Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. , S. 171 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Mittel gegen Kesselstein; von Longley.
Eine Mischung von Rohholzessig und Kohlentheer – etwa 1 Procent des letzteren
– wird von Zeit zu Zeit in den Kessel injicirt. Je eine Pferdekraft erfordert
ungefähr eine halbe Gallon der Mischung. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1874 S. 1298.)
Dies Gemisch kann höchstens dann empfohlen werden, wenn der Kesselstein nur aus
Carbonaten besteht; Holzessig ist übrigens schon von Friedrich angewendet worden. (Vergl. dies Journal, 1866 Bd. CLXXX S.
321.)
Dampfkesselexplosionen.
Das preußische Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten
veröffentlicht in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes
in Preußen, 1874 S. 242 u. sf. Mittheilungen über in Preußen stattgefundene
Dampfkesselexplosionen, denen wir folgende Zusammenstellungen entnehmen.
Zahl der Explosionen:
1864
1865
1866
1867
1868
1869
1870
1871
1872
Summe
12
15
8
9
8
14
19
10
16
111
Zahl der bei den Explosionen vorgekommenen
Todesfälle:
1864
1865
1866
1867
1868
1869
1870
1871
1872
Summe
14
21
13
12
7
35
12
16
33
164 (?)
1864
1865
1866
1867
1868
1869
1870
1871
1872
Su.
Anlagen, zu welchen
dieexplodirten Kesselgehörten.
1. Bergwerke
2
1
2
–
4
6
5
2
3
25
2. Hüttenwerke
1
3
–
3
–
–
3
3
3
16
3. Maschinenfabriken
–
2
–
2
1
2
2
1
1
11
4. Gemischte Fabriken
2
–
2
–
3
–
–
1
–
8
5. Spinnereien und Webereien
2
3
–
–
–
1
1
–
–
7
6. Färbereien
1
–
–
–
–
1
–
–
–
2
7. Zuckersiedereien
2
3
2
1
–
1
1
1
–
11
8. Dampfmühlen
–
3
–
2
–
1
3
–
2
11
9. Schiffe
–
–
1
–
–
–
–
–
–
1
10. Andere Anlagen
2
–
1
–
–
2
4
2
7
19
Alter der
explodirtenKessel.
Ueber 16 Jahre
1
–
1
2
1
1
2
–
–
8
„
12 „
–
2
–
–
2
4
2
3
1
14
„
9 „
–
2
–
1
–
1
2
–
–
4
„
6 „
2
2
3
1
–
2
4
–
3
17
„
4 „
2
1
–
2
1
1
1
1
1
10
„
3 „
1
–
1
–
1
1
–
–
–
4
„
2 „
–
1
–
–
1
1
2
1
1
7
Weniger
3
3
2
2
2
–
2
1
2
17
Unbekannt
3
4
3
1
–
3
4
4
8
30
Höhe der
zulässigenDampfspannung.
Unter und bis 2 Atmosphären
–
–
–
2
2
1
–
–
–
5
„
„ „ 3
„
3
4
5
–
4
4
4
2
2
28
„
„ „ 4
„
3
6
2
4
2
5
7
5
3
37
„
„ „ 5
„
3
2
–
1
–
2
6
–
2
16
„
„ „ 6
„
–
–
–
–
–
1
–
–
–
1
„
„ „ 7
„
–
1
–
–
–
–
–
–
–
1
Unbekannt
3
2
1
2
–
1
2
3
9
23
Arten der
explodirtenKessel.
Einfache Rohrkessel
–
3
1
2
1
–
2
2
1
12
Cylinderkessel mit Sieder
2
6
1
1
–
6
8
4
4
32
Kessel mit innerem Feuerrohr
5
5
4
5
6
8
7
3
10
53
dto.
u. Sieder
–
1
1
–
–
–
2
1
–
5
Kleine Dampfkessel
3
–
–
–
1
–
–
–
–
4
Locomobilen
1
–
–
–
–
–
–
–
–
1
Unbestimmt
1
–
1
1
–
–
–
–
1
4
1864
1865
1866
1867
1868
1869
1870
1871
1872
Su.
