Titel: | Apparate für die chemische Grossindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Johann Stingl, Präparator an der technischen Hochschule in Wien. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XXX., S. 117 |
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XXX.
Apparate für die chemische Grossindustrie auf der
Wiener Weltausstellung 1873; von Johann Stingl, Präparator an der technischen Hochschule in Wien.Druck und Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Wien 1874. 41 S. mit
21 Holzschn. Preis 80 Neukreuzer.
Mit Abbildungen.
Stingl, über Apparate für die chemische Großindustrie.
Eine sehr werthvolle Ergänzung des in diesem Journal (Bd. CCXIII, erstes und zweites
Juniheft 1874, Seite 410 und 480) auszugsweise wiedergegebenen Berichtes von
Professor Dr. A. Bauer
„über die chemische Großindustrie auf der Wiener
Weltausstellung“ bildet die Besprechung der Maschinen und Apparate,
welche auf dem Gebiete der chemischen Industrie verwendet werden und auf der
Ausstellung repräsentirt waren. Es werden der Reihe nach behandelt: 1) Apparate der
chemischen Großindustrie; 2) Abdampf- und Destillirapparate für Laboratorien
und pharmaceutische Zwecke; 3) Eismaschinen und 4) Apparate der
Leuchtgasfabrikation. Nachstehend mit gef. Genehmigung des Verfassers einige Notizen
aus dem erwähnten Bericht, welche für die Leser dieses Journals einiges Interesse
gewähren dürften.
1) Apparate der chemischen Großindustrie. Die
Schwefelsäurefabrikation betreffend, so hatte die Firma Gebrüder Schnorf in Uetikon bei Zürich unter anderen Producten der
Soda-Industrie auch die Kiesabbrände ausgestellt, welche nur mehr 1 bis 1 1/2
Proc. Schwefel enthielten, – ein Resultat, das nichts zu wünschen übrig läßt
und welches die Möglichkeit bietet, die Kiesabbrände auf Eisen zu verhütten. In der
erwähnten Fabrik werden Lyoner Kiese auf Schwefelsäure verarbeitet, und geschieht
dies durch eigene Kies-Röstöfen, die eine ähnliche Einrichtung haben, wie der Theil
des Perret-Ollivier'schen Ofens, welcher zur
Röstung der Kiesschliche dient.
In einem rechteckigen, gemauerten Raume sind fünf aus feuerfestem Thon geformte
Platten derart horizontal befestigt, daß dieselben mit ihren längeren Kanten an den
Mauern dicht anstehen, während die kürzeren abwechselnd von den zwei
gegenüberliegenden Mauern abstehen, so daß die bei der tiefsten Platte eintretende
oxydirende Luft einen schlangenartigen Weg über die Platten nehmen muß, um die Kiese
zu bestreichen. Die Platten werden durch thönerne Träger unterstützt. Nachdem der
Ofen angeheizt ist, wird auf die oberste Thonplatte der Kies durch eine
Schüttvorrichtung aufgegeben und durch seitlich angebrachte Arbeitsöffnungen auf den
Platten gleichmäßig vertheilt. Kies und atmosphärische Luft machen nun den
entgegengesetzten Weg. Der erstere wird nach und nach von der obersten Platte bis
auf die unterste gezogen und von dort als vorzüglich entschwefelter Rückstand dem
Ofen entnommen, während die zur Oxydation nöthige Luft über der tiefsten Platte in
den Ofen tritt und nach und nach über alle Platten streicht, um endlich – mit
dem nöthigen Quantum schwefeliger Säure beladen – in die Bleikammern zu
treten. Bevor dies geschieht, werden die sehr heißen Gase neben den Ofen abwärts und
unter der tiefsten Thonplatte vorbei geführt, wodurch dieselbe immer glühend
erhalten bleibt und so die Luft gleichsam vorhitzt. Arbeitsöffnungen und Luftzüge
ermöglichen einen geregelten Gang dieses Ofens, der einfach construirt ist und bei
geeignetem Kiese, wie der Lyoner, das genügende Quantum schwefeliger Säure bei so
weit getriebener Entschwefelung des angewendeten Materials gibt. –
Bezüglich des Gerstenhöfer'schen RöstofensBeschrieben in diesem Journal, 1869 Bd. CXCIII S. 385. werden folgende Betriebsergebnisse mitgetheilt.
