Titel: | Ueber Zündholz-Mischungen; von Prof. Dr. H. Schwarz. |
Autor: | H. Schwarz |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 243 |
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Ueber Zündholz-Mischungen; von Prof. Dr.
H. Schwarz.
Schwarz, über Zündholzmischungen.
Zur Untersuchung und Nachbildung erhielt ich zwei Zündholzsorten. Die erste derselben
von Pollak in Wien zeigte auf mit Harz imprägnirten
Hölzern von ovalem Querschnitte braune matte Köpfe, welche vortrefflich und sicher
zündeten. Die Analyse ergab: Bleisuperoxyd, salpetersaures Blei, Mennige, Phosphor,
Schwefel und Dextringummi als Bindemittel.
Da ein Ablösen der Masse vom Holze schwierig erschien, mußte ich die Analyse im
Ganzen durchzuführen suchen. Es wurden die Köpfe abgeschnitten und mit Salpetersäure
gekocht. Die Masse löste sich ziemlich vollständig. Es wurde abfiltrirt, um
Holzfaser zu beseitigen, das Filtrat auf ein bestimmtes Volum gebracht, dann ein
Theil zur Bleibestimmung, ein anderer zur Bestimmung des Phosphors mittels
Molybdänsäure verwendet. Der Schwefel wurde bestimmt, indem man eine andere Portion
Hölzchen ebenfalls in wenig Salpetersäure löste, ohne abzufiltriren mit Wasser
vermischte und das Blei durch Schwefelwasserstoff herausfällte. Die Schwefelsäure
wurde dann im Filtrat durch Chlorbarium bestimmt, nachdem man bis zum Entweichen der
Salpetersäure verdampft hatte. Da hierbei kein feuerfester Rückstand blieb, so war
weder Salpeter noch chlorsaures Kali in der Mischung.
Man erhielt so die relativen Verhältnisse zwischen Phosphor, Blei und Schwefel. Mit
dem Phosphor und dem Schwefel wurde jedesmal auch das Blei bestimmt, so daß also
dadurch das Verhältniß zwischen Phosphor und Schwefel gegeben war.
Dabei wurden auf 1 Th. Schwefel 3,6 Th. Phosphor gefunden, was nahezu dem Verhältniß
von P₂S gleichkommt.
Daraus ersieht man, daß hier wahrscheinlich die Vertheilung des Phosphors dadurch
erreicht wird, daß man ihn mit Schwefel zusammenschmilzt. Das Verhältniß des
Phosphors zum Blei stellt sich so, daß auf 3,6 Gew.-Th. Phosphor 40
Gew.-Th. Mennige kommen. Diese Mennige würde zu ihrer vollkommenen Zersetzung
3 Aeq. Salpetersäure brauchen.
Da aber unzersetzte Mennige vorlag, so wurde, nachdem vergleichende Versuche das
schlechte Zünden bei einem Ueberschusse von Salpetersäure nachgewiesen hatten, nur 2
Aeq., endlich nur 1 Aeq. derselben angewendet.
Der Zusatz an Dextringummi mußte durch Probiren gefunden werden.
Sehr gute, vollkommen dem Original entsprechende Hölzer lieferten mir folgende
Verhältnisse:
1 Th. gepulverter Schwefel wurde mit 4 Th. gelben Phosphor unter warmen Wasser
zusammengeschmolzen, das meiste Wasser abgegossen und das flüssige Phosphorsulfür
mit 4 Th. Dextringummi innig zusammengerieben, was freilich einige Zeit in Anspruch
nimmt, besonders wenn die Dextringummilösung nicht ziemlich concentrirt ist. Dann
wurden 45 Th. Mennige mit 1 1/2 Aeq. Salpetersäure zersetzt, die Mischung zur
Trockene gebracht, pulverisirt und portionsweise der Phosphormischung zugemischt.
Die Hölzchen wurden mit einer alkoholischen Lösung von Fichtenharz getränkt, nachdem
sie vorher schwach angekohlt waren, und bei mäßiger Temperatur getrocknet. Sie
zündeten vortrefflich. In der fertigen Masse betrug der Phosphorgehalt nur 6 Proc.,
weniger als in den meisten Zündmassen.
Die zweite Sorte vierkantiger, starker, paraffinirter Hölzer, ohne Angabe des
Fabrikanten, erschien den schwedischen ähnlich, zündete aber auf jeder Reibfläche.
Sie hatten hellblaue matte Zündköpfe, die mit ziemlichem Knall sich entflammten.
Die Analyse ergab chlorsaures Kali, Phosphor (gelb), kohlensauren und schwefelsauren
Kalk, Glaspulver und Gummi. Der Gehalt an chlorsaurem Kali erschien sehr groß, der
Zusatz von kohlensaurem Kalk sollte die Wirkung mäßigen; der Gyps war aus der als
Färbemittel zugesetzten Indigschwefelsäure gebildet.
Hier ließ sich die Masse ablösen; sie ergab:
Phosphor
3,15
Proc.
Kohlensauren Kalk
15,78
„
Schwefelsauren Kalk
8,90
„
Glaspulver
18,62
„
Chlorsaures Kali
35,40
„
Organ. Substanz und Verlust
18,15
„
–––––––––––
100,00
Proc.
Dies entspricht etwa folgender Mischung:
1
Th.
Phosphor,
5
„
Kreide,
2,8
„
Gyps gebrannt (2 Th. SO₃, HO),
6
„
Glaspulver,
11,2
„
chlorsaures Kali,
6
„
Bindemittel und Farbstoff.
Man erhält den Gyps, indem man statt 5 Th. kohlensauren Kalk, 7 Th. verwendet und mit
der schwefelsauren Indigolösung abreibt. Da man gewöhnlich zur Bereitung derselben
10 Th. Schwefelsäure auf 1 Th. Indigo benützt, so entsprechen die zwei Theile SO₃, HO 1/5 Th.
Indigo. Ein größerer Ueberschuß desselben erscheint nöthig, da er durch die
reducirende Wirkung des Phosphors in der nassen Masse gebleicht wird. Als Bindemittel dient
Gummi, von dem man aber nur 4 Th. anwendet, der Rest ist als Feuchtigkeit, Farbstoff
u. dgl. zu betrachten. Der unter der Gummilösung geschmolzene Phosphor wurde damit
verrieben, dann die Kreide, das Glaspulver und die Indigschwefelsäure zugesetzt, das
Entweichen der Kohlensäure abgewartet und endlich das feingepulverte chlorsaure Kali
allmälig zugemischt. Diese Masse zündet auf geschwefelten dünnen Hölzern mit Knall;
sie hält und zündet besser auf paraffinirten starken Hölzchen. Immerhin verlangt sie
eine rauhe Fläche und kräftigen Strich, zündet aber dafür sehr sicher und wird nicht
feucht.