Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. , S. 485 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der Telegraph und die Fischerei an den norwegischen
Küsten.
Aus einem vom Hrn. Director Nielsen uns mitgetheilten
Circular der norwegischen Telegraphendirection vom 24. Februar 1866 entnehmen wir
die folgende interessante Mittheilung über die Ausdehnung der Telegraphen auf die
Fischereidistricte an der Nord- und Westküste Norwegens und über die Art und
Weise, wie die Telegraphen dort zum Nutzen der Fischerei thätig sind.
Die ausgedehnteste der vom Storthing zur Ausführung genehmigten Telegraphenlinien ist
die, welche von Namsos nordwärts zum Anschluß an die
schon bestehende Locallinie der Lofoten-Inselgruppe und von da weiter bis zur
Stadt Tromsö in der arctischen Region geführt werden soll. Die Ausführung dieser
Linie wird unverzüglich begonnen, aber bei den bedeutenden Terrainschwierigkeiten
und bei dem Mangel an allen Communicationswegen ist es zweifelhaft, ob die
Vollendung früher als in 3 bis 4 Jahren zu erhoffen ist.
Als Leitungen werden für diese Linie Eisendrahtschnüre, aus drei galvanisirten
Eisendrähten von je 3 Millimeter Durchmesser zusammengedreht, so daß ihre
Gesammtleitungsfähigkeit der eines massiven Drahtes von 5 2/10 Millimeter gleich
ist, in Anwendung kommen. Auf den unzugänglichsten Bergen wird dieser Leitung noch
ein Stahldraht von 7/10 Millimetern Dicke als Reserveleitung zugefügt werden.
Dergleichen Eisendrahtbündel sind bereits seit 18 Monaten auf der Linie zwischen Drontheim und Namsos, auf
einer Ausdehnung von 211 Kilometern in Betrieb, und es ist bei denselben bisher noch
kein Bruch vorgekommen, noch haben sich andere Uebelstände gezeigt. Zur Vermeidung
der Löthstellen in den einzelnen Adern der Schnur hoffen wir, den Drähten sämmtlich
die für eine Rolle von 60 bis 70 Kilogr. erforderliche Länge geben zu können. Die
Verbindung der Drahtschnüre der verschiedenen Rollen unter einander beabsichtigt man
durch die Verbindungsmuffe des Hrn. Inspector Baron
herzustellen. Die Drahtschnüre werden von Rylands
Brothers zu Warrington, zum Preise von 22 Pfd. Sterl. 12 Sh. 6 Pence per engl. Tonne, franco bis
in einen englischen Hafen, geliefert. Um eine wirksame Ueberwachung der Linie auch
auf den Strecken zu ermöglichen, wo sie unbewohnte Landstriche durchschneidet, sind
die benachbarten Linienaufseher mit dem in der Zeitschrift des
deutsch-österreichischen Telegraphenvereins Jahrgang XII, Heft 7 und 8, S.
151 beschriebenen Untersuchungsapparat versehen. Im Interesse der norwegischen
Fischerei wird beabsichtigt, die Telegraphenlinien so bald als möglich längs der
ganzen norwegischen Küste bis zur russischen Grenze weiter zu führen, wenn schon
diese Anlage mit ziemlich bedeutenden Kosten verknüpft ist und obgleich die
beabsichtigte Linie nur Länderstrecken durchschneidet, in welchen die Bevölkerung
sehr dünn gesäet ist, und deren an sich wenig bedeutende Städte in sehr großen
Entfernungen von einander liegen.
