Titel: | Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman. |
Autor: | Prof. Johann Zeman [GND] |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XXV., S. 161 |
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XXV.
Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873;
mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
(Fortsetzung von S. 95 des vorhergehenden
Heftes.)
Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung.
24. Platt's Kämmmaschine,
PatentEnglische
Specification vom Jahre 1871, Nr. 1297.
Little und Eastwood in
Bradford. (Figur
6 bis 8.)
Ich habe bereits in einem früheren Berichte auf die neue Kämmmaschine hingewiesen,
welche die Firma Platt Brothers in Oldham (bei
Manchester) neben mehreren anderen Maschinen zur Wiener Weltausstellung gebracht
hat.
Um die nähere Erklärung dieser sehr schönen Kämmmaschine zu erleichtern, will ich
etwas auf die bekannte Lister'sche Kämmmaschine
zurückgreifen, wie diese in vielen Spinnereien zur Einführung gekommen ist.
Von einem auf dem Boden vertical stehenden Spulengestelle gehen 4 bis 6 Bänder zum
Speisekopf, bestehend aus einem Paar Riffelwalzen und der bekannten
Schraubengill-Vorrichtung. Sowie beim Fortschreiten der vorderste Kammstab
herabgefallen ist, kommt die Zange und nimmt die aus den Kammnadeln hervortretenden
Wollhaare auf, zieht dieselben bei ihrem Rückgange aus und übergibt den Wollbart dem
ihr entgegenkommenden Uebertragkamm. Letzterer dient nur dazu, die übernommene Wolle
in den langsam sich umdrehenden Kammring einzulegen. Zange und Uebertragkamm bewegen
sich unausgesetzt zwischen dem Speisekopf und Kammring.
Der Einschlagstelle diametral gegenüber werden die aus den Nadeln hervorragenden, in
den Kammstäben des Gillkopfes ausgekämmten Haare von den Abziehcylindern erfaßt und
als ununterbrochenes Band, dem Kammzug, abgegeben; der Kämmling dagegen wird aus den
Nadeln durch Ausstoßplatten ausgehoben und durch Abführwalzen entfernt.
Zur Ausnützung des Kammringes hat man wie bekannt Doppelmaschinen gebaut, bei welchen
zwei diametral gegenüberstehende Einschlagapparate mit je einem dazwischen liegenden
Abzugsapparat erscheinen.
Um nun bei einer solchen Maschine ohne Eintrag für die Leistungsfähigkeit den
Platzbedarf auf ein Minimum herabzubringen, denke man sich die Einschlagapparate
(Spulengestelle, Gillkopf und Uebertragmechanismus) statt rechts und links vom
Kammring, oberhalb desselben angeordnet, die beiden
Spulengestelle horizontal, die beiden Gillköpfe, um die Höhe der Spulenwickel nicht
unnöthig zu vergrößern, etwa unter einem Winkel von 60 Grad gegen einander,
symmetrisch über die Mitte disponirt, statt der im Bogen hin- und hergehenden
Zange und dem entgegengesetzt schwingenden Uebertragkamm eine intermittirend sich
drehende Zangenwalze zwischen Gillkopf und Kammring eingeschaltet, so hat man ein
treffendes Bild der neuen, von Little und Eastwood patentirten Kämmmaschine vor Augen, zumal wenn
man noch hinzufügt, daß die Kammstäbe des Schraubengillapparates und die Zangenwalze
nicht gerade begrenzt, sondern mit Rücksicht auf den Durchmesser des Kammringes
gekrümmt hergestellt werden müssen.
Zur näheren Erklärung der Kämmmaschine nehme ich die Figuren 6 bis 8 zu Hülfe,
welche jedoch nur das Wesentlichste in einfachen Strichen vorführen sollen.
