Titel: | Ueber die chemische Zusammensetzung und einige physikalische Eigenschaften Verschiedener Knochenkohlen; von Dr. Hugo Schulz in Magdeburg. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LXXXVIILXXXVIII., S. 314 |
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LXXXVIILXXXVIII.
Ueber die chemische Zusammensetzung und einige
physikalische Eigenschaften Verschiedener Knochenkohlen; von Dr. Hugo Schulz in Magdeburg.Vom Verfasser aus der „Zeitschrift des Vereines für die
Rübenzucker-Industrie im Zollverein“ mitgetheilt.A. d. Red.
Schulz, über die chemische Zusammensetzung und einige physikalische
Eigenschaften verschiedener Knochenkohlen.
Die chemische Analyse der Knochenkohle ist eine Arbeit, die meinen Herren Collegen in
Zuckerfabriken oft genug vorkommen wird, und bietet deßhalb nachstehende
Zusammenstellung für dieselben nicht viel Neues. Immerhin glaube ich jedoch dem
größeren Publicum eine interessante Mittheilung zu machen, denn häufig kommen sich
darauf beziehende Fragen in meinem Laboratorium vor. Bezüglich der angewandten
Methoden schicke ich voraus, daß der Kohlenstoff elementaranalytisch bestimmt ist.
Ganz gute Resultate gibt auch das Auskochen mit Salzsäure, Filtriren auf ein
gewogenes Filter, Gewichtsbestimmung des Unlöslichen = Kohlenstoff, unlösliche
organische Theile, Sand etc., Abbrennen und Berechnung durch die Differenz. Ja diese
Methode verdient bei organisch unreinen Kohlen entschieden den Vorzug, da alle
löslichen organischen Stoffe in den salzsauren Extract gehen, und die Menge der
unlöslichen organischen Theile meistens verschwindend klein ist. Ist dem nicht so,
dann muß die Kohle vor der Analyse erst gereinigt werden. Mittelst der Loupe ist die
Structur des Kohlenstoffs zu prüfen, was bei einiger Uebung oft lehrreich ist, und
einen Schluß über den Ursprung erlaubt: ob verkohlte organische Stoffe pflanzlichen
Ursprungs (von schlechter Gährung) vorhanden sind etc. Die Bestimmung des
Kohlenstoffs durch Glühen der getrockneten Kohle, Befeuchten mit kohlensaurem
Ammoniak etc. wird mehrfach ausgeführt, ist aber durchaus falsch und hat bereits zu
großen Irrthümern Veranlassung gegeben.
Die Gesammt-Schwefelbestimmung hat Schwierigkeiten, und kann ich als
zuverlässig das Glühen mit Salpeterkalk empfehlen. Es ist allerdings nicht leicht,
sich passenden Aetzkalk zu schaffen. Aller Schwefel, nach Abzug des als
Schwefelsäure vorhandenen, ist als Schwefelcalcium berechnet, von
Schwefeleisen-Verbindungen also abgesehen.
Bei der Volumgewichtsbestimmung wurden 3 Wägungen ausgeführt, welche meistens um
Geringes von einander abwichen, und daraus das Mittel genommen.
Die Entfärbung ist mit dem Stammer'schen ChromoskopPolytechn. Journal Bd. CLIX S.
341. bestimmt; 1 Theil Kohle wurde mit 4 Theilen verdünnten Syrups unter
gleichmäßigem Umschütteln bis zum Kochen erhitzt, welche Operation stets genau 5
Minuten Zeit in Anspruch nahm, und dann vor der Filtration ebenfalls 5 Minuten
stehen gelassen. Letzteres hat den Vortheil, daß das Filtriren gleichmäßig rasch
geht, was bei sofortigem Aufgießen nicht immer der Fall ist. Die gepulverten Kohlen
setzen sich regelmäßig ab. Die ursprüngliche Farbe der Syruplösung ist so gestellt,
daß sie der Stammer'schen Normalflüssigkeit entspricht
und 50 Grad = dem Normalfarbeglas sind. Im 100 Millimeter-Rohr zeigt also
unser Syrup 100 Grad. Die einzelnen Zahlen in nachfolgender Tabelle drücken die
Farbenstärke aus, welche die Syruplösung nach der Behandlung mit Kohle im 100
Millimeter-Rohr (oder darauf reducirt) zeigt. Auf absolute Genauigkeit können
diese Resultate keinen Anspruch machen, und läßt überhaupt die
Bestimmungs-Methode der Entfärbungskraft von Knochenkohlen noch viel zu
wünschen übrig.
Nachstehende 16 Analysen sind im Auftrage des Vereines von
Zuckerfabrik-Directoren der Magdeburger Gegend ausgeführt, und repräsentiren
Nr. 1 bis 15 Betriebskohlen, Nr. 16 dagegen eine neue ungenutzte Kohle.
Textabbildung Bd. 183, S. 316
Kohlenstoff; kohlensauren Kalk;
schwefelsauren Kalk; Schwefelcalcium; Sand etc.; Salze, durch heiße Wäsche
entfernbar; Specifisches Gewicht; Volumgewicht. 1 Liter wiegt in Grammen; In
unveränderter Körnung; Als feinstes Pulver; Vergleichende Bestimmung der
Entfährbungskraft; In unveränderter Körnung; Als feinstes Pulver
Die Körnung dieser Kohlen ist aus folgender Tabelle ersichtlich.
100 Gewichtstheile Kohle, wasserfrei, vertheilen sich durch
Siebe:
Textabbildung Bd. 183, S. 317
Nr. 1.
Rückstand
auf dem
Sieb
1
Quadratzoll
= 16
Maschen,
Nr. 2.
„
„
„
„
1
„
= 36
„
Nr. 3.
„
„
„
„
1
„
= 64
„
Nr. 4.
