Titel: | Die Fabrication der sogenannten schwedischen Streichzündhölzchen. |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. LXII., S. 370 |
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LXII.
Die Fabrication der sogenannten schwedischen
Streichzündhölzchen.
Ueber die Fabrication der sogenannten schwedischen
Streichzündhölzchen.
Hierüber theilt J. G. Gentele in der neuen deutschen
Gewerbe zeitung unter Anderem Folgendes mit. Als Material für die Zündhölzchen wird
in Schweden ausschließlich das Stammholz der Silberpappel verwendet, welche
verhältnißmäßig billig zu beschaffen ist, da diese Holzart gerade zu anderen
Zwecken, z.B. als Brennmaterial nicht sehr geschätzt wird, weil das Austrocknen
derselben in gröberen Stücken an der Luft nur höchst schwierig erfolgt. Durch eigene
Maschinen werden die runden, nicht gespaltenen Holzblöcke in Furnüre von der Breite
geschnitten, welche die Länge des Hölzchens ist, dann weiter in die kleinen Stäbe
zertheilt, welche die Hölzchen vorstellen, und welche nun vollkommen durch Erhitzung
ausgetrocknet werden, was bei der feinen Vertheilung des Holzes nunmehr keine
Schwierigkeit mehr darbietet.
Die erste Behandlung, welche die Hölzchen erfahren, ist ihre Paraffinirung. Ihre
Enden, worauf die Zündmasse angebracht werden soll, werden in eine Auflösung von
Paraffin in flüchtigem Photogenöl getaucht, oder in solches Photogen, welches an und
für sich genügend paraffinhaltig oder durch Zusatz von Paraffin es geworden ist,
worauf sie wieder getrocknet werden. Es erfolgt dann das Eintauchen in die
Zündmasse, welche eine solche Consistenz besitzen muß, daß an den Hölzchen nur
kleine dünne Tröpfchen, keine dicken Kugeln oder überflüssige Massen hängen bleiben,
welche bei der Anwendung in brennendem Zustande abfallen würden ohne das Hölzchen zu
entzünden.
Gentele hat die von den Hölzchen abgelöste Zündmasse
einer Analyse unterworfen und einige Versuche über Zündmassen angestellt, die sich
auf einem Streichplane von amorphem Phosphor entzünden; die Resultate welche er
erhielt, sind folgende:
Taucht man die Zündhölzchen in's Wasser, so löst sich der größte Theil der Zündmasse
von den Hölzchen, und was sich nicht los löst, kann man mit einem Haarpinsel
abbürsten. Der lösliche Theil hat die Farbe des sauren chromsauren Kalis, und gibt bei der
Concentration sowohl Krystalle dieses Salzes als auch von chlorsaurem Kali, das in
vorwiegender Menge anschießt. Der in Wasser unlösliche Theil, welcher dunkelbraun
ist, gibt die Reactionen auf Blei, Antimon und Schwefel, der sich aus dem Gemische
mit Salpetersäure in geringer Menge anfänglich abscheidet. Die quantitative Analyse
ergab folgendes Verhältniß der gefundenen Bestandtheile:
chlorsaures Kali
32 Procent,
saures chromsaures Kali.
12 „
Oxyde des Bleies
32 „
(natürliches) Schwefelantimon
24 „
wobei nur ungewiß blieb, ob das gefundene Blei als Mennige
oder als Bleisuperoxyd vorhanden war. Es wurden nun Versuche angestellt, um die
Richtigkeit dieses Massensatzes und die Ungewißheit in Bezug auf die vorhandenen
Bleioxyde zu ermitteln, indem paraffinirte Hölzchen in verschiedene Massensätze
eingetaucht wurden. Das unten für diese anzuführende Resultat zeigt, daß in
Wirklichkeit dieses Verhältniß das beste ist, daß es sich schwerlich verbessern
läßt, und daß das Blei darin als Mennige angewendet ist. Die braune Farbe wird durch
ihre Mischung mit Schwefelantimon verursacht.