Auf dem Fürst Auersperg'schen Werke in
Lukawetz in Böhmen beträgt das Durchsetzquantum in 24 Stunden 35 Centner und werden
die Kiese bis auf 2 bis 3 Proc. Schwefel in den Rückständen abgeröstet. Die zur
Erläuterung der Ausstellung des besagten Werkes auf der Weltausstellung aufliegende
Broschüre besprach den Gerstenhöfer'schen Ofen sehr
günstig, der im J. 1868 am 18. August daselbst in Betrieb gesetzt und wo im J. 1871
ein zweiter erbaut wurde, so daß die Schwefelsäure-Production aus Kies von
15000 Centner im J. 1869 auf 29500 Centner im J. 1872 stieg.
Auf dem Morgensterner Werke bei Merzdorf in Schlesien werden die
Kiese bis auf 4 Proc. Schwefel im Rückstande entschwefelt.
Die Schwelmer Schwefelkiese werden zu Beuel bei Bonn bis auf 3 bis
5 Proc. Schwefel abgeröstet.
Die kupferhaltigen Schwefelkiese der
ungarisch-schweizerischen Sodafabrik zu Nagy-Bocsko müssen bis auf 5
Proc. Schwefel abgeröstet werden.
Die Muldnerhütte verröstet Gemenge von Zinkblende, Bleiglanz und
Kies, wobei zu bemerken kommt, daß Bleiglanz bei der Rösttemperatur leicht sintert
und daher die Röstung sehr erschwert. Es enthalten aus diesem Grunde die
Kiesabbrände noch 10 bis 13 Proc. Schwefel.
Auf der Halsbrückner Hütte bei Freiberg, welche ein Gemenge von
1/3 Blei-Erz und 2/3 kiesigen Erzen verröstet, finden sich in dem Röstgute
noch 7 bis 9 Proc. Schwefel.
Diesem Ofen wird hauptsächlich vorgeworfen, daß der Flugstaub, der in Folge des
zersplitternden Falles der Kiesschliche gegen den Luftstrom unvermeidlich ist, in
solcher Menge auftrete, daß er häufige Reinigungen der Canäle und
Flugstaub-Kammern erforderte. Um diesen Uebelstand zu beheben, hat Gerstenhöfer die Einrichtung getroffen, daß die mit
schwefliger Säure beladenen Gase im obersten Theile des Ofens durch Seitenöffnungen
entweichen – und nicht, wie früher, in der Mitte durch eine Oeffnung – während das Kiesklein in der. Mitte durch eine
Oeffnung in den Ofen fällt; ferner müssen die Gase, bevor sie in die
Flugstaub-Kammer treten, einen niedergehenden Weg
einschlagen, wodurch die größte Menge des Flugstaubes am Anfange der Kammer sich
absetzt.
Die Flugstaub-Menge aus diesem Ofen beträgt z.B. in Lukawetz 1,7 Proc. des
Durchsetzquantums, mithin 0,6 Centner in 24 Stunden, so daß nach Angaben des
Directors Waadt in Lukawetz der Ofen 5 bis 6 Monate
betrieben werden kann, ohne daß die Flugstaub-Kammern entleert werden müßten;
die oberen Träger werden täglich viermal, die unteren ein- bis zweimal
gereinigt, und die oberen Züge in zwei bis drei Wochen einmal ausgeleert.
Im Mansfeld'schen beträgt die Flugstaub-Menge, da eine bedeutende
Durchsetzmenge durch den Ofen geht, gegen 5 Procent des Durchsetzquantums.
Dort, wo Kiesschliche vorliegen oder der Kies leicht in Schlichform zu bringen ist,
wird der Gerstenhöfer'sche Ofen stets dominiren, da er
den großen Vortheil bietet, daß er selbständig als Kiesschlich-Röstofen
functionirt und ein großes Durchsetzquantum erlaubt, wenn der Rückstand noch weiter
verhüttet werden soll; aber auch eine gute Entschwefelung
von Schwefelkies oder Kupferkies haltigem Kies wird erzielt, wenn dieselben aus
Schwefelsäure verarbeitet werden.
2) Destillir- und
Abdampfapparate. Um in der Praxis Substanzen im luftverdünnten Raume
abzudampfen, was auch in Laboratorien und bei vielen pharmaceutischen Präparaten oft
erwünscht ist, bedient man sich bekanntlich der sogen. Vacuumapparate. Für kleineren
Bedarf wurden
dieselben bis jetzt ganz nach dem Principe der Vacuumapparate der Zuckerfabriken
ausgeführt, d.h. das Vacuum wurde mittels Luftpumpen und Condensation des
Wasserdampfes erzeugt; nur waren dem entsprechend auch die Apparate kleiner. Allein
trotzdem haben dieselben den großen Uebelstand, daß ihre Anschaffung theuer, daß man
ferner einen Motor zum Betriebe der Luftpumpen benöthigt, und daß ihre ganze
Einrichtung für kleinere Abdampfungen viel zu complicirt ist.