Fig. 6
repräsentirt den Verticalschnitt durch den Einschlagapparat I (Spulenrahmen A, Gillkopf, Zangenwalze C und Kammring D); Fig. 7 gibt die
Ansicht derselben Theile. Die Fortsetzung des Schnittes hätte nur den
Einschlagapparat II, freilich in einer etwas verschiedenen Bewegungsperiode zum
Vorschein gebracht, da die beiden Speiseköpfe um eine halbe Bewegungsperiode von
einander abweichen. Doch trägt dieß weniger zum Verständniß bei, als gerade die
Nebeneinanderstellung des Schnittes und der Ansicht der Hauptorgane in Fig. 6 und 7, wobei noch
die Abzugsvorrichtung II – d. i. für den Speisekopf II – angedeutet
werden konnte.
Figur 8 stellt
den Grundriß der Hauptorgane von Platt's Kämmmaschine
dar.
Die Kämmmaschine ist, wie oben schon bemerkt wurde, doppelseitig angelegt. Verfolgen
wir den Weg des Bandes in der einen Hälfte der Maschine.
Die Riffelwalzen B ziehen abgesetzt das breite Band vom
Spulenrahmen
A ab, welches von den ruckweise sich vorwärts bewegenden
Kammstäben a mitgenommen wird.
Sowie der vorderste Kammstab herabfällt in die untere zurückführende Schraubenreihe,
steht schon die Zangenwalze C bereit mit der bisher
offenen Zange c₁ den vorstehenden Wollbart zu
erfassen und einzuklemmen, zu welchem Zwecke der ganze Gillkopf bis dicht an die
Zangenwalze herabgerückt ist.
Damit das Abziehen des erfaßten Wollbartes nur durch die Nadeln der Kammstäbe unter
Zurücklassung der Kämmlinge erfolge, schlägt die Bürste b in die Nadeln ein und bleibt die Zangenwalze mit geschlossener Zange c₁ eine Zeitlang stehen, während der ganze
Gillkopf mit den Zuführcylindern etc. auf der geneigten Führungsbahn E aufsteigt. Um die langen Wollhaare vollends aus den
Kammstäben auszuziehen, kommt das Abstreichmesser d, von
links nach rechts schwingend, zu Hülfe.
Ist dieß geschehen, so wird die Zangenwalze C um 1/6 Tour
vorwärts gedreht, der Gillkopf wieder herabgerückt und hierbei eine kleine Drehung
der Einziehwalzen B, entsprechend der außerdem
stattfindenden Vorwärtsdrehung der Kammstäbe um eine Stabbreite, veranlaßt. Der
vorderste Stab kommt am Ende der Führungsschrauben an, fällt herab, der hierdurch
freiwerdende Wollbart wird von der unterdessen eingetroffenen Zange c₂ erfaßt und das Spiel setzt sich wie vorher
weiter.
Nach 2/6 Umdrehung ist der Wollbart mit der Zange c₁ zum Kammring D gekommen und in dessen
Nadeln, unmittelbar anschließend an den vorhergegangenen Wollbart, mittelst der
auf- und niedersteigenden Bürste e eingeschlagen
worden, so daß die ausgekämmten Wollhaare nach Außen, die Kämmlinge nach Innen
liegen.
Die Zange c₁ wurde im Momente des Auflegens
geöffnet und bleibt in diesem Zustand, bis sie nach fernerer 4/6 Umdrehung wieder
beim Speisekopf anlangt, den Abzug und die Uebertragung eines späteren Wollbartes
wie früher bewerkstelligt.
Die im Kammring eingeschlagene Wolle wird ununterbrochen zum Abzug zugeführt, durch
das endlose Band f, die sich drehende Flügelwalze g (Fig. 8) glattgestrichen
und endlich durch vertical gestellte kleine Riffelcylinder h als endloses Band abgezogen und durch den rotirenden Trichter i an den Wickelapparat E
abgegeben. Der Kämmling wird etwas später durch zwischen den Nadeln eingeschobene
schiefe Platten ausgestoßen und durch ein Paar Wälzchen k nach der Kanne F entfernt.
Zwischen Abgabecylinder h und dem rotirenden Trichter i ist eine selbstthätige
Abstellvorrichtung
l für den Fall des Bruches des Zugbandes
eingeschaltet.