Es wurde eine große Anzahl von Sätzen versucht, unter welchen wir hier nur die
wirksamsten namhaft machen wollen, wobei das Schwefelantimon fein zerrieben
angewendet wurde. Die beiden Salze wurden mit dem in Wasser zum dünnen Schleim
aufgelösten arabischen Gummi sehr fein zerrieben, dann noch die feinzerriebenen in
Wasser unlöslichen Körper zugefügt und der Teig mit noch so viel Wasser versetzt,
daß er die zum Eintauchen vortheilhafte Consistenz besaß. Nach dem Trocknen wurden
sie auf einem Plane probirt, dessen Anstrich aus 8 Theilen amorphem Phosphor und 9
Theilen Schwefelantimon bestand, und auf welchem Plan sich die Zündhölzchen, die
untersucht waren, ebenso entzündeten, wie auf dem Plane der Schachteln, in welchen
sie in den Handel gebracht wurden: Eine Masse, welche aus 2000 Theilen chlorsaurem
Kali, 2000 Theilen Mennige, 1300 Schwefelantimon, 750 doppelt-chromsaurem
Kali und 670 arabischem Gummi zusammengesetzt war, zündete sehr gut am Plan und
übertrug das Feuer mit Leichtigkeit an die Hölzchen; die Farbe war fast die von
Jönköpings Hölzchen. Die Hölzchen, deren Zündmasse aus 2000 Th. chlorsaurem Kali,
2000 Mennige, 1500 Schwefelantimon, 750 doppelt-chromsaurem Kali und 670
arabischem Gummi zusammengesetzt worden, hatten genau die Farbe von
Jönköpingsfabricat und zündeten sehr gut. Die Masse, welche aus 4000 Theile chlorsaurem Kali, 4000
Th. Mennige, 3000 Schwefelantimon, 1500 doppelt-chromsaurem Kali und 670 Th.
arabischem Gummi zusammengesetzt wurde, gab Zündhölzchen genau vom Habitus des
Jönköpinger Fabricates; sie zündeten sämmtlich am Plan, brannten ruhig und ohne
Geräusch ab, übertrugen das Feuer leicht an die Hölzchen und verhielten sich
vollkommen wie das angeführte Fabricat.
Obwohl nun von einem guten Zündsatze ein Theil der Güte der schwedischen
Sicherheitszündhölzchen abhängt, so ist doch ihr Renommé nicht allein hiervon
abhängig. Eine große Genauigkeit in allen vorkommenden Arbeiten verleiht denselben
außerdem Vorzüge vor anderen Fabricaten. Wenn die Furnüre und die einzelnen Hölzchen
nicht parallel mit den Holzfasern geschnitten werden, sondern der Schnitt die
Längenfasern schräg durchkreuzt, brechen die Hölzchen beim Anstreichen ab. Die
Paraffinirung darf außerdem weder zu stark, noch zu schwach seyn und nur am Ende des
Hölzchens stattfinden, denn sonst brennt das Stäbchen, welches durch die Zündmasse
entzündet ist, zu rasch ab. Die richtige Paraffinirung ist übrigens durch Eintauchen
in verschieden starte Paraffinlösungen leicht auszuprobiren.
Wie angeführt, werden die Hölzchen nur aus dem Holze der Silberpappel hergestellt.
Andere Arten von Pappeln würden sich natürlich ebenso gut dazu eignen. Die harzigen
Hölzer dagegen empfehlen sich weniger, indem sie für die Paraffinirung weniger porös
sind, und beim Brennen einen rußenden, von harzartigen Bestandtheilen herrührenden
Rauch entwickeln. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß man diese Uebelstände durch
Auskochen der geschnittenen Hölzer mit Wasser allein oder mit sodahaltigem Wasser
beseitigen könnte, indem dabei die in dem Holze enthaltenen flüchtigen Oele
verflüchtigt werden würden, welche sich beim Trocknen in ein zurückbleibendes Harz
verwandeln, das beim Brennen das Rauchen veranlaßt. In Gegenden wo kein Pappelholz
anschaffbar ist, dagegen Nadelhölzer reichlich vorhanden sind, würde dieß der
einzige Ausweg bleiben, um ein ähnliches Fabricat erzielen zu können, und die Kosten
können von keinem großen Belange seyn.