Holzschnitt I, Bd. 214, S. 120
Die Firma F. A. Wolff und Söhne in Heilbronn und Wien kam nun – wie bekanntVergl. dies Journal, 1872 Bd. CCV S. 305. – auf die glückliche Idee, die Bunsen-Sprengel'sche LuftpumpeVergl. dies Journal, 1867 Bd. CLXXXIV S. 122; 1870 Bd. CXCV S. 34. zur Erzeugung des Vacuum bei derlei Abdampfapparaten zu verwerthen.
Diese Firma hatte einen Apparat nach diesem Systeme ausgestellt, dessen
Abdampfschale 200 Liter Fassungsraum hatte und der sich vollkommen bewährte. Man
änderte die Wasser-Luftpumpe in der Art ab, daß der Wasserstrahl durch
eine enge Röhre nach Art des Giffard-Apparates
in die Fallröhre gelangt und senkrecht darauf in das weitere Luftrohr mündet,
aus welchem durch das fallende Wasser die Luft angesaugt wird. An diesem
Luftrohre wurde ein nach aufwärts sich öffnendes Ventil angebracht in der Art,
daß die Luft durch die Röhre ungehindert passirt, aber, sobald Wasser in die
Luft-Zuführungsröhre gelangt, das Ventil sich schließt. An dieser Pumpe
ist ein Quecksilbermanometer angebracht, welches neben der Verdünnung auch die
Temperatur anzeigt, welche bei dieser Verdünnung im Abdampfraume herrscht.
Holzschnitt I zeigt die bekannte Einrichtung
dieser Pumpe: a das Rohr für das einströmende Wasser
dem Hahne h, welcher den Wasserzufluß genau zu
reguliren gestattet; b das Luftrohr, welches durch
einen starken Gummischlauch mit der Abdampfschale in der gehörigen Weise
verbunden ist; c die Fallröhre. Bezüglich der Höhe
der zu erzielenden Luftleere vergleiche man dies Journal, 1872 Bd. CCV S. 306.
Die Wichtigkeit der ebendaselbst schon beschriebenen Abdampfapparate gestattet
wohl, noch einmal auf dieselben zurückzukommen. – Die Abdampfapparate
werden je nach den Verhältnissen, unter welchen sie arbeiten sollen, verschieden
angeordnet.
Holzschnitt II, Bd. 214, S. 121
1) Ist der Apparat nahe bei der Luftpumpe, so daß ein
Verbindungsschlauch von etwa 60 Centim. Länge hinreicht, so ist die
Abdampfvorrichtung wie im Holzschnitt II
eingerichtet. Auf den gut abgeschliffenen Rand einer Abdampfschale A (starke Kupferschale, verzinnte Kupferschale oder
Glasschale) von runder oder elliptischer unterer Wölbung wird ein dicker
Kautschukring B genau aufgepaßt und auf denselben
ein gläserner Deckel C in der Form, wie die
Abbildung zeigt, gedrückt. Mit D wird die Luftpumpe
verbunden. Dieser Abdampfapparat läßt an Einfachheit nichts zu wünschen übrig.
Nach der Angabe der Aussteller soll ein Springen dieser Glasdeckel weder durch
Druck, noch durch Temperaturerhöhung zu befürchten sein. Dieser Glasdeckel
gestattet ein genaues Beobachten der abzudampfenden Substanz, was ein großer
Vorzug ist.
Holzschnitt III, Bd. 214, S. 121
2) Ist nun die Luftpumpe von der Abdampfschale weiter
entfernt, so daß die Dämpfe in der langen Leitung sich condensiren, wodurch ein
Zurückfließen des condensirten Wassers in die Abdampfschale stattfindet, so wird
zwischen die Abdampfschale und den Deckel ein kurzer Metallcylinder a (Holzschnitt III)
eingeschaltet, der an seiner inneren Seite einen Metallstreifen 1 an der unteren
Basis des Cylinders in der Art angelöthet enthält, daß er eine nach oben offene
Rinne bildet, welche rings die Abdampfschale läuft und verhindert, daß die
condensirte Flüssigkeit in die Abdampfschale zurückfließen kann. Die Röhre bb mit den zwei Hähnen h
dient zum Ablassen dieser Flüssigkeit von Zeit zu Zeit, ohne daß das Vacuum
aufgehoben wird. Natürlich sind bei dieser Anordnung des Apparates zwei
Kautschukringe nöthig. Die Luftleere wirkt hier ferner durch die Röhre c nahe über der Flüssigkeitsschicht in der
Abdampfschale.
