Titel: | Zur Frage über die richtige Beurtheilung der Leistungen elektromagnetischer Maschinen; von Dr. A. von Waltenhofen, Professor am Polytechnicum zu Prag. |
Autor: | Adalbert Waltenhofen [GND] |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XVII., S. 89 |
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XVII.
Zur Frage über die richtige Beurtheilung der
Leistungen elektromagnetischer Maschinen; von Dr. A. von
Waltenhofen, Professor am Polytechnicum zu Prag.
von Waltenhofen, über die Beurtheilung der Leistungen
elektromagnetischer Maschinen.
Das erste Octoberheft des Jahrganges 1868 dieses Journals (Bd. CXC S. 1) enthält
einen Aufsatz von Prof. Pierre, worin er mit Beziehung
auf meine zweite über diesen Gegenstand erschienene Abhandlung (polytechn. Journal
Bd. CLXXXVIII S. 345) neuerdings auf die von ihm angeregte Streitfrage über die
Berechnung der Nutzeffecte elektromagnetischer Maschinen zurückkommt.
Nach den bereits gepflogenen Discussionen und bei der Einfachheit der Frage, um die
es sich eigentlich handelt, wird es nicht schwierig seyn, dieselbe zum Abschluß zu
bringen und dabei den Inhalt meiner hierauf bezüglichen Abhandlungen gegen die von
Prof. Pierre neuerdings erhobenen Einwendungen in einer,
wie ich hoffe, jeden weiteren Zweifel ausschließenden Weise aufrecht zu
erhalten.
Ich hätte mich auch dieser Aufgabe sogleich nach dem Erscheinen des oben citirten
Aussatzes von Pierre entledigt, wenn ich nicht durch
Ereignisse, welche mich seither von allen wissenschaftlichen Arbeiten abhielten,
daran verhindert gewesen wäre.
Was Prof. Pierre in seiner oben citirten Abhandlung
erörtert, werde ich hier natürlich nur insofern besprechen, als es sich unmittelbar
auf meine über denselben Gegenstand veröffentlichten Arbeiten bezieht.
Die betreffenden Einwendungen Pierre's lassen sich auf
zwei Hauptpunkte zurückführen. Erstlich beziehen sich dieselben auf die
Berechnungsart des theoretischen Effectes und zweitens auf die Ableitung meiner
dafür aufgestellten Formeln aus der Theorie der Elektrolyse.
In ersterer Hinsicht verweilt Prof. Pierre bei einer
ausführlichen Wiederholung seiner bereits in zwei früheren AufsätzenSowohl im „Anzeiger“ der Wiener Akademie vom 26. März
1868, als auch in seiner im 57sten Bande der bezüglichen Sitzungsberichte
erschienenen Abhandlung über Kravogl's
elektromagnetischen Motor. entwickelten Auseinandersetzung der bekannten und von Niemand in Frage gestellten Thatsache,
daß man es bei dem Betriebe einer elektromagnetischen Maschine durch eine
galvanische Batterie, oder vielmehr bei der Berechnung der theoretischen Arbeit des
in diesem Schließungskreise bei bewegtem Motor stattfindenden Stromes, nicht nur mit
der elektromotorischen Kraft der Batterie, sondern auch mit der elektromotorischen
Kraft der im bewegten Motor auftretenden inducirten Gegenströme zu thun hat.
Weiterhin stellt Pierre die Behauptung auf, daß nach
meiner Angabe jene theoretische Arbeit „einfach dadurch erhalten werde,
daß man in der betreffenden Formel (A = kSE) anstatt der Stromintensität S, welche dem ruhenden Motor entspricht, jene
Stromintensität S' substituirt, welche während des
Ganges der Maschine zum Vorschein kommt,“ so daß jene Arbeit nach
meiner Angabe (mit Beibehaltung der elektromotorischen Kraft E der Batterie) durch die Formel A' = kS'E gegeben seyn soll.
Das Irrthümliche dieser von Prof. Pierre schon in seinen
früheren Aufsätzen ausgesprochenen Behauptung habe ich bereits in meiner Eingangs
citirten Abhandlung nachgewiesen, indem ich (S. 352) dargethan habe, daß es sich bei
der von mir angewendeten und in den besten Quellen über die
bisherigen Leistungen elektromagnetischer Maschinen zu Grunde gelegten
Berechnungsart um das von Prof. Pierre wiederholt bezeichnete
ArbeitsaequivalentDaß man, wenn von der theoretischen Arbeit eines elektrischen Stromes im
Allgemeinen die Rede ist, darunter jene Arbeit zu verstehen hat, welche der
Stromstärke nach Maaßgabe der Gesammtheit der im Stromkreise vorhandenen
elektromotorischen Kräfte entspricht (hier also der Batterie und des Motors)
ist ebenso bekannt als selbstverständlich; es ist aber
auch bekannt, daß bei elektromagnetischen Maschinen von jeher ein
anderer und zwar für diesen Zweck viel rationellerer und praktischerer
Maaßstab gebräuchlich ist, nämlich das der elektromotorischen Kraft
der Batterie entsprechende Arbeitsaequivalent der zum Betriebe des Motors
erforderlichen Zinkconsumtion, oder mit anderen Worten das Arbeitsaequivalent eines dem Arbeite ströme gleichen
Batteriestromes, den man sich mit Ausschluß anderer
elektromotorischer Kräfte in einem Schließungskreise von entsprechendem
Widerstände vorstellen kann. – Um diese beiden Begriffe von
theoretischer Arbeit künftighin ohne schwerfällige Umschreibungen kurz
bezeichnen zu können, will ich jene das „elektrodynamische“ Arbeitsaequivalent, diese
hingegen das „elektrolytische“ Arbeitsaequivalent des
Arbeitsstromes nennen. des aus den elektromotorischen Kräften der Batterie und des bewegten Motors
resultirenden Stromes gar nicht handelt. Ich habe an citirter Stelle ausdrücklich
beigefügt, daß eine Berechnungsart in diesem Sinne
voraussetzen würde, daß man die Batterie und den Motor mit seinen inducirten
Gegenströmen zusammengenommen als die zum Betriebe dienende Stromquelle betrachten
wollte und habe nachgewiesen, daß die besagte Berechnungsart überdieß weder
praktisch ausführbar, noch mit den Anforderungen in Einklang wäre, die man an ein Princip
stellen muß, welches hauptsächlich den Zweck hat, einen sicheren Maaßstab zur
Berechnung der Betriebskosten an die Hand zu geben. Diese einzige Stelle hätte schon
jeden Zweifel darüber beheben können, daß der so eben erörterte Begriff des
theoretischen Effectes unmöglich derjenige seyn kann, auf welchen sich die oben
erwähnte Formel A' = kS'E, wie Pierre meint, beziehen soll.
