Titel: | Special-Fräsmaschine aus der Fabrik von G. W. Justus in Hamburg; mitgetheilt von Prof. Hoyer. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 205 |
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Special-Fräsmaschine aus der Fabrik von
G. W. Justus in Hamburg;
mitgetheilt von Prof. Hoyer.
Mit einer Abbildung.
Hoyer, über Justus' Specialfräsmaschine.
Keine Maschine für die Metallbearbeitung ist in der neuern Zeit so zur Würdigung und
zur Anwendung gelangt als die Fräsmaschine, da sie als Verdrängerin der Feile, den
Hobelmaschinen und Drehbänken gegenüber, namentlich die Vortheile besitzt, leicht
als Specialmaschine construirt werden zu können. Aus letzterm Grunde sind die
Fräsmaschinen in Gewehrfabriken, Nähmaschinenfabriken u.s.w. fast unentbehrlich
geworden, weshalb sich die Werkzeugmaschinenfabrikanten jetzt auch mit Vorliebe auf
die Erbauung derselben legen.
Textabbildung Bd. 219, S. 206
So ist aus der Werkzeugmaschinenfabrik von Justus und Comp. in Hamburg eine Special-Fräsmaschine
hervorgegangen, welche wir den Nähmaschinenfabriken empfehlen möchten, weil sie den
Zweck hat, mittels einmaligen Aufspannens und selbstthätigen Vorbeiführens an einer
Anzahl entsprechend geformter Fräsen ein Nähmaschinenfundament bis auf das Bohren
der Löcher fertig zu machen. Diese Maschine ist durch den Holzschnitt auf S. 206 vor
Augen geführt.
An dem Hohlgußständer a sitzen die beiden Arme b und c, wovon b fest mit dem Ständer verbunden und aus einem Stücke
gegossen, c dagegen an dem Ständer in einer soliden
sichern Führung mittels des Handrades d und einer damit
verbundenen Schraubenspindel vertical verstellbar ist; ferner kann der Arm c in jeder beliebigen Stellung mittels einer an der
Führung gleitenden Bremsleiste und darauf wirkenden Schraube e festgestellt werden. Die beiden Arme b und
c tragen die Spindelstöcke S und S₁, beide auf soliden Führungen
horizontal mittels der Handräder f und f₁ verstellbar. Jeder der beiden Spindelstöcke
trägt zwei Spindeln, und zwar S die Spindeln g und h, S₁ die
Spindeln i und k. Die
Spindeln g und h des
Spindelstockes 8 erhalten ihren Antrieb von der Stufenscheibe A, welche vom Deckenvorgelege angetrieben wird und auf einer seitlich von
g gelagerten Vorgelegewelle sitzt; von dieser
Vorgelegewelle erfolgt mittels eines Stirnräderpaares l
die Bewegung von g und von g
aus mittels der Stirnräder m und m₁ die Bewegung von h. In gleicher
Weise erfolgt von der Stufenscheibe A₁, welche
von demselben Deckenvorgelege aus betrieben wird, und die ebenfalls auf einer
seitlich von i gelagerten Vorgelegewelle sitzt, von
dieser aus mittels der Stirnräderpaare n die Bewegung
von i, und von i aus mittels
der Stirnräder o und o₁ die Bewegung von k.
Die Spindeln g, h, i, k tragen an ihren vordern
freilaufenden Enden die Fräsen F. Der Aufspanntisch B, welcher horizontal rechtwinklig zu den Spindeln g, h, i, k selbstthätig verschiebbar ist, dient zur
Aufnahme des zu bearbeitenden Nähmaschinenfundamentes, welches mittels einer
besonders dafür construirten Aufspannvorrichtung durch Anziehen einer einzigen
Schraube solide und unveränderlich befestigt wird. Die selbstthätige Bewegung des
Aufspanntisches B ist abgeleitet von der hinter i gelagerten Vorgelegewelle, und mittels eines conischen
Räderpaares p und p₁
auf eine rechtwinklig zur Vorgelegewelle und parallel zur Schraubenspindel g des Aufspanntisches gelagerte Welle übertragen; von
letzterer erfolgt mittels Riemen und eines Stirnräderpaares r die Bewegung der Schraubenspindel des Tisches B. Durch einen seitlich vom Tische und dem Handrade w
sitzenden Handgriff t kann der Eingriff des
Stirnräderpaares r beliebig ein- und ausgerückt
und dadurch eine selbstthätige Bewegung des Tisches B
oder eine Bewegung mittels des Handrades u erzielt
werden. Endlich ist noch seitlich an dem Tische B ein
verstellbarer Anschlag angebracht, durch welchen nach vollendetem Durchgang des
aufgespannten Fundamentes eine selbstthätige Ausrückung des Räderpaares r und demgemäß ein Stillstehen des Tisches erfolgt, so
daß durch das Handrad w ein schnelles Zurückdrehen,
Ab- und Aufspannen bewirkt werden kann.
Das genaue Einstellen der Fräsen geschieht nach einem Originalfundamente; es läßt
sich sehr schnell und sicher bewirken, so daß alsdann ein Fundament genau so wie das
andere ausfallen muß.
Die Maschine wird für jedes System von Nähmaschinen als Specialmaschine geliefert.
(Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1875 S. 320.)