Was nun die Bewegungen der Maschine betrifft, so gehen dieselben alle von der
Hauptwelle M aus. M betreibt
durch Kegelräder die unter einem rechten Winkel durch die Mitte laufende Welle N, von welcher Stirnräder nach beiden Seiten die Drehung
auf die Welle O übertragen.
Von der Welle O wird abgeleitet:
Der Auf- und Niedergang des Gillkopfes auf der
Führungsbahn E. (Stufenscheibe m, Winkelhebel no, welcher um die feste
Achse P schwingt und durch die Lenkstange p mit der Grundplatte des Speisekopfes verbunden ist;
das Gegengewicht zur Ausbalancirung ist nicht angedeutet.) Hierbei wird durch Hebel
und festen Anschlagstift die Einschlagbürste
b der Kammstäbe in Gang
gesetzt.
Die schwingende Bewegung des Abstreichmessersd. (Stufenscheibe q; Arm r; an dem auf der anderen Seite von d angebrachten Arm zieht eine Spiralfeder für den
Rückgang.)
Die ruckweise eintretende Drehung der ZangenwalzeC, das abwechselnde Oeffnen und Schließen der einzelnen
Zangen. (Kurbel o an der Welle O, Hebel t, u; Sperrklinke und Sperrrad v, welch' letzteres ein Stück mit der frei um deren
Achse sich drehenden Zangenwalze bildet. Die Rückdrehung ist durch eine Gegenklinke
verhindert.
Das Oeffnen und Schließen der Zangen wird durch die an den beweglichen Backen
angebrachten Rollen in Verbindung mit der auf der Walzenachse aufgekeilten
Stufenrolle w erzielt, welche mit der Achse durch den
Hebel u in Oscillation gesetzt wird.)
Die Drehung des Kammringes und der Abzugcylinder. (Der
Kammring D ist mit einem inneren Zahnkranz versehen,
welcher von O durch stehende Welle und Getriebe gedreht
wird und durch verticale Spindeln und Getriebe mit den Abzugscylindern h, l in Verbindung gebracht ist.)
Die Bewegung der Einschlagbürsteefür den Kammring. (Stufenscheibe auf der Welle O und Hebelübersetzung.)
Die Drehung der endlosen Streichbänder f. (Durch Riemen,
Kegelrädchen etc.)
Hinsichtlich der Speisung ist noch Näheres zu
bemerken.
Die abgesetzte Drehung der Zuführcylinder B und die
gleichzeitig stattfindende Vorwärtsdrehung der Kammstäbe erfolgt nur beim
Herabgleiten des ganzen Speisekopfes. Es dreht sich zwar beim Auf- und
Niedergang das in eine am Gestelle feste Zahnstange 1 eingreifende Rad 2 hin und
her; doch überträgt dasselbe seine Drehung auf die Achse 3 vermittelst des
Sperrradmechanismus 4 nur beim Herabgleiten des Speiseapparates. Wenn aber hierbei die Achse 3
vermittelst der Kegelrädchen 5 die Gillschrauben dreht, die Kammstäbe um eine
Stabbreite vorwärts verschiebt, so erhält zugleich der Speisecylinder B vermöge des an seiner Achse sitzenden und in die
Schraube eingreifenden Schneckenrädchens 6 die Drehung, um genau eine der Stabdicke
entsprechende Bandlänge einzuführen.
Bei Aenderungen in der Speisung müssen daher dünnere oder dickere Kammstäbe und dem
entsprechende Führungsschrauben eingesetzt werden.
Die Ausstellungsmaschine ist zum Kämmen von Wollen mit 1 bis 6 ZollDie Maaße sind englische. Stapel bestimmt; sie arbeitet mit 36 bis 40 Doppelhüben pro Minute. Der Kammring hat 5 Fuß Durchmesser und ist
mit 3 Reihen Nadeln besetzt. Die von der Schraubenstrecke vorgelegten Wickel haben
13 Zoll Breite. Der Speisekopf enthält 18 Kammstäbe, 13 oben, 5 unten. Die
Wickelballen mit Kammzug erhalten 8 1/2 Zoll Breite und bis 15 Zoll Durchmesser.
