Titel: | Einfluss der Uneinigkeiten bei der Entsilberung des Werkbleies; von C. Kirchhof. |
Autor: | C. Kirchhof |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 266 |
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Einfluſs der Uneinigkeiten bei der Entsilberung
des Werkbleies; von C.
Kirchhof.
Kirchhoff, über Entsilberung des Werkbleies.
Obwohl es längst bekannt ist, daſs die directe Entsilberung eines Werkbleies, welches
gröſsere Mengen von Unreinigkeiten enthält, mit vielen Schwierigkeiten verknüpft
ist, so ist es doch in der metallurgischen Literatur unerwähnt geblieben, daſs die Erfahrung die
Nothwendigkeit festgestellt hat, hartes Werkblei vor dem Zusätze des Zinkes zu
raffiniren. In der Absicht, erst das Armblei zu raffiniren und so ein silberfreies
Hartblei zu erhalten, wurde nun kürzlich auf der Delaware-Bleihütte der Versuch
gemacht, die Entsilberung ohne vorheriges Raffiniren des Werkbleies vorzunehmen.
Von einem Posten Blei von 200t, welches der Probe
nach 95,15 Proc. Gehalt hatte, wurde 1t genommen
und in einem Kessel eingeschmolzen. Trotzdem der wirkliche Gehalt dieser Menge etwas
niedriger sein mochte, als die Durchschnittsprobe ergeben hatte, so wurde doch durch
langsames Einschmelzen und sorgfältiges häufiges Abschäumen soviel Kupfer wie
möglich entfernt und kann demnach der wirkliche Gehalt zu 95,50 Proc. Blei
angenommen werden. Die Unreinigkeiten des Bleies bestanden in Antimon, Kupfer,
Arsenik, Zink und Wismuth. Bei dem allmäligen Zusetzen der Zinkchargen und dem
Behandeln des Metalles in gewöhnlicher Weise nahm der Silbergehalt, wie es
nachfolgende Tabelle zeigt, ab. Zu bemerken wäre dabei, daſs bei jeder Charge
zugleich mit dem Abziehen des Zinkschaumes viel Blei aus dem Kessel entfernt wurde,
so daſs also das Verhältniſs der Silberabnahme nicht ganz so günstig ist, wie sich
aus der Tabelle für Nr. 1 ergibt. Nach der sechsten Charge blieben nur 10t Blei übrig, die zum Zwecke besserer Verarbeitung
in einen tiefer liegenden Kessel von 11t
Fassungsvermögen abgestochen wurden, so daſs also für die siebente Charge blos
ungefähr die Hälfte der ursprünglichen Menge übrig blieb. Daſs bei der ersten
Zinkcharge so wenig Silber aus dem raffinirten Blei entfernt wurde, ist der
Beimengung von Kupfer zuzuschreiben, welches selbst durch Raffiniren bei hoher
Temperatur und nachherigem Umschmelzen und Schäumen nicht gänzlich entfernt werden
kann.
I. Nicht raffinirt
II. Raffinirt
Silber-gehaltin 1t
Zinkchargen
Silber-gehaltin 1t
Zinkchargen
Nr.
Gewicht
Nr.
Gewicht
g
k
g
k
Vor Zinkzusatz
2662,93
2952,24
Nach der 1. Charge
2659,82
1
113,40
2662,93
1
68,54
„ „ 2. „
2653,60
2
113,40
1480,78
2
68,54
„ „ 3. „
2606,93
3
68,54
500,85
3
68,54
„ „ 4. „
2597,60
4
45,36
52,88
4
68,54
„ „ 5. „
2582,00
5
45,36
5,60
5
45,36
„ „ 6. „
14,9945
6
45,36
„ „ 7. „
255,10
7
45,36
„ „ 8. „
24,89
8
31,84
„ „ 9. „
4,66
9
13,61
––––––
––––––
522,23
319,52
Zum Vergleiche sind in vorstehender Tabelle die Resultate angeführt, welche bei der Entsilberung
desselben Werkbleies in demselben Kessel vor und nach dem Raffiniren im Flammofen
erhalten wurden. Obgleich nun die erhaltenen Resultate nicht die besten sind, was
der Unerfahrenheit der Arbeiter zugeschrieben werden muſs, so lassen sie doch eine
Vergleichung zu, da die beiden Operationen unter möglichst gleichen Umständen
ausgeführt wurden, und haben also ihren Werth.
Bei I betrug der Zinkverbrauch 2,87 Proc. während bei II nur 1,75 Proc. verbraucht
wurden und auſserdem der Aufwand an Zeit, Arbeit und Brennmaterial auf die Hälfte
herunterging. An Kaufblei wurde bei I 43 Proc., hingegen mit Zurechnung der Verluste
und Raffinationsproducte bei II 72 Proc. erzielt. Auſserdem fiel beim Hartblei viel
unreiner Zinkschaum, der bei der Destillation, Cupellirung und Verarbeitung der
Producte neben Verlusten vermehrten Zeit- und Kostenaufwand herbeiführte.
Der Versuch ist insofern von Bedeutung als daraus hervorgeht, daſs eine Entsilberung
ohne vorheriges Raffiniren des Werkbleies nur dann
vortheilhaft vorgenommen werden kann, wenn dasselbe nur einen geringen Procentsatz
von Unreinigkeiten enthält. (Nach der Metallurgical
Review, 1877 Bd. 1 S. 242.)