„
„
„
„
1
„
= 100
„
Nr. 5.
„
„
„
„
1
„
= 400
„
Nr. 6.
„
„
„
„
1
„
= 900
„
Nr. 7.
Durchgegangenes vom Sieb
1
„
= 900
„
Die chemische Zusammensetzung der diversen Betriebskohlen
ist eine höchst verschiedene.
Dieselben enthalten im
Durchschnitt
Maximum
Minimum
Kohlenstoff
6,33
8,58
3,20
kohlensauren Kalk
8,26
10,77
3,63
schwefelsauren Kalk
0,64
1,41
0,28
Schwefelcalcium
0,13
0,28
Spuren
Sand etc.
2,45
4,18
1,49
Salze, durch heiße Wäsche entfernbar
0,22
0,35
0,15.
Das specifische Gewicht ist bei allen Kohlen ziemlich gleich; es
ist im
Durchschnitt
Maximum
Minimum
2,882
2,935
2,844.
Das Volumgewicht ist bedeutenden Schwankungen unterworfen.
Durchschnitt
Maximum
Minimum
In unveränderter Körnung
1036
1170
904
Als feinstes Pulver
1300
1456
1130.
Zwischen chemischer ZusammensetzungSoweit solche bestimmt., specifischem und Volumgewicht existirt keinerlei Verhältniß.
Die Entfärbungsintensität stellt sich im
Durchschnitt
Maximum
Minimum
In unveränderter Körnung
33 Grad
45 Grad
6 Grad
Als feinstes Pulver
81 Grad
85 Grad
74 Grad.
Hier bedeuten die Grade nicht, wie bei der Entfärbungskraft-Bestimmung, die
Farbe der Flüssigkeit nach der Behandlung mit Kohle, sondern um wie viel Grad die
Kohle entfärbt hat.
Vergleichen wir die Entfärbung mit der chemischen Zusammensetzung und dem
Volumgewicht, so ist nicht zu verkennen, daß bestimmte Beziehungen stattfinden. Die
stärkste Wirkung zeigt Kohle 5, selbige hat den höchsten Kohlenstoffgehalt und ein
niedriges Volumgewicht. Die schlechteste Wirkung fällt mit dem niedrigsten
Kohlenstoffgehalt zusammen, und ähnliche Verhältnisse sind bei vergleichender
Uebersicht bei anderen Kohlen zu finden.
Nicht unerwähnt will ich lassen, daß Kohle 3 als feinstes Pulver das höchste
Volumgewicht hat, aber auch eine sehr schwache Entfärbungskraft zeigt. Es fallen
diese Eigenschaften mit dem niedrigsten kohlensauren Kalkgehalt zusammen, während
unsere hohen Kalkgehalte hier keinen wesentlichen Einfluß (nota bene nur auf die Entfärbungskraft) zeigen. Eine gewiß bemerkenswerthe
Thatsache.
Zur Beurtheilung einer Kohle ist die Kenntniß des Kohlenstoff-Gehaltes und des
Volumgewichtes eine wesentliche Bedingung. Es ist dabei jedoch wohl zu beachten, daß
neben dem geringen Volumgewicht die nöthige Festigkeit vorhanden ist, und
beabsichtige ich später einmal darauf zurückzukommen.
Bei dieser Arbeit versuchte ich auch die Salzabsorption und die Aufnahme von
organischen Nichtzuckerstoffen festzustellen. Ich digerirte bei 70 Grad Cels.
zweckmäßig verdünnten Syrup (anderer Saft fehlte mir) mit den Kohlenmustern 1 Stunde
lang, und wurde alle 10 Minuten gründlich umgeschüttelt. Die Salzabsorption war in
allen Fällen eine sehr schwache und schwankte zwischen 1,9 bis 5 Proc. Ich nehme
Anstand, diese im Laboratorium gefundenen Zahlen für allgemein gültig zu erklären,
weil doch im Fabrikbetriebe ganz andere Factoren mitwirken!
Bei den Versuchen über die Bestimmung der organischen Nichtzuckerstoffe vor und nach
der Behandlung mit Kohle bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß maaßgebende
Resultate im Kleinen nicht zu erreichen sind; auch da muß, um Positives zu erfahren,
in der großen Praxis gearbeitet werden.
Schließlich gebe ich noch einige Analysen von neuen Knochenkohlen zur gefälligen
Durchsicht. 1 und 2 sind Gruskohlen, 3 bis 12 haben mäßig grobe Körnung. Man sieht
daraus, welchen Schwankungen die einzelnen Bestandtheile unterworfen sind, und mache
ich besonders auf die Verschiedenheit im Kohlenstoff-Gehalt aufmerksam.
Auffallend ist bei 2 der hohe Gypsgehalt! Jede Kohle enthält Schwefelcalcium. Eine
ungefähre Beurtheilung dieses Körpers durch den Geruch, ob viel oder wenig
vorhanden, wie das zuweilen vorkommt, ist ganz unstatthaft; da irrt man sich sehr
leicht!
Der durch heiße Wäsche entfernbare Salzgehalt ist bei neuen Kohlen stets hoch und das
allgemein eingeführte Auswaschen vor dem Gebrauch durchaus gerechtfertigt.
100 Gewichtstheile frisch geglühte neue Kohle enthalten:
Textabbildung Bd. 183, S. 320
Kohlenstoff; kohlensauren Kalk;
schwefelsauren Kalk; Schwefelcalcium; Sand etc.; Salze, durch heiße Wäsche
entfernbar; Specifisches Gewicht; Volumgewicht. 1
Liter wiegt in Grammen; In unveränderter Körnung; Als feinstes Pulver;
Vergleichende Bestimmung der Entfährbungskraft; In unveränderter Körnung; Als
feinstes Pulver