Nähere Umstände
derExplosion.
Zerstörung des Feuerrohres
5
5
3
4
4
4
6
2
7
40
Zerstörung der Boden-
oder Kopf-Platte
4
–
1
1
2
3
1
2
3
17
Abreißen der Verbindungsstutzen
1
1
–
–
–
–
–
–
–
2
Zerstörung des Außenkessels
–
2
1
1
2
3
3
4
1
17
Zerstörung des Oberkessels
–
3
–
–
–
1
3
1
1
9
Zerstörung der Kesselplatte
über dem Feuer
1
2
1
–
–
2
2
1
2
11
Zerstörung anderer Platten
1
2
2
3
–
1
4
–
2
15
WahrscheinlicheUrsachen der
Explosion.
Wassermangel
1
5
4
4
–
1
2
1
6
25
Uebermäßige Dampfspannung
–
1
–
–
1
1
3
–
1
7
Schlechtes Material
–
2
–
–
–
–
2
2
–
6
Schwache Construction
des Feuerrohres
4
2
–
1
–
–
2
–
2
11
Abnützung
–
1
1
3
2
5
5
3
2
22
Kesselstein
–
–
–
–
2
2
1
–
–
5
Ungeeignete
Beschaffenheit Dampfentwicklers
1
–
1
1
–
2
2
1
1
9
Unbekannt
5
4
2
–
3
3
2
3
4
26
In 4 Fällen war die Abnützung durch saures Speisewasser bewirkt; 5 Mal waren die
Bleche durchgerostet; 3 Mal wurde Siedeverzug, 1 Mal eine Kohlenoxydexplosion
angenommen (vergl. dies Journal, 1874 Bd. CCXII S. 219; Bd. CCXIII S. 299 und
300).
Anmerkung. Die Zahlen für die Jahre 1864–1868
ergeben nur die in den acht älteren Provinzen, die für 1869 und folgende die im
ganzen preußischen Staate vorgekommenen Explosionen. – Kochkessel, welche
einer gewerbepolizeilichen Genehmigung nicht bedürfen, sind nicht
berücksichtigt.
Behandlung von Färberei-Abflußwässern; von Higgin und Stenhouse.
Um die Arsen- und Phosphorsalze aus den zum Fixiren (dem sogenannten
„Kothen“) der Beizen gebrauchten Lösungen wiederzugewinnen,
verfahren die Patentinhaber folgendermaßen: Das Abflußwasser wird mit einem
Eisen- oder Mangansalze vermengt, das Gemenge durch Zusatz von Kalkmilch
alkalisch gemacht und absetzen gelassen. Der das Arsen und den Phosphor enthaltende
Niederschlag wird, nach Decantiren der darüberstehenden, klaren Mutterflüssigkeit,
auf Tuchfiltern drainirt, eine Probe desselben auf Gehalt von Basen geprüft und die
ganze Masse mit soviel Einfach-Schwefelnatrium versetzt, daß ein Aequivalent
dieses letzteren auf je ein Aequivalent Base entfällt; das so erhaltene Gemisch wird
mit Wasser flüssig gemacht und in mit Dampf erhitzten Pfannen zwei Stunden lang
gekocht. Die resultirende klare Lösung enthält arsenig-, arsen- und
phosphorsaures Natron; sollte in derselben auch ein wenig Schwefelnatrium zugegen
sein, so oxydirt man es mittels unterchlorigsauren Natrons. Die Lösung ist nun zu
neuem „Kothen“ verwendbar; in Fällen, wo sie zu alkalisch
befunden wird, neutralisirt man mit einer Mineralsäure. Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1298.)
Field's elektrischer Schutzapparat
gegen Absetzung von Kesselstein.