Der Telegraph leistet unserer Fischerei schon jetzt sehr wesentliche Dienste und da,
so viel wir wissen, seine Benutzung für diese Industrie allein in Norwegen
systematisch ausgebildet ist, so dürften einige nähere Mittheilungen über diesen
Zweig des Dienstes vielleicht nicht ohne Interesse seyn. Unsere große Fischerei wird
längs der ganzen Küste von Stavanger bis zur russischen
Grenze auf einer Erstreckung von 1200 Seemeilen (60 auf den Grad des Aequators)
betrieben. Der Fang einiger Fischgattungen ist veränderlich, sowohl hinsichtlich der
Jahreszeit als auch hinsichtlich der Localität, der Fang anderer dagegen findet
regelmäßig zu gewissen Zeiten, wenn auch mit Schwankungen von einigen Wochen und an
bestimmten, allerdings periodisch wechselnden Küstenpunkten statt, wobei indeß auch
diese Perioden selbst Schwankungen von geringerem Belange zeigen. Unter den
regelmäßig wiederkehrenden Fischereien nimmt der Fang des Härings im Winter, wo
diese Fische auf ihren Wanderungen an die Küsten kommen um in seichtem Wasser unter
dem Schutze der Klippen zu laichen, den ersten Rang ein Diese Fischerei, welche von
Mitte Januar oder Anfang Februar bis Mitte März stattfindet, erstreckt sich
gegenwärtig auf die Küstenstrecken nördlich von Stavanger
bis südlich von der Bucht von Bergen und auf die von Cap
Stat (nahe der Telegraphenstation Larsnäs) bis südlich von der Station Floroe. Sie gibt etwa 40,000 Menschen Beschäftigung.
Die Vorzeichen der Ankunft der Häringe, der „Häringsschein“ auch „Häringsblick“ (sildeglimt)
genannt, beginnen kurze Zeit vor Beginn des Fischfanges sichtbar zu werden. Man
sieht alsdann vom hohen Meere her ungeheure Schaaren von Fischen den Küsten sich
nähern, im Munde des Volkes „ein Berg
Häringe“ genannt, gefolgt von Cetaceen und begleitet von einer
unzählbaren Wolke von Seevögeln. Eine ambulante Inspection der Fischerei theilt
durch den Telegraphen allen interessirten Telegraphenstationen regelmäßige Meldungen
mit und läßt dieselben dort durch Anschlag veröffentlichen, um die Fischer
fortlaufend über die Ankunft der Fische in Kenntniß zu halten. Fliegende
Telegraphenstationen werden bereit gehalten, um sie an jedem beliebigen Punkte der
Linie aufzustellen und von dem Augenblicke an, wo der arme Häring beim Eingange der
Golfe die submarinen Kabeln passirt hat, werden seine geringsten Bewegungen von
beiden Ufern her sorgfältig überwacht. Benachrichtigt durch die
Telegraphenstationen, eilen alsbald von allen Seiten die Fischer herbei mit Netzen,
Schiffen, Tonnen und Salz, mit ihnen auch Aufkäufer und Händler; alle nehmen ihren
Weg zu den Fischereiplätzen. Die Küstenbevölkerung weiß sehr gut die wichtige Rolle
zu würdigen, welche der Telegraph in ihrer Industrie spielt und in solchen Fällen,
wo der Fang lediglich durch Dazwischenkunft des Telegraphen ermöglicht worden, nennt
sie die gefangenen Fische Telegraphenhäringe.
Während der ganzen Dauer des Fischfanges läßt die ambulante Inspection alle Morgen
bei den Stationen Bulletins affichiren, welche das Quantum des Fanges, den Preis der
Fische, den Weg der Fischgänge und selbst die Farbe des Wassers enthalten, welches
allmählich im Umkreise mehrerer Meilen weiß wird und eine
milchige Farbe annimmt; dieß bekundet, daß die Abgabe des Laich, mit der Milch der
Männchen gemischt, beendet ist: dann macht man sich für neue
„Scheine“ und für die Ankunft neuer Fischzüge bereit. Wenn
schon die Dauer der ganzen Fischereisaison 2 bis 3 Monate umfaßt, so findet doch der
Hauptfang innerhalb eines Zeitraumes von 4 bis 6 Wochen statt, während dessen man in
der Woche – mit Ausschluß der Festtage, an welchen; der religiösen Gesinnung des
Volkes entsprechend, der Fischfang untersagt ist – 1 bis 200,000 Tonnen
(norwegisches Maaß)Im Jahre 1866 hat der Häringsfang am 24. Januar begonnen. Nach den
offiziellen Nachweisen sind bis zum 24. Februar 720,000 Tonnen (eine Tonne =
115,81 Liter, ein Gewicht von ungefähr 100 Kilogrammen) gefangen worden. Fische aus dem Meere zieht.
Man sieht aus dieser Darstellung, daß die Dienste, welche der Telegraph der Fischerei
leistet, schon jetzt von großer Wichtigkeit sind und wir wagen zu hoffen, daß die
projectirte Telegraphenlinie, welche sich bis in die arctischen Regionen erstrecken
soll, noch weit bedeutendere Dienste leisten wird; weil die sehr bedeutenden
Entfernungen hier noch gebieterischer fordern, daß geeignete Maßregeln getroffen
werden, die Fischer und Schiffe sicher und schleunig nach den vortheilhaftesten
Punkten zu dirigiren.