Das vorliegende System wurde wesentlich mit Rücksicht auf kürzere und klettenreiche
Wollen construirt z.B. für Buenos-Ayres und Montevideo Wollen. Die
Leistungsfähigkeit in 10 Stunden wird angegeben mit
120 Pfund
Zug für
1 – 2 zöll.
La Plata-Wolle
200 „
„ „
3 – 4 „
australische Wolle
300 „
„ „
5 – 6 „
englische Wolle
600 „
„ „
6 – 12 „
„
„
Zur Bedienung ist ein Mädchen für zwei Maschinen erforderlich; an Triebkraft 3/4 bis
1 Pferdestärke pro Maschine. Der Preis der beschriebenen
Kämmmaschine wurde mit circa 315 Pfd. Sterling
angegeben.
Diese Kämmmaschine scheint einem fühlbaren Bedürfniß entgegengekommen zu seyn, indem
nach Ingangsetzung der ersten Maschinen zwei Kämmereien mit denselben ausgerüstet
wurden: Carette und Elsen in
Antwerpen und die Wollwäscherei und Kämmerei Döhren bei
Hannover, beide für La Plata-Wollen.
25. Schafwoll-Spinnmaschine von
John Avery in Worcester (Amerika). (Figur 9 bis 11.)
Wie die in der amerikanischen Abtheilung der Maschinenhalle aufgestellte
Schafwoll-Watermaschine von John Avery beweist,
hat man auch jenseits des Oceans der Construction einer continuirlich spinnenden
Maschine für Schafwolle eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Vorzugsweise ist
es das Streckwerk, welches die Constructeure beschäftigt hat, obwohl auch an der
vorliegenden Spinnmaschine eine bei uns weniger bekannt gewordene, modificirte
Ringspindel zur Anwendung gebracht ist.
Wie bei den neueren Schafwoll-Spinnmaschinen hat der Faden im Streckwerk eine
bedeutende Länge, um eine Ausgleichung der Ungleichförmigkeiten im Vorgespinnst zu
befördern. Auch das Röhrchen zur falschen Drahtgebung während des Verzuges fehlt
nicht, ist aber ebenso wie die Auflagerung der Oberwalzen bei den vorderen
Streckcylindern in abweichender, ganz vortrefflicher Weise angeordnet, wodurch eine
wesentliche Erleichterung in der Bedienung der Maschine erreicht wurde.
Wesentliche Abweichung von allen bekannten zeigt der Einzug des Vorgespinnstes. Derselbe findet nicht durch Walzen und nicht
ununterbrochen statt, sondern um den Wagenzug bei der Mule nachzuahmen, abgesetzt in
längeren Fadenstücken auf einmal, welche nach der Ausgabe successive gegen die
vorderen Streckwalzen vorwärtsschreiten und durch deren größere Geschwindigkeit den
verlangten Verzug erfahren.
Indem der Verzug und die (falsche) Drahtgebung jedesmal auf längere Fadenstrecken
vertheilt wird, eröffnet sich die Möglichkeit, die Ausgleichung der unegalen Stellen
– analog wie bei Mule – zu erzielen.
Da die vorderen Streckwalzen in festen Lagern continuirlich sich drehen, so muß der
Einzugsapparat bei seiner abgesetzten Drehung eine fortschreitende Bewegung des
Vorgespinnstes zulassen; zugleich muß auch Vorkehrung getroffen seyn, das dem
Streckwerk übergebene Fadenstück bis zu dessen vollendeter Verziehung von dem
unterdessen vom Spulenwickel abgenommenen frischen Fadenstück getrennt zu
halten.
So schön der Grundgedanke des Streckwerkes sonst zu nennen ist, der vorliegende
Einzugsapparat erfüllt – meiner Ansicht nach – nur unvollkommen seine
Aufgabe, bietet sogar in Folge des Festklemmens des Vorgespinnstes bei gleichzeitig
statthabender Drehung des Einzugwerkes, Anlaß zu neuen Ungleichheiten im Faden.
