Titel: | Ueber Darstellung von Anthracen; von Dr. Greiff. |
Autor: | Greiff |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. CXXII., S. 512 |
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CXXII.
Ueber Darstellung von Anthracen; von Dr. Greiff.
Greiff, über Darstellung von Anthracen.
Seit der Darstellung des künstlichen Alizarins durch Gräbe
und Liebermann ist die Frage über Gewinnung des
Anthracens im Großen in technischen Kreisen vielfach ventilirt worden. Es wurde die
Ansicht ausgesprochen, daß dieser Körper nicht in der nöthigen Menge zu bekommen
sey, und daß andererseits die von den Erfindern vorgeschriebene Bromirung für den
Fabrikbetrieb schwer zu überwindende Schwierigkeiten darbiete.
Mit der Darstellung von Anthracen seit längerer Zeit beschäftigt, bin ich zu der
Ansicht gekommen, daß es nicht schwer werden wird, bei dem heutigen Umfange der
Steinkohlentheer-Destillation, hinreichende Mengen von Anthracen zu
gewinnen.
Die vollständige Reindarstellung dieses Körpers hat einige Schwierigkeiten, welche
indeß bald gelöst werden dürften.
Die letzten Antheile des bei der Theerverarbeitung erhaltenen Destillates geben beim
Auspressen eine grünlich schmutzige Masse, welche viel Anthracen enthält. Man gießt
die dickflüssige Masse auf ein dichtes Tuchfilter und läßt vollständig abtropfen, was mehrere
Tage in Anspruch nimmt. Die zurückbleibende Masse preßt man am besten zwischen
warmen Preßplatten, bis man harte trockene Kuchen erhält, welche weiter gereinigt
werden. Das ablaufende schwere Oel enthält noch viel Anthracen gelöst und bin ich
eben damit beschäftigt dasselbe abzuscheiden.
Die weitere Reinigung, um ein Product vom Schmelzpunkt des Anthracens zu gewinnen,
ist etwas umständlich; doch erhält man schon nach dem ersten Umkrystallisiren aus
leichtem Theeröl ein fast weißes Product.
Günstiger in Bezug auf Reinheit des Productes gestalten sich die Verhältnisse, wenn
man zur Darstellung des Anthracens Asphalt oder Pech verwendet.
Der Punkt, bis zu welchem die verschiedenen Theerdestillerien abtreiben, ist
verschieden, je nachdem der Fabrikant für härteres oder weicheres Pech Verwendung
hat. Es ist deßwegen leicht erklärlich, daß namentlich in den weicheren Pechsorten
noch Anthracen enthalten ist, dessen Menge jedoch nach der Natur und der
Bezugsquelle des Peches wesentlich differirt. Wenn man das Pech in einem eisernen
Kessel erhitzt und dafür sorgt, daß die abgehenden Dämpfe keinen Widerstand finden,
so erhält man ein Sublimat von Anthracen. Am besten verfährt man wie bei der
Sublimation des kohlensauren Ammoniaks oder des Salmiaks.
Das so erhaltene Anthracen ist leichter rein darzustellen, als das aus den schweren
Oelen erhaltene.
Der nach der Sublimation zurückbleibende Asphalt ist härter und spröder geworden, und
wenig verkäuflich; hat man zu weit erhitzt, so bleibt Kohle zurück, und das
Anthracen ist mit Chrysen (?) verunreinigt.
Was die Quantität betrifft, in der das Anthracen im Theer
enthalten ist, so läßt sich darüber eine bestimmte Angabe schwer machen, da die
Ausbeuten sehr wechselnd sind, doch scheint der Gehalt des Theeres an Anthracen
größer zu seyn als an Benzol.