Titel: | J. deBecker's Patent-Verkorkung von Flaschen, Krügen etc. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. CXIV., S. 439 |
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CXIV.
J. deBecker's Patent-Verkorkung von Flaschen,
Krügen etc.
Mit Abbildungen.
Becker's Patent-Verkorkung.
Das auf der Wiener Weltausstellung 1873 erschienene Verschlußsystem nach dem Patent
von J. de Becker in Paris wurde
wegen seiner Vortheile
von der Firma Albert Goebl in Wien (Kolowratring,
Fichtegasse Nr. 5) für die Verkorkung Deutsch-Kreutzer-Mineralwassers
versuchsweise eingeführt und nun, nachdem sich dieselbe vollkommen entsprechend und
praktisch erwiesen hat, nicht nur zur definitiven Anwendung gebracht, sondern auch
für den Vertrieb in weiteren Kreisen erworben.
Holzschnitt I, Bd. 214, S. 440
Der Becker'sche Flaschenverschluß besteht aus vier in
Holzschnitt I ersichtlichen Eisentheilen:
Ring A, zwei halbrunden Kapselseitentheilen D, D und Kapseldeckel B;
aus dem in B eingelassenen Korkscheibchen C und aus einem Blättchen Pergamentpapier.
Holzschnitt II, Bd. 214, S. 440
Behufs Verkorkung einer Flasche oder vergl. wird das Pergamentblättchen und
darauf der Kapseldeckel B mit dem Kork C auf die Mündung der zu verschließenden Flasche
aufgelegt und kräftig mit Hilfe einer kleinen Maschine (Fig. II) niedergedrückt. Dadurch wird der Kork zwischen Kapseldeckel
und Flaschenmündung so verdichtet, daß die halbrunden Kapselseitentheile D um B und um den
Flaschenring E – letzteren übergreifend
– herumgelegt und sämmtliche Theile durch den zuletzt aufgeschobenen Ring
A zu einem vollkommen dichten Verschluß (Figur III) vereinigt werden können.
Holzschnitt III, Bd. 214, S. 440
Die kleine Verkorkungsmaschine (Figur II) ermöglicht
das Verschließen von 3 bis 4 Flaschen pro Minute. Der
Ring A wird auf den Stempel G aufgeschoben, die vorbereitete Flasche mit Pergamentpapierblättchen und
Deckel BC untergestellt und hierauf der Stempel
G mit dem Hebel F
niedergedrückt. Ist der Kork hinlänglich comprimirt, daß die Kapseltheile D, D sich leicht um die Flaschenmündung und den
Kapseldeckel B anlegen, so schiebt man mit dem Bügel H den Ring A herab, und der
Verschluß ist fertig. Nebenbei bemerkt widersteht derselbe nach Zeugniß des Conservatoire des Arts et Métiers in Paris einem
inneren Druck von 30 Atmosphären.
Das Entkorken der Flaschen erfolgt einfach in der Weise, daß man die Daumen der
beiden Hände auf den Kapseldeckel B stützt und den Ring
A mit den Fingerspitzen erfaßt und in die Höhe
zieht, worauf man die Seitentheile D, D auseinander
nimmt und den Deckel BC abhebt.
Bei moussirenden Weinen treibt man den Kork theilweise in die Flasche, um beim
Oeffnen derselben einen Knall zu erhalten.
Diese Patent-Verkorkung gewährt folgende Vortheile: Man bedarf keines
Korkziehers; man gebraucht zum Verschluß einer Flasche nur den zehnten Theil eines
gewöhnlichen Korkes, und derselbe wird beim Oeffnen der Flasche nicht beschädigt;
man verkapselt drei Flaschen in derselben Zeit, welche bisher zum Korken, Verdrähten
und Stannioliren einer einzigen Flasche erforderlich war; der Stanniolüberzug wird
erspart; diese Verkorkungsmethode ist deshalb und wegen der sonstigen Ersparnisse
nicht kostspieliger als andere Methoden; die geöffnete Flasche kann man ohne
Maschine, blos mit der Hand, hermetisch wieder verschließen; die Unterlage von
Pergamentpapier verhütet, daß der Inhalt der Flasche einen Korkbeigeschmack bekommt,
und bei conservirten Früchten wird der unangenehme Zinnbeigeschmack vermieden.
Die Kapseltheile werden in verschiedenen Größen angefertigt, und es kann natürlich
auch die für jeden Artikel gebräuchliche Form der Flasche, des Kruges etc.
beibehalten werden – mit Ausnahme des Ringes an der Mündung, welcher genau
nach Maß angefertigt sein muß. Die zum Patentverschluß gehörenden Eisentheile werden
lackirt, verzinnt, versilbert oder vergoldet geliefert. Für Exportartikel wird
endlich als Schutzmarke eine kleine Bleiplombe oder ein mit der betreffenden Firma
versehener Papierstreifen beigegeben.
Zum Schluß dieser Mittheilung fügt Referent noch einige Preisnotirungen bei, welche
er der oben bezeichneten Firma verdankt.
Ein completer Verkorkungsapparat aus Eisen
40
bis 50
Gulden
ö. W.
1000 Stück Garnituren von 28, 32, 42
bezw. 60
Millim. Deckeldurchmesser
16, 25, 35
resp. 45
„
„
100 Stücke Korke je nach Größe und Dicke
4, 5, 15
resp. 25
„
„
100 Stück Pergamentpapierblättchen
1/2
bis 1 1/2
„
„
Z.