Titel: | Bestandtheile eines Kesselsteines; von E. Reichardt in Jena. |
Autor: | Eduard Reichardt [GND] |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXXXIII., S. 310 |
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LXXXIII.
Bestandtheile eines Kesselsteines; von E. Reichardt in Jena.
Reichardt, Untersuchung eines Kesselsteines.
Bei Besichtigung einer Fabrik an der oberen thüringischen Saale satz ich zufällig
einen Kesselstein von dunkelbrauner Farbe, wie stark manganhaltendes Eisenoxyd, von
festem Zusammenhalte in körnigen oder drusig-krystallinischen Massen. Wegen
der etwas eigenthümlichen äußeren Beschaffenheit ließ ich später die chemische
Untersuchung ausführen.
Der Kesselstein enthielt:
Wasser, bei 100°C. entweichend
2,10
Unlöslich in Salzsäure
17,12
Löslich in Salzsäure
80,78
––––––
100,00
Die in Salzsäure löslichen Theile bestanden aus:
schwefelsaurem Kalk
1,80
Eisenoxyd
1,20
Eisenoxydul
0,22
Mangan
0
kohlensaurem Kalk
68,52
kohlensaurer Talkerde
9,60
–––––
81,34
Der geringe Ueberschuß mag auf der Annahme beruhen, daß sämmtliche Kalk- und
Talkerde als kohlensaure Verbindungen berechnet wurden, leicht aber ein wenig davon
an die später zu erwähnende organische Substanz gebunden seyn konnte.
Zunächst hatte sich die auf die dunkelbraune Färbung gestützte Vermuthung der
Gegenwart größerer Mengen von Eisen und Mangan nicht bestätigt; auch der Gypsgehalt
beträgt äußerst wenig, namentlich der Erfahrung gegenüber, daß die meisten
Kesselsteine aus Gyps zusammengesetzt sind.
Der in Salzsäure unlösliche Rückstand- 17,12 Procent – besaß noch
vollständig die den Kesselstein charakterisirende dunkle Farbe, ergab einen
Glühverlust von 8,25 Proc. und hinterließ völlig weißen, feinsten Thon und Sand,
welcher auch bei wiederholter Behandlung mit Salzsäure nichts an dieselbe abgab. Die
verbrennlichen Theile verhielten sich genau wie Fett und Pech, und bei Nachfrage
wurde auch angegeben, daß ein Gemisch von beiden jährlich zur Verhütung von
Kesselstein zum Anstrich
des Dampfkessels benutzt werde. Der abgesetzte Kesselstein hatte eine Dicke von
2–3 Linien.
Renner (s. dieses Journal Bd. CXLVI S. 221) untersuchte
eine ähnliche Mischung eines Kesselsteines, wo durch Zufall größere Mengen Oel in
den Dampfkessel gelangten und nahm an, daß sich eine Kalk- und
Eisenoxydulseife gebildet habe; derselbe fand allerdings nicht weniger als 75,16
Proc. Oel in dem Kesselstein. Hier ist der vorwaltende Theil kohlensaurer Kalk,
dagegen wird die Farbe durch das Oel und Pech hervorgerufen.
Die eigentliche Zusammensetzung des hier untersuchten Kesselsteines ist folgende:
Wasser, bei 100°C. entweichend
2,10
weißer Thon und Sand
8,87
Oel und Pech
8,25
schwefelsaurer Kalk
1,80
Eisenoxyd
1,20
Eisenoxydul
0,22
Mangan
0
kohlensaurer Kalk
68,52
kohlensaure Talkerde
9,60
––––––
100,00