Titel: Albert Bastaert's ökonomisches und schnelles Verfahren, Gewebe aller Art zu trocknen.
Fundstelle: Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XXVIII., S. 173
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XXVIII. Albert Bastaert's ökonomisches und schnelles Verfahren, Gewebe aller Art zu trocknen. Aus der Chronique de l'industrie, Juli 1873, S. 182. Mit Abbildungen auf Tab. III. Bastaert's Verfahren zum Trocknen von Geweben aller Art. Das Bastaert'sche System besteht in der Methode, überhitzten, mit Luft gemischten Wasserdampf auf die feuchten Gewebe einwirken zu lassen. Fig. 15 stellt den hierzu dienenden Apparat im senkrechten Durchschnitte dar. Die Handhabung dieses Apparates ist höchst einfach: man braucht nur den Hahn C zu öffnen, um die Operation in Gang zu bringen, oder denselben zu schließen, um die Operation augenblicklich einzustellen. Der Dampf kommt bei A aus einem beliebigen Dampfkessel unter einer Spannung welche zwischen 3 und 6 Atmosphären variiren kann. Nachdem er bei B gereinigt worden ist, gelangt er durch den Hahn C in die Ueberhitzungsröhren D, D und strömt von da, ohne Erhöhung seiner Spannung, als überhitzter Dampf aus den freien Oeffnungen der längs des Rohres E befestigten Ansätze. R ist ein Reinigungshahn, den man im Momente wo der Apparat in Gang gesetzt wird, öffnet. Der gemauerte Ofen M, N, O, P ist so construirt, daß die Ueberhitzungsröhren nicht direct von den Flammen erreicht werden können. I, J, K, L ist ein Schornstein zur Ableitung des verbrauchten Dampfes. Um irgend ein Gewebe zu trocknen, bedarf es weiter nichts, als dasselbe, nachdem man das überschüssige Wasser ausgedrückt hat, seiner Breite nach über den aus der Röhre E dringenden Dampfstrahlen hinweglaufen zu lassen. Bei hoher Temperatur, d.h. bis zu ungefähr 200° C. überhitzt, ist der Wasserdampf ein wesentlich trockenes, mit Begierde Wasser absorbirendes Gas. Durch die Röhrenansätze ausströmend, erwärmt der überhitzte Dampf die ihn umgebende Luft und reißt sie mit sich fort. Uebrigens findet bei diesem Trockenproceß nicht allein das Bestreben des überhitzten Dampfes und der heißen Luft, Wasser zu absorbiren, sondern auch der Dampfdruck behufs der rascheren und vollständigeren Einwirkung auf das Innere der Stoffe nutzbare Verwendung. Andererseits erleichtert das unausgesetzte Zuströmen des Dampfes und der Luft die Hinwegführung des verdunsteten Wassers. Der überhitzte Dampf bildet, indem er durch die Mündungen der nahe bei einander liegenden Ansatzröhrchen in die Luft ausströmt, eine dünne breite Schichte, welche, je nach dem Abstande der Mündungen von dem Gewebe, gegen das letztere mit größerer oder geringerer Kraft unter einer mehr oder weniger hohen Temperatur angetrieben wird. Dieser Umstand ist es, welcher die Anwendung des Bastaert'schen Verfahrens zum Trocknen von Geweben aller Art, starken oder leichten, in Leinen, Baumwolle, Wolle oder Seide, gebleichten, appretirten, bedruckten oder gefärbten gestattet. Je nach ihrer Beschaffenheit werden diese Gewebe den Ausströmungsöffnungen nach Belieben genähert oder von denselben entfernt; man kann außerdem, je nach dem Zustande der zu trocknenden Stoffe, mit veränderlicher Temperatur und Dampfspannung arbeiten, die Zahl der dampfausströmenden Ansätze vermehren, kurz die Wirkung des Dampfes und der mitgerissenen Luft beliebig reguliren. Wenn die Röhre E, wie Fig. 16 zeigt, in einem seitwärts geschlossenen Behälter eingebettet ist, so wird die Luft in beschränkterem Maaße mitgerissen; sind jedoch die Seitenwände des Behälters, wie Fig. 17 zeigt, mit Oeffnungen versehen, durch welche die Luft eintreten kann, so erleichtert dieser Umstand das Mitreißen der Luft. Die Anordnung Fig. 18 stellt ein Gewebe dar, welches mehreremal auf der nämlichen Fläche der Einwirkung des jedesmal aus einer Reihe von Mündungen ausströmenden Dampfes ausgesetzt ist. In Fig. 19 wirken auf beide Seiten des Gewebes Dampfstrahlen, welche doppelten und dreifachen Löcherreihen entströmen. Die Mittel zur Fortbewegung der Gewebe während der Procedur des Trocknens, sowie die Vorrichtungen, um sie während ihres Durchganges durch den Apparat zu spannen und schließlich aufzurollen oder in Falten zu legen, sind hinreichend bekannt und bedürfen daher keiner Beschreibung. Wenn die in ihrer ganzen Breite dargebotenen Gewebe bei ihrem Durchgang durch den Apparat auf einer oder auf beiden Seiten der gleichmäßigen Einwirkung der Dampf- und Luftstrahlen ausgesetzt werden, so begreift man, daß das Trocknen derselben sehr gleichmäßig von Statten geht. Diese regelmäßige Bearbeitung jedes Quadratmillimeters des Gewebes verleiht dem Stoffe eine leichte Appretur und ein sehr gefälliges Ansehen. Der überhitzte Dampf zeichnet sich außerdem dadurch aus, daß die seiner Einwirkung ausgesetzten Stoffe nicht, wie die in anderen Apparaten, insbesondere in Trockenkammern mittelst warmer Luft getrockneten, brüchig, sondern voll und geschmeidig sich anfühlen. Das Bastaert'sche System gewährt, vom ökonomischen Gesichtspunkte aus betrachtet, anderen Systemen gegenüber wichtige Vortheile. Die Erwärmung der Stoffe durch Berührung mit geheizten (Mindern oder durch die von Schlangenröhren ausgehende strahlende Wärme, ist offenbar kostspielig; die Maschinen dieser Systeme bieten überdieß große Condensationsflächen dar, welche eine dauernde Ursache theilweisen Wärmeverlustes sind. Bei der Bastaert'schen Methode dagegen bedarf es keiner Zwischenapparate. Die Gewebe haben behufs des Trocknens einen Weg von kaum 1 Meter zu durchlaufen, während sie bei anderen Systemen einen solchen von 10 und 20 Metern zurücklegen müssen. Der zum Ueberhitzen des Dampfes erforderliche Kohlenverbrauch ist sehr gering; die Kosten werden durch die Volumvermehrung des Dampfes reichlich aufgewogen. Das Quantum des Dampfes, welches den Ansätzen, deren Mündungen nur 1/2 Millimeter im Durchmesser haben, entströmt, kann in Etablissements wo ein zu anderen industriellen Zwecken dienender Dampfkessel bereits vorhanden ist, kaum in Betracht kommen. Mit einem Worte, das System Bastaert's ist einfach, nimmt sehr wenig Raum ein und arbeitet mit Apparaten, welche sich durch ihre Leistungen, sowie durch ihre billigen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten empfehlen.

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Tafel Tab.
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