Titel: | J. Goldmann's Drehbank zum Schraubenschneiden nach Metersystem. |
Autor: | H. Walz |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 114 |
Download: | XML |
J. Goldmann's Drehbank zum Schraubenschneiden nach
Metersystem.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [a/4].
Goldmann's Drehbank zum Schraubenschneiden nach
Metersystem.
Nach Einführung des Metersystems hat sich auch das Bedürfniß nach in diesem System
geschnittenen Schrauben und nach Drehbänken mit entsprechenden Leitspindeln
herausgestellt, namentlich in Werkstätten, welche sogen. Präcisionsinstrumente im
weitern Sinne anfertigen. Die alte englische Drehbank mit seitlich liegender, nach
Whitworth'schem System, eingerichteter Leitspindel, ein hierzu kaum brauchbares
Werkzeug, erfordert je nach Steigung dieser Spindel eine besondere Tabelle für die
zu einer gewünschten Steigung nöthigen Wechselräder, oder eine nicht für jeden
Dreher mögliche Berechnung. Bequemer und praktischer wäre es jedenfalls, wenn
Tabelle und Rechnung entfallen und außerdem eine möglichst große Anzahl von Gewinden
auf einer Drehbank geschnitten werden könnte.
Beide Anforderungen erfüllt die in Fig. 7 und 8 gezeichnete Drehbank,
wie in Folgendem dargethan werden soll.
Wenn es erforderlich ist, ein Gewinde von 0mm,5, 0mm,6, 0mm,7 Steigung zu schneiden, und man kann
sofort angeben:
bei
5/10mm
Steigung müssen sich die Wechselräder oben zu unten verhalten = 5 : 10
„
6/10mm
= wie 6 : 10
„
7/10mm
= wie 7 : 10 u.s.w.
so wäre dies äußerst bequem, denn Tabelle und Rechnung sind
alsdann unnöthig.
Dies ist thatsächlich an erwähnter Drehbank durch das hierzu passend gewählte
Verhältniß zwischen der Steigung der Leitspindel S und
dem Umsetzungsverhältniß der beiden Räder u und u' praktisch erreicht. Durch einfache Multiplication mit
2 (um Räder mit 5, 6, 7... Zähnen zu vermeiden) erhält man die für eine gewünschte
Steigung oben und unten aufzusteckenden Wechselräder; also um zu schneiden:
5mm/10
(5 × 2)/(10 × 2) = 10/20 d.h. oben ein Rad mit 10, unten mit
20 Zähnen.
6/10
12/20
7/10
14/20
1
20/20
11/10
22/20
12/10
24/20
15/10
30/20 u.s.w.
Man erhält von 0,2 bis 1mm,5 Steigung in 0,1
fortschreitend: 14 Gewinde, und läßt man, was oben ist, auch unten stehen, fernere
13 Gewinde, welche in mechanisch-optischen Instituten, Uhren- und
Telegraphenbauwerkstätten etc. am gangbarsten sind und fast ausschließlich
angewendet werden. Und für solche ist, wie schon Eingangs erwähnt, die Drehbank,
welche 130mm Spitzenhöhe hat und für
Fuß- resp. Schnurbetrieb mit Deckenvorgelege eingerichtet ist, zunächst
bestimmt. Durch Combination der Wechselräder selbst ergeben sich im Ganzen ungefähr
170 verschiedene Gewinde.
Um die Drehbank überdies zur Herstellung auch größerer Gewinde und namentlich
solcher, die keinem bestimmten System angehören, verwenden zu können, ist das
Umsetzungsverhältniß der beiden Räder u und u' veränderlich gemacht; durch einfachen Umtausch des
Rades u auf der Spindel mit u' in dem verschiebbaren Lager L ergeben sich
wiederum 170 Gewinde und zwar mit 3 mal größerer Steigung.
Werden nun für u' noch 5 Räder mit je 1 oder 2 Zähnen
mehr, resp. weniger aufgesteckt,
so erhält man 5 × 170 neue Gewinde =
850
hierzu die durch Umtausch von u
mit u' erwähnten
170
–––––
so ergeben sich im Ganzen
1020.
Bei dieser Enrichtung der Drehbank kann also die Anzahl der Gewinde um etwa 1000
vermehrt werden, abgesehen von der Möglichkeit für u' außerdem noch die
verschiedenen Wechselräder selbst aufstecken zu können.
Hiernach kann wohl die Behauptung als erwiesen angesehen werden, daß durch diese
Einrichtung alle innerhalb der gebräuchlichen Grenzen liegenden Gewinde mit
vollkommener Genauigkeit geschnitten werden können.
H. Walz.