Titel: | Ueber die Anwendung des Kupolofens zur Verbindung von Roheisen mit Wolframmetall mittelst des reducirten Wolframs; von Capitän P. Le Guen. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LVIII., S. 220 |
Download: | XML |
LVIII.
Ueber die Anwendung des Kupolofens zur Verbindung
von Roheisen mit Wolframmetall mittelst des reducirten Wolframs; von Capitän P. Le Guen.
Aus den Comptes rendus, t. LXIII p. 967; December
1866.
Le Guen, Verfahren zur Verbindung von Roheisen mit
Wolframmetall.
Da der Wolfram nach seiner Reduction ein Pulver bildet, so ist es schwierig, ihn mit
einem anderen Metalle auf andere Weise einzuschmelzen als in einem Flammofen, in
welchem große Massen Wolframmetall verloren gehen, oder in Tiegeln, deren Anwendung
für die Technik zu kostspielig ist. Mein Verfahren zu diesem Zweck besteht darin,
Agglomerate zu bilden, welche dem Feuer genügenden Widerstand leisten, ohne die
Verbindung der beiden Metalle zu verhindern. Hierzu lasse ich gebrannten Kalk zu
Pulver zerkleinern, welches sorgfältig gegen Feuchtigkeit geschützt werden muß; den
reducirten Wolfram vermenge ich mit einer bestimmten Quantität (10 Proc.) dieses
Pulvers, und arbeite dieses Gemenge mit heißem Holz- oder Steinkohlentheer zu
einem möglichst gleichartigen Teige zusammen, welcher nöthigenfalls nochmals erhitzt
und mit Theer versetzt wird, bis er eine solche Consistenz annimmt, daß er sich in
Stücke theilen läßt. Letztere werden dann zu Briquettes von beliebiger Größe
gepreßt: die für meine Zwecke angefertigten haben Faustgröße. Je nach den
vorhandenen Gezähen und Compressionsmitteln ist eine größere oder geringere Menge
von Theer erforderlich.
Der Kupolofen wird mit abwechselnden Schichten der mit einander einzuschmelzenden
Substanzen beschickt. Nachdem wie gewöhnlich auf die Ofensohle Kohks aufgegeben
worden, kommt auf diese eine Schicht Briquettes, welche mit etwas Kohks bedeckt
werden, damit das Wolframmetall besser vor Oxydation geschützt ist, dann wird eine
Schicht Roheisen und Zuschlagskalk aufgegeben – von letzterem indessen, wegen
des bereits vorhandenen Kalks, weniger als sonst – und hernach wieder eine
Schicht Kohks. In dieser Weise fährt man fort, bis der Ofen vollständig beschickt
ist.
Das Beschicken kann auch geschehen, so lange der Ofen noch heiß ist; in diesem Falle
genügt es, die Schmelzmaterialien in der angeführten Reihenfolge durch die Gicht
aufzugeben; natürlich muß während dieser Zeit der Wind abgestellt werden.
Beim Abstechen läßt man das Metall in Gießkellen laufen und rührt es in denselben um,
damit es homogener wird bevor es in die Formen gelangt.
Dieses Verfahren habe ich im Jahre 1866 in der Gießerei des Kriegshafens von Brest
befolgt; zur Anfertigung der Briquettes wendete ich vorzugsweise Steinkohlentheer
an. Der Ofen wurde in der vorhin angegebenen Weise abwechselnd im kalten und im
heißen Zustande beschickt. Der von mir benutzte Kupolofen hatte 0,76 Meter lichte
Weite und von der Sohle bis zur Gicht 2,80 Meter Höhe. Jede der aufgegebenen
Roheisengichten wog 100 Kilogr. Durch die in der Pariser École des Mines ausgeführten Analysen wurde nachgewiesen, daß es
mir gelungen war, den größten Theil des Wolframs an das Eisen zu binden. Das von der
Beschickung des heißen Ofens, bei welcher ich die größte Menge von reducirtem
Wolfram, nämlich 15,375 Kilogr. auf 100 Kilogr. zugeschlagen hatte, herrührende
Eisen enthielt in 100 Kil. durchschnittlich 8,84 Kil. Wolframmetall. Demnach kann
letzteres Verfahren mit Vortheil angewendet werden, wenn das Eisen mit einer
größeren Menge Wolframmetall verbunden werden soll.