Der Erfinder ist der Meinung, daß in jedem geheizten Kessel ein beständiger
elektrischer Strom vorhanden sei, welcher das Festsetzen von Kesselstein an den
Kesselwänden zur Folge habe, daß aber ein fremder elektrischer Strom dem entgegen
wirken und das Festsetzen verhindern könne. Er verbindet daher den einen Pol einer
aus 2 Elementen bestehenden Batterie mit der Kesselwand, den anderen mit einem
Metallstabe, welcher durch eine isolirende Packung in den Kessel eingeführt wird,
und mit einer an seinem unteren Ende befindlichen metallenen Glocke in das Wasser
eintaucht. Der Apparat ist seit 2 1/2 Jahren an vielen Kesseln in Gebrauch, und
vermochte nicht nur jedes Festsetzen von Kesselstein zu verhüten, sondern machte
sogar schon abgesetzten wieder verschwinden. (Vergl. dies Journal, 1874 Bd. CCXIII
S. 297).
Die Erkennung der Steinkohlentheerfarbstoffe; von H. Goldschmidt.
Die aus dem Steinkohlentheer dargestellten Farben erhalten im Handel gewöhnlich eine
solche Menge Namen, daß es dem Consumenten schwer wird zu erkennen, was für einen
Körper er vor sich hat. Es ist jedoch nicht schwer, ein jedes Product seinem
Ursprunge nach zu bestimmen. Die im Handel am häufigsten vorkommenden rothen
Theerfarben sind: das Fuchsin, das Saffranin und das rothe Corallin. Diese drei
Körper lassen sich sehr leicht durch ihr Verhalten gegen eine Säure unterscheiden.
Die wässerige Lösung des Fuchsins wird nämlich dadurch gelb gefärbt, die des
Saffranins blauviolett und aus der Corallinlösung wird ein orangegelber Körper
niederschlagen.
Von violetten Farbstoffen kommen im Handel drei Arten vor:
das Phenylviolett, das Jodviolett und das Methylviolett. Die beiden ersten Arten
kommen theils nur im Weingeist löslich, theils auch wasserlöslich vor; das
Methylviolett dagegen ist immer wasserlöslich. Wenn man einen violetten Farbstoff
erkennen will, so löse man eine Probe in Weingeist auf und versetze mit Ammoniak.
Wird die Lösung roth, so war der Farbstoff Phenylviolett; wird sie vollständig
entfärbt, Jod- oder Methylviolett. Um zu erkennen, welches von beiden man vor
sich hat, löse man etwas davon in Wasser und versetze mit Ammoniak. Jodviolett wird
dadurch entfärbt und gibt eine klare Lösung, Methylviolett wird dagegen unter
Trübung farblos.
Im Handel kommen gegenwärtig nur zwei blaue Theerfarben
vor: das Anilinblau und das Alkaliblau. Letzteres ist immer wasserlöslich, während
das Anilinblau in einer wasserlöslichen und in einer nur in Weingeist löslichen
Modification vorkommt. Die zwei Farbstoffe lassen sich sehr leicht dadurch
unterscheiden, daß Anilinblau immer eine blaue Lösung gibt, während die Lösung des
Alkaliblaus farblos ist und erst durch Zusatz einer Säure blau wird.
Von grünen Anilinfarbstoffen findet man im Handel am
häufigsten das Aldehydgrün, das Jodgrün mit Pikrinsäure. Bei der Untersuchung einer
grünen Farbe gehe man folgendermaßen vor. Man untersucht, ob der Körper in Wasser
leicht löslich ist. Löst er sich, so ist er Jodgrün. Im entgegengesetzten Falle löst
man ihn in Weingeist und versetzt mit einer Lösung von Cyankalium. Wird die Lösung
farblos, so hatte man es mit Aldehydgrün, wird sie dagegen braun, mit pikrinsaurem
Jodgrün zu thun.
