Titel: | Drahtbündel-Welle von R. Daelen in Düsseldorf. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 485 |
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Drahtbündel-Welle von R. Daelen in
Düsseldorf.
Mit Abbildungen auf Tafel
34.
Daelen's Drahtbündelwelle.
Die Drahtbündel-Welle ist eine neue Transmissionswelle für Uebertragung gröſserer
Kräfte auf weitere Entfernungen, als durch die gewöhnliche massive Welle oder
Drahtseiltransmission erreicht wird (und nicht mit Stow's biegsamer Drahtwelle, *1876 222 111 zu verwechseln). Die in Fig. 2 und 3 Taf. 34 nach
der Zeitschrift
des Vereines
deutscher Ingenieure, 1878 S. 93 in ¼ n. Gr.
dargestellte Welle hat eine mittlere Stärke. Fig. 2 zeigt die Welle zum
Theil im Längenschnitt mit Kupplung und zum Theil in Ansicht; Fig. 3 ist ein
Querschnitt.
Die Welle ist folgendermaſsen zusammengesetzt: Zuerst wird ein Bündel von Segmenten
a gelegt, welche zusammen ein Rohr bilden; hierauf
werden die ersten Drähte b aufgewunden, alsdann werden
wieder Segmente gelegt und wieder mit Drähten umwunden u.s.f. Die aus den Segmenten
gebildeten Bündel oder Röhren haben den Zweck, die Stabilität in jeder Hinsicht
herzustellen und den Drähten eine feste Unterlage zu geben. Die Drähte dagegen
erfüllen den Hauptzweck, nämlich die Fortpflanzung der Kraft durch ihre groſse
absolute Festigkeit, wodurch auch ihre Zahl und die Stärke bestimmt wird.
Die Verkupplung der Enden wird derart hergestellt, daſs diese Welle nicht schwächer
als der übrige Theil der Welle ist. In Fig. 2 zeigt die rechte
Seite den Durchschnitt einer Kupplung. Die Hülse c ist
aus zwei Hälften, welche mittels zwei Ringen d' an den
conischen Enden so fest auf die Welle aufgepreſst werden, daſs hierdurch und auch
durch das Aufdrücken auf die Büchse d, welche aus einem
Stück besteht, die Verbindung so fest wird, daſs ein Verdrehen der Wellenenden in
der Kupplung nicht stattfinden kann; dieselbe kann auch gleichzeitig als Lager
dienen. Die linke Seite gibt eine Kupplung, bei welcher das starke Aufziehen auf die
Wellenenden dadurch erzielt wird, daſs die conisch zulaufenden Zähne g der Büchsen f so stark
eingepreſst werden, daſs dieselbe Festigkeit wie oben erzielt wird. Auf diese Weise
lassen sich noch verschiedene Combinationen machen.
Auf die Frage, warum man statt der ersten Bündel nicht gleich ein
gewalztes Rohr genommen hat, diene zur Antwort, daſs Röhren nicht in so groſsen
Längen angefertigt werden, und daſs durch Zusammenfügen von mehreren Theilen in der
Länge der Welle die relative Festigkeit sehr beeinträchtigt werden würde. Die
dargestellte Welle wiegt für 1m 20k,3 und kann bei 300 Umdrehungen 50e fortpflanzen; eine massive runde Welle, welche
gleiche Kraft bei gleicher Geschwindigkeit fortpflanzen soll, würde 45k,15 wiegen, die sich aber nur auf ein Viertel der
Länge von derjenigen der Bündelwelle frei tragen könnte.
Die Drahtseiltransmissionen sind bis jetzt die vortheilhaftesten,
um eine Kraft auf gröſsere Entfernungen zu übertragen. Nach den Angaben von Felten und Guilleaume in
Cöln haben die stärksten Seile, welche man zu diesem Zwecke verwendet, 21mm Durchmesser; die Anspannung darf im Maximum nur
250k und die gröſste Seilgeschwindigkeit 25m in der Secunde betragen; die hierzu passenden
Seilscheiben haben 3m,25 Durchmesser, die gröſste
Geschwindigkeit dieser Scheiben ist mithin nur 150 Umdrehungen in der Minute, und
die gröſste Kraft, welche damit übertragen werden kann, ist nur 27e,5 gleich. Diese Transmissionen eignen sich
mithin nicht für groſse Kräfte und auch nicht für groſse Geschwindigkeiten. Die
Dauerhaftigkeit eines Seiles wird nur auf 2 bis 3 Jahre angegeben, woraus sich schon
auf häufige Reparaturen und Betriebsstörungen schlieſsen läſst; um diese möglichst
zu vermeiden, werden 1 bis 2 Reserveseile erforderlich sein und den Betrieb sehr
vertheuern. Aus dem hier Gesagten geht hervor, daſs in den Transmissionen, welche
den Zweck haben, groſse Kräfte oder Geschwindigkeiten auf groſse Entfernungen zu
übertragen, noch etwas fehlt. Dieses Fehlende wird nun durch die Drahtbündel-Welle
nicht allein ausgefüllt, sondern man. hat auch noch den groſsen Vortheil der
Sicherheit und Dauerhaftigkeit vor den beiden anderen Systemen voraus.