Der wichtigste Fischereizweig für das nördliche Norwegen ist der Kabliaufang,
welcher, gleichzeitig mit dem Häringsfang, auf den Fischereigründen längs der Küste
von Aalesund bis Christiansund
bei den Lofotischen Inseln und an den Küsten auf beiden
Seiten des Nordcap bis zur russischen Grenze, stattfindet. Auch diese Fischerei
beschäftigt ungefähr 40,000 Menschen.
Dieser Kabliaufang, welcher dem von Neufundland würdig an die Seite gestellt werden
kann, ist gleichwohl nicht die einzige Fischerei dieser Gegenden. Man könnte
vielmehr während des ganzen Jahres daselbst den Fischfang betreiben, namentlich im
Herbst, wenn der Fetthäring bald an einem, bald an einem anderen Punkte der
weitgestreckten Küste in großen Zügen in die Fjorde eindringt, ohne daß die
zerstreut wohnende spärliche Bevölkerung im Stande wäre, von den Reichthümern,
welche das Meer birgt, Nutzen zu ziehen; um Zeit und Entfernung zu überwinden, sind
der Telegraph und der Dampf unentbehrlich. (Zeitschrift des
deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, 1865, Heft 11 und 12, S.
298.)
Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten.
Aus dem im preußischen Handelsarchiv abgedruckten Jahresberichte des preußischen
Consulats in Cincinnati für 1865 entnehmen wir auszugsweise folgende Angaben über
die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten. Dieselben hatten eine Gesammtlänge
im J.
1827
von
3
engl.
Meilen
„
1837
„
1421
„
„
„
1847
„
5336
„
„
„
1857
„
22,625
„
„
„
1862
„
31,769
„
„
„
1866
„
35,361 2/5
„
„
Diese 35,361 Meilen haben zusammen 1388,555,268 Dollars
gekostet, also die Meile durchschnittlich 38,998 Dollars. Auf die preußische Meile
macht dieß ungefähr 280,000 Thlr., also so viel, wie die wohlfeileren Bahnen
Deutschlands.
Bahnen mit Doppelgeleisen sind in obigen Zahlen nur einfach gerechnet; die
Pferde-Eisenbahnen, deren Länge mit Schluß des J. 1865 auf 1200 Meilen
geschätzt wurde, sind nicht mitgezählt.
Wenn alle im Bau begriffenen Linien ausgeführt seyn werden, wird das ganze
Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten 51,284 7/100 Meilen Länge haben.
An die statistischen Angaben über Eisenbahnen selbst werden solche über die darauf
vorgekommenen Unglücksfälle angereiht. Die ganze Anzahl
derselben betrug
im Jahr1865:
in den 10 Jahren1856–65:
183
1078
dabei
wurden
getödtet
335
1838
Personen
„
„
verwundet
1427
7228 „
im Jahr1865:
in den 10 Jahren1856–65:
Auf
Dampfschiffen
gab es Unglücksfälle
32
249
wobei getödtet wurden
1788
4609
Personen
„ verwundet
„
265
1247
Leider fehlen Angaben über die Zahl der Passagiere und des Fahrpersonals, wodurch
allein ein sicheres Urtheil über die wirkliche Gefährlichkeit der Reisen auf
Eisenbahnen und Dampfschiffen in Nordamerika ermöglicht würde. (Berggeist, 1866, Nr.
43.)
Versuchsresultate mit einem Thomson'schen verticalen Dampfkessel.
R. W. Thomson hat mit einem Dampfkessel seiner
Construction (beschrieben S. 420 in diesem Heft) am 3. März d. J. Versuche
angestellt und folgende Resultate erhalten: Größe des Kessels 3 Fuß äußerer
Durchmesser, Rostfläche 4,9 Quadratfuß, Höhe des Feuerraumes 5,5 Fuß,
Gesammtheizfläche (Feuerbüchse, Kugel und Röhren) 57 Quadratfuß, stündlich
verdampfte Wassermenge bei vollkommen trocknem Dampf 1130 Pfd., stündlich
verbrauchte Kohle 226 Pfd. Hiernach sind mit 1 Pfd. Kohle 5 Pfd. Wasser verdampft
worden, was für einen verticalen Dampfkessel ein sehr gutes Resultat ist, wenn man
beachtet, daß die benutzte Kohle gewöhnliche harte schottische Kohle war. In
Maaßeinheiten ausgedrückt, ist die stündlich verdampfte Wassermenge 18,2 Kubikfuß,
und es kommen sonach auf 1 Kubikfuß stündlich verdampftes Wasser nur 3 Quadratfuß
Heizfläche, während man sonst bei verticalen Kesseln 8 bis 9 Quadratfuß rechnet.