3) Wird dieser Abdampfapparat als gleichzeitiger Destillirapparat für Destillationen im luftverdünnten Raume benützt, so bekommt derselbe nachstehende
Einrichtung. Die Adjustirung der Abdampfschale (Holzschnitt
IV) ist dieselbe, wie früher angegeben wurde. Der Unterschied zwischen der
vorigen und der jetzigen Anordnung liegt darin, daß die Luftpumpe mit der Vorlage
A durch die Röhre a in
Verbindung steht und hier ein Vacuum erzeugt, das sich durch die Röhre b dem Abdampfraume mittheilt. Durch diese Röhre b gelangt gleichzeitig das Destillat in die Vorlage A. Dieselbe ist ein starkes Glas, auf welches ein
Zinndeckel mittels eines Kautschukringes luftdicht paßt. Der Deckel C der Abdampfschale hat an seinem oberen Ende eine Röhre
c eingeschraubt, welche mit einem Hahne
verschließbar ist. Durch diese Röhre und das Vorrathsgefäß B wird die Füllung der Abdampfschale bewerkstelligt.
Holzschnitt IV, Bd. 214, S. 122
Aus diesen kurzen Mittheilungen erhellt die Wichtigkeit und Einfachheit dieses
Apparates, der einem viel gewünschten Bedürfnisse auf eine sinnreiche Art gerecht
wird. Nach den Mittheilungen des Hrn. Wolff sind seit der
Ausstellung schon mehrere derartige Apparate sowohl an größere Laboratorien, als
auch an andere Etablissements – z.B. in der Schweiz zur Fabrikation von
condensirter Milch – abgesetzt worden.
3) Eismaschinen. Auf der Ausstellung war von den
verschiedenen Maschinen die continuirlich wirkende Carre'sche Ammoniak-Eismaschine durch zwei deutsche Firmen:
Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eismaschinen, Mineralwasser- und
sonstigen technischen Apparaten (vormals Oscar Kropf und
Comp.) zu Nordhausen und von Vaas und Littmann in Halle vertreten; ferner war ausgestellt eine
Aether-Eismaschine durch die Firma Siebe und West in London.
Die Carre'sche Ammoniak-EismaschineVergl. dies Journal, 1860 Bd. CLVIII S. 109; 1861 Bd. CLX S. 23; 1862 Bd.
CLXIII S. 180; 1863 Bd. CLXVII S. 396 und Bd. CLXVIII S. 171; 1866 Bd.
CLXXXII S. 245. hat sich bis jetzt am meisten Bahn gebrochen und findet in ausgedehnterem
Maße Anwendung. Wesentliche Neuerungen in der Construction wurden an derselben seit
der Pariser Ausstellung nicht wahrgenommen.
Die Firma Vaas und Littmann
verwendet statt der bisher gebräuchlichen genieteten Verdampfkessel geschweißte
Kessel, welche gefahrlos eine Spannung von 16 bis 20 Atmosphären aushalten und nicht
so leicht rinnen wie die genieteten. Jede Röhre besitzt ferner einen sorgfältig
gearbeiteten Hahn, so daß man nicht mehr gezwungen ist, bei nothwendigen Reparaturen
die ganze Maschine in Unthätigkeit zu versetzen, sondern in vielen Fällen durch die
entsprechende Hahnstellung abgeholfen werden kann. Vaas
und Littmann verwenden bei ihren größeren Eismaschinen
zwei, ja drei Gefrierer in der Art, daß die das flüssige Ammoniak führende Röhre in
zwei resp. drei Zweigröhren sich theilt, deren jede durch einen Hahn geschlossen
oder geöffnet werden kann. Um die in den Gefriergefäßen befindliche
Chlorcalciumlösung gleichmäßig abzukühlen, befindet sich in denselben ein Rührwerk,
aus einem kleinen Flügelrade bestehend. Diese Maschinen liefern Eisplatten von 80
Millim. Stärke, 185 Millim. Breite und 750 Millim. Länge und einem Gewichte von 20
Zollpfund. Die Preise und Leistungsfähigkeit der continuirlichen Carre'schen Ammoniak-Eismaschine stellen sich nach
den Mittheilungen der Firma Vaas und Littmann, wie folgt:
Leistungsfähigkeit per Stunde in
Zollpfund
50
100
200
500
1000
Preis der Maschine incl. Ammoniaklösung
und Chlorcalcium, in Thaler pro Centner
1600
2600
4300
6400
10000
Erforderliches Kühlwasser bei 14° C. per Stunde, in Liter
750
1500
3000
6000
15000
Verbrauch an Steinkohle per
Stunde, in Pfund
8
10
18
30
60
Zur Bedienung der Maschine erforderliche
Arbeiter
2
2
2
3
4
Erforderliche Betriebskraft für die
Eismaschine und Wasserpumpe, in Pferdekräften
–
–
2
3
4
Beiläufiges Gewicht der Maschine, in Centner
75
120
200
310
480
Der tägliche Bedarf an Kohle, Ammoniakflüssigkeit und
Chlorcalcium (in Pfund ausgedrückt) ist für diese Eismaschine von verschiedener
Leistungsfähigkeit folgender.
