Titel: | Sutherland's Verfahren zur Ermittelung des Harzgehaltes in Seifen. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LXII., S. 238 |
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LXII.
Sutherland's Verfahren zur
Ermittelung des Harzgehaltes in Seifen.
Sutherland's Verfahren zur Ermittelung des Harzgehaltes in
Seifen.
Es ist bekanntlich nicht schwer, einerseits den Gehalt an Fett- und Harzsäuren
zusammen in einer Seife zu ermitteln, und andererseits nach dem Aussehen des
gewonnenen Kuchens zu beurtheilen, ob überhaupt Harz darin vorhanden ist. Es fehlt
jedoch bis jetzt an einem zuverlässigen, leicht anwendbaren Verfahren, um die
Quantität der Harzbeimischung zu ermitteln. Diese ist aber gerade von größter
Wichtigkeit für den Seifensieder, welcher eine ihm vorkommende Seife nachahmen
möchte, aber wenn nicht auf eine Analyse gestützt, erst nach vielen Versuchen hinter
die richtigen Verhältnisse kommen wird. Ich glaube somit nicht nur analytischen
Chemikern, sondern auch praktischen Seifensiedern einen Dienst zu erweisen, wenn ich
in Folgendem eine von J. Sutherland in jüngster Zeit in
der Chemical News mitgetheilte Methode wiedergebe, ohne
freilich eine größere Garantie für ihre Genauigkeit, als seine eigene Versicherung
geben zu können; ich werde sie in solcher Form beschreiben, daß auch ein
Nichtchemiker darnach verfahren und brauchbare Resultate erhalten kann.
Für den Chemiker schicke ich die Bemerkung voraus, daß die Methode auf folgender
Reaction beruht. Harz wird durch die Wirkung kochender Salpetersäure in Terebinsäure
verwandelt und dabei aufgelöst, während zugleich salpetrige Säure frei wird; die
Fettsäuren aber werden während der kurzen Zeit des Versuches gar nicht oder sehr
wenig verändert, außer daß die Oelsäure in Elaidinsäure verwandelt wird, welche aber
mit der Oelsäure isomer und ebenso unlöslich in der Salpetersäure ist, so daß das
Resultat dadurch überhaupt nicht verändert wird.
Die praktische Ausführung ist folgende. Man schneidet die zu untersuchende Seife in
kleine Stückchen, wiegt eine bestimmte Quantität, z.B. 2 Loth davon genau ab und
übergießt diese in einer Porzellanschale mit starker Salzsäure, wie sie im Handel
vorkommt. Die Schale bedeckt man mit einem Stücke Glasscheibe und erwärmt sie über
einer Spirituslampe, bis die Seifenstückchen alle vollständig aufgelöst und zersetzt
sind und die Fettsäure (resp. das Harz) als geschmolzene Schicht oben auf schwimmen.
Man setzt dann 8 bis 10 Loth warmes Wasser zu und läßt die Schale abkühlen. Nach dem
Erkalten hebt man den jetzt starrgewordenen Fettkuchen sorgfältig ab, und kann schon
nach seinem Ansehen beurtheilen, ob überhaupt Harz darin ist. Man schmilzt ihn noch
einmal in reinem Wasser um, um alle anhängende saure Lösung zu entfernen; läßt ihn
wieder erkalten, trocknet ihn sorgfältig auf Löschpapier ab und schmilzt ihn dann
noch einmal um, ohne Wasser, bis er zum Siedepunkt gelangt. Dieß hat zum Zwecke die
Entfernung alles Wassers. Nach dem Erkalten bringt man den Kuchen auf die Waage und
notirt sein Gewicht genau. Auch für den Nichtchemiker bedarf es wohl kaum der
Bemerkung, daß bei allen diesen Operationen jeder Verlust durch Verspritzen oder
Anhängen an den Gefäßen etc. vermieden werden muß.
Wäre die Seife eine reine Fettseife, so würde das Gewicht des erhaltenen Kuchens 95
1/2 Proc. des ursprünglich angewendeten Fettes betragen, und das letztere kann also
leicht daraus berechnet werden. Wenn aber Harz in der Seife war, so findet sich sein
volles Gewicht mit in dem Fettsäurekuchen, und man muß diesen jetzt wie folgt
behandeln. Man bringt ihn in eine Porzellanschale von solcher Größe, daß sie etwa
ein Pfund Wasser fassen würde, und übergießt ihn daselbst mit starker Salpetersäure
(Scheidewasser). Dann erwärmt man mit einer Spirituslampe sehr vorsichtig, bis der
Siedepunkt erreicht ist. In diesem Augenblicke wird heftiges Aufbrausen erfolgen,
und dicke rothe Dämpfe werden sich entwickeln; sobald dieß eintritt, entfernt man
sofort die Lampe, und stellt sie erst wieder unter, wenn die Heftigkeit der Reaction
nachläßt. Man läßt dann einige Minuten lang fachte kochen, indem man häufig mit
einem Glasstabe umrührt, und setzt hin und wieder kleine Portionen Salpetersäure zu,
solange bis sich gar keine rothen Dämpfe mehr entwickeln. Alle diese Operationen
müssen in einem gut ziehenden Orte oder ganz im Freien vorgenommen werden, wegen der
starken Entwickelung von Säuredämpfen. Man läßt wiederum abkühlen, und entfernt den
Kuchen der Fettsäuren, welcher auf der starksauren und tiefgefärbten Lösung von
Terebinsäure schwimmt. Man wäscht ihn dann, indem man ihn noch einmal in
Salpetersäure umschmilzt. Nach dem Abkühlen wird er schließlich getrocknet, noch
einmal für sich bei gelinder Wärme umgeschmolzen bis keine sauren Dämpfe mehr
erscheinen und erstarren gelassen. Was zurückbleibt, ist reine Fettsäure, und der
Gewichtsunterschied (Verlust) gegen das Gewicht des zuerst gewogenen Kuchens gibt
die Menge des Harzes an. Die letztere erhält man so unmittelbar, aber die gefundene.
Menge der reinen Fettsäure muß man, wie vorhin bemerkt, auf Neutralfett (Fett im
gewöhnlichen Sinne des Wortes) berechnen, indem man 4 1/2 Proc. zurechnet, welche
dem Glycerin entsprechen.
Der Berichterstatter möchte noch, nach Bolley's Handbuch
der technisch-chemischen Untersuchungen, anführen, daß die Bestimmung der
Fettsäuren nur schwierig ohne Verlust auszuführen ist, wenn sie aus Oelseifen
abgeschieden werden, weil sie dann nicht zu einem festen Kuchen erstarren, sondern
flüssig bleiben und nicht leicht ohne Verlust von der sauren Lösung getrennt werden
können. In diesem Falle hilft man sich durch Zusatz von etwa 2 Loth gut
getrockneten, genau abgewogenen weihen Wachses, welches man mit dem Fette
zusammenschmilzt; die Mischung erstarrt dann zu einer harten Scheibe, welche sich
leicht mit einem Hornspatel abheben läßt. Das Wachs bleibt immer bei den Fettsäuren,
und seine Menge wird immer von derjenigen der Fettsäuren einfach abgezogen. Dr. G. Lunge. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1866, Nr. 20.)