Was ich aber unter dem theoretischen Effect des Arbeitsstromes verstanden wissen
wollte, ist mit zweifelloser Bestimmtheit aus meinen Arbeiten ersichtlich und
neuerdings wieder auf Seite 348 meines oben citirten Aufsatzes gesagt, wo ich mich ausführlich auf das von W. Petrie ausgesprochene
Princip und auf seine in meinen Abhandlungen mehrfach citirten Arbeiten berufe.
– Prof. Pierre wird selbst zugeben, daß der nach diesem Princip
berechnete theoretische Effect mit der elektromotorischen Kraft der inducirten
Gegenströme nichts zu schaffen hat, sondern einfach dem Producte des Arbeitsstromes
und der elektromotorischen Kraft der Batterie proportional ist. Es handelt sich hier
eben – um von den in der vorigen Anmerkung eingeführten Bezeichnungen
Gebrauch zu machen – nicht um das elektrodynamische, sondern um das
elektrolytische Arbeitsaequivalent des Arbeitsstromes.
Diese Auffassung des theoretischen Effectes scheint mir die natürlichste und
praktischeste zu seyn, wenn es sich um die Beurtheilung der Leistungen einer
elektromagnetischen Maschine handelt. Sie ist nicht ohne Grund die bisher gangbare
gewesen, wie ich in der citirten Abhandlung Seite 347 und 348 durch eingehende
Literaturnachweisungen dargethan habe, was jedoch Prof. Pierre ganz ignorirt.Auf der ersten Seite seiner in Rede stehenden Abhandlung spricht Pierre sogar die Meinung aus, daß die so weit
auseinandergehenden Angaben verschiedener Quellen (über die Leistungen
elektromagnetischer Maschinen) wahrscheinlich weniger in einer
Unzuverlässigkeit der Versuchsdaten, als vielmehr in den Grundsätzen ihre
Erklärung finden dürften, nach welchen bei Beurtheilung der
Leistungsfähigkeit solcher Motoren vorgegangen wurde. – Dieß ist
sicher nicht der Fall. Wenigstens die von mir citirten Quellen – und
ich glaube die meisten, welche überhaupt brauchbare Anhaltspunkte enthalten,
citirt zu haben – weisen keine andere Berechnung des theoretischen
Effectes auf, als entweder nach W. Petrie oder
aus der absoluten Verbrennungswärme des consumirten Zinkes, welche beiden
Berechnungsarten bei Anwendung Grove'scher Ketten
fast zu denselben Zahlen führen.
Das einfache Raisonnement, welches der von mir in Anwendung gebrachten Berechnung des
WirkungsgradesMit dem Ausdrucke „Wirkungsgrad“ bezeichnet man den
Quotienten der wirklichen Arbeit durch die theoretische Arbeit, eine Zahl
also, aus welcher sich durch Multiplication mit 100 der Nutzeffect in
Procenten ergibt. elektromagnetischer Maschinen zu Grunde liegt, ist eben folgendes.
Wenn eine Batterie von n Elementen, deren jedes die
elektromotorische Kraft η besitzt, eine Batterie
also von der elektromotorischen Kraft e = nη zum Betriebe einer elektromagnetischen
Maschine dient und dabei die Stromstärke s stattfindet,
eine Stromstärke nämlich, welche einer Knallgasentwickelung von s Kubikcentimetern per
Minute entspricht, so erfolgt in jeder Zelle eine Zinkconsumtion von s × 0,0322 Milligrm. = s × 322 . 10–10
Kilogrammen per Secunde, wofür ich sζ schreiben will, indem ich 322 . 10–10 = ζ
setze. Die gesammte Zinkconsumtion per Secunde beträgt
sonach offenbar nsζ Kilogramme.
Dieser Zinkconsumtion entspricht ein gewisser theoretischer Effect, welchen wir
sogleich näher betrachten werden, ein Effect, von welchem durch die
Bewegungshindernisse in der Maschine, durch die Rückwirkung der in derselben
auftretenden inducirten Gegenströme und durch die Erwärmung des Schließungskreises
ein gewisser Antheil für die nutzbare mechanische Leistung verloren geht.
