Titel: | Ueber Heizkraft-Bestimmungen österreichischer Steinkohlen. |
Autor: | J. Mörath, Fr. Schwackhöfer |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XIII., S. 27 |
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XIII.
Ueber Heizkraft-Bestimmungen
österreichischer Steinkohlen.
Ueber Heizkraft-Bestimmungen österreichischer
Steinkohlen.
Herr C. Schinz hat in Nr. XV seiner pyrotechnischen
Rundschau im ersten Maiheft (Bd. CLXXXIV S. 240) dieses Journals hinsichtlich
unserer Heizkraft-Bestimmungen österreichischer Kohlen einige Bemerkungen
gemacht, welche im Nachstehenden ihre Berichtigung finden mögen. Er meint:
„es wäre weit besser gewesen, die Analysen der Verbrennungsproducte,
statt sie nach der Bunsen'schen Methode vorzunehmen,
dem Gewichte nach auszuführen, wodurch man den Vortheil erlangt hätte,
Durchschnittsresultate für die ganze Dauer des Versuches zu bekommen; denn die
Zusammensetzung der Verbrennungsproducte kann keineswegs eine gleichförmige bleiben,
weil die Menge des auf dem Roste sich verzehrenden Brennstoffes von dem Momente
an abnimmt, wo frischer Brennstoff aufgegeben wird, indem letzterer eine
momentane Abkühlung bewirkt, wodurch die Wirkung des Kamins geschwächt wird,
welche nur allmählich wieder auf ihr Maximum kommt.“
Dieß wäre ganz richtig, würde der Rost, wie es bei den meisten Feuerungsanlagen der
Fall ist, nur von Zeit zu Zeit mit frischem Brennmaterial beschickt worden seyn; da
aber der Apparat, mit welchem die Versuche angestellt wurden, derart eingerichtet
war, daß der Brennstoff dem Roste durch den Fülltrichter continuirlich zugeführt
wurde,Man s. Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865,
Nr. 50 und 51. so kann die Zusammensetzung des Essengases nicht sehr bedeutend variiren und
daher der Fehler kein nennenswerther seyn. Dennoch hätte man die Gewichtsanalyse der
volumetrischen Bestimmung schon aus dem Grunde vorgezogen, weil sie in diesem Falle
unverhältnißmäßig rascher zum Ziele geführt hätte; daß man übrigens schon früher
dieser Ansicht war, beweist der in der Monatsversammlung des n. ö. G. V. vom 12.
März d. J. gestellte Schlußantrag des Comité's.Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, Nr. 11, S.
148.
In dem zu Gebote gestandenen Versuchslocale war übrigens nicht daran zu denken, einen
gößeren Apparat aufzustellen und eine analytische Waage hinzuschaffen, da schon der
einfache Apparat zum Ansammeln des Essengases nur mit großer Schwierigkeit
aufgestellt und mit der größtmöglichen Unbequemlichkeit gehandhabt werden konnte.
Von einer besseren Einrichtung konnte auch gar nicht die Rede seyn, da am Schlusse
der Versuche nur 5 Heizproben behufs Analyse der Essengase ausgeführt werden
durften, obwohl es sehr nothwendig gewesen wäre, dieselben auch bei allen
vorhergehenden Heizproben vorzunehmen, wodurch selbe erst ihren wahren Werth erlangt
hätten.
Herr Schinz sagt: „bei diesen Analysen hätte
sich ferner ein bedeutender Fehler dadurch eingeschlichen, daß die größte Menge
des Wasserdampfes der Gase in einer mit Baumwolle gefüllten Röhre zurückgehalten
wurde.“ Dieß scheint ein bedeutendes Mißverständniß zu seyn, denn der
Wasserdampfgehalt des Essengases wurde ja bei der Analyse der Gase nicht direct
bestimmt, sondern, wie aus dem Berichte ersichtlich ist, aus dem Kohlenstoff-
und Wasserstoffgehalt der Kohle und dem Kohlensäuregehalt des Essengases durch
Rechnung gefunden; derselbe könnte höchstens um so viel geringer seyn, als die
Feuchtigkeit der zum Roste getretenen atmospärischen Luft beträgt, was für diese praktischen
Versuche vollkommen bedeutungslos ist.
Wenn Hr. Schinz ferner erwähnt, daß es zur Controle
wünschenswerth gewesen wäre, auch die chemische Zusammensetzung der in Betracht
genommenen Brennstoffe zu kennen, so kann sich dieß wohl nur auf die im Berichte
tabellarisch zusammengestellten Versuche beziehen, denn bei jenen 5 Heizproben, bei
welchen die evacuirten Essengase der Analyse unterzogen wurden, sind auch die
organischen Elementaranalysen der betreffenden Kohlen ausgeführt worden, und was die
ersteren Versuche betrifft, so hätten dieselben wohl durch die Analyse des
Brennstoffes allein auch keine Vollkommenheit erlangt, denn man hätte noch immer
keine hinreichende Controle gehabt, wenn nicht auch gleichzeitig die Essengase in Betracht genommen worden wären.
Was die Temperaturbestimmung anbelangt, so muß gesagt werden, daß dieselbe wohl
keinen Anspruch auf Genauigkeit machen kann, da die Ablesungen einfach an einem
während der ganzen Versuchsdauer in der Esse eingesenkt gebliebenen Thermometer
vorgenommen wurden und der sich ansetzende Ruß ein bedeutendes Hinderniß der
Wärmetransmission war, was erst nachträglich entdeckt wurde; es wurde daher auch
schon früher beschlossen, bei den künftigen Versuchen, welche in größerem Maaßstabe
angestellt werden sollen, die Temperaturbestimmung in einer anderen Weise
vorzunehmen.
Schließlich sey noch erwähnt, daß der Kessel wirklich mit einem Vorwärmer versehen
war, wie aus der im Berichte citirten Wochenschrift des n. ö. G. V. Nr. 50 und 51
von 1865 ersichtlich ist.
Hätte man sich gleich zu Anfang der Versuchsreihe entschließen können, Heizproben in
Verbindung mit allen nothwendigen chemischen Analysen auszuführen, so wäre man im
Vornhinein auf alle Uebelstände aufmerksam geworden; man hätte dadurch nicht nur das
Brennmaterial, sondern zunächst auch den Apparat, mit welchem die Versuche gemacht
werden sollten, genau kennen gelernt und dadurch eine Controle der Resultate
erlangt.
J. Mörath
und Fr. Schwackhöfer.