Eismaschine von
Kohle
Ammoniaklösung
Chlorcalcium
50 Pfund stündlicher Leistung
150
1
1
100
„ „
„
300
1
1/2
2
200
„ „
„
600
3
1/3
3
400
„ „
„
1800
10
4
1000
„ „
„
2400
15
8
Berücksichtigt man alle einschlägigen Factoren, so stellt sich 1 Centner Eis, je nach
der verschiedenen Leistungsfähigkeit der Maschinen, wie folgt:
Bei einer Leistungsfähigkeit der Maschine von
50
Pfund
pro
Stunde,
kostet
1
Centner
Eis
11
Silbergroschen
10
Pfennig,
100
„
„
„
„
1
„
„
7
„
1
„
200
„
„
„
„
1
„
„
5
„
9
„
400
„
„
„
„
1
„
„
4
„
6
„
1000
„
„
„
„
1
„
„
3
„
–
„
Aus diesen Daten ersieht man, daß die Preise des Eises bei größerer Leistung der
Maschine niederer zu stehen kommen.
Nach der Angabe der Firma „Actiengesellschaft für Fabrikation von
Eismaschinen etc. (vormals Oscar Kropf) in
Nordhausen,“ deren Maschinen im Wesentlichen denen der früheren Firma
gleichen, und welche am frühesten die Eismaschinen in Deutschland fabricirte,
stellen sich die Preisverhältnisse und Leistungsfähigkeit der Eismaschinen
folgendermaßen.
Leistungsfähigkeit per Stunde, in
Pfund
15
50
100
200
500
1000
Preis der Maschine, in Thaler
750
1500
2400
4000
6000
10000
Kühlwasser von 12° C. per
Stunde, in Liter
350
750
1500
3000
6000
12000
Verbrauch an Steinkohle per
Stunde, in Pfund
4
8
10
18
40
70
Erforderliche Arbeiter zur Bedienung
2
2
2
2
3
3
Beiläufiges Gewicht der
Maschine sammt Verpackung, in
Centner
40
75
120
200
310
450
Menge der Ammoniaklösung zur
ersten Füllung, in Centner
2
3
5
10
25
45
Menge der Chlorcalciumlösung
zur ersten Füllung, in Centner
2
3
5
10
25
50
Nach den Angaben von Oscar Kropf findet bei einer
Maschine, welche täglich 40 Centner Eis erzeugt, ein Ammoniakverlust von 2 Pfund
täglich statt.
Vaas und Littmann geben, bei
einer Production von 12 Centner Eis täglich, einen Ammoniakverlust in der Höhe von
1/2 Pfund täglich an. Man kann ferner nach den Angaben der genannten Firma annehmen,
daß für 2 Pfund erzeugtes Eis etwa 1 Pfund Kühlwasser von 14° C. erforderlich
ist, welches Kühlwasser durchschnittlich mit 22° abfließt; es darf die
Temperatur von 30° nie erreichen, da sonst in Folge ungenügender Condensation
des Ammoniaks der Druck im Kessel weit über 10 Atmosphären steigen würde.