Will man nun diesen Nutzeffect in Procenten ermitteln, so ist
gewiß nichts einfacher und natürlicher, als die wirklich gewonnene Leistung mit
derjenigen zu vergleichen, welche derselbe Strom derselben Batterie ohne die
oben aufgezählten Kraftverluste, somit auch ohne die Rückwirkung der inducirten
Gegenströme hätte hervorbringen können.
Dieß führt einfach auf die Frage nach dem theoretischen Effecte eines Stromes von der
Intensität s in einem Schließungskreise, in welchem eben
nur die elektromotorische Kraft e = nη der obigen Batterie vorhanden ist, eines
Stromes, der offenbar dieselbe Zinkconsumtion nsζ wie im obigen Falle mit sich bringt. Die theoretische Arbeit
a eines solchen Stromes ist aber unbestritten keine
andere als a = kse,
wobei k den in meinen Abhandlungen näher bezeichneten
CoefficientenDerselbe hat bei Annahme der Jacobi-Siemens'schen Einheiten und des Meterkilogrammes als
Arbeitseinheit nach meiner Berechnung den Werth: k = 0,0008784. bedeutet, oder – wenn man wieder nη statt e setzt –
a = kη . ns
wie ich stets behauptet und in meiner ersten Abhandlung über
diesen Gegenstand (polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 419) aus dem sogen. Joule'schen Gesetze hergeleitet habe.
Die Art, wie ich diese Ableitung in meiner ersten Abhandlung gegeben habe, scheint
Pierre auf die Meinung geführt zu haben, daß dabei ein Mißverständniß der von mir in
der beigefügten Anmerkung citirten Holtzmann'schen EntwickelungIch bemerke hier gelegentlich, daß ich die Holtzmann'sche Begründung jenes auf empirischem Wege bereits von
Joule und Lenz nachgewiesenen Satzes nicht
als die einzige, sondern lediglich darum allein angeführt habe, weil ich die
gemeinfaßlichste wählen wollte. Aus diesem Gesichtspunkte habe ich sie
vorgezogen, obgleich z.B. Thomson und Clausius das Problem der Stromarbeit in größerer
Allgemeinheit gelöst haben. Man vergleiche Poggendorff in dessen Annalen Bd. LXXIII S. 337 und Wiedemann's Literaturnachweisungen in dessen
„Galvanismus und Elektromagnetismus“ Bd. II S. 931
bis 972. zu Grunde liegt, insofern ich nämlich die elektromotorische Kraft der
inducirten Gegenströme gar nicht erwähnte. – Man wird aber bei nicht ganz
flüchtiger Durchsicht meines Aufsatzes auch leicht bemerken, daß die Entwicklung,
wie ich sie auf Seite 418 und 419 gegeben habe, bis zur Gleichung a = kη . ns ganz allgemein gehalten ist, ohne irgend eine
Beziehung auf elektromagnetische Maschinen. Unmittelbar hierauf heißt es dann
wörtlich: „diese Formel dient zur Berechnung des theoretischen Effectes
eines eine elektromagnetische Maschine bewegenden Stromes, wobei η die elektromotorische Kraft, n die Zahl der Batterie-Elemente und s die während des Ganges der Maschine gemessene
Stromstärke bedeutet,“ wobei es doch wohl selbstverständlich ist, daß
sich diese Berechnung auf keine andere Definition des theoretischen Effectes
beziehen kann als jene, welche der ganzen Abhandlung ausdrücklich zu Grunde gelegt
istEs könnte höchstens eingewendet werden, daß ich die Anwendbarkeit der
allgemeinen Formel a = kη . ns, falls man es mit einer elektromagnetischen Maschine zu thun
hat, ohne eingehende Beweisführung hingestellt und namentlich nicht
erläutert habe, weßhalb hierbei die elektromotorische Kraft der inducirten
Ströme nicht in Rechnung kommt. Dich würde eben zu weitläufigen Erörterungen
geführt haben, welche in einem Journal-Berichte über die Leistungen
des Kravogl'schen Elektromotors gewiß nicht am
Platze gewesen wären, wo es meine Aufgabe war, den Leser in gedrängtester
Kürze mit der mathematischen Formulirung des Principes bekannt zu wachen,
nach welchem man bisher die Leistungen elektromagnetischer Maschinen
beurtheilt hat., nämlich die von W. Petrie ausgesprochene, wovon
Seite 417, 421, 424 und 427 wiederholt die Rede ist. – Insbesondere ist Seite
424 ausdrücklich bemerkt, daß die in meinen FormelnEs ist an der citirten Stelle namentlich von der Formel p = 100/Z' ×
9903/η die Rede, mittelst welcher der
Nutzeffect p in Procenten aus der Zinkconsumtion
Z' in Grammen berechnet wird, die bei
Anwendung von Batterie-Elementen von der elektromotorischen Kraft η per Pferdekraft und Stunde erforderlich
ist. ausgedrückte Berechnungsart den Angaben von W. Petrie über die Leistungen elektromagnetischer Motoren zu Grunde liegt und
Seite 427 ist hervorgehoben, daß ich mit eben diesen Angaben die Leistungen der Kravogl'schen Maschine vergleiche, woraus wieder folgt,
daß meinen Bestimmungen auch derselbe Begriff des theoretischen Effectes zu Grunde
liegen müsse, weil ja mit einer Vergleichung nach verschiedenen Principien gewonnener ZahlenresultateIn seinem im akademischen Anzeiger vom W. März 1868 erschienenen Aufsatze
versucht Prof. Pierre meine Zahlen für die mit
dem Kravogl'schen Motor erhaltenen Nutzeffecte in
Procenten nach einem bekannten Satze auf diejenigen umzurechnen, welche sich
ergeben haben würden, wenn man die theoretischen Effecte nach der
Stromstärke bei ruhendem Motor berechnet hätte, und sagt: „Man
findet aber immer noch Werthe für denselben (Nutzeffect) die zwischen 5
und 17 1/2 (soll Wohl heißen 12 1/2) Proc. liegen, also noch immer viel
bedeutender sind als hie, welche an elektromagnetischen Motoren anderer
Construction bisher beobachtet wurden.“ Nachdem jedoch an
anderen Elektromotoren bisher überhaupt keine auf den theoretischen Effect
des Ruhestromes bezogenen Wirkungsgrade ermittelt worden sind, kann von
einer Vergleichung der bisherigen Bestimmungen mit den von Pierre mit Beziehung auf den Ruhestrom gewonnenen
Zahlen nur insofern die Rede seyn, als die auf den Ruhestrom bezogenen
Wirkungsgrade selbstverständlich durchwegs kleiner ausfallen müssen als die
auf den Arbeitsstrom bezogenen. (Siehe meine zweite Abhandlung S. 355). nichts erreicht wäre.