Unbestritten hat dagegen die Disposition des Röhrchens und der Oberwalzen der
vorderen Streckcylinder große Vorzüge, welche zweifels- ohne auch bald auf
andere Drosselmaschinen und Zwirnmaschinen ausgedehnt werden.
Das Röhrchen ist sehr weit und erhält seine Drehung durch Auflage auf zwei eisernen
Rollen, welche durch Schnüre in Bewegung kommen. An dem Röhrchen ist vorn, bei dem
verengten Auslauf ein Ω artig endender Draht
angebracht, um welchen der Faden geschlungen und von welchem derselbe unmittelbar
zwischen die Streckwalzen eingeleitet wird.
In der Mantelfläche des Röhrchens ist ein Schlitz eingearbeitet. Hebt man daher das
Röhrchen von den Unterlagsrollen ab, so kann man ohne
Zuhülfenahme eines Hakens den Faden in einfachster Weise in das Röhrchen
einbringen.
Bei einem Fadenbruch zieht man den Faden von der Spindel bis zum Vorfaden im
Streckwerk und knüpft an, hebt das Röhrchen, läßt den Faden durch den schrägen
Schlitz eintreten, schlingt sodann durch eine eigenthümliche Bewegung den Faden um
den Drahthaken am Röhrchen und legt dieses ruhig auf die Frictionsrollen hin.
Nachdem die Oberwalzen hängend aufgelagert sind, kehrt der
Faden ohne die Oberwalze rühren zu müssen, sofort an
seine Stelle zwischen die Streckcylinder, wornach also die Arbeit bei vorkommenden
Fadenbrüchen höchst einfach besorgt werden kann.
Nach dieser Vorbereitung kommen wir zu den Figuren 9 bis 11; Figur 9 gibt
den Querschnitt der wesentlichsten Organe der Avery'schen
Spinnmaschine; Figur 10 und 11 geben Schnitt und
Ansicht der Lagerung der Oberwalzen.
Das Vorgespinnst kommt von den Spulen A zur Maschine,
indem es hierbei durch die Einziehtrommel B und Klemme
B' geleitet ist. B
besteht aus zwischen je zwei Bändchen auf der Welle aufgekeilten 5 armigen
Radsternen, welche vermittelst glatter Drähte an den äußeren Enden der Arme
zusammengehalten werden. An den beiden äußersten Armsternen hängen an kurzen
Stängelchen Holzleisten a₁, a₂ u.s.f., welche bei Drehung der Einziehachse
über das Curvenstück b aufsteigen, um das vom
Spulenwickel abgezogene Vorgespinnst ausgespannt zu erhalten, weiter aber auch für
die Einlage zwischen Einziehdrähte und Klemmarme vorzubereiten.
Oberhalb der Einziehtrommel B bewegt sich in einem bei
c drehbar angebrachten Rahmen die 4 armige Klemme
B', welche in Folge des Eingriffes in einen der
Drähte von B bei der Drehung mitgenommen wird und dabei
die Aufgabe erfüllt, den Faden von der Einzugsstelle n
an zu halten bis in die Position m, damit der Verzug,
der Röhrchendraht nicht weiter nach rückwärts sich erstrecke, bevor die neue
Fadenlieferung eintritt.
Die Klemme B' ist für je zwei Bändchen eingerichtet, d.h.
zwischen je zwei Radsternen der Einziehtrommel liegt eine Klemme.
Die Bewegung der Einziehtrommel ist eine abgesetzt drehende, indem das Getriebe d, welches von der vorderen Streckwalze angetrieben
wird, in einem Gehänge e eingelagert ist, welches durch
eine nicht ersichtlich gemachte Stufenscheibe auf- und abwärtsschwingt. Von
der Einziehtrommel geht die Bewegung durch Zahnräder zur Abwickelwalze bei A.
