Titel: | Verbesserungen im Salinenwesen. |
Autor: | Simmersbach |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 233 |
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Verbesserungen im Salinenwesen.
Mit Abbildungen auf Tafel
18.
Simmersbach, über Verbesserungen im Salinenwesen.
Salinendirector a. D. Simmersbach berichtet in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1878 S. 1 über
folgende Verbesserungen.
I) Pfannen-Gruppensystem mit
Dampfsiedung (Fig. 9 und 10 Taf. 18). In einem Kot
von 14m im Quadrat liegen rechts und links je vier
Pfannen A dicht an einander, von 2 × 4m lichter Weite bei 1m,25 Höhe aus Backstein-Mauerwerk im Boden auf Thon mit Cementdecke; die
Seitenwände sind ebenso oder aus sogen. Cementguſs hergestellt. Das Innere der
Pfannen ist sauber mit glattem Cementverputz zu versehen. An der Auſsenseite der
Pfannen befindet sich je ein Auslaufrohr mit Krahn zum Mutterlaugenabfluſs;
letzterer besteht in Glasur – oder Holzgerinne, welches parallel der Pfannengruppe
zum betreffenden Behälter a führt. Oben auf dem
Auſsenrande der Pfannen entlang läuft das Soolzulaſsrohr. An der Innenseite jeder
Pfannengruppe dicht entlang läuft das Dampfzuleitungsrohr b, ebenfalls mit Abstellhahn versehen.
Die Dampfsiedung innerhalb der Pfannen selbst wird durch cylinderförmige, länglich
gewellte Trommeln c von dünnem verzinntem Eisenblech
vermittelt, welche der Länge nach in jeder Pfanne liegen, und die einen Querschnitt
von etwa 20mm Durchmesser haben, um eine möglichst
groſse Berührungsfläche zu ergeben. Die Trommeln sind auf 3 bis 5at Ueberdruck, entsprechend dem höchsten Druck im
Kessel, gepreſst und können, da sie nur mittels Kniestücken auf den Breitseiten der
Pfannen aufliegen (beim Ankrücken des Salzes, welches auf 4m Länge noch bequem mit der Hand geschehen kann)
leicht heraus- und auf die angrenzende Pfanne gehoben oder in der eigenen Pfanne an
die Seite geschoben werden. Die Verbindung der Trommeln mit dem Dampfzuleitungsrohr
findet mittels angeschraubten Gummischlauches statt. Die Pfannen erhalten hohe
(nicht unter lm) Füllung – der Inhalt beträgt etwa
8cbm, 2500k
Rohsalz – und gestatten einen ununterbrochenen und raschen Dampfsiedebetrieb, der
sich durch Uebersichtlichkeit und zweckdienlichste Gruppirung auszeichnet. Auſser
diesen als Verbesserung anzusehenden Eigenschaften gewährt die Dampfsiedung, bei der
sowohl Feinsalz wie Grobsalz erzeugt werden kann, noch den ökonomischen Vortheil der
billigen Bauart und des Wegfalles von Betriebsstörungen durch Pfannenlecke u. dgl.
Neben den Pfannengruppen verbleibt lm Raum. Einen
Mantel oder Brütenfang erhalten diese Pfannen nicht; der Abzug des Schwadens soll durch
Luftsauger an den Firsten des Kots bewerkstelligt werden.
Die tägliche Production beträgt 20t Salz. Zwischen
den Pfannengruppen, aber 600mm tiefer liegend,
befindet sich die Salztrockendarre B; dieselbe ist über
dem Kanal d angeordnet, der die abziehenden Feuergase
des Dampfkessels im Kessel – und Maschinenhaus D zum
Schornstein e führt. Das Kanalgewölbe ist glatt mit
Cement verputzt und erhält auſserdem einen festen Weiſskalk-Anstrich. Die Darre
miſst bei 1m,8 Weite etwa 8m,5 Länge und liegt zu dem Zwecke tiefer als der
Pfannenbord, um das angeknickte Salz leicht und bequem mittels eines angelegten
Laufbretes auf die Darre herabfallen lassen zu können. An den Seiten der Darre sind
Tropfrinnen angebracht; in ihrer Mitte befindet sich ferner eine Vertiefung, in der
eine Transportschnecke bei f das getrocknete Salz nach
der Magazinseite zu bewegt; dort fällt es in einen Holzkasten, aus dem ein
Paternosterwerk das Salz in das Magazin C hochhebt.
Sämmtliche Eisentheile sind verzinnt. Das Magazin wird durch die verlorenen Dämpfe
mitgeheizt; letztere sind auch zum Klären der Rohsoole zu verwenden.
Eine derartige billige Siedeanlage reicht für 7500t
Salzproduction jährlich gut aus, und eignet sich dieses System besonders zum Umbau
alter Salinen mit vorhandenen groſsen Gebäulichkeiten.
II) Gasfeuerung (Fig. 11 und 12 Taf. 18).
Die gewöhnlich auf den alten Salinen gebrauchten Planroste haben den groſsen
Nachtheil, daſs auf ihnen die Verbrennung eine verhältniſsmäſsig langsame ist, nicht
genügend Luft zutritt und daher ein groſser Theil der Gase unausgenutzt entweicht.
Diesen Nachtheilen ist man auf den alten Salinen bisher nicht aus dem Wege gegangen;
bei Braunkohlenfeuerung hat man wohl Treppenroste mit Unterwind eingeführt, allein
für Steinkohlen meist den Planrost unter Anwendung feuerfester Gewölbe beibehalten.
Jedenfalls wird über kurz oder lang die Pyrotechnik nur noch Gasfeuerungen kennen,
und eine zweckdienliche derartige Einrichtung für Siedefeuerung ist die in Fig. 11 und
12
skizzirte.
Der Gasofen (englischen Ursprunges) wird bei a mit
gesiebten Steinkohlen gefüllt, bei b, b tritt die an
den feuerfesten Gewölben erhitzte Luft zum Gase aus dem Räume A, entzündet solches vollends und geht durch das
durchbrochene Gewölbe c unter die Pfanne d. Da hiermit nur Wärme-Ausstrahlung, nicht aber sogen.
Stichflammen in Wirkung treten, werden bei der Gasfeuerung auch die Pfannen-lecke,
das Durchbrennen der Pfannen und die damit verknüpften Miſsstände und Reparaturen
gänzlich oder doch fast ganz vermieden.