hähne a' und b' und läſst durch
vorsichtiges Drücken an dem Quetschhahn q Wasser in die
Bürette A einflieſsen.
Das zu verbrennende Gasgemisch wird auf diese Weise aus der Bürette A durch das Verbrennungsröhrchen V getrieben; an dem glühenden Palladiumdraht findet
eine vollkommene Verbrennung statt und der Gasrückstand gelangt nach B; das hier befindliche Wasser flieſst durch b' ab. Man regulirt die Geschwindigkeit des Gasstromes
so, daſs das aus b' abflieſsende Wasser keinen
zusammenhängenden Strahl bildet. Ist das Wasser in A
bis zur Bohrung des oberen Hahnes a'' gestiegen und
alles Gas – mit Ausnahme des kleinen, im Röhrchen V
befindlichen Theiles – nach B gelangt, so schlieſst man
die Hähne a' und b', nimmt
die Lampe weg und läſst erkalten. Dreht man nun den Hahn b'' um 90°, so flieſst Wasser aus dem Trichteraufsatz in die Bürette B, bis der Gasrest wieder unter dem früheren Druck
steht. Die Differenz zwischen der ersten Ablesung in der Bürette A und der zweiten in B
gibt die durch die Verbrennung eingetretene Contraction; durch Multiplication mit ⅔
erfährt man das Volum des verbrannten Wasserstoffes.