(Practical Mechanic's Journal, April 1866, S.
29.)
Emaille-Schmelzofen von Pütsch und Ziebarth.
Bekanntlich wird die zur Emaillirung von Eisenwaaren erforderliche Emaille, sowohl
Deck- als Grundmasse, in Tiegelöfen fabricirt. In den meisten Hüttenwerken,
namentlich den schlesischen, befinden sich diese Tiegel in einem Zugofen in Kohks
eingepackt. Sie werden von oben mit der innig gemengten Masse beschickt, während die
fertige Emaille durch ein Loch im Boden des Tiegels abläuft. Seltener benutzt man
größere Tiegel, aus welchen die eingeschmolzene Masse ausgeschöpft wird. In allen
Fällen aber sind Tiegel erforderlich, welche durch das unvermeidliche Springen und
Schadhaftwerden die unangenehmsten Uebelstände, wie Verluste an Masse, an
Arbeitslohn und Zeit, abgesehen von dem Verlust des Tiegels selbst, herbeiführen.
Außerdem ist man gezwungen, zur Erreichung der erforderlichen, nicht unbedeutenden
Temperatur ein werthvolleres Brennmaterial, nämlich Kohks, anzuwenden. Es liegt auf
der Hand, daß ein bedeutender Fortschritt für die Fabrication dadurch erreicht
werden könnte, wenn es gelänge, für die Emailleschmelzerei 1) ein geringeres
Brennmaterial als Kohks, z.B. Braunkohlen, Torf, Holzabfälle zu benutzen; 2) die
Tiegel vollständig zu beseitigen. Diese Aufgaben hatten die Ingenieure Pütsch und Ziebarth in Berlin
sich. gestellt und machen jetzt über deren Lösung folgende Angaben:
Ein von uns auf der Paulinenhütte zu Neusalz a. d. O. erbauter Emailleschmelzofen mit Gasfeuerung und Regeneratoren ist seit 6 Monaten im
Betriebe und liefert bei Anwendung von grubenfeuchter Grünberger Braunkohle (Lignit)
in kurzer Schmelzzeit, ohne Anwendung von Tiegeln, eine
vorzügliche Emaille. Das über diesen Ofen von der Direction der Hütte unterm 28.
April l. Js. ausgestellte Zeugniß lautet folgendermaßen:
„Die Herren A. u. H. Pütsch und Ziebarth in Berlin, vertreten durch Hrn. Albert Pütsch, haben bei uns einen
Emaille-Schmelzofen construirt, welchen wir seit einem halben Jahre
betreiben. Wir bezeugen den Genannten gern: 1) daß die Ausnutzung des
Brennmaterials vollständig ist und dem Schornstein nur Anfangs Wasserdampf
entströmt, daß aber in kurzer Zeit auch dieser vollständig zersetzt wird; 2) daß
zu dieser Gasfeuerung nicht allein grubenfeuchte, sondern sogar von mehrtägigem
Regen durchnäßte Förderbraunkohle (Lignit) von Grünberg benutzt wird; 3) daß die
entwickelten
Hitzegrade bei continuirlicher Steigerung ungewöhnlich hoch sind und zum
Einschmelzen nicht nur leichtflüssiger Gläser, sondern auch schwerflüssiger
Emaillen vollständig ausreichen; 4) daß die erzielten Ersparnisse sowohl an
Brennmaterial, als an Schmelztiegeln und Arbeitslohn den gehegten Erwartungen
entsprechen.“ (Unterschrift.)
Zur Ergänzung seyen noch die Betriebsresultate des Ofens mitgetheilt, wie sie sich im
Vergleich zu denen der früher benutzten Kohksöfen herausgestellt haben.
Zu 10 Centner Masse brauchte
man früher 18 Tonnen Kohkszu 1 1/12 Thlr.
