Titel: Hydraulischer Motor von de la Fontaine, Fabrikant in Reinisch (Großherzogthum Luxemburg).
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. IV., S. 7
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IV. Hydraulischer Motor von de la Fontaine, Fabrikant in Reinisch (Großherzogthum Luxemburg). Aus Armengaud's Génie industriel, October 1866, S. 209. Mit Abbildungen auf Tab. I. de la Fontaine's Wasserrad. Dieser in Frankreich patentirte hydraulische Motor besteht in einem Rade mit ebenen Schaufeln, welches arbeiten kann, es mag im Wasser ganz oder theilweise eingetaucht seyn; auch kann sich dasselbe in beiden Richtungen drehen, so daß man mit ihm die Ebbe und Fluth als Triebkraft zu benutzen im Stande ist. In Fig. 17 ist ein solches Rad A dargestellt, welches sich in einem von zwei Mauern B gebildeten Canal befindet, der mit einer geneigten Schütze C versehen ist. Man ersieht aus dieser Figur, daß die Schaufeln a auf Zapfen zwischen den Querhölzern b sitzen und bei der einen Hälfte des arbeitenden Rades auf den Querriegeln c ruhen, bei der anderen Hälfte aber vertical hängen. Angenommen, der Oberwasserspiegel liege bei x, das Rad sey aber nicht ganz unter Wasser gesetzt und die Schütze C sey dem Wasserabfluß entsprechend geöffnet, so empfangen die Schaufeln, da sie sich auf ihre Stützpunkte c legen, die Wirkung des Stromes, und das Rad setzt sich in Bewegung; in dem Maaße als sich die Schaufeln dem Eintauchen nähern, haben sie das Bestreben dem Wasserstrahl zu folgen, wenn sie aber aus dem Wasser herauskommen, so nehmen sie eine lothrechte Stellung an, um dann weiter ihren Stützpunkt wieder einzunehmen. Ist hingegen das Rad ganz unter Wasser gesetzt, wie bei dem mit x' bezeichneten Spiegel, so gestattet die Schütze immer nur den, dem erforderlichen Niveau im unteren Theile entsprechenden Strom, und der Hergang ist derselbe, wie er vorher angegeben wurde, weil die Schaufeln in dem Theil des Rades, dessen Bewegungsrichtung die entgegengesetzte von derjenigen des Wassers ist, dem Wasserstrahl folgen können und der Wirkung des Wassers auf die in diesem Moment thätigen unteren Schaufeln keinerlei Widerstand entgegensetzen. Beabsichtigt man die Ebbe und Fluth als Triebkraft zu benutzen, so braucht man nur das Rad zwischen zwei ähnlich angeordnete Schützen zu setzen, um nach Erforderniß von der einen oder anderen Gebrauch machen zu können. Fig. 18 zeigt ein Rad dieses Systems, welches insbesondere, wie die hängenden Räder, in einem freien Wasserstrome angewandt werden kann. Hier haben die Schaufeln die ganze Ausdehnung der Speichen und ihren Stützpunkt auf der Welle selbst, daher das Rad unter verschiedenen Eintauchungsgraden gleich gut functioniren kann, ohne die Höhe seines Mittelpunktes ändern zu müssen. Das besprochene Radsystem beruht also auf dem Princip der gegliederten oder auf den Querhölzern beweglichen Schaufeln, so daß sie dem Strom nachgeben, wenn sie ihn in dem seiner Bewegung entgegengesetzten Sinne durchschreiten, während sie ihm in der für die Uebertragung seiner Triebkraft günstigen Stellung Widerstand leisten, ein System, welches die Eigenschaft hat, daß das Rad gleich gut functionirt, es mag unter Wasser gesetzt seyn oder nicht, und zwar sowohl bei hohem als niedrigem und selbst dem niedrigsten Gefälle.

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Tafel Tab.
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Tab. I