Titel: | Ueber Darstellung von eingebrannten Bildern auf photographischem Wege; von E. Siegwart. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXXXV., S. 393 |
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LXXXV.
Ueber Darstellung von eingebrannten Bildern auf
photographischem Wege; von E. Siegwart.
Aus dem photographischen Archiv, 1869 S.
61.
Siegwart, über Darstellung eingebrannten Photographien.
Die bis jetzt bekannt gewordenen Methoden zur Darstellung von eingebrannten
Photographien haben den Uebelstand, daß man nach ihnen entweder gar nicht, oder nur
mit viel Zeitaufwand Bilder von großen Dimensionen erzeugen kann. Das eine Verfahren
ist der Praxis zu kostspielig, weil dabei nur edle Metalle mit Erfolg verwendet
werden können, und das andere war bis jetzt zu umständlich, denn man braucht dabei
Glaspositive, welche immer einen schon ziemlich geübten Photographen voraussetzen.
Neuerdings tauchen noch andere Verfahren auf, nämlich das Kohleverfahren und
dasjenige von Woodbury. Diese beiden letzteren arbeiten
mit Gelatine, wodurch aber das Einbrennen sehr erschwert wird, denn Gelatine
verleiht den Schmelzfarben die Eigenschaft des Abschuppens in hohem Grade.
Ich will hier ein Verfahren mittheilen, welches äußerst einfach ist, keinen
photographischen Apparat und wenig photographische Kenntnisse erfordert.
Die hierbei angewendete Mischung besteht aus: 60 Kubikcentimetern einer gesättigten
Lösung von doppelt-chromsaurem Kali,
6 1/26
Grammen Gummi arabicum. „
Traubenzucker
in 150 K. C. Wasser,
6 K. C. dickem Glycerin.
Man schüttelt Alles gut durcheinander, filtrirt in ein reines, dunkles Gefäß und läßt
vor dem Gebrauch einige Zeit stehen. Mit dieser Mischung übergießt man eine gut
gerinigte Spiegelglasplatte, die man horizontal auf einen blechernen Trockenkasten
gelegt. Der Trockenkasten richtet sich nach der Größe der Photographien, die man
darstellen will; er wird durch eine untergestellte Weingeistlampe auf etwa
50° C. erwärmt und auf dieser Temperatur erhalten, bis die auf die Platte
gegossene Lösung auf dieser trocken geworden und eine gleichmäßig starke gelbe
Schicht bildet. Zu starkes Erhitzen wirkt der Empfindlichkeit entgegen.
Andererseits bedient man sich einer Zeichnung, als Lithographie, Kupferstich,
Holzschnitt etc., am liebsten auf dünnem Papier, von welcher man eine Copie in
Schmelzfarbe machen will. Je kräftiger diese ist, um so stärker wird das Bild. Man
tränkt sie durch Eintauchen in eine Mischung aus gleichen Theilen Canadabalsam und
Terpenthinöl so lange, bis sie ganz durchsichtig geworden und die Schwärzen wie auf
Glas gemalt hervortreten, und hängt dann zum Trocknen auf. Vollständiges Trocknen
ist von Nichtigkeit, wenn man nachher Flecken im Bilde verhüten will. Die so
durchsichtig gemachte Zeichnung vertritt nun die Stelle eines Glaspositivs. Die
Bildseite der Zeichnung soll auf die empfindliche Schicht zu liegen kommen und über
das Blatt legt man noch eine gut geschliffene Glasscheibe, um innigere Berührung
zwischen der Zeichnung und der Gummischicht zu bewirken.
Das Ganze wird nun einige Minuten dem Lichte ausgesetzt, wobei wie bekannt alle vom
Lichte getroffenen Stellen der empfindlichen Schicht zersetzt und unlöslich gemacht
werden, während die vor den Lichtstrahlen geschützten, also die den Schattenpartien
der Zeichnung entsprechenden Stellen ihre Klebrigkeit beibehalten. Man erhält so ein
klebriges Bild auf trockenem Grunde.
Es wird nun entwickelt und zwar mit recht feinem Schmelzfarbenpulver, welches man
gleichmäßig über die ganze Schicht verbreitet und schließlich, wenn die Zeichnung
den erwünschten Grad von Stärke erreicht hat, mit einem feinen Pinsel sorgfältig
abwischt.
Nöthige Ausbesserungen können nach dem Entwickeln mit Leichtigkeit vorgenommen
werden. Ist das Bild verschleiert, so kann man es durch Erwärmen und Abstauben
bedeutend verbessern. Die Zeichnung soll rein und kräftig auf klarem Grunde
liegen.
Die ganze Schicht wird nun mit einem guten Rohcollodium, dem einige Tropfen Ricinusöl
beigefügt sind, gleichmäßig übergossen, als ob man es mit der Darstellung eines
negativen Glasbildes zu thun hätte. Man läßt nicht zu stark trocknen, wascht dann
durch fortwährendes Hin- und Herbewegen der Platte unter einem nicht zu
starken Wasserstrahl sorgfältig aus, bis das in der Schicht enthaltene Chromsalz zum
größten Theil entfernt ist, und legt dann in eine Schale, die mit angesäuertem
Wasser gefüllt ist. Durch diese letzte Operation wird noch die letzte Spur Chromsalz
in der Schicht aufgelöst und kann durch folgendes tüchtiges Auswaschen vollständig
entfernt werden.
Das Bild ist nun zum Einbrennen vorbereitet, man läßt es trocknen und bringt es in
die Muffel, die man allmählich bis zur Rothgluth erhitzt. Das aufgegossene Collodium
verbrennt und die Zeichnung schmilzt mit Leichtigkeit auf das Glas.
Will man das Bild auf einen anderen Gegenstand einbrennen, als auf der Glasplatte,
die zu seiner Darstellung benutzt wurde, so legt man es nach sorgfältigem Auswaschen
einige Minuten in eine saure Flüssigkeit, die aus 1 Theil Schwefelsäure und 50
Theilen Wasser besteht, wodurch sich das zarte Häutchen von der Unterlage loshebt.
Es ist nun ein Leichtes, die Glasplatte unter dem Häutchen wegzuziehen und sie durch
eine andere zu ersetzen, oder, wenn das Bild groß ist, das Häutchen mittelst
Saugpapier nach bekannter Methode auf andere Gegenstände zu übertragen.
Nach dieser Operation ist abermals recht sorgfältiges Waschen nothwendig, um alle
Schwefelsäure zu entfernen, die, wie bekannt, beim Brennen der ganzen Zeichnung den
Glanz benehmen würde. Dem letzten Waschwasser setzt man vortheilhaft etwas Gummi
oder Zuckerlösung zu, um die Adhäsion des Bildes zur Unterlage zu befördern.
Das angegebene Verfahren eignet sich besonders für Glas- und
Porzellan-Decorationsanstalten, denn man ist dadurch in den Stand gesetzt,
Lithographien, Stahlstiche, Holzschnitte u.s.w., selbst Photographien in
beträchtlicher Größe ohne Schwierigkeit auf schwer schmelzbare Unterlagen
aufzuschmelzen.