Aus dem Gesagten erhellt zugleich, daß meine Rechnungen
nirgends darauf abzielen konnten, eine Formel für den theoretischen Effect des
aus den elektromotorischen Kräften der Batterie und des bewegten Motors
resultirenden Stromes abzuleiten, da ich damit nur eine ganz unrichtige
Auffassung des von W. Petrie ausgesprochenen Principes an
den Tag gelegt hätte, welches bei der Berechnung der Wirkungsgrade von dem
theoretischen Effecte eines dem Arbeitsstrome gleichen Batteriestromes
(„elektrolytisches Arbeitsaequivalent“) ausgeht.
Wenn also Prof. Pierre meinen Formeln gegenüber immer
wieder auf die Einwendung zurückkommt, daß sie nicht das Arbeitsaequivalent des
Arbeitsstromes im Sinne der gewöhnlichen Definition („elektrodynamisches
Arbeitsaequivalent“) ausdrücken, so beruht dieß eben nur auf einem
Mißverständniß hinsichtlich des Principes meiner Berechnungsart.
Ebenso unrichtig ist es, wenn Pierre, wie es nach der
Stylisirung seiner Einwendungen scheint, eben diese Berechnungsart als eine erst von
mir herrührende, mir eigenthümliche, betrachtet, obgleich ich dieß selbst nirgends
gethan, sondern vielmehr durch eingehende Literaturnachweisungen gezeigt habe, daß
man es hier mit einer längst bekannten und gangbaren Berechnungsart zu thun hat, nur
mit dem Unterschiede, daß ich die Zinkconsumtion, welche man sonst durch Wägung
ermittelt hat, aus der Stromstärke berechne.
Bezüglich der Berechnung der Wirkungsgrade bezeichnet Pierre (Seite 1, 2, 7 und 9 der Eingangs citirten Abhandlung) die drei
Wege: entweder den theoretischen Effect des Arbeitsstromes im Sinne der FormelDie Buchstaben a, k, s und e haben die bereits angegebenen Bedeutungen und w bedeutet den Widerstand des
Schließungskreises.
a = ks (e – sw), oder
den theoretischen Effect des Stromes bei stillstehender Maschine, oder endlich mit Jacobi das theoretische Arbeitsmaximum zu Grunde zu
legen.
Hinsichtlich der ersten Berechnungsart, bei welcher Pierre
selbst praktische Schwierigkeiten anerkennt, die ihn von der Anwendung abhielten,
habe ich bereits eingehend nachgewiesenPolytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 352., daß sie weder praktisch ausführbar, noch zweckentsprechend ist. Sie ist
aber auch nicht rationell, insofern sie in zweifacher Hinsicht mit allen Analogien
in einem principiellen Widerspruche steht. Vorerst aus dem Grunde, weil sie, wie
schon bemerkt, Batterie und Motor, bezüglich der in Rechnung kommenden
elektromotorischen Kräfte, zusammengenommen als stromgebendes System betrachtet, und
zweitens, weil eben deßhalb der theoretische Effect kleiner ausfällt als der eines
Batteriestromes von gleichem Materialverbrauche, was zur
sonderbaren Maxime führt: einen in der Maschine, deren Wirkungsgrad untersucht
werden soll, bedingten Kraftverlust von vornherein beim theoretischen Effecte in
Abrechnung zu bringen!
Der andere von Prof. Pierre bezeichnete Weg, und zwar
derjenige, welchen er selbst einschlägt, geht vom theoretischen Effecte des Stromes
bei stillstehender Maschine (Ruhestrom) aus.
Eine auf dieser Basis beruhende Berechnung der Nutzeffects-Procente hat aber,
wie ich schon in meiner früheren Abhandlung hervorgehoben habe, nichts Geringeres
gegen sich, als daß sie den in erster Linie in Betracht kommenden praktischen Zweck
einer solchen Berechnung, nämlich die Berechnung der Betriebskosten, verfehlt, weil
der dabei in Rechnung gebrachte theoretische Effect von einem Materialverbrauche
hergenommen ist, der beim Betriebe der Maschine nicht stattfindet.
