Titel: Ponsard's Gasofen.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 125
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Ponsard's Gasofen. Mit Abbildungen auf Taf. III [d/1]. Ponsard's Gasofen. Die bedeutenden Vortheile, welche die Gasöfen zur ökonomischen Durchführung einer großen Anzahl von chemischen und insbesondere von metallurgischen Processen gewähren, haben nicht allein dem seit mehreren Jahren vielfach verbreiteten Siemens-Ofen vielfach Eingang in die Praxis verschafft, sondern auch Anregung gegeben zur Verbesserung dieses Ofensystems, resp. Beseitigung der einzelnen Uebelstände, welche mit demselben innig zusammenhängen. Indem wir uns vorbehalten, in einem nächsten Artikel zu erläutern, auf welche Weise Bicheroux den Anforderungen der Praxis bei einfacher Construction Genüge geleistet hat, geben wir im Nachfolgenden die Einrichtung, wie sie Ponsard in seinem heute vielfach verbreiteten Ofen getroffen hat. Die Figuren 16 bis 18 zeigen die Anwendung eines solchen Ofens zum Schweißofenbetrieb. Die im Generator erzeugten Gase treten direct aus letzterm in den eigentlichen Arbeitsraum ein, wo sie über der Feuerbrücke mit der im Regenerator erwärmten Verbrennungsluft zusammentreten, und begeben sich aus dem Arbeitsraum durch einen Canal, der sich hinter und unter dem Arbeitsraum erstreckt, durch den Regenerator in die Canäle d, welche zum Schornstein führen. Die Verbrennungsluft tritt in den untern Theil A des Regenerators ein, durchstreicht denselben in seiner ganzen Höhe, um schließlich an der Feuerbrücke zu den unverbrannten Gasen zu treten und letztere zu verbrennen. Es wird also nur die Verbrennungsluft erhitzt, während die brennbaren Gase mit ihrer Erzeugungstemperatur direct aus dem Generator in den Gasofen treten. Die Zugrichtung der Gase und der Luft ist constant einseitig, und ein Umstellen mittels Klappen wie beim Siemens-Ofen findet nicht statt. Es ist also auch nur ein Regenerator von allerdings eigenthümlicher und etwas complicirter Construction nothwendig, da die abgehenden Gase ihre Wärme an die Verbrennungsluft im Regenerator durch directe Transmission abgeben. Was zunächst den eigentlichen Generator anlangt, so ist dieser analog wie bei andern Gasöfen construirt. Immerhin ist es erwähnenswerth, daß Ponsard außer den gewöhnlichen Generatoren sogen. überhitzte Generatoren (gazogènes surchauffés) in Anwendung bringt, bei welchen die Verbrennungsluft auf 800 bis 1000° erhitzt ist. Aus diesem Grunde ist bei letztern die Anwendung eines Rostes unmöglich, und haben dieselben die Form eines Fasses, in dessen untern Theil die im Regenerator erhitzte Luft eintritt. Die Entfernung der Asche geschieht durch unten angebrachte Oeffnungen, welche gewöhnlich mittels eines Schiebers oder einfach durch eingestopften Lehm geschlossen sind. Die Einrichtung des Regenerators, (nach dem Erfinder Wärme-Recuperator récupérateur de chaleur genannt) ergibt sich aus Fig. 17 und 18 (letztere abgebrochen gezeichnet). Er besteht aus einer Reihe von verticalen Räumen b, in welchen die vom Arbeitsraum ausströmenden heißen Verbrennungsgase circuliren, und einer zweiten Reihe von verticalen Räumen c, durch welche die zu erhitzende Luft hindurchstreicht; dabei ist die Disposition so getroffen, daß je ein Luftcanal c durch zwei Rauchcanäle b, und umgekehrt eingeschlossen ist. Die Rauchcanäle c stehen mit den unterhalb des Regenerators gelegenen Canälen d in Verbindung, welche, wie schon oben hervorgehoben, zum Schornsteine führen, während die Luft unten seitlich (bei A Fig. 18) oberhalb der Canäle d eintritt; die Menge der letztern wird durch ein Ventil resp. Klappe regulirt, welches in der Regeneratorgrube angebracht ist. Aus den Räumen c begibt sich die erhitzte Luft in einen gemeinschaftlichen Sammelcanal B, von wo aus sie vertical aufwärts vor der Feuerbrücke in den Ofen eintritt. Die zum Aufbau des Regenerators angewendeten Ziegeln sind zum größten Theile hohl. Auf diese Weise wird nicht allein die Heizfläche vergrößert, sondern es ist auch eine Verbindung der einzelnen Luft-, sowie der einzelnen Rauchcanäle unter einander ermöglicht. Sollte jedoch ein Theil der erhitzten Luft zu einem besondern Zwecke (z.B. zum Betriebe der überhitzten Generatoren) benützt werden, so ließe sich der Luftstrom leicht abtheilen, dadurch daß man in einer verticalen Reihe die hohlen Ziegelsteine, welche die Verbindung zwischen zwei Luftcanälen c bewirken, durch massive Ziegel ersetzt, und auf diese Weise zwei vollständig von einander getrennte Regeneratoren