Titel: | Le Mat's Revolver; von F. Hentsch. |
Autor: | F. Hentsch |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 322 |
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Le Mat's Revolver; von F.
Hentsch.
Mit Abbildungen auf Tafel
23.
Hentsch, über Le Mat's Revolver.
Der von Le Mat construirte Revolver unterscheidet sich
von andern Waffen dieser Art dadurch, daſs derselbe, auſser der allen Revolvern
eigenen Trommel zur Aufnahme der Kugelladungen, unter dem Laufe noch ein Rohr zu
einer Schrotladung besitzt. Auf Taf. 23 zeigen Fig. 5 Ansicht von der
rechten Seite bei gespanntem Hahne, Fig. 6 Rückansicht unter
Weglassung des Hahnes und bei zum Laden geöffneter Klappe g, Fig.
7 Ansicht von links bei freigelegtem Schloſsmechanismus und Durchschnitt
der Läufe nebst Ladetrommel, Fig. 8 den Auswerfer, Fig. 9 und 10 die
Patronen. Der Revolver besteht aus vier Haupttheilen: 1) dem Schloſs mit dem Abzüge,
Hahne und den damit verbundenen Theilen, 2) dem Kolben, 3) der drehbaren Trommel und
4) den Läufen.
Der Hahn besteht aus den zwei mit einander verbunden Theilen A und B; ersterer wird direct durch den Abzug
in Thätigkeit gesetzt, letzterer dreht sich um die Achse f in einem Schlitz von A. Während A mit der Spitze d zum
Abfeuern der mit Centralzündung versehenen Kugelpatronen bestimmt ist, trifft der
Theil B, sobald er wie in Fig. 5 eingestellt ist,
bei dem Niederschlagen des Hahnes den in der Platte k
befindlichen Schlagbolzen h; die Platte k ist an der hintern Seite des Stoſsbodens E so befestigt, daſs sie sich in senkrechter Richtung
nach links drehen kann, dient zum Verschlüsse des Schrotlaufes C und indirect als Patronenauszieher. Niedergelassen
tritt diese Platte k zwischen den Stoſsboden E und zwei starke Ansätze G und G' des Schloſskastens, durch welche sie
bei dem Schusse in ihrer Lage erhalten wird, so daſs sie dem Rückstoſse der Gase
Widerstand leisten kann. An der rechten Seite besitzt die Platte k einen Griff zur Handhabung, an der linken einen
Ansatz s mit schräger Fläche, durch welchen der
Auszieher u in Thätigkeit versetzt wird. Eine starke Feder n hält die Platte k in
ihren zwei Stellungen, nämlich der erhobenen bei geöffnetem und der niedergelegten
bei geschlossenem Centrallaufe fest. Der Stoſsboden E
besteht aus einer Metallscheibe, welche zwei kreisförmige Oeffnungen besitzt; die
eine befindet sich in der Mitte und bildet die Fortsetzung der Seele des
Schrotlaufes; die andere liegt höher in dem Kreise, welcher die Mittelpunkte der
Kammern der Ladetrommel verbindet, gestattet dem Schlagkopf d des Hahntheiles A das Durchtreten zu den
Kugelpatronen und besitzt geringeren Durchmesser als die Kammern der Ladetrommel. An
der Peripherie des Stoſsbodens E ist rechts eine
Auslassung e, welche das Einbringen der Kugelpatrone in
die Ladetrommel gestattet, wie solches auch bei anderen Revolvern (wie z.B. Lefaucheux) der Fall ist, und durch die um die Schraube
i drehbare, durch die Feder j in ihrer Stellung gehaltene Klappe g nach
dem Laden geschlossen wird.
Der zum Entfernen der Schrotpatronenhülse dienende Auswerfer (Fig. 8) besteht aus einer
um v drehbaren Platte u,
welche in einer Auslassung der hinteren Fläche des Stoſsbodens E liegt, mit einem halbkreisförmigen Ansätze m versehen ist und hiermit die Patrone an der linken
Seite umfaſst. An dem entgegengesetzten linken Ende besitzt der Auszieher einen
Ansatz t mit schiefer Fläche.