Thlr. 19. 15
dazu der Ersatz von
durchschnittlich 5 Tiegeln à 8
Sgr.
„ 1.
10
––––––––––
Thlr. 20. 25.
oder für 1 Ctr. Masse 2 Thlr. 2 1/2 Sgr.
Bei dem Gasofen gehören, einen 8tägigen fortgesetzten Betrieb zu Grunde gelegt,
zum Anfeuern des Ofens 6 Tonnen Braunkohlen 9. 12 Sgr.
Thlr. 2. 12
für den Betrieb während 11
Schichten von Montag früh bisSonnabend Abend 65 Tonnen Braunkohlen à 12 Sgr
„ 26.
12
––––––––––––
Thlr. 28. 24
Da nun bei guter Bedienung des Ofens im Minimum 3 1/2 Ctr. pro Schicht, also während der 11 Schichten wenigstens 38 1/2 Ctr.
niedergeschmolzen werden können, so entsteht auf den Ctr. Masse ein Aufwand von 23
Sgr. 9 Pfg., also gegen den früheren Kohksöfen eine Ersparniß von 1 Thlr. 8 Sgr. 9 Pfg. auf den Ctr. Masse. Zum Aufbau eines
solchen Ofens sind, unter Voraussetzung, daß ein vorhandener Schornstein benutzt
wird, erforderlich: 1500 feuerfeste Steine, 2500 gewöhnliche Mauersteine, 24 Ctr.
Eisenguß zur Armatur des Ofens und den Rosten, schließlich verschiedene Theile zur
Regulirung des Ofens, im Gewichte von circa 10 Ctr. Von
letzteren sind passende Modelle vorhanden und können diese Theile in kürzester Zeit
geliefert werden. Nach anderweitig gemachten Erfahrungen läßt sich Torf mit gleichem
Erfolge zur Feuerung des Ofens verwenden.
Ueber die Siemens'schen Regenerativ-Oefen.
Der von mir im zweiten Aprilheft dieses JournalsSeite 127 in diesem Bande. erschienene Artikel über Siemens'sche
Regenerativ-Oefen hat Hrn. Friedrich Siemens
bewogen, mich im zweiten MaiheftSeite 322 in diesem Bande. persönlich anzugreifen, anstatt, wie ich erwarten durfte, den Versuch zu
machen, die in demselben ausgesprochenen Ansichten zu widerlegen.
Bevor Hr. Siemens jedoch mich auf diese Weise angriff und
mein curriculum vitae zu schreiben versuchte, hätte
derselbe sich über meine Person genau unterrichten sollen, da ich annehmen will, Hr.
Fr. Siemens befand und befindet sich noch in einem unfreiwilligen Irrthum. Hr. Siemens behauptet nämlich, ich sey Ofen-Ingenieur bei Hrn. Dr. Werner Siemens gewesen,
und habe auf der Glashütte des Hrn. Hans Siemens zu
Dresden die damals angewendeten Glasöfen kennen gelernt. Ich erkläre nun, daß ich
niemals in Diensten des Hrn. Dr. Werner Siemens als Ofen-Ingenieur
thätig war, und beziehe mich in dieser Hinsicht auf die bekannte Firma Siemens und Halske in Berlin,
und auf Hrn. Dr. Werner
Siemens ebendaselbst. Ich kenne ferner Hrn. Hans
Siemens persönlich gar nicht, noch habe ich je dessen Glashütte in Dresden
betreten. Ich beschäftige mich überhaupt erst seit dem Juni 1864 mit der
Construction von Regenerativ-Gasöfen, und setzte erst im Januar 1865 den ersten von uns gebauten Glasofen in Neufriedrichsthal
in Gang. Das uns über unsere dortige Thätigkeit ausgestellte Zeugniß der HHrn. Schönemann und Itzinger ist
vom 15. Juni 1865 datirt, kann also nicht, wie Hr. Siemens sich ausdrückt, über ein Jahr von uns colportirt seyn.
Hr. Fr. Siemens erklärt es ferner für eine falsche Angabe,
daß die erwähnten früheren Glasöfen mit Regenerativ-Feuerung auf
Neufriedrichsthal von ihm angelegt seyen, und doch führt er dieselben in der von ihm
und seinem Bruder William
Siemens herausgegebenen Broschüre als von der vereinigten
Firma „Friedrich und William Siemens, London
und Berlin“ erbaut an, wie er auch in Nr. 1 und 2 der deutschen
Industriezeitung, Jahrgang 1865, sich auf dieselben bezieht. Auf jeden Fall ist Hr.