Wenn Pierre in seiner letzten AbhandlungPolytechn. Journal Bd. CXC S. 9. nachweist, daß die in seiner Weise berechneten Nutzeffecte (Wirkungsgrade)
zu den auf das theoretische Arbeitsmaximum des effectiven Stromes bezogenen in einem
constanten Verhältnisse stehen, so ist damit für die Praxis
nichts gewonnen, und zwar aus dem Grunde, weil das besagte Verhältniß im
Allgemeinen nicht bekannt ist und selbst durch sehr schwierige, umständliche und
zeitraubende Untersuchungen nicht mit der erforderlichen Zuverlässigkeit
ermittelt werden kann. Jenes Verhältnis ist nämlich C ÷ 4k, wobei C die von der speciellen Einrichtung des Motors abhängige
Jacobi'sche Constante bedeutet, von welcher Pierre selbst bei einer anderen GelegenheitIn derselben Abhandlung S. 8 und 9. bemerkt: es dürften die nach der einen oder anderen Methode berechneten
Werthe, trotz aller auf die Messungen verwendeten Mühe und Sorgfalt, wohl kaum
Anspruch auf große Genauigkeit machen können. Man erfährt also auf diesem Wege
nichts über die Betriebskosten, deren Ermittelung doch bei der Bestimmung des
Nutzeffectes die Hauptsache ist.
Am Schlusse seiner eben citirten Abhandlung bemerkt Pierre
bezüglich der Betriebskosten: daß dieselben dem Ausdrucke S'/NSE proportional seyen, wobei S' den Arbeitsstrom, S den
Ruhestrom, E die elektromotorische Kraft der Batterie
und N den nach seiner Definition berechneten Nutzeffect
(eigentlich Wirkungsgrad), nämlich die Größe T/kSE vorstellt, wenn man mit T die von der Maschine geleistete Arbeit bezeichnet. – Offenbar ist
auch mit diesem Ausdrucke kein geeignetes Mittel zur Berechnung der Betriebskosten
an die Hand gegeben, welche sich, wie ich sogleich zeigen
werde, aus dem nach Pierre bestimmten Wirkungsgrade überhaupt nur dann berechnen
lassen, wenn das zur Hervorbringung dieses Wirkungsgradeserforderliche
Verhältniß zwischen Arbeitsstrom und Ruhestrom bekannt ist. – Wenn
ich die in meinen Abhandlungen eingeführten Bezeichnungen beibehalte, so stellt, wie
bereits oben gezeigt worden ist, das Product nsζ den gesammten Zinkverbrauch in der Zeiteinheit vor, während N = l/ks₀e den nach
Pierre bestimmten Wirkungsgrad ausdrückt, wenn die von der Maschine in der
Zeiteinheit geleistete Arbeit mit l und der Ruhestrom
mit s₀ bezeichnet wird. Es ist sonach die zur
Erzeugung der Arbeitseinheit erforderliche Zinkmenge
z = nsζ/Nks₀ e, wofür
man, wegen e = nη auch
z = sζ/Ns₀ kη =
1/N . ζ/kη . s/s₀ setzen kann, woraus erhellt, daß man weil ζ/k eine Constante ist, aus dem nach Pierre bestimmten
Wirkungsgrade für Batterie-Elemente von der elektromotorischen Kraft η die Betriebskosten berechnen kann, wenn das
Verhältniß s/s₀
bekannt ist, bei welchem
der Wirkungsgrad N erreicht wird.Aus dieser Darstellung ist zugleich ersichtlich, daß die von Pierre als Maaß der Betriebskosten erwähnte Größe
S'/NSE,
oder nach meiner Bezeichnung s/Ns₀ e
eigentlich den Werth z/n . k/ζ vorstellt und daher den Betriebskosten nur bei gleicher
Elementenzahl der in Anwendung kommenden Batterien proportional ist.
– Wegen e = nη ist eigentlich 1/Nη . s/s₀ das Maaß des Zinkbedarfes für die Arbeitseinheit. – Um den von mir mit Z' bezeichneten
Zinkverbrauch per Pferdekraft und Stunde in Grammen zu
finden, hätte man obigen Werth von z mit 1000 ×
75 × 60 × 60 zu multipliciren und erhält demgemäß mit Rücksicht auf
den bekannten Werth von ζ/k die Gleichung
Z' = 1/N
. 9903/η . s/s₀,
oder endlich, wenn man den Wirkungsgrad N = q/100 setzt, wobei also q den Nutzeffect in Procenten ausdrückt:
Z' = 100/q . 9903/η . s/s₀.
Hat man dagegen nach dem von mir angewendeten Verfahren den Nutzeffect p in Procenten ermittelt, so findet man nach meiner
Formel:
Z' = 100/p . 9903/η
Siehe meine erste Abhandlung, polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 423.
