Titel: | Sachsenberg's Thonröhrenpresse. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. CXIII., S. 438 |
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CXIII.
Sachsenberg's Thonröhrenpresse.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Sachsenberg's Thonröhrenpresse.
Schon in Bd. CCXI S. 9 und Bd. CCXIV S. 114 war von der auf der Wiener
Weltaufstellung 1873 ausgestellt gewesenen Maschine der Gebrüder Sachsenberg in Roßlau a/E. zur Fabrikation von Thonröhren
mit angepreßten Muffen die Rede.
Die Skizze Figur
15 veranschaulicht – nach Prof. Dr. Hartig's amtlichem Bericht über Werkzeugmaschinen etc.
(Vieweg und Sohn; Braunschweig 1874) – näher die Einrichtung des Mundstückes mit dem für das Anpressen der Muffen
erforderlichen Zubehör.
An den in gewöhnlicher Weise mittels schmiedeiserner Stege a an der Mundstückplatte A des (bekanntlich
verticalen) Preßkastens B befestigten Kern b, welcher dem inneren Durchmesser des Rohres
entspricht, ist ein hölzerner, aus einzelnen Lagen verleimter Kranz c befestigt, welcher mit der gußeisernen Rosette d verschraubt ist. Ein ähnlicher Holzkranz e wird in centraler Position an c angesetzt, wenn das Pressen einer Muffe geschehen soll. Ein eingelegter
schmiedeiserner Ring f, der zu leichterer Ablösung des
Kranzes von dem Thon mit einem Streifen englischen Leders versehen ist, verhütet an
dieser Stelle die durch die starke Reibung des Thones unvermeidliche starke
Abnützung des Kranzes, dessen größter Durchmesser der lichten Weite der
anzupressenden Muffe entspricht. Zwei auf der unteren Seite des Holzkranzes e eingelegte Rundeisenstäbe g gestatten ein bequemes Anfassen desselben.
An der Mundstückplatte A und aus einem Stück mit
derselben gegossen sitzen zwölf dünne gußeiserne Stege h, welche sich mit einer ebenfalls angegossenen schwachen gußeisernen Platte
i vereinigen. Der zwischen A und i enthaltene ringförmige Raum ist
vollständig mit Gyps ausgefüllt, welcher in breiartiger Consistenz eingetragen,
mittels einer Schablone nach der gewünschten Form abgestrichen wird. Die Innenfläche
dieses Gypskranzes entspricht der äußeren Gestalt der anzupressenden Muffe. Ein umgelegter
Bandeisenring k verhindert, daß nicht der Gyps durch den
Seitendruck des Thones hinausgepreßt werde. Das Verfahren bei der Fabrikation ist
nun folgendes.
Der Holzkranz e wird an d
angesetzt der Preßtisch c' – welcher in
Verticalführungen beweglich und durch Gegengewichte ausbalancirt ist, mittels
Handkurbel und Räderwerk in jede beliebige Höhenlage versetzt, auch mittels einer
Bandbremse festgestellt werden kann – bis zu voller Berührung heraufgeführt
und in dieser Lage arretirt. Wird nun die mit Thon gehörig beschickte Presse in
Thätigkeit gesetzt, so wird derselbe bald den unteren ringförmigen, der Muffe
entsprechenden Hohlraum ausfüllen und bis zur Tischplatte vordringen. Die Presse
wird jetzt in Stillstand versetzt, der Tisch c' ein
Stück abwärts geführt, die Muffe mittels eines unter e
hinbewegten Drahtes gerade geschnitten und nunmehr der Kranz e herausgenommen. Man setzt auf den Preßtisch einen runden Holzteller von
solcher Dicke, daß der untere Rand der Muffe, wenn der Tisch wieder angestellt ist,
frei steht und nicht gestaucht wird. Setzt man nun die Presse wieder in Gang, so
wird jetzt das eigentliche Rohr erzeugt; hat dasselbe die gewünschte Länge erreicht
(600 bis 750 Millim.), so hält man die Presse abermals an und schneidet mittels
eines unter i hingeführten Drahtes das Rohr quer ab.
Dasselbe sinkt alsdann mit dem Preßtisch langsam nieder und kann bequem abgehoben
werden.
Die auf dieser Maschine erzeugten Röhren sind von einer tadellosen Beschaffenheit.
Die tägliche Lieferung wurde angegeben zu
590
560
450
240
210
190
150
110
70 Stück
bei
80
100
160
200
240
300
400
500
600 Millim.
innerem
Rohrdurchmesser in gebranntem Zustande.
Zur Bedienung der Presse gehören drei Mann, von denen einer die Speisung der Presse,
die beiden anderen die Handhabung des Preßtisches besorgen. Der Arbeitsverbrauch
wird zu 4 bis 6 Pferdestärken angegeben. Der Preis der gesammten Anlage
(einschließlich Knetmaschine und Aufzug) stellt sich auf circa 4800 Mark.