Siebe und West in London
(Mason Street, Lambeth) adoptiren bekanntlich das zuerst von Harrison angegebene PrincipVergl. dies Journal, 1863 Bd. CLXVIII S. 434; 1866 Bd. CLXXXII S. 245; 1869
Bd. CXCI S. 189; 1870 Bd. CXCV S. 522. und schon auf der Londoner Ausstellung im J. 1862 functionirte eine
derartige Aether-Eismaschine, die im Wesentlichen dieselbe Einrichtung hatte,
wie die auf der jüngsten Ausstellung exponirte Maschine. Eine durch Wasser kühlbare,
doppeltwirkende Luftpumpe mit starken Kautschukventilen; ein starkes kupfernes
Röhrensystem, in welchem der Aether in Folge der Luftverdünnung rasch verdunstet und
Wärme entzieht (Aetherkessel genannt); eine Kühlschlange aus dichtem Schmiedeisen
(sogen. Condensator), in welchem der Aetherdampf durch Druck der Pumpe und Abkühlung
wieder verflüssigt wird, sind die drei Hauptbestandtheile dieses Systems von
Eismaschinen. Der sogenannte Aetherkessel ist außen von schlechten Wärmeleitern
umgeben und wirkt abkühlend auf einen Salzwasserstrom, welcher in einem
geschlossenen Röhrensysteme neben dem verdampfenden Aether kreist und der als
eigentlicher Uebertrager der Kälte auf die Gefriergefäße, die in einem in Fächer
getheilten Gefrierkasten sich befinden, zu betrachten ist. Die Bewegung dieses in
geschlossenen Röhren kreisenden Salzwasserstromes regelt eine kleine Pumpe in der
Art, daß die im Aetherkessel gekühlte Salzlösung in den Gefrierer gelangt, hier die
aus Zinkblech verfertigten Gefrierzellen eng umkreist und hierauf von der Pumpe
wieder in den Aetherkessel getrieben wird, um dort abermals gekühlt zu werden. Auf
dem Wege zum Aetherkessel passirt die noch kalte Lösung den Condensator, um hier
abkühlend auf den verdichteten Aether zu wirken. Aether und Salzwasser machen daher
jedes für sich in geschlossenen Röhrensystemen einen immerwährenden Kreislauf,
welcher durch mechanische Kraft ermöglicht wird.
Nach den Angaben von Siebe und West soll so gut wie kein Aetherverlust bei ihren neuen Maschinen
stattfinden, während Dr. R. Schmidt
Dies Journal, 1863 Bd. CLXVIII S. 434. in einem Berichte über Siebe's
Aether-Eismaschinen angibt, daß bei einer Leistungsfähigkeit der Maschine von 20
Centner Eis täglich der Verlust an Aether ein Pfund
beträgt.
Holzschnitt V, Bd. 214, S. 126
Eine derartige Maschine mit einer Leistung von 100 Centner Eis
in 24 Stunden benöthigt zu ihrem Betriebe eine Dampfmaschine von 24 effectiven
Pferdekräften, also jedenfalls eine tüchtige Arbeitsleistung. Siebe und West geben an, daß 10 bis 30 Pfund Eis, mit
ihrer Maschine erzeugt, auf nur ein Penny, also beiläufig 5 Neukreuzer zu stehen
kommen; ferner soll 1 Pfund Kohle 3 bis 10 Pfund Eis produciren. Der beigegebene
Holzschnitt V möge die Anordnung dieser
Aether-Eismaschine versinnlichen. A ist die
doppeltwirkende Luftpumpe, welche durch die Röhren a mit
dem Aetherkessel B in Verbindung steht. Durch die Röhren
b wird der Aetherdampf von der Luftpumpe nach dem
Condensator D gedrückt. Durch die Röhre c und den Hahn d gelangt der
flüssige Aether aus dem Condensator D in den
Aetherkessel B, in welchem auch das
Salzwasser-Rohr liegt. Die gekühlte Salzwasser-Lösung kommt durch die
Röhre e in den Gefrierer C
und von hier, nachdem sie gewirkt hat, durch D wieder
nach B.
4) Apparate der Leuchtgasfabrikation. Die
„Patent-Gas-Company“ in London brachte eine
Gasanstalt zur Anschauung, welche Leuchtgas nach der Eveleigh'schen MethodeVergl. dies Journal, 1873 Bd. CCVIII S. 155. darstellen sollte. Es ist dieses Verfahren die bedeutendste Neuerung, welche
in jüngster Zeit auf dem Gebiete der Leuchtgasfabrikation in größerem Maßstabe
ausgeführt wurde. Das Princip desselben besteht bekanntlich darin, daß die Kohlen
bei niederer Temperatur (schwacher Rothglut) destillirt
werden. Das hierbei entstehende leichte Kohlenöl wird hierauf durch eine zweite
Destillation vergast, so daß gleichzeitig bei regelmäßigem Betriebe Kohle und
leichte Theeröle (von der vorhergehenden Destillation) destillirt und vergast
werden.