– Bezüglich dieser und der vorhergehenden Formel sey übrigens noch
bemerkt, daß man die eine aus der anderen auch unmittelbar ableiten kann,
und zwar mittelst der selbstverständlichen Relation q/p = s/s₀.
sofort den Zinkverbrauch per
Stunde und Pferdekraft in Grammen, während man nach der vorigen auf Pierre's Verfahren bezüglichen Formel auf das in den
seltensten Fällen gegebene Verhältniß s/s₀ hingewiesen und daher auch ganz in der Regel
nicht im Stande ist, den Zinkverbrauch und nach Maaßgabe desselben die
Betriebskosten zu berechnen. Wenn man aber auch Gelegenheit hätte, den betreffenden
Motor selbst untersuchen und die den beobachteten Nutzeffecten entsprechenden
Verhältnisse s/s₀
ermitteln zu können, so würde eine solche Ermittelung doch immer eine sehr unsichere
bleiben, und zwar wegen der Hindernisse, welche einer zuverlässigen Messung des Ruhestromes im Wege
stehen. So wie man bei dem Versuche die Widerstände elektromagnetischer Motoren bei
verschiedenen Stellungen der Zuleitungscontacte zu messen, bald den Gedanken
aufgeben wird, diese Widerstände irgendwo in Rechnung zu bringen, wegen der oft ganz
enormen Differenzen der dafür gefundenen Werthe, so ergibt auch die Messung des
Ruhestromes bei verschiedenen Stellungen des Motors nicht selten so abweichende
Resultate, daß sich kein brauchbarer Mittelwerth daraus gewinnen läßt.
Hierin liegt zugleich ein zweiter Grund, welcher überhaupt dagegen spricht, bei der
Berechnung des Wirkungsgrades vom Arbeitsaequivalent des Ruhestromes
auszugehen.Es kann zwar auch die Messung des Arbeitsstromes mitunter durch allzugroße
Intensitätsschwankungen vereitelt werden, doch hindert dieß nicht die
Ermittelung des Wirkungsgrades, wenn man vom elektrolytischen Arbeitsaequivalent ausgeht, weil dieses im
schlimmsten Falle durch Wägung der Zinkplatten ermittelt werden kann, wenn
man den Motor eine entsprechende Zeit arbeiten läßt.
Der dritte von Pierre aufgezählte Weg, nämlich vom
theoretischen Arbeitsmaximum des Arbeitsstromes auszugehen, stoßt wieder auf das
Hinderniß, daß er die Kenntniß der Jacobi'schen Constante des
Motors voraussetzt, von welcher bereits oben gesagt wurde, daß die
Schwierigkeiten ihrer Ermittelung ein Verfahren, welches diese voraussetzt, für die
Praxis nachgerade unausführbar machen.
Da sonach von den besprochenen drei Berechnungsarten zwei
nicht praktisch ausführbar sind, die dritte aber, insofern sie die Entwicklung
der Betriebskosten nicht gestattet, nicht zweckentsprechend ist, so ist man um
so mehr auf die von W. Petrie und in meinen Abhandlungen erörterte
Berechnungsart angewiesen, von welcher ich bereits nachgewiesen habe, daß
sie zugleich ganz rationell und praktisch ist.
Wenn Prof. Pierre (S. 5 seiner Eingangs citirten
Abhandlung) dagegen einwendet, daß nach dieser Berechnung des theoretischen Effectes
die zur Erzeugung einer Arbeitseinheit erforderliche Zinkmenge bei bewegtem Motor
gleich groß ausfällt wie bei ruhendem Motor, so beruht dieß eben auf einer
unrichtigen Auffassung des hier zu Grunde liegenden Principes, nach welchem das der elektromotorischen Kraft der Batterie entsprechende
Arbeitsaequivalent der Zinkconsumtion als theoretischer Effect zu
betrachten ist. Dieß in aber nichts Anderes als der theoretische Effect eines dem
Arbeitsstrome gleichen Batteriestromes, in einem
Schließungskreise, in welchem man sich überhaupt gar keinen Motor vorzustellen hat,
und wobei daher auch von einer Verschiedenheit des der Arbeitseinheit entsprechenden Zinkquantums bei
ruhendem oder bewegtem Motor keine Rede seyn kann.
Somit entfallen auch die weiteren Folgerungen, welche Pierre aus dieser Einwendung ableitet, wie z.B. daß der zur Erzeugung
einer Arbeitseinheit erforderliche Zinkverbrauch von der Geschwindigkeit und
Belastung der Maschine unabhängig wäre, als nicht hierher gehörig und ebenso
unbegründet, als wenn man z.B. bei der Betrachtung der Leistungen eines durch Wärme
bewegten Motors es als unzulässig bezeichnen wollte, das Arbeitsaequivalent der
Heizkraft des aufgewendeten Brennmateriales als theoretischen Effect anzusehen, weil
ja hierbei die Abhängigkeit jenes Verhältnisses von Geschwindigkeit und Belastung
der Maschine ebenfalls nicht ersichtlich ist.Von derselben Art sind auch die bekannten vergleichenden Angaben von Joule und Scoresby
über die Arbeitsleistungen der elektromagnetischen Motoren, Dampfmaschinen
und Pferde.
Wenn man übrigens von einem Ausdrucke für den theoretischen Effect verlangt, daß
daraus die Abhängigkeit des besagten VerhältnissesZwischen Arbeit und Materialverbrauch. von Geschwindigkeit und Belastung ersichtlich sey, so darf man ebenso wenig
den theoretischen Effect des Ruhestromes in Anwendung bringen, wobei ja ebenfalls
einer Arbeitseinheit ein constantes Zinkquantum entspricht.