In der gezeichneten Stellung der Theile ist der Proceß des Verzuges des zuletzt
gelieferten Fadenstückes bis zur Hälfte etwa verlaufen. Der Verzug endet, wenn der
vertical gezeichnete Arm in die punktirte Stellung m
gelangt. Hier wird alsdann das durch die Leiste a₁ abgezogene frische Fadenstück, da a₁ vom Curvenstück b herabfällt, zwischen
m und n ausgelegt. Das
Einklemmen des Bändchens hört bei m auf, tritt aber
dafür sofort bei n ein, damit der Verzug etc. nur auf
das Fadenstück mn sich geltend mache. Dieses
Fadenstück rückt nun allmählich bei der Drehung der Einziehtrommel vorwärts;
rascher, jedoch dem statthabenden Verzug gemäß, laufen die Streckwalzen und geben
das verzogene Bändchen an die Spindel E, zur Drehung und
Aufwindung zugleich.
Was die von Potter, wenn ich richtig unterrichtet worden
bin, im Jahre 1867 in Amerika patentirte Verbesserung an der Ringspindel betrifft,
so ist die bekannte, auf dem Ring laufende Oese (Läufer) durch einen in der Mitte
schwach gebogenen Draht ersetzt, welcher mit seinen beiden Enden in einer
kreisförmigen Nuth des Ringes umläuft. Der Faden ist, bevor er zur Spindel gelangt,
um diesen Draht herumgelegt und wirkt analog dem Läufer.
Die Disposition des Röhrchens v und die Lagerung der
Druckwalzen des vorderen Streckwalzenpaares D ist
endlich aus Figur
10 und 11 ohne Weiteres zu entnehmen. w bezeichnet
die Mitnehmwalzen für das Röhrchen.
26. Ducommun's expansibler Schlichtstahl
für Ausbohrmaschinen. (Figur 12.)
Die von der Firma Heilmann-Ducommun und Steinlein ausgestellten Werkzeugmaschinen aller Art
nehmen unstreitig eine hervorragende Stellung in der Maschinenhalle ein, sowohl vom
Standpunkt der zweckmäßigen Construction als auch der sorgfältigen und gefälligen
Ausführung.
Der dießmal noch übrige Raum auf der Figurentafel gestattet nur auf ein kleines, aber
sinnreich ausgeführtes Werkzeug, einen expansiblen Stahl für Ausbohrmaschinen näher
hinzuweisen.
Um nämlich cylindrische Löcher mit aller Genauigkeit und Reinheit, ohne Zuhülfenahme
von Reibahlen etc. auszubohren, den Arbeitsstahl nach erfolgter Abnützung, beim
Schleifen stets auf das genaue Maaß rasch und ohne Zwischenmanipulation (Erhitzen
und Ausrecken u.s.w.) zu bringen, hat man das Werkzeug aus zwei durch
Schwalbenschwanzführung aufs Exacteste verbundene Stücke a und b zusammengesetzt, deren Schneidkanten jederzeit,
ganz nach Bedarf durch den vorzuschiebenden Keil c auf's
Maaß eingestellt werden können.
Mit diesen expansiblen Stählen nimmt man nur den letzten Span, daher dieselben eine
lange Dauer behalten und durch die Einfachheit in der Behandlung reichlich die
Mehrkosten einbringen.
Es kosten:
6 Stück Ausbohrstähle für 20 Millim. starke
Bohrspindeln für
23 bis 35
Millimeter BohrweiteDas
Intervall beträgt 2 oder 3 Millimeter. Die Dicke der Stähle geht von
6 bis 10,5 Millimeter.
9 Thlr.
6 Sgr.
7 Stück
für 28 Millimet.
Bohrsp. und
30– 45 Millimet. Bohrw.
14 „
28 „
8 „
„ 30
„
„ „
32– 50 „ „
17 „
20 „
10 „
„ 35
„
„ „
37– 60 „ „
27 „
14 „
10 „
„ 40
„
„ „
45– 75 „ „
31 „
22 „
11 „
„ 50
„
„ „
55–100 „ „
43 „
3 „
Die nähere Einrichtung dieser Ausbohrstähle ist ohne Weiteres aus Figur 12 zu
entnehmen.