Fr. Siemens für den ausführenden Ingenieur
verantwortlich, namentlich wenn er durch persönliche Anwesenheit auf der Hütte die
Thätigkeit desselben sanctionirt; eine Thatsache, die Hr. Friedrich Siemens wohl nicht als unwahr erklären wird.
Wenn schließlich Hr. Friedrich Siemens unser System ein
veraltetes nennt, so nimmt es mich Wunder, daß Hr. Siemens die von meinem Bruder in Schweden erbauten Oefen, die nach
demselben System arbeiten, für sich als
Geschäftsempfehlung benutzt, und zwar in der oben erwähnten Broschüre und
in der genannten Zeitschrift.
Ich glaube nun die Sache hiermit erledigt zu haben, und erkläre mich immer bereit,
meine Ansichten vom technischen Standpunkt aus zu vertheidigen, muß es aber für die
Zukunft ablehnen, derartige persönliche Angriffe zu
beantworten.
H. Pütsch.
Berlin, 28. Mai 1866.
Wiedergewinnung des Goldes aus den alten Tonbädern der
Photographen.
Die durch Erschöpfung unbrauchbar gewordenen Goldbäder enthalten immer noch eine
ziemliche Menge Gold in Lösung, welches man durch Niederschlagen mit Eisenvitriol
gewinnen kann.
Nach dem Verfahren des englischen Photographen W. England
wird das Gold durch Eisenvitriol niedergeschlagen, gut ausgewaschen, in einer
Abdampfschale mit Salpetersäure übergossen und eine Viertelstunde gekocht.
Gewöhnlich wird empfohlen, die letzten Spuren von Eisen durch verdünnte
Schwefelsäure auszuwaschen; da aber der Niederschlag ziemlich viel Silber enthält,
so zieht England die Salpetersäure vor, welche das Silber
sammt dem Eisen entfernt und das Gold rein zurückläßt. Nach dem Kochen und Abkühlen
verdünnt man mit Wasser, läßt den Niederschlag zu Boden sinken, gießt die
Flüssigkeit ab (woraus man durch Salzsäure das Silber abscheidet) und wascht den
purpurfarbenen Goldrückstand mehrmals aus. Mit Königswasser behandelt und
eingedampft, gibt er so schöne Krystalle, wie man sie aus reinem Gold erhält.
Im Tonbade löst sich viel Silber aus den Bildern auf, selbst wenn sie vorher gut
ausgewaschen wurden. Ein Niederschlag von zwölf Unzen bestand zu zwei Dritteln aus
Silber, zu einem Drittel aus Gold. Es ist hier von Tonbädern mit kohlensaurem Natron
die Rede. (Photographisches Archiv, Mai 1866, S. 160.)
Wirkung des Schwefelwasserstoffs auf den menschlichen
Organismus.
In einem an den Herausgeber der Chemical News, W. Crookes, gerichteten Schreiben bemerkt Dr. G. Lunge, er habe die von
Kopp als noch nicht öffentlich erwähnt hervorgehobene
Thatsache, daß die Arbeiter in Sodafabriken, welche viel mit Schwefelwasserstoff zu
thun haben, sehr an Augenentzündungen leiden, bereits vor sechs Jahren beobachtet,
als er mehrere Mann zum Umrühren von Flüssigkeiten, welche jenes Gas entwickeln, zu
verwenden genöthigt gewesen war. Der Eine nach dem Anderen ward von einer heftigen
Augenentzündung ergriffen, zuletzt auch er selbst. Nachdem geeignete Maßregeln zur
Ableitung des Gases getroffen worden waren, wich die Krankheit sogleich. Auch Dr. Lunge erinnert sich, gleich Kopp, nicht, diese eigenthümliche und beachtenswerthe Thatsache irgendwo
gelesen zu haben. (Chemical News vol. XII p. 230; November 1865.)
Unexplodirbares Sprengöl.
Noch während der aus Amerika uns zugehenden Berichte und Verhandlungen über die in S.