Ebenso unhaltbar sind aus gleichem Grunde die weiteren Einwendungen, wenn Pierre tadelt, daß vermöge meiner Formel a = kse jeder
bestimmten vom Motor verrichteten Arbeit nur ein einziger Werth des Arbeitsstromes
entsprechen würde und so oft der Motor dieselbe Arbeit verrichtet, dieselbe
Intensität des Arbeitsstromes auftreten müßte, – eine Einwendung, welche
zugleich eine Mißdeutung meiner Formel in sich schließt, weil
a nicht die vom Motor verrichtete Arbeit,
sondern vielmehr die Arbeit vorstellt, welche ein Strom s bei nicht vorhandenem Motor hervorbringen könnte. – Aus
der obigen Formel folgt weiter gar nichts, als daß gleichen Strömen bei gleichen
elektromotorischen Kräften gleiche Arbeiten entsprechen, wie es auch nicht anders
seyn kann, wenn Wärme und Arbeit aequivalent sind. Dasselbe setzt man ja auch
voraus, wenn man, wie Pierre, den theoretischen Effect
des Ruhestromes berechnet.
Wenn endlich Prof. Pierre auf Seite 7 seiner citirten
Abhandlung sagt: daß, wenn Jemand bei Beurtheilung der thatsächlichen Leistungen
eines elektromagnetischen Motors von dem bei arbeitender Maschine zur Erzeugung einer Arbeitseinheit
in jeder Zeiteinheit theoretisch erforderlichen Materialverbrauche ausgehen will,
doch gefordert werden müsse, daß dieser Materialverbrauch aus einem Ausdrucke
abgeleitet werde, welcher den Zusammenhang zwischen theoretischer Arbeit und jenem
Verbrauche richtig darstellt, – so ist dagegen
weiter nichts einzuwenden als daß diese Bemerkung auf den vorliegenden Fall aus dem
Grunde nicht paßt, weil einerseits die dabei in Verwendung gebrachte Berechnungsart
eben nicht von dem bei arbeitender
Maschine der Arbeitseinheit entsprechenden Materialverbrauch ausgeht,
sondern vielmehr von dem Arbeitsaequivalente, welches der gleichen
Materialconsumtion bei nicht vorhandener Maschine
entsprechen würde, – und weil andererseits eben dieses Arbeitsaequivalent
durch die dafür aufgestellte Formel a = kse ohne Zweifel richtig
dargestellt wird, wie bereits hinlänglich erörtert worden ist.
Soviel über die Einwendungen gegen die von mir in Anwendung gebrachte Berechnungsart
des theoretischen Effectes; es erübrigt mir jetzt noch die Einwendungen zu
besprechen, welche gegen meinen aus der mechanischen Theorie der Elektrolyse
hergenommenen Beweis für die Richtigkeit meiner Formeln erhoben worden sind.
Ich habe nämlich in meiner zweiten Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S.
349–351) mit Hülfe des Thomson'schen Satzes
bewiesen, daß
kη = ζϑμ
wobei k und η dieselbe Bedeutung haben, wie in der Formel a = kη . ns, während ζ,
wie oben, die der Stromeinheit in der Zeiteinheit entsprechende Zinkconsumtion in
jeder Zelle, ferner ϑ die Wärmemenge
vorstellt, welche der Gewichtseinheit Zink nach Maaßgabe der elektromotorischen
Kraft der Batterie-Elemente entspricht und μ das mechanische Aequivalent der Wärme bedeutet. – Da nun
ns . ζϑμ offenbar das der gesammten Zinkconsumtion in der
Zeiteinheit entsprechende Arbeitsaequivalent, das heißt den theoretischen Effect a eines Batteriestromes s
vorstellt, so war damit bewiesen, daß a = kη . ns
seyn müsse, wie ich es in meiner ersten Abhandlung mit Beziehung auf das Joule'sche Gesetz ausgesprochen habe.
Dagegen macht nun Pierre (Seite 4 seiner Eingangs citirten
Abhandlung) die Einwendung, daß ζϑμ nur dann der elektromotorischen Kraft der
angewendeten Batterie-Elemente proportional sey, wenn s die eben dieser elektromotorischen Kraft entsprechende Stromstärke
bezeichnet, aber nicht mehr, wenn s die Intensität des
Arbeitsstromes vorstellt, weil bei arbeitendem Motor auch ϑ nicht den der elektromotischen Kraft der
Batterie bei
ruhendem Motor entsprechenden Werth haben könne. – In der weiteren Ausführung
dieses Einwurfes gelangt nun Pierre zu Schlußfolgerungen,
mit welchen er die Unrichtigkeit meiner Behauptung, daß kη = ζϑμ
ist, darzuthun meint.
Es ist nicht meine Schuld, wenn Pierre, indem er der Größe
ϑ eine andere Bedeutung als die von mir
angegebene beilegt, zu ungereimten Folgerungen aus einer in dieser Weise unrichtig
interpretirten Formel gelangt.
