Titel: | Neuer Kohlenlicht-Regulator von Foucault; mitgetheilt von Dr. J. Krist. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. CXXIV., S. 437 |
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CXXIV.
Neuer Kohlenlicht-Regulator von Foucault; mitgetheilt von Dr.
J. Krist.
Aus Carl's Repertorium für physikalische Technik, 1866,
Bd. I S. 288.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Foucault's Kohlenlicht-Regulator.
Einer der wichtigsten Uebelstände, welche der Anwendung des elektrischen Lichtes zu
Beleuchtungszwecken ursprünglich entgegenstanden, ist bekanntlich die Unstetigkeit
desselben in Bezug auf seine Position und seine Intensität. Man war daher
fortwährend bemüht, diese Hindernisse zu beseitigen, nachdem Wright