Die gebräuchlichsten gelben Farbstoffe sind die
Pikrinsäure, ihre Salze und das Naphtalingelb; alle diese Körper sind in Wasser
löslich. Bei der Prüfung eines gelben Farbstoffes gehe man so vor, daß man zuerst
eine Probe in Wasser auflöst, mit einer Cyankaliumlösung versetzt und dann erhitzt.
Wird die Flüssigkeit rothbraun, so war Pikrinsäure oder eines ihrer Salze vorhanden;
wird sie dagegen nur etwas dunkler, so war Naphtalingelb da. Tritt der erste Fall
ein, so muß man dann noch weiter untersuchen, ob man es mit reiner Pikrinsäure zu
thun hatte oder mit einem ihrer Salze. Zu diesem Zwecke übergieße man eine Probe mit
Benzin und erhitze. Löst sich der Körper darin, so ist er Pikrinsäure, wenn nicht,
ein pikrinsaures Salz.
Die gewöhnlichsten orangegelben Steinkohlentheerfarbstoffe
sind das gelbe Corallin, die Salze des Chrysanilins und Chrysotoluidins und das
Victoriaorange, sowie ein Gemenge von Naphtalingelb und Fuchsin, welches ebenfalls
unter dem Namen
Anilinorange vorkommt. Bei der Untersuchung eines orangegelben Farbstoffes verfährt
man, wie folgt. Man übergießt eine Probe mit Ammoniak; löst sie sich darin mit
rother Farbe, so hat man entweder Corallin oder eine Chrysanilinverbindung vor sich.
Um diese zu unterscheiden, löst man etwas der fraglichen Substanz in Weingeist und
gibt zur Lösung Zink und verdünnte Schwefelsäure. Wird die Flüssigkeit entfärbt, so
war der Körper Corallin, behält sie aber die Farbe, so war er eine
Chrysanilinverbindung. Tritt durch Ammoniak keine rothe Färbung ein, so muß man die
Farbe in Wasser auflösen und mit einer Säure versetzen; entsteht dadurch keine
Veränderung, so hat man es mit einer Chrysotoluidinverbindung zu thun, entsteht aber
ein Niederschlag, mit Victoriaorange oder der Mischung. Man nehme zur Unterscheidung
dieser Stoffe etwas der wässerigen Lösung und versetze diese mit Cyankaliumlösung.
Wird nach dem Erhitzen die Flüssigkeit braun, so hat man Victoriaorange vor sich,
wird die Farbe nur wenig verändert, das Gemenge von Naphtalingelb mit Fuchsin.
Die wichtigsten braunen Theerfarben sind das Anilinbraun,
das Marron, das Grenat, und 2 Arten Phenylbraun, nämlich das aus Carbolsäure und das
aus Phenylendiamin dargestellte. Man versuche bei einer Untersuchung erst, ob die
Substanz in Wasser löslich ist; wenn nicht, so versetze man die Lösung mit
Salzsäure; wird sie dadurch gelb gefärbt, so hat man Marron vor sich. Bringt die
Säure keine Veränderung hervor, so versetze man etwas von der Lösung mit Ammoniak;
bewirkt dieser einen Niederschlag, so ist die fragliche Substanz Anilinbraun oder
das aus Phenylendiamin bereitete Phenylbraun; bleibt er wirkungslos, so ist sie
Grenat (isopurpursaures Kali). Phenylbraun und Anilinbraun sind dadurch zu
unterscheiden, daß letzteres mit Cyankalium einen Niederschlag gibt, während
Phenylbraun durch dieses Reagens nicht verändert wird. (Musterzeitung 1874, S.
68.)
Potasche aus Wollschweiß.