Francisco stattgehabte Explosion können wir erfreulicher Weise Mittheilung machen
über die neueste Erfindung des Hrn. A. Nobel, welche
darin besteht, das Patentsprengöl (Nitroglycerin) in einen
Zustand zu versetzen, in dem es alle explodirenden Eigenschaften verloren
hat.
Hr. A. Nobel, welcher sich augenblicklich in Amerika
aufhält, berichtet in einem vor Kurzem in unsere Hände gelangten Schreiben, daß das
Nitroglycerin sich in wasserfreiem Methylalkohol löse und daß diese Lösung unter den
Umständen, welche die Explosion des Sprengöles bewirken, nicht explodire. Vorläufige
Versuche, welche ich anstellen konnte, stimmen mit den Angaben des Hrn. Nobel vollkommen überein.
Das Nitroglycerin, wie dasselbe aus der Fabrik von Nobel
und Comp. geliefert wird, löst sich mit größter
Leichtigkeit im Methylalkohol. Da der mir zu Gebote stehende nicht absolut chemisch
rein ist, dürften die gemachten Löslichkeitsbestimmungen von geringerem Interesse
seyn, zumal die Löslichkeit bei verschiedenen Sorten käuflichen Methylalkohols
variirt; nothwendig ist jedoch zur Erzielung einer klaren Lösung, die absolute
Abwesenheit des Wassers in dem Methylalkohol.
Der gewöhnliche Methylalkohol des Handels löst das Nitroglycerin nur unvollkommen und
ist daher eine Rectification über frisch gebrannten Kalk erforderlich.
Die erhaltene Lösung von Nitroglycerin in Methylalkohol explodirt weder in höherer
Temperatur, noch findet eine Explosion statt, wenn dieselbe auf einen Amboß gegossen
kräftig mit einem Hammer geschlagen wird. Viele Wiederholungen dieses Versuches, in
verschiedenen Formen, ergaben stets dasselbe Resultat – die Mischung
explodirte unter keinen Umständen.
Auf Baumwollenbäuschchen gegossen und angezündet, verbrennt die Lösung von
Nitroglycerin in Methylalkohol ruhig ohne Explosion, selbst gegen das Ende der
Verbrennung findet kein Ausflackern statt, welches auf eine plötzliche Zersetzung
des Nitroglycerins deuten könnte, dasselbe verbrennt gleichzeitig mit dem
Methylalkohol.
Sprengversuche konnten mit dieser Lösung nicht gemacht werden, jedoch berichtet A.
Nobel über Versuche, welche er in Amerika angestellt
hat. Die mit der angegebenen Lösung angefüllten Patentzünder explodirien nicht,
obgleich die in denselben angebrachte Patrone (Zündhütchen) nicht versagt hatte.
Diese vorläufigen Versuche, welche sich in Kürze um eine größere Anzahl vermehren
dürften, lassen zur Genüge erkennen, daß dem Nitroglycerin (Patentsprengöl) die
explodirende Kraft durch Zusatz von Methylalkohol vollständig benommen werden
kann.
Daraus geht hervor, daß ein in der angegebenen Weise versetztes Nitroglycerin auf dem
Transporte und Lager als ungefährlich anzusehen ist, namentlich wenn dasselbe in
Blechflaschen verschlossen wird, so daß eine Verdunstung des Methylalkohols und ein
Zerbrechen der Gefäße nicht stattfinden kann. Es dürfte wohl aber mit denselben
Vorsichtsmaßregeln behandelt werden, wie Spiritus, Holzgeist und ähnliche
Flüssigkeiten, denen es in Bezug auf Feuersgefährlichkeit gleichkommt.
Um aus dem „versetzten“ (in Methylalkohol gelösten)
Nitroglycerin das Sprengöl mit allen seinen Eigenschaften wieder zu gewinnen, genügt
es, dasselbe mit Wasser zu behandeln. Schon das zwei- bis dreifache Volum
Wasser ist hinreichend, um fast alles Nitroglycerin unverändert aus der Lösung
abzuscheiden.
Ein Tropfen des „versetzten“ Sprengöles, der durch den Schlag
eines Hammers nicht explodirt, detonirt sofort, wenn ein Tropfen Wasser hinzugefügt
wird, und dann der Schlag erfolgt.
Es ist somit ein einfaches Mittel gegeben, die explodirenden Eigenschaften des
Sprengöles auf beliebig lange Zeit hindurch vollkommen zu unterdrücken, und erst
wenn es nöthig, wieder hervorzurufen.