Ich habe mit ϑ die Wärmemenge bezeichnet,
welche der Gewichtseinheit Zink nach Maaßgabe der
elektromotorischen Kraft der Batterie, in welcher die Consumtion
stattfindet, entspricht, was man auf Seite 349 meiner oben citirten Abhandlung nicht
nur angegeben, sondern überdieß – um jede Zweideutigkeit zu vermeiden
– mit dem Beispiele erläutert findet, daß diese Größe ϑ – vermöge der in den betreffenden
Ketten stattfindenden chemischen Actionen – bei Anwendung einer Grove'schen Kette 1287 und bei Anwendung einer Daniell'schen 772 Wärmeeinheiten beträgt, wenn man
nämlich – nach meinen BestimmungenPolytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 204. – die elektromotorischen Kräfte der genannten Ketten beziehungsweise
= 20 und 12 annimmt. Die Größe ϑ
stellt also keineswegs, wie Pierre annimmt, die
Wärmeentwickelung vor, welche der Gewichtseinheit Zink in einem außer der gegebenen
Batterie noch andere elektromotorische Kräfte enthaltenden Stromkreise entspricht;
sie hat vielmehr mit den außerhalb der Batterie etwa noch vorhandenen
elektromotorischen Kräften gar nichts zu schaffen, da sie
lediglich durch die Beschaffenheit der in der Batterie stattfindenden chemischen
Processe bedingt ist und daher durch die Gegenströme des Motors so wenig
geändert werden kann wie die Atomgewichte der bei jenen Processen entstehenden
Verbindungen – Ebenso ist unter dem Arbeitsstrome s im Sinne der ausdrücklich zu Grunde liegenden von W. Petrie gegebenen Definition des theoretischen Effectes,
wie gesagt, nichts Anderes zu verstehen, als ein dem Strome bei arbeitendem Motor an
Intensität (und Materialverbrauch) gleicher Batteriestrom, ein Strom also, der in
der That nur durch die elektromotorische Kraft der Batterie hervorgebracht
angenommen wird.In diesem Sinne – mit
Rücksicht auf die Zinkconsumtion nämlich – kann man also
wohl sagen, daß die im Motor inducirten Ströme nur einen Theil des
Ruhestromes compensiren, ohne auf die nur von der elektromotorischen Kraft
der Batterie abhängige Wärmemenge ϑ
einen Einfluß nehmen zu können.
Die Wärmemenge, welche Pierre irrthümlich unter dem ϑ meiner Formeln versteht,Daß diese Wärmemenge, diejenige nämlich welche im Stromkreise des bewegten
Motors der Gewichtseinheit Zink entspricht, allerdings auch bei gleicher
Batterie nicht constant, sondern mit der Gesammtheit der im Stromkreise
wirksamen elektromotorischen Kräfte veränderlich ist, folgt aus der unter
derselben Voraussetzung bestehenden Abhängigkeit der theoretischen
Stromarbeit von jenen elektromotorischen Kräften, wie aus meinen eigenen
Erörterungen hervorgeht. wäre auch in der That nicht geeignet, bei der Berechnung des Wirkungsgrades
einer elektromagnetischen Maschine als Grundlage zu dienen, aus Gründen, die ich
bereits ausführlich genug erörtert habe.Aus denselben Gründen nämlich, aus welchen ich die praktische Unanwendbarkeit
der nach der Formel a = ks (e –
sw) vorzunehmenden Berechnung der
theoretischen Effecte dargethan habe. Nach diesen Auseinandersetzungen in
meinem citirten Aufsatze ist aber nicht erklärlich, wie so Prof. Pierre auch in seiner letzten Abhandlung noch
immer von der Meinung ausgeht, daß ich diese von mir so eingehend als
unpraktisch dargelegte Berechnungsart nur in Folge eines Mißverständnisses
der Holtzmann'schen Abhandlung nicht angewendet
habe; – und wenn ich mich auch in meinen beiden Abhandlungen nicht
überall deutlich genug ausgesprochen haben sollte, so hätten doch die
wiederholten Hinweisungen auf die Arbeiten von W. Petrie, welche mir als Grundlage dienten, genügen können, um jeden
Zweifel über meine Formeln und Sätze auszuschließen und jede unrichtige
Interpretation derselben zu vermeiden.
Die weiteren Einwendungen Pierre's, welche hierauf folgen,
habe ich bereits oben widerlegt und den übrigen Inhalt seiner Abhandlung habe ich,
da er sich nicht mehr auf meine Arbeiten bezieht, nicht weiter zu besprechen.
Diese Auseinandersetzungen dürften genügen, um die wissenschaftliche Correctheit und
praktische Zweckmäßigkeit der von mir angewendeten Berechnungsart darzuthun. Man
wird sogar zugeben müssen, daß dieselbe unter allen
besprochenen die einzige geeignete ist.Wollte man, wie es auch mitunter geschehen ist, das Arbeitsaequivalent der
absoluten Verbrennungswärme des consumirten Zinkes als theoretischen Effect
in Rechnung bringen, so hätte man dabei den Motor mit
Einschluß der Batterie als das System, dessen Wirkungsgrad
ermittelt wird, zu betrachten. Für mich aber kann ich, wie gesagt, nicht das Verdienst in Anspruch nehmen,
dieselbe erst erfunden oder zuerst ausgesprochen zu haben, wie es nach der
Stylisirung der von Prof. Pierre dagegen gemachten
Einwendungen scheinen könnte. Ich habe nur ein längst bekanntes und angewendetes
Princip bei Berechnung der Leistungen des Kravogl'schen
Motors in Anwendung gebracht und bei dieser Gelegenheit zweckdienliche Formeln an
die Hand gegeben, indem ich dabei die aus neueren Untersuchungen hervorgegangenen
physikalischen Konstanten benutzte und den Betrag der Stromstärke als Maaß für die
sonst durch Wägung bestimmte Zinkconsumtion einführte. – Die Einwendungen Pierre's
haben mir ferner
Veranlassung gegeben, das besagte Princip aus verschiedenen Standpunkten näher zu
beleuchten und dadurch, wie ich hoffe, die richtige Würdigung und weitere
Verbreitung desselben zu fördern.
Prag, 2. Januar 1869.