Nach einem englischen Patent von Professor K. Kraut in
Hannover wird, wie die deutsche Industriezeitung meldet, Wolle in gewöhnlichen
Wollmaschinen mit warmem Wasser gewaschen, dem Potasche zugesetzt ist. Man läßt die
Waschwässer in Behältern absetzen, dampft dann die zurückbleibende Flüssigkeit zur
Trockne ein und erhitzt sie auf dem Herde eines Flammofens. Der Rückstand enthält
die zum Waschen verwendete Potasche und das in der Wolle vorhanden gewesene Kali,
ebenfalls zum größten Theil in Form von Potasche. Die durch Auslaugen dieses
Rückstandes gewonnene Potaschelösung wird theils wieder zum Waschen von Wolle
verwendet, theils kann sie für den Verkauf abgedampft und der Rückstand calcinirt
werden.
Maumené und Rogelet
(dies Journal, 1860 Bd. CLVII S. 156) haben sich die Gewinnung von Potasche aus
Wollschweiß bereits am 15. Juni 1859 patentiren lassen. In Deutschland machte zuerst
Dr. F. Hartmann in seiner
Dissertation: „Ueber den Fettschweiß der Schafwolle“ (Göttingen
1868) auf diese Verwerthung der Waschwässer aufmerksam, und der Firma Hartmann und Hauers in
Hannover gebührt das Verdienst, diese Fabrikation in Deutschland eingeführt zu
haben. (Vergl. hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873 S. 155;
Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1874 S. 254.)
Ueber Preiszuerkennung (Prämiirung) bei Ausstellungen; von
Professor Dr. W. F. Gintl in
Prag.
In dem officiellen Bericht über „Appreturmittel und
Harzproducte“ von Professor Dr.
W. F. Gintl macht der Verf. bezüglich Preiszuerkennung
(Prämiirung) bei Ausstellungen nachfolgenden, sehr beachtenswerthen Vorschlag.
„Es scheint uns hier der Ort, einen Gedanken auszusprechen, der vielleicht
Anlaß zu Erwägungen geben könnte, die wir für zeitgemäß halten. Ohne Zweifel ist
sich Jeder darüber klar, daß das moderne Prämiirungswesen der Ausstellungen ein
völlig unhaltbares, um nicht zu sagen, geradezu demoralisirendes ist, und
keineswegs dem Zwecke entspricht, dem es dienen soll. Soll die Arbeit einer Jury und die
Vertheilung von Preisen an Aussteller nicht eine reine Komödie sein, bei welcher
der Juror trotz aller Mühe den meist nur schlecht entlohnten Acteur spielt, dann
wird es unausweichlich sein, an eine zeitgemäße Reformation des Jury- und
Prämiirungswesens zu denken. Wer da weiß, wie unverläßlich meist die auf
Ausstellungen eingeholten Informationen über diese oder jene Firma eines fremden
Landes sind, wer all die Winkelzüge und die oft bis hart an die Grenze des
Erlaubten gehenden Kniffe preisdurstiger Aussteller kennt und Gelegenheit gehabt
hat, zu erfahren, wie selbst das Institut der Fragebogen völlig werthlos ist, so
lange man nicht die Bestätigung ihres leider nur zu oft ein Gewebe von Lügen der
frechsten Art darstellenden Inhaltes durch die hierzu competenten Ortsbehörden,
Gremien u. dgl. fordert, der wird zugestehen müssen, daß der Werth einer nach
dem üblichen Prämiirungsmodus erworbenen Auszeichnung ein höchst zweifelhafter
ist. Solchen Uebelständen gegenüber scheint es nur einen Weg zu geben, der ohne
kostspieligen Apparat gestatten würde, das Ausstellungswesen dem Zwecke, dem es
dienen soll, entsprechender zu gestalten. Es wäre dies die Einführung der Verkaufsverpflichtung in dem Sinne, daß Jeder, der
als Aussteller auftritt, auch die Verpflichtung übernehme, nach dem Muster
seiner Ausstellungsobjecte, deren Verkaufspreise Jedermann ersichtlich sein
müßten, in geschäftsmäßiger Weise in Verkäufe einzugehen, bezieh. Aufträge zu
übernehmen, für welche in Bezug auf Qualität und Preis das Ausstellungsobject
die Bedeutung eines Musters hätte. Es brauchte für die Durchführung einer
solchen Maßregel nur eine passende Form gefunden zu werden, um mit einem Schlage
all den Unzukömmlichkeiten, wie sie sich vornehmlich hinsichtlich der
eigentlichen Industrie-Erzeugnisse vielfach
eingeschlichen haben, ein Ziel zu setzen. Mindestens würde die ganz gewöhnliche
Praxis der Notirung übermäßig billiger Preise, der Herstellung von
Scheinobjecten, welche eben nur für die Ausstellung gefertigt sind, u.a.m.
