Titel: | Ueber die Correction der im Breithaupt'schen Institut zu Cassel angefertigten Distanzmesser auf Glas. |
Autor: | Spangenberg |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XXXIV., S. 107 |
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XXXIV.
Ueber die Correction der im
Breithaupt'schen Institut zu Cassel angefertigten Distanzmesser
auf Glas.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ueber die Correction der Breithaupt'schen Distanzmesser auf
Glas.
Bereits im April 1864 machte ein Artikel in diesem Journal (Bd. CLXXII S. 259)
– welcher in Carl's Repertorium für physikalische
Technik Bd. I übergieng – auf die in Glas geschnittenen Fernrohrnetze und
Kreuze aufmerksam, welche in dem mathematisch-mechanischen Institut von Breithaupt und Sohn zu Cassel
seit jener Zeit gefertigt werden.
Ein weiterer ausführlicher Aufsatz weist im 1sten Heft Bd. II von Carl's Repertorium die Vorzüge der „Breithaupt'schen Netze und Kreis-Mikrometer
auf Glas für Mikroskope und Fernröhre“ gegenüber ähnlichen aus
Spinnenfäden hergestellten Vorrichtungen nach, und erwähnt schließlich noch eines
Reichenbach'schen Distanzmessers auf Glas, welcher für die frühere
kurhessische Landesvermessung angefertigt worden war und eine gewiß noch nicht
übertroffene Leistungsfähigkeit zeigte.
Die Reinheit und Genauigkeit der Breithaupt'schen
Glastheilungen hat während der kurzen Zeit ihrer Anwendung sich die Anerkennung der
Sachverständigen in solchem Maaße erworben und diesen Mikrometern eine solche
Verbreitung verschafft, daß es überflüssig erscheint, ihre Vorzüge noch weiter
hervorzuheben; nur bezüglich des Reichenbach'schen
Distanzmessers dürfte eine weitere Notiz nicht unstatthaft seyn.
Hrn. Hofmechanicus Breithaupt ist es gelungen, für jedes
ihm übersendete Fernrohr auf eine einfache Weise und ohne Rechnung die Entfernung
der Parallelstriche, welche bei einer bestimmten Distanz der Meßlatte einem gewissen
Theil des Meßlattenbildes entsprechen sollen, zu ermitteln und vermittelst seiner
vorzüglichen Längentheilmaschine diese Entfernung mit einer Fehlergrenze von 1/1000
Millimeter auf ein dünnes Glasplättchen zu übertragen, welches alsdann an der Stelle
der Parallelfäden im Ocular-Kopf befestigt wird.
Bei dem Huyghens'schen Doppelocular, welches zu diesen
Distanzmessern gewöhnlich verwendet wird, ist bekanntlich die Brennweite der
Collectiv-Linse 3mal so groß als die des Augenglases, die Entfernung dieser
beiden Linsen doppelt so groß als die Brennweite des Augenglases und die Entfernung
des Fadenkreuzes von der Collectiv-Linse = der Brennweite des Augenglases.
