Titel: | Ueber das Reinigen des rohen Antimonmetalles. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XLVIII., S. 225 |
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XLVIII.
Ueber das Reinigen des rohen
Antimonmetalles.
Aus der Chemical News,
vol. XVIII p. 183; October 1868.
Ueber das Reinigen des rohen Antimonmetalles.
Um das rohe Antimonmetall (regulus antimonii) zu
reinigen, welches Kupfer, Arsen, Blei, Eisen und Schwefel enthält, schmilzt man es
mit oxydirenden Zuschlägen (Salpeter oder antimonsaurem Antimonoxyd) und reinigenden
Flüssen (Potasche und Soda) zusammen, damit die fremden Metalle oxydirt und
verschlackt werden; oder man verwandelt letztere (Eisen, Arsen, Blei und Kupfer)
durch Zusatz von Schwefelantimon (Antimonium crudum)
oder Glaubersalz in Schwefelmetalle, welche dann in die Schlacke gehen. Durch einen
Zuschlag von Kochsalz werden diese fremden Metalle in Chloride umgewandelt und
verflüchtigen sich entweder als solche, oder sie werden verschlackt. Schwefelantimon
wird durch antimonsaures Antimonoxyd in nachstehender Weise zersetzt:
3 (SbO³, SbO⁵) + 4SbS³ = 10Sb +
12SO².
Kohlensaures Natron zersetzt, als Fluß angewendet, das Schwefelarsen unter Entstehung
von Kohlensäure, Arsenigsäure und Schwefelnatrium. Das letztere verbindet sich mit
dem Einfach-Schwefeleisen (FeS), dem Arsensulfid (AsS³) und dem
Halb-Schwefelkupfer (Cu²S), während die Arsenigsäure an das Natron
tritt. Zur vollständigen Entfernung des Arsens ist ein wiederholtes Umschmelzen mit
Soda erforderlich; durch einen geringen Eisengehalt wird dieselbe erleichtert, indem
sich eine dem Arsenkies ähnliche Verbindung bildet. Enthält das zu reinigende rohe
Antimonmetall kein Eisen, so muß man Schwefeleisen zusetzen.
Dieses reinigende Schmelzen wird in Tiegeln, Flammöfen oder Windöfen vorgenommen.
Damit die Güsse nach dem Erstarren die im Handel so beliebte sternförmige (dem
Farrenkraut ähnliche Krystallgebilde zeigende) Oberfläche erhalten, muß man das
Metall unter einer Schlackendecke erstarren lassen und die Formen müssen vor jeder
Erschütterung geschützt werden.
Auf den Enthoven Lead Works in der Nähe von London wird
das rohe Antimonmetall, seinem größeren oder geringeren Eisengehalte entsprechend,
den man nach dem Ansehen des Bruches beurtheilt, sortirt. Die eisenreichen Stücke
werden mit den eisenarmen zusammengeschmolzen; je 70 bis 80 Pfd. dieses Gemisches
werden mit Kochsalz versetzt und eine bis anderthalb Stunden lang in flüssigem
Zustande erhalten. Dann wird das Metall in halbkugelförmige eiserne Formen gegossen
und nach dem Abschlacken zu Stücken zerschlagen; letztere werden wiederum sorgfältig
sortirt, so daß man ein passendes Gemenge erhält und dann in Chargen von 60 bis 70
Pfd. mit 1 bis 2 Pfd. amerikanischer Potasche und 10 Pfd. Schlacke von einem
früheren Schmelzen eingeschmolzen. Sobald die Charge in Fluß gerathen ist, wird sie
mittelst einer eisernen Stange umgerührt; der Grad, bis zu welchem die Reinigung
vorgeschritten ist, wird nach dem Ansehen der Schlacke beurtheilt. Erscheint diese
glänzend und von tief schwarzer Farbe, so wird das Metall in Formen gegossen und bis
zum Erstarren mit Schlacken bedeckt erhalten. Auf diese Weise kann ein Arbeiter
binnen zwölf Stunden 15 bis 17 Ctr. rohen Regulus reinigen.
In den Antimonhütten zu Septèmes und Bouc wird jeder Tiegel mit 44 Pfd. rohem
Regulus und 12 bis 16 Pfd. eines Gemenges beschickt, welches aus schwefelsaurem und
kohlensaurem Natron, mit etwas Kochsalz versetzt, und reinem abgerösteten
Grauantimonerz besteht. Je zwanzig solcher Tiegel werden auf dem Herde eines
Flammofens sechs Stunden zu mäßiger Rothgluth erhitzt und in dieser Temperatur
erhalten, wobei 4 bis 5 Centr. Steinkohlen verbraucht werden. Das raffinirte Metall
wird in metallenen Formen zu Zainen, Blöcken oder Halbkugeln von 20 bis 24 Pfd.
Gewicht vergossen und nach dem Erkalten abgeschlackt.
Außer diesen sind noch zahlreiche andere Methoden zum Reinigen des rohen
Antimonregulus empfohlen worden. So erhitzt z.B. Wöhler
das Metall mit 1 1/4 Thl. seines Gewichtes Natronsalpeter und 1/2 Thl. kohlensaurem
Natron bis zum schwachen Glühen und laugt die Masse mit Wasser aus, wobei
arsensaures Natron in Lösung geht; dann schmilzt er den aus antimonsaurem Natron
bestehenden Rückstand nach dem Trocknen mit der halben Gewichtsmenge gereinigtem und
gepulvertem Weinstein zusammen und erhält auf diese Weise einen arsenfreien Regulus.
– Meyer empfiehlt das rohe Metall mit 1/4 Thl.
Natronsalpeter und 1/2 Thl. Soda zu erhitzen, die Masse auszulaugen und den
ausgewaschenen und getrockneten Rückstand durch Zusammenschmelzen mit Weinstein zu
reduciren. – Nach Berzelius schmilzt man 2 Thle.
des Metalles mit 1 Thl. antimonsaurem Antimonoxyd zusammen. – Muspratt
empfiehlt das Zusammenschmelzen von 4 Thln. Antimon mit 1 Thl. Braunstein und
wiederholtes Umschmelzen des erhaltenen Regulus mit 1/10 seines Gewichtes Potasche.
– Einen völlig arsenfreien Regulus erhält man nach Bensch auf folgendem Wege: Man schmilzt 16 Thle. rohes Metall mit 1 Thl.
Schwefelantimon und 2 Thln. trockenem kohlensauren Natron eine Stunde lang in einem
Thontiegel, schlackt nach dem Erkalten den Regulus ab, schmilzt diesen nochmals mit
1 1/2 Thln. trockenem kohlensaurem Natron eine Stunde lang und wiederholt dieses
Umschmelzen mit 1 Thl. desselben Flusses noch zum dritten Male. Soll dieses
Verfahren seinen Zweck erreichen, so muß das zu reinigende Antimon stark eisenhaltig
seyn.