27. Oldfield's Fachbildung für
Gewebeleisten – selvedge motion.
– (Figur
13 und 14.)
Wenn auf einem Webstuhl mehrere Breiten nebeneinander erzeugt werden sollen, dann
erhalten die einzelnen Streifen an der Verbindungsstelle, welche nachträglich erst
aufgeschnitten wird, festere Leisten dadurch, daß man diese mit gekreuzter Kette
webt. Es werden die Kettenfäden an den Rändern der Gewebstreifen nicht wie
gewöhnlich in's Fach genommen, sondern durch eine vom Gazegewebe her bekannte
Litzenanordnung.
Neben den renommirten Webstühlen der Firma G. Hogdson in
Bradford hat der Monteur und Vertreter dieses Hauses J. Oldfield einen kleinen netten Apparat ausgestellt, welcher die Bindung der
Leistenkette bei mehrbreitiger Waare nicht mit gekreuzten, sondern mit
ununterbrochen in einem Sinne sich herumdrehenden
Kettenfäden erzielt.
Es findet thatsächlich ein Zwirnen je zweier zusammengehörigen Kettenfäden statt;
doch liegen zwischen den einzelnen Drehungen die Schußfäden, welche dergestalt
fester umschlungen die Leiste sicherer zusammenhalten sollen.
Um die angedeutete Bindung zu erreichen, sind die Leistenkettenfäden auf kleinen
Röllchen a, b und a'b'
(Figur 13
und 14,
Ansicht und Grundriß des Oldfield'schen Apparates)
aufgewunden und in dem rotirenden Ring c drehbar auf
zwei Spindeln aufgesteckt.
Von der Kurbelwelle aus soll der Ring c gedreht werden.
Hierbei wird einmal der
Faden a, dann der Faden b
in's Oberfach gelangen, während vorn vor dem Rietblatt d
nach jeder halben Drehung des zusammengehörigen Kettenpaares das Einlegen des
Schusses stattfindet.
Nach Maaßgabe der Aufwickelung der gewebten Waare erfolgt die Abwickelung der Fäden
im Ring c. Nur muß in irgend einer Weise vorgesorgt
werden, daß die Fäden stets gespannt bleiben und nicht beim Wechseln des Abstandes
der Spulen von der Fachspitze schlaff in's offene Fach hereinhängen.
Aus diesem Grunde sitzt die Spule a (beziehungsweise a') fest, die andere aber lose auf der Spindel, von
welcher die zweite Spule b nur vermöge der Wirkung der
Spiralfeder mitgenommen wird. Die Feder drückt die lose Spule gegen den quer unten
durch die Spindel durchgesteckten Stift. (Nebenbei bemerkt, muß dieser Stift nach
Herausnehmen des Messingringes c aus dem herumgelegten
eisernen Scharnierband entfernt werden, um die Spindel behufs Austauschens der
Spulen zugänglich zu machen.)
Beide auf derselben Spindel sitzende Spulen sind nach entgegengesetzter Richtung aufgewunden. Was daher von der einen Spule
abgewickelt wird, sucht die andere aufzuwickeln. Es bleibt also die Fadenspannung
erhalten unbeschadet des Abzuges beider Fäden nach Maaßgabe der Aufwindung des
gewebten Zeuges.
Um die Stoffe gleich auf dem Stuhle zu trennen, ist bei e
ein kleines von der Kurbelwelle anzutreibendes Schneidrädchen bemerkt.Berichtigung. Im vorhergehenden
Ausstellungsbericht (erstes Augustheft 1873) lese man Seite 89 und 90 den
Namen des Erfinders und Ausstellers des besprochenen Opener mit verticaler conischer Trommel zur Oeffnung und Reinigung
geringer wie guter Baumwollsorten, „Crighton“, „Crighton und Comp.“,
statt „Brighton.“