Für normale Augen steht also das Fadenkreuz in der Mitte zwischen den beiden
Ocularlinsen. Damit aber auch das nicht normale Auge das Fadenkreuz deutlich sehen
könne, muß entweder die Blende des letzteren oder aber die Fassung des Augenglases
zum Verschieben längs der Fernrohrachse eingerichtet seyn. Bei den Instrumenten mit
corrigirbarem Reichenbach'schem Distanzmesser ist es so
ziemlich einerlei, welche Art der Verschiebung angewendet wird, da die Entfernung
der Parallelfäden bei einmal festgestelltem Diaphragma regulirt werden kann. Anders
aber verhält es sich mit den auf Glas geschnittenen Distanzmessern, denn es hängt
die Entfernung der Parallelstriche wie bekannt und unter Anderem in Bauernfeind's Elementen der Vermessungskunde Bd. I
§ 179 gezeigt wird, von der Stellung des Glasplättchens gegen die
Collectiv-Linse ab. Sind nun die Parallelstriche für die Bedingung, daß der
Abstand derselben vom Collectiv = der Brennweite des Augenglases sey, gezogen, so
würden sie eine unrichtige Entfernung angeben, wenn man diesen Abstand vergrößern
oder verringern wollte. Im ersteren Falle würde nämlich das Bild desjenigen Lattentheiles, welcher
bei normalem Stand des Glasplättchens genau zwischen die Parallelstriche fallen
soll, kleiner ausfallen, der Distanzmesser also eine zu große Entfernung angeben,
– im anderen Falle würde das Gegentheil stattfinden. Wenn gleich nun demnach
die feste Stellung des Distanzplättchens als Forderung
erscheint, so hat Hr. Breithaupt dennoch die gewöhnliche
Construction des beweglichen Diaphragma's vorläufig beibehalten, weil dadurch
gewissermaßen eine Correction des Glasdistanzmessers
möglich wird und so die entferntesten Bedenken rücksichtlich seiner Anwendung
schwinden müssen. Diese Correction besteht einfach darin, daß man das Fernrohr auf
eine Nivellirlatte richtet, deren Entfernung vom vorderen Brennpunkt des Objectivs
bekannt ist und beobachtet, ob der Distanzmesser die dieser Entfernung entsprechende
Anzahl Theile des Lattenbildes deckt oder nicht. Im letzteren Falle ist die
Verschiebung des Distanzplättchens nöthig, welchem das Augenglas in seiner Bewegung
folgen muß, damit die Parallelstriche deutlich gesehen werden. Da bei dieser
Correction auch das Collectiv in der Fernrohrachse vor- oder rückwärts bewegt
werden muß, so ist eine Wiederholung des ganzen Verfahrens nöthig.
Die Bewegung des Augenglases kann gewöhnlich durch Aus- oder Einschrauben
bewirkt werden; sollte jedoch das Gewinde der Augenglasfassung zu kurz oder zu
ausgelaufen seyn, um ohne Gefahr die Schraube lösen zu können, so dürfte sich die
Vervollständigung des Oculars empfehlen, welche bei einem Instrumente der Casseler
höheren Gewerbeschule zur Anwendung gekommen und durch Fig. 9 im Durchschnitt
dargestellt ist.
a... a ist die alte Hülse des Ocular-Kopfes, in
welchem der die Fadenkreuzblende tragende Cylinder b...
b mittelst der Correctionsschrauben C... C
verschoben werden kann. Der um die Hülse gelegte Mantel d...
d dient zur sicheren Führung der Augenglasfassung g... g, deren tiefes eingeschnittenes Schraubengewinde in die Futterhülse
e... e greift. Die letztere wird mit dem Mantel
durch die Schrauben f, f verbunden, welche, wenn sie
angezogen werden, zur Feststellung des Augenglases dienen und durch Schlitze gehen,
die in der Hülse a.... a eingeschnitten sind.
Für neue Fernrohre empfiehlt Hr. Breithaupt die in Fig. 10
dargestellte einfachere Construction. Da hier die Futterhülse h... h so lang ist, daß sie den Blendenring i...
i einschließt, so wird, nachdem einmal zum Behuf des deutlichen Sehens die
Entfernung vom Augenglas bis zum Glasplättchen für ein bestimmtes Auge normirt ist,
an dieser Entfernung nichts mehr geändert, wenn man zur Correction des
Distanzmessers die Futterhülse h... h in der äußeren
Hülse k... k vor- oder zurückschiebt. Es ist
einleuchtend, daß bei dieser Einrichtung des Ocular-Kopfes die ganze Arbeit
der Correction erleichtert wird.
Spangenberg, Lehrer
der Ingenieur-Wissenschaft an der königl.höheren Gewerbeschule zu
Cassel.