Betrachtet man diesen Vorgang genauer, so läßt sich nicht läugnen, daß derselbe den
theoretischen Untersuchungen mehr Genüge leistet, als die bisher gebräuchliche
Methode der Gaserzeugung bei hoher Temperatur, wobei ja
wieder Zersetzung der gebildeten Kohlenwasserstoffe unter Kohlenabscheidung
stattfindet. Auch die Leuchtkraft eines bei niederer Temperatur erzeugten Gases muß
größer sein, als des bei höherer Temperatur gewonnenen Gases. Bei diesem Verfahren
kommt aber der wichtige Factor zu berücksichtigen, daß hierbei kein, oder besser
gesagt, sehr wenig Theer als Nebenproduct der Leuchtgasfabrikation fällt. Die
Retorten, in denen die Kohlen bei schwacher Rothglühhitze destillirt werden, sind
halbkreisförmig, aus Gußeisen, und auf die gewöhnliche Art im Ofen angeordnet. Das
Abzugsrohr für Gas und Oeldampf ist kurz und gleich am hinteren Ende der Retorte,
damit der Oeldampf sich nicht rasch condensiren kann. Diese Abzugsröhren münden in
eine Vorlage, worin der Theer sich condensirt und von wo das Gas durch die Reiniger
in den Gasometer geht.
Auf diesem Wege mengt es sich mit jenem Gase, welches durch Vergasung des früher
erhaltenen Kohlenöles erzeugt wird.
Diese Oelvergasung geschieht nun in einem eigenen Apparate, der aus drei Theilen
besteht: Aus dem Verdampfer, d. i. eine kesselartige
Retorte, in welche das Kohlenöl (leichter Theer) aus dem Sammelreservoir fließt und
den Verdampfer bis zu einer gewissen Höhe füllt. In diesem Gefäße beginnt bei der
niedersten Temperatur des ganzen Apparates, 800 bis 900° Fahrenheit
(beiläufig 500° C.), die Verdampfung des Oeles. Die Oeldämpfe der leichteren
Oele steigen in einem Rohre nach aufwärts in einen der Feuerung näher gelegenen Verdampfapparat, der durch eine Zwischenwand in zwei
Abtheilungen getheilt ist und so die Dämpfe zwingt einen größeren Weg zurückzulegen.
Die Temperatur in diesem Raume beträgt 1100° Fahrenheit (etwa 600°
C.). Die hier sich bildenden und nicht vergasten schweren Oele fließen an dem
unteren Ende des Apparates durch eine Röhre in den ersten Verdampfer zurück, von wo
aus die schweren Oele überhaupt an der tiefsten Stelle abgelassen werden können. Aus
dieser zweiten Abtheilung des Vergasungsapparates streichen die Gase und Dämpfe
endlich in den letzten und heißesten Theil – nämlich in einen Cylinder, welcher mit glühenden Holzkohlen gefüllt ist
und von den Feuergasen der Feuerung direct umspült wird. In diesem Apparate findet
die vollständige Vergasung statt, und das erzeugte Gas
wird unterhalb der auf einer siebartigen Scheidewand liegenden Kohlen durch ein
Abzugsrohr in den Condensator geleitet, wo die nicht vergasten Oeldämpfe
zurückgehalten werden, und von wo das Gas seiner weiteren Reinigung und Verwendung
zugeführt wird. Das condensirte Oel wird abermals in den Destillationsapparat
zurückgebracht. Wir sehen, daß das Theeröl den entgegengesetzten Weg der Feuergase
macht.
Daß dieser Apparat complicirt und umständlich bei seiner Ueberwachung ist, geht aus
der Beschreibung hervor. Die Ansichten über die Vortheile und Rentabilität dieser
Methode der Leuchtgasfabrikation sind noch sehr getheilt. Jedenfalls scheinen die
Angaben in dem Prospecte der Aussteller sehr sanguinisch zu sein, und man müßte
staunen über das Verkennen des eigenen Vortheiles seitens der Leuchtgasfabriken,
wenn sie sich gegen dieses Verfahren ablehnend benähmen, vorausgesetzt, daß die
Angaben, die zu Gunsten des Eveleigh'schen Verfahrens
gemacht werden, sich in der Praxis bewähren. Die HH. F. Keates und Professor W. Odling stellten auf
Veranlassung der „Patent-Gas-Company“ mehrere
Versuche im Großen in den Gasanstalten zu Barnet und Peckham, wo diese Methode im Großen geübt
wird, an, und gelangten zu folgenden Resultaten (vergl. Schilling's Journal für Gasbeleuchtung etc. 1873 S. 83).
