Titel: | Fr. W. Hohbach's Ofen zur Zimmerheizung mit Steinkohlen. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXXVIII., S. 290 |
Download: | XML |
LXXVIII.
Fr. W. Hohbach's Ofen
zur Zimmerheizung mit Steinkohlen.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Hohbach's Mantelofen zur Zimmerheizung.
In diesem Bande des polytechn. Journals S. 20 (erstes Juliheft) wurde Fr. Wilhelm Hohbach's Patent Ofen mit Circulation, Ventilation und
Desinficirungsapparat hinsichtlich der Principien besprochen, auf welchen die
Construction desselben beruht, auch eine Beschreibung desselben nach beigegebener
Skizze mitgetheilt. Wir liefern hiermit nachträglich eine genaue Zeichnung von
diesem Ofensystem,Patentirt in Bayern am 25. Mai 1865. welches sich bezüglich der Brennstoffökonomie und in sanitätischer Hinsicht
bewährt hat.
Beschreibung der ZeichnungFig.
1–5. – Der Zimmerofen besteht aus dem eigentlichen Ofen oder
Feuerraum A von Gußeisen oder feuerfester Kapselmasse,
einem Aufsatze B von solidem Eisen- oder
Stahlblech, und einem Mantel C von Blech, Gußeisen oder
Thon.
Der gußeiserne, eigentliche Ofen oder Feuerraum A hat
folgende Bestandtheile:
1) eine Gußplatte a, auf welcher der
Ofen ruht;
2) ein Gußstück b von 9'' Höhe und
quadratischem Querschnitt mit dem Aschenbehälter c,
an welchem Luftzüge d zur Regulirung des Feuers
angebracht sind. – Deßgleichen befinden sich rechteckige Oeffnungen e an den beiden Seiten- und Rücktheilen des
Gußstückes b, welche durch Klappen f geschlossen werden können;
3) ein Gußstück b von 9'' Höhe und
achteckigem Querschnitt, das sogenannte Roststück, in welchem der Rost g sich befindet. – Zwischen Gußstück b₁ und b₂
befindet sich ein Verbindungsstück h, das auf das
Viereck passend, oben in das Achteck übergeht;
4) ein Gußstück b₃ von 9''
Höhe und achteckigem Querschnitt, das sogenannte Mittelstück, welches, im Falle
man eine kleinere Sorte Oefen wünscht, weggelassen werden kann. Zwischen
Gußstück b₁ und b₂ befindet sich ein
Verbindungsstück h₁;
5) ein Gußstück b₃ von 9'' Höhe und achteckigem
Querschnitt. Dieses enthält die Füllthür i, welche
letztere wieder mit einem Regulator l versehen ist.
– Zwischen Gußstück b₂ und b₃ befindet sich ein
Verbindungsstück h₂. Im Aufsatze B von Blech und
gleichfalls achteckigem Querschnitte, der den Wärmebehälter bildet, befinden
sich:
6) ein Verbindungsstück h₃, zwischen Gußstück b₃ und
Aufsatz B;
7) eine starke gußeiserne Platte k,
die sogenannte Abschlußplatte, an welcher die Flamme anprallt;
8) ein nach oben offenes Viechrohr m,
welches hier senkrecht eingesetzt ist, das seine Fortsetzung nach unten durch
das außerhalb Aufsatz B und Mantel C befindliche Rohr m
erhält;
9) auf 2/3 der Höhe des Aufsatzes B
befinden sich an der Außenseite des Blechrohres m
flügelartig zwei starke Blech- oder Gußstreifen, welche die sogenannten
Zungen n bilden. Hierdurch wird der Aufsatz B vertical halbirt, wodurch die auf der Vorderseite
des Ofens aufsteigende Flamme rückwärts in umgekehrter Richtung dem
Abzugs- oder Ofenrohr o zugeführt
wird;
10) ein Abzugs- oder Ofenrohr o;
11) eine Abschlußkapsel p, die zum
Zwecke der Reinigung abgenommen werden kann.