wesentlich erschwert werden, und wenn man die bindend abgeschlossenen Verkäufe
in verläßlicher Weise zur Evidenz bringen lassen würde, ließe sich ein
wesentlich richtigeres Urtheil über die Leistungsfähigkeit der einzelnen
Aussteller gewinnen, als dies der Fall sein kann, wenn man sich lediglich auf
das Hörensagen stützt. Der reelle Aussteller vermöchte hierbei nur zu gewinnen,
und es würde so Manchem die Lust dazu benommen werden, die Ausstellung zu einem
Felde des Humbugs und der unredlichen Concurrenz zu machen.
Bestimmung der Weinsäure und Citronensäure in den
Fruchtsäften; von E. Fleischer.
Die Fruchtsäfte enthalten außer den Fruchtsäuren in der Regel noch etwas
Phosphorsäure, sowie gummöse, schleimige Bestandtheile und Farbstoffe. Von den
Fruchtsäuren wird außer Weinsäure und Citronensäure zumeist auch Aepfelsäure
angetroffen und zwar häufig in ganz bedeutender, die anderen Säuren überwiegender
Menge. Viele Fruchtsäfte sind so schleimig, daß sie sich nicht filtriren lassen.
Dies gelingt jedoch, wenn man ein gleiches Volum Alkohol zusetzt und einige Stunden
stehen läßt. Man kann dann oft einen großen Theil klar abgießen oder filtriren und
den Rest mit heißem Wasser auf dem Filter aussüßen. Außer diesen Stoffen sind auch
die Farbstoffe zuweilen so störend, daß man durch Titriren den allgemeinen
Säuregehalt kaum feststellen kann.
Den möglichst geklärten Saft fällt man daher mit Bleizucker. Der Niederschlag enthält
die Weinsäure und Citronensäure, außerdem aber auch Aepfelsäure resp. Phosphorsäure
und Oxalsäure. Ueberdies reißt der Niederschlag auch viel Farbstoff und schleimige
Substanzen mit nieder. Man wäscht denselben mit wässerigem Alkohol aus, übergießt
ihn dann mit Ammon und filtrirt. Das Filtrat enthält alle Weinsäure, Citronensäure
sowie auch die Aepfelsäure, und ist überdies durch den Farbstoff, welcher mit
gefällt wurde, mehr oder weniger gefärbt. Setzt man nun Schwefelammonium hinzu und
säuert mit Essigsäure an, so wirkt das Schwefelblei stark entfärbend, so daß das
Filtrat zuweilen farblos wird. Man fällt nun zunächst die Wein säure durch
essigsaures Kali und Alkohol. Das Filtrat enthält Aepfelsäure und Citronensäure.
Hierauf fügt man Chlorcalcium und Ammon nebst etwas Alkohol hinzu. Der Niederschlag enthält alle
Citronensäure, aber auch Aepfelsäure. Wäscht man denselben jedoch mit kochend heißem
Kalkwasser aus, so bleibt nur citronensaurer Kalk zurück, während aller äpfelsaurer
Kalk gelöst wird. Der citronensaure Kalk ist in heißem Kalkwasser sehr schwer
löslich, fast so wie kohlensaurer Kalk, der äpfelsaure dagegen löst sich leicht auf.