„Die Quantität und Qualität des bei niedriger Temperatur aus der Gaskohle
direct gewonnenen Gases (bei einer bei Tage noch
sichtbaren Kirschrothhitze) ist eine bessere als bei der gewöhnlichen
Leuchtgaserzeugung bei hoher Temperatur. Allein entgegen diesen Vortheilen
stehen ein größerer Brennmaterial-Verbrauch (ungefähr 33 Procent der der
Destillation unterworfenen Kohlenmenge) und ein höherer Arbeitslohn in Folge der
länger dauernden Destillation. Das Gas besitzt durchschnittlich eine Lichtstärke
von 20 Kerzen. Die Coaksausbeute zeigte wenig Differenz gegen die gewöhnliche
Methode.
Viel ungünstigere Resultate ergibt die Vergasung des Kohlenöles. 20 Centner (1
Tonne) Oel benöthigten zu ihrer Vergasung 19 Centner Coaks und ergaben nur 6267
Kubikfuß Gas von 25 Kerzen Leuchtkraft und 14 1/2 Centner Theerpech; wobei
bemerkt werden muß, daß 20 Centner Silkstone-Kohle bei der erwähnten
Destillation 16,4 Gallons Oel neben 8587 Kubikfuß Gas liefern.“
Die genannten Forscher sprechen auf Grund dieser Thatsachen sich gegen die genannte
Methode aus. Sie sagen: „Wir müssen somit gezwungen, uns gegen Eveleigh's Methode zur Erzeugung von Gas für größere
Städte aussprechen, wenn auch vielleicht gewisse
Ortslagen und Anlagen derselben Vorschub leisten könnten. Der Preis des
Oelgases ist in Bezug zur Leuchtkraft ein hoher, und sein ganzer Effect bestand
nur darin, das Kohlengas aus Silkstone-Kohle auf 23 bis 24 Neuner-Kerzen Leuchtkraft zu erhöhen. Bei
steigender Hitze bemerkten wir immer Störungen im Apparate. Die Temperatur hat
somit Einfluß auf den Gang der Methode. Verstopfungen der Abzugsröhren kamen
nicht vor. Die Permanenz des Gases hielt sich unter sehr ungünstigen Umständen
gut und blieb nicht hinter der des gewöhnlichen Kohlengases zurück.“
Es ist daher noch abzuwarten, wie diese jedenfalls interessante Methode weiter
ausgebildet wird. Auf der Ausstellung präsentirte sie sich nicht im Festgewande. Die
jetzt gebräuchliche Methode der Leuchtgas-Fabrikation aus Steinkohlen bei hoher Temperatur hat einen hohen Grad technischer
Vollkommenheit erreicht, und es heißt, etwas wahrhaft Tüchtiges und Erprobtes
bringen, soll dasselbe die jetzige Methode verdrängen.
Von den Apparaten zur Regulirung, Messung, Prüfung u.s.w. von gereinigtem, also zum
Verbrauche gelangenden Gas hätten wir hier nur den trockenen Regulator für
10 FlammenCaseinenbrenner genannt, da derselbe in allen größeren Casernen des Deutschen
Reiches eingeführt ist., von S. Elster in Berlin zu erwähnen. Dieser
Regulator in Verbindung mit den 10 Brennern gibt einen constanten Gasverbrauch.
Holzschnitt VI, Bd. 214, S. 130
Die Einrichtung dieses in Holzschnitt VI veranschaulichten Regulators ist folgende. Durch E gelangt das Gas an dem Kegelventile c vorbei in der Richtung der Pfeile in einen mit
einer elastischen Membrane b geschlossenen Raum. Die
Membrane hat in ihrer Mitte die Stange g befestigt;
an dieser Stange sitzt das Kegelventil c. Wird nun
der Gasdruck ein größerer, so wird die MembraneMembrame
b gehoben, mit ihr die Stange g und das Ventil c, und der Gasweg bei ff wird verengt, in Folge dessen weniger Gas bei A ausströmen kann. Bei zu geringem Drucke findet das
Gegenspiel statt. k dient zur Entleerung des
condensirten Wassers, d ist eine Schutzkappe für die
Membrane.
Diese Regulatoren werden für 5 bis 250 Flammen fabricirt und können auch für noch
mehr Flammen verwendet werden.
J. Z.