Eine bedeutende Preiserhöhung des Sprengöles durch die Lösung desselben in
Methylalkohol ist nicht zu befürchten, da derselbe durch Destillation wieder
gewonnen werden kann.
Hr. A. Nobel beabsichtigt auch diese neue Erfindung in
denselben Ländern patentiren zu lassen, in denen bereits Patente für das Sprengöl
ertheilt sind.
Dr. Julius Stinde. (Hamburger
Gewerbeblatt, 1866, Nr. 21.)
Verfahren, künstlich gefärbte Rothweine von ächten zu
unterscheiden.
Da der Verbrauch von gefärbten und somit gefälschten Rothweinen ein sehr
beträchtlicher ist, so will ich, um solchem Betruge etwas steuern zu helfen, nicht
mehr länger mit der Veröffentlichung eines Mittels zurückhalten, welches gefärbten
Rothwein von ächtem schneller und wohl auch sicherer zu unterscheiden gestattet, als
die bisher zu diesem Zweck angegebenen Methoden, und das ich schon im Jahre 1860
entdeckt habe. Es ist dieß das Eisenchlorid. Bringt man
etwas Eisenchlorid zu einer Lösung der schwarzen Kirschen oder Heidelbeeren, oder
dem Safte der schwarzen Malven, so färben sich diese Lösungen violett mit bald mehr
röthlicher, bald mehr blauer Nüance, und diese Reaction ist sehr empfindlich.
Besonders schön zeigte sich dieselbe mit dem Safte der Malvenblüthen, aber auch der
Kirschsaft und die mit verdünntem Spiritus ausgezogenen getrockneten Heidelbeeren
färbten sich sehr intensiv. Es ist diese Reaction in mit solchen Substanzen
gefärbtem Weine ebenfalls sehr deutlich und sehr leicht zu unterscheiden von ächtem
Rothwein, welcher bei Zusatz von etwas Eisenchlorid sich braunroth färbt; jedoch übt
der Säuregehalt des Weines Einfluß auf die Reaction aus, denn von verschiedenen
weißen Weinen, die ich mit Heidelbeersaft gefärbt habe, erhielt ich mit Eisenchlorid
verschiedene Nüancen.
Die bläulichgraue Färbung der von Hrn. Prof. Böttger mit
Salzsäure behandelten Schwämme beim Eintauchen in gefärbten RothweinPolytechn. Journal Bd. CLXXII S.
157. kann jedenfalls nur Spuren eines Eisengehaltes der Schwämme zu verdanken
seyn, der durch Salzsäure noch nicht ausgezogen worden war, und auch die nach der
Methode des Hrn. Apothekers Blume in Berlin erhaltene
LösungPolytechn. Journal Bd. CLXX S.
240. kann ihre Färbung nur einem Eisengehalte der angewendeten Substanzen zu
verdanken haben.
Beiläufig bemerke ich noch, daß die blaue Färbung des Mundes beim Genusse schwarzer
Kirschen und Heidelbeeren ebenfalls nur vom Eisengehalte des Blutes herrühren kann,
indem sie durch die Endosmose hervorgerufen wird. Adam Philipps zu Ginsheim. (Kurze Berichte über die neuesten Entdeckungen,
Erfindungen etc.)
Kitt zum Befestigen und luftdichten Verschließen von Glas,
Porzellan, Holz und Metall.
Nach Dr. C. Scheibler stellt
man einen solchen Kitt auf folgende Weise dar. Ueber freiem Feuer, in einem eisernen
Gefäße, schmelzt man zuerst 1 Theil Wachs, gibt dann 2 Theile zerschnittene
gereinigte Gutta-percha hinzu, bis unter beständigem Umrühren sich dieselbe
mit dem Wachse zur homogenen Masse vereinigt, und fügt endlich noch 3 Theile
Siegellack hinzu. Wenn Alles geschmolzen und gleichmäßig verrührt ist, gießt man die
Masse auf einen benetzten Stein aus und befördert die innige Vermischung ihrer
Bestandtheile schließlich noch durch Malaxiren der halb erkalteten Masse mit den
befeuchteten Fingern. Der in Stangen ausgerollte Kitt wird natürlich heiß
aufgetragen. (Dr. Jacobsen's
chemisch-technisches Repertorium, 1865, Bd. II S. 5.)