bildet. Die Heizfläche eines Regenerators von gewöhnlichen Dimensionen beträgt 23qm pro 1cbm Rauminhalt. Die Kosten desselben stellen sich auf 100 Franken (80 M.) pro 1cbm Rauminhalt. – Um die verticalen Fugen möglichst dicht zu halten, ist an jedem hohlen Steine, wo er mit einem andern zusammenstößt, eine Furche von 30mm auf 2mm auf 3mm angebracht, so daß der auf diese Weise zwischen zwei Steinen sich befindliche Raum leicht mit Mörtel angefüllt und die Fuge gedichtet werden kann. Ein Verrücken der Steine kann nicht eintreten, da sie dicht an einander stoßen und durch die Umfassungsmauern zusammengehalten werden. Sollte nach längerm Gebrauch eine Reparatur resp. Wiederaufbau des Regenerators nothwendig werden, so kann man dies leicht ausführen. Die Nothwendigkeit einer solchen tritt dann ein, wenn sowohl Pressung als auch Temperatur der Luft sich allzusehr vermindert haben, oder wenn man durch angestellte Gasanalysen von deren Nothwendigkeit sich überzeugt hat. Explosionsgefahr ist selbst bei eingetretener Undichtheit des Regenerators nicht vorhanden, da in diesem Falle nur Luft mit schon vollständig verbrannten Gasen zusammentreten kann. Um sich nämlich vom Zustande des Regenerators überzeugen resp. eine Reinigung desselben vornehmen zu können, genügt es, eine der Umfassungsmauern, welche sich längs eines Canals d ziehen, frei zu legen, was sich leicht ausführen läßt. Eine solche Wand ist mit Löchern versehen, die mit den einzelnen Luftcanälen correspondiren und während des Betriebes mittels Lehm und Steinen verschlossen sind. Der in den Canälen aufgehäufte Staub läßt sich leicht mittels eines kleinen Hakens, an dessen Ende man eventuell ein Stück Kette befestigen kann, von einer Etage zur andern herunterstoßen bis in den untern Gascanal d, woraus man ihn schließlich entfernt. Auch kann man den Staub jeder höhern Etage in der unterhalb gelegenen mittels eines untergeschobenen Bleches auffangen. Wie aus der Beschreibung zu entnehmen, geschieht die Uebertragung der Wärme an die Verbrennungsluft nur durch directe Transmission, was unter ziemlich günstigen Umständen vor sich geht, da der Apparat nur bei hohen Temperaturen arbeitet und der Wärmeleitungscoefficient der feuerfesten Steine mit der Temperatur zunimmt. Der eigentliche Arbeitsraum des Ofens liegt in einem etwas höhern Niveau als der Generator und der Regenerator. In Folge dessen dringen die Gase sowohl als die Verbrennungsluft mit einer gewissen Pressung in den Arbeitsraum ein, wodurch nicht allein die Verbrennung eine vollständigere wird, sondern auch die äußere Luft an einem Eindringen in den Arbeitsraum durch Thüren, etwaige Ritze etc. verhindert wird; dies würde nicht allein eine Abkühlung des Ofens bedingen, sondern auch einen größern Eisenverlust durch Oxydation resp. eine Verschlechterung des Productes nach sich ziehen. Eine Regulirung der Pressung läßt sich leicht durch den am Schornstein angebrachten Schieber erzielen. Außerdem müssen zu letzterm Zwecke die Querschnitte des Arbeitsraumes und des Verbindungscanals zwischen Ofen und Regenerator, die Form und Größe der Gas- und Lufteinströmmungsöffnungen sorgfältig bestimmt werden. Die Handhabung der Einlaß- und Austrittsschieber erlaubt außerdem mit Leichtigkeit, je nach dem Erforderniß eine reducirende, neutrale oder oxydirende Flamme herzustellen. Selbstverständlich müssen die zum Ofenbau verwendeten Materialien von bester feuerfester Qualität sein. Die Vortheile dieses Systems sind nach dem oben Gesagten ziemlich einleuchtend. Wie schon oben hervorgehoben, erfordert der continuirlich einseitig wirkende Zug keine Umstellungsklappen, welche sich unter gewissen Umständen leicht werfen. Die brennbaren Gase dringen in den Arbeitsraum mit ihrer Erzeugungstemperatur, ohne daß sie vorher abgekühlt worden sind, wie solches beim Siemens-Ofen stattfindet; eine Absonderung von Theer tritt deshalb auch nicht ein. Ebenso tritt kein Gasverlust durch eine etwaige Umsteuerung auf. Explosionsgefahr ist, wie schon bewiesen, nicht vorhanden, und ist man überhaupt aller der Uebelstände enthoben, welche mit langen Gasleitungen verbunden zu sein pflegen. Die Inbetriebsetzung läßt sich leicht ähnlich wie an jedem gewöhnlichen Flammofen ausführen. Die allgemeinen Einrichtungskosten sind gegenüber dem andern Regenerativsysteme bedeutend reducirt, obgleich die Ausmauerung des Regenerators bedeutend sorgfältigere Arbeit und bessere Ofenbaumaterialien beansprucht, als es gewöhnlich der Fall ist. P. M.

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