Der Mantel C, welcher auf 3'' hohen Füßen ruht, besteht
aus 3 Theilen, r₁, r₂, r₃, von welchen die beiden oberen Theile r₁ und r₂ einen
fortlaufenden Cylinder bilden, während der untere Theil r₃ als Basis oder Sockel
desselben einen quadratischen Querschnitt hat. Bei Benutzung des Ofens werden die
Kohlen durch die Füllthür i in dem Füllraum s bis zu dem Roste g
eingeschüttet. Der Rost g ist um eine Achse b beweglich, d.h. ein sogenannter Klapprost. –
Soll nach erfolgter Verbrennung die Asche in den Aschenkasten c entleert werden, so geschieht dieses durch einfaches Ziehen an dem
Federknopfe u, wodurch Rost g zum Fallen gebracht, und die Entleerung der Asche in den Aschenkasten
c hierdurch bewerkstelligt wird. Nach erfolgter
Entleerung wird der Rost g mittelst der Kurbel v gehoben, wobei obige Feder u unter dem Rost g wieder einklappt und so
denselben in horizontaler Lage festhält.
Zwischen dem Ofen A und dem Mantel C befindet sich ungefähr in gleicher Höhe mit dem Roste ein Kranz f, welcher den Zwischenraum zwischen Ofen und Mantel
abschließt. Der Kranz f ist mit vielen runden oder siebartigen
Oeffnungen versehen, durch welche die vom Boden her aufgesaugte Luft durch den
Zwischenraum zwischen Ofen A und Mantel C streicht, wenn die oben schon erwähnten Klappen f die Seitenöffnungen e
verschlossen halten. Im Gegentheile aber, wenn die Klappen f gezogen sind, werden durch sie die Oeffnungen des Kranzes f geschlossen, und die Seitenöffnungen e geöffnet, wodurch die Luft unter dem Roste g in die Flamme geführt wird. Durch die Klappen f kann somit der Luftzutritt unter dem Roste derart
regulirt werden, um jede erwünschte oder erforderliche, rasche oder langsame
Verbrennung zu erhalten. – Der Klappenmechanismus zum Oeffnen und Schließen
der Klappen f besteht in einem achteckigen eisernen Zaum
w, welcher um das Gußstück b₂ lose gelegt ist, und
durch zwei, außerhalb des Mantels C befindliche Knöpfe
x vertical aufwärts bewegt werden kann, wodurch ein
Oeffnen der Klappen f, welche mittelst Ketten y in dem Zaum w eingehängt
sind, erreicht wird. Sind die Klappen vollständig aufgezogen oder geöffnet, so
klappen an der Innenseite des Mantels C angebrachte
Federn unter dem Zaum w und halten ihn in dieser
Stellung fest. Sollen die Klappen f geschlossen werden,
so drückt man an den Federknopf z; alsdann fällt der
Zaum w und mithin schließen die Klappen, indem sie durch
ihr Eigengewicht fallen, die Luftöffnungen e. Das im
Aufsatze B befindliche Rohr m, welches sich nach unten außerhalb des Mantels C als Rohr m fortsetzt, bis auf einen Abstand
von ungefähr 3'' vom Boden und hier gleichfalls offen
ist, zweigt sich ungefähr 1' vom Boden ein weiteres Rohr
m₂ ab,
welches unter dem Boden durch in's Freie führt. – Das Rohr m hat in der Nähe des Bodens eine Drossel klappe α und Rohr m₂ in der Nähe der Abzweigung eine
solche β. Diese beiden Drosselklappen α und β sind
durch Hebel derart verbunden, daß, wenn eine derselben geöffnet ist, die andere
alsdann abschließt und umgekehrt; was ganz leicht durch eine Viertelsdrehung an
einer auf der Achse der Drosselklappe β
aufgesteckten Kurbel erreicht wird.
Ist diese Drosselklappe α geöffnet und β geschlossen, so circulirt die Zimmerluft vom
Boden weg durch Rohr m₁ und m nach oben; ist die
Drosselklappe β geöffnet und α geschlossen, so tritt frische Luft durch m im Aufsatz B von außen in
den Heizraum ein. Sind während dieser letzten Manipulation die Seitenklappen e geöffnet und ist der Raum zwischen Mantel und Ofen
vermittelst Klappen f abgeschlossen, so wird die vom
Boden angezogene Zimmerluft durch die Klappen e unter
dem Rost g in die Flamme geführt und dort verzehrt.
– Es wird demnach bei dieser doppelten Procedur „Zimmerluft
verzehrt,“ während von außen herein frische Luft (durch Rohr m bis zu circa 62°R.
erwärmt) in den Heizraum
dringt, also dieser desinficirt, ohne daß man genöthigt
ist, Fenster oder Thüren zu öffnen und sich hierdurch Verkältungen durch Zugluft
u.s.w. auszusetzen.