Den citronensauren Kalk löst man dann in Essigsäure, fällt mit Bleizucker, zersetzt
mit Schwefelwasserstoff und bestimmt die Citronensäure acidimetrisch. War in dem
Fruchtsafte Phosphorsäure, Oxalsäure oder Schwefelsäure zugegen, so bleiben diese in
dem Bleiniederschlage nach Behandlung mit Ammon zurück.
In einigen Säften ist auch Traubensäure enthalten, welche
sehr ähnliche Reactionen wie die Weinsäure besitzt und daher bei dem eben
beschriebenen Verfahren in den Weinsteinniederschlag eingeht. Löst man den
traubensäurehaltigen Weinstein in Salzsäure, übersättigt mit Ammon und fügt
Chlorcalciumlösung hinzu, so wird nur Traubensäure, aber keine Weinsäure als
Kalksalz gefällt, weil der traubensaure Kalk in Salmiak unlöslich, der weinsaure
löslich ist. Man kann den traubensauren Kalk, nachdem er erst mit heißer
Salmiaklösung, dann mit reinem destillirtem Wasser ausgewaschen ist, trocknen und
glühen, und dann aus dem zurückbleibenden kohlensauren Kalk die Traubensäure
berechnen.
Die Weinsteine enthalten häufig Verfälschungen von Thon, Sand, Gyps etc. Qualitativ
ist dies leicht zu erkennen, wenn man die zerriebene Substanz mit kalter Kalilauge
digerirt, wodurch die weinsauren Verbindungen gelöst werden, während die erdigen
Substanzen zurückbleiben und sich schon äußerlich zu erkennen geben. Quantitativ
verfährt man folgendermaßen. Die Substanz wird heiß in verdünnter Salpetersäure
gelöst, dann mit oxalsaurem Ammon übersättigt und heiß abfiltrirt. Der oxalsaure
Kalk wird mit Chamäleon titrirt. Dies Filtrat versetzt man mit essigsaurem Kali und
fällt daraus die Weinsäure unter Alkoholzusatz. Zur Bestimmung des an Weinsäure
gebundenen Alkalis hat man nur nöthig, die ursprüngliche Substanz zu glühen, und das
durch Auslaugen der Glühmasse gewonnene Filtrat alkalimetrisch auf Potasche zu
titriren. (Archiv für Pharmacie, 1874 Bd. CCV S. 97.)
Berichtigungen.
Im Register des CCXIII. Bandes ist S. VIII Z. 5 v. o. zu streichen: „Erdöl. Verfahren brennendes – zu löschen.
540“ und dafür S. X als Z. 29 v. o. zu setzen: „Luftballon. Lenkbarer. – 540.“
Im vorhergehenden Hefte ist in Dr. Muck's Abhandlung „Ueber die aus flüssigem Roheisen sich
ausscheidenden Narben oder Blattern“ zu lesen: S. 49 Z. 8 und 9 v. o.
statt „erfolgte“
„erfolgende“; S. 50 Z. 10 v. o.
statt „Zusammenstellung“
„Zusammensetzung“; S. 51 Z. 16 v. o.
statt „Manganoxyde“
„Monoxyde“ und Z. 20 v. o. statt
„Oxydverbindungen“
„Oxyverbindungen“ und Z. 9 und 10 v.
u. statt „Manganoxysulfid (MnO;
MnS)“
„Manganoxysulfid MnO, MnS)“;
endlich S. 55 Z. 18 v. o. statt „und Blattern“
„oder Blattern“; ferner Z. 13 v. u.
statt „Schwachstrahliges“
„Schwachweißstrahliges“.
In diesem Hefte hat in der Beschreibung von „Willans' Dreicylinder-Dampfmaschine“ der Schluß des
ersten Absatzes zu lauten: „und speciell wegen der Vermeidung einer dreifach gekröpften Welle, sowie der unzugänglichen
Dichtungen für die Kolbenstangen für den praktischen Gebrauch
empfehlenswerther.“ S. 90 Z. 12 v. o. ist zu lesen statt
„auf dem Aufgange“
„im Aufgange“.