Titel: | Zeigertelegraph von S. M.Yeates. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXXVIII., S. 291 |
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LXXVIII.
Zeigertelegraph von S. M.Yeates.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Yeates' Zeigertelegraph.
Der Verfertiger wissenschaftlicher Instrumente, S. M. Yeates in Dublin, hat eine wichtige Verbesserung an
Zeigertelegraphen in Vorschlag gebracht, welche im Telegraphic Journal, 1874 Nr. XLI S.
336 beschrieben und durch Abbildungen erläutert ist.
Bei den übrigen Zeigertelegraphen darf der Telegraphist die Kurbel des Zeichengebers
nur in einer bestimmten Richtung umdrehen und muß daher, wenn der zu telegraphirende
Buchstabe im Alphabete kurz vor dem zuletzt telegraphirten steht, mit der Kurbel
fast eine ganze Umdrehung machen. Bei dem Worte „HONIG“ z.B. muß die Kurbel erst vom Nullpunkte auf H gedreht werden, dann von H
auf O, nun aber von O über
den Nullpunkt auf N, darauf wieder über den Nullpunkt
auf I, von da nochmals über den Nullpunkt auf G; die Kurbel macht also 4 volle Umläufe, weil das Ende
des Wortes durch ihre schließliche Zurückführung auf den Nullpunkt angedeutet wird.
Enthält nun die Buchstabenscheibe nur die 25 Buchstaben und am Nullpunkte ein Kreuz,
entspricht aber jedem
Fortschreiten der Kurbel um eines der 26 Felder der Buchstabenscheibe eine
Stromgebung, so erfordert das Wort „HONIG“ 4 × 26 = 104 Stromgebungen, und dabei sind auch
104 Möglichkeiten gegeben, daß sich durch Ausbleiben einer Stromwirkung im
Empfangsapparate ein Fehler in das telegraphirte Wort einschleicht.
Yeates hat sich daher bemüht, den Zeichengeber sowohl wie
den Zeichenempfänger so einzurichten, daß die Kurbel des ersteren und dem
entsprechend auch der Zeiger des letzteren sich ganz nach Belieben des
Telegraphirenden vorwärts und rückwärts drehen kann. Es braucht dann beim
Telegraphiren des Wortes „HONIG“
die Kurbel blos vom Nullpunkte aus vorwärts über H nach
O, darauf aber rückwärts über N, I und G bis wieder zum Nullpunkte gedreht
zu werden, d.h. sie hat 14 Felder vorwärts und 14 Felder rückwärts zu gehen, die
Zahl der Stromgebungen sinkt also von 104 auf 28 herab. Außer dem dadurch
ermöglichten Zeitgewinn entspringt daraus auch eine wesentliche Erhöhung der
Zuverlässigkeit.
Die Einrichtung des Zeichengebers dieses neuen Zeigertelegraphen läßt sich aus der
zugehörigen Abbildung in Figur 29 deutlich
erkennen. Die Kurbel HH steht eben auf dem Nullpunkt und
läßt durch ihr Fenster das „Kreuz“ erblicken. Auf ihrer Achse
sitzt ein Stiftenrad WW, mit ebensoviel Stiften g..., als die Buchstabenscheibe mit Buchstaben und
sonstigen Zeichen beschriebene Felder enthält. So oft die Kurbel um ein Feld
vorwärts oder rückwärts gedreht wird, erfaßt ein Stift g
eine Spitze des metallenen Sternrades K und dreht
dasselbe um den fünften Theil seines Umfanges; dabei drückt aber eine andere Spitze
von K die Contactfeder S
beim Vorwärtsdrehen der Kurbel H an die Contactschraube
N, beim Rückwärtsdrehen derselben an die
Contactschraube P. Nun sind aber mit P der positive Pol einer Batterie, mit N aber der negative Pol einer zweiten Batterie
verbunden, und die zweiten Pole beider Batterien sind zur Erde abgeleitet. Es tritt
demnach jederzeit von S über K und die beiden Federn R und Q ein Strom in die Telegraphenlinie, wenn die Kurbel von
einem Felde auf das nächste gedreht wird, und zwar ein positiver Strom von P aus beim Rückwärtsdrehen, ein negativer aber von N aus beim Vorwärtsdrehen der Kurbel.
In dem Zeichenempfänger sind nun zwei Elektromagnete mit
permanent-magnetischen Ankern vorhanden, welche zwar beide von jedem
Telegraphirstrome durchlaufen werden, von denen jedoch der eine seinen Anker nur
anzieht, wenn ein positiver, der andere nur, wenn ein negativer Strom die Linie
durchläuft; während der übrigen Zeit wird jeder Anker durch eine Spannfeder vom
Elektromagnetkern abgerissen. Am anderen Ende jedes Ankerhebels sitzt ein Haken, welcher
bei jedem Anziehen des Ankers auf einen Zahn des auf der Zeigerachse sitzenden
Steigrades wirkt und dieses Steigrad um einen Zahn, den Zeiger also um ein Feld der
Buchstabenscheibe fortbewegt. Da nun der auf negative Ströme ansprechende Anker sich
auf der linken, der auf positive ansprechende dagegen auf der rechten Seite in das
Steigrad einlegt, so lassen die positive Ströme den Zeiger auf der Buchstabenscheibe
um je ein Feld rückwärts, die negativen vorwärts gehen, also ganz im Einklange mit
der Bewegung der Kurbel H. Dabei schützt noch eine sich
in das Steigrad einlegende Sperrfeder das Steigrad vor jeder zufälligen Bewegung und
hindert dasselbe daran, sich bei einmaliger Ankeranziehung um mehr als einen Zahn zu
drehen.
Während die Kurbel H auf einem Buchstaben steht, steht
eine Spitze des Sternrades K in der Mitte zwischen zwei
Stiften g, g
In der Abbildung Fig. 29 sind die
Stifte g fälschlich um nahezu der halben
Theilung versetzt eingezeichnet.D. Red. und wird in dieser Stellung durch die Feder R
festgehalten. Wirkt dann bei der Drehung des Stiftenrades W ein Stift g auf eine Spitze von K, so gleitet eine andere Spitze an der einen der beiden
geneigten Flächen am Ende der Feder R hin bis zu deren
Kante, und bald darauf drückt die eine der nach S hin
liegenden Spitzen von K die Feder S an die Contactschraube P oder N; darauf aber sorgt die Feder R durch den von ihr mittels der anderen geneigten Fläche auf die eben an
jener Kante vorübergegangene Spitze ausgeübten Druck dafür, daß das Sternrad K die zweite Hälfte seines Weges zurücklegt. Da sonach
der betreffende Stift g auf W das Rad K nur um die Hälfte seines Weges
fortschiebt und die Stromgebung beim Anlegen der Feder S
an P oder N erst während der
Zurücklegung der zweiten Hälfte jenes Weges erfolgt, so vermag der Telegraphist nie
einen falschen Contact zu geben.
Weil dieser Zeigertelegraph nicht eine ausschließliche Bewegung der Kurbel in einer
vorgeschriebenen Richtung erfordert, weil vielmehr der Telegraphist stets auf dem
kürzesten Weg die Kurbel auf den nächsten zu telegraphirenden Buchstaben führen
darf, so ist er noch leichter zu bedienen als andere Zeigertelegraphen.
E–e.