Die Ladetrommel H dreht sich um den Central- und
Schrotlauf C. Um die Reibung zu vermindern, ist in der
centralen Bohrung der Trommel eine Ausdrehung x
angebracht, so daſs die Trommel nur an dem vorderen und hinteren Ende auf der
Centrallauffläche schleift. Dieser hierdurch geschaffene Raum ist zugleich zur
Aufnahme von Oel bestimmt. Zum Ausstoſsen der leeren Kugelpatronenhülsen dient die
kleine Stange o, welche an der rechten Seite des Laufes
angebracht ist. Die beiden Läufe L und C liegen parallel über einander. Der Lauf L ist für die Kugel-, C
für die Schrotpatronen bestimmt. Die übrigen Schloſstheile und die Art ihres
Zusammenwirkens entsprechen im Wesentlichen denjenigen anderer Revolver.
Was die Handhabung der Waffe betrifft, so wird behufs Ladens der Hahn in Mittelruh
gesetzt, die Klappe g gehoben, nach links gedreht und
dadurch die Oeffnung e im Stoſsboden freigelegt. Vor
diese werden durch Drehen der Trommel H nach und nach
die Kammern gebracht und, nachdem die leeren abgeschossenen Patronenhülsen durch den
Stift o nach hinten ausgestoſsen sind, die neuen
Patronen eingeführt. Nachdem dies geschehen, wird die Klappe g wieder in die Auslassung e gelegt, durch
die Feder j in dieser Stellung erhalten und dadurch ein
Herausfallen der Patronen aus der Trommel verhindert. Um den Schrotlauf zu laden,
wird alsdann die Klappe k nach links gedreht. Sobald
die Oeffnung C frei liegt, trifft die schiefe
Ansatzfläche s auf den Ansatz t des Auswerfers u, welcher um v gedreht wird und mittels
m die abgeschossene Patronenhülse aus dem Laufe nach
hinten herauswirft. Die Feder n erhält die Klappe k in dieser Stellung, so daſs nunmehr die neue Patrone
in den Centrallauf C eingeführt werden kann. Ist dies
geschehen, so wird k niedergelegt, tritt zwischen den
Stoſsboden E und die Backen G,
G' und schlieſst den Schrotlauf C. Der Ansatz
m des Auswerfers u
legt sich hierbei vor den Patronenbodenwulst q
Fig 10. Die
Waffe ist jetzt zum Abfeuern bereit. Will man nun die Kugelpatronen zur Entzündung
bringen, so wird der Hahntheil B so um f gedreht, daſs sein vorderer Schlagtheil in die
betreffende Auslassung von A tritt, wie dies in Fig. 7
angedeutet ist. Alsdann trifft bei dem Niederschlagen des Hahnes A dessen Schlagspitze d
die in der Mitte des Patronenbodens befindliche Zündvorrichtung und bringt die
Patrone zur Entzündung. Soll dagegen der Schrotlauf abgefeuert werden, so legt man
den Griff des Hahntheiles B vorwärts, der Schlagtheil
tritt nach vorn auf A hervor und trifft bei dem
Niederschnellen des Hahnes den Schlagbolzen h, welcher
seinerseits die Schrotpatronen in der Mitte ihres Bodens trifft und mittels der dort
angebrachten Zündvorrichtung zur Explosion bringt. Im Uebrigen entspricht das
Spannen des Hahnes, Bewegen der Ladetrommel u.a. ganz den correspondirenden
Bewegungen bei anderen Revolvern.
Zur Anwendung gelangen Kugelpatronen Fig. 9 und Schrotpatronen
Fig. 10;
letztere besitzen ein Spitzgeschoſs p, in dessen
Riffelung die Patronenhülse z befestigt ist, hinter
diesem einen aus mehreren Stücken v bestehenden
Bleicylinder, dahinter die Pulverladung und in der Mitte des Bodens die
Zündvorrichtung.
Was nun die Beurtheilung der Waffe betrifft, so entspricht der Revolver bei Anwendung
der Kugelpatronen vollständig anderen Revolvern, und ist als besonders schwache
Seite die Zerbrechlichkeit der Klappe g hervorzuheben.
Was dagegen den Schrotlauf betrifft, so hat die Absicht vorgelegen, die Waffe durch
Hinzufügung desselben zu einem gefährlichen Instrumente für den Nachkampf zu machen.
Bei weiteren Entfernungen ist auf genügende ballistische Leistungen unter Anwendung
dieses Laufes wegen der Art des Geschosses p nicht zu
rechnen, zum Handgemenge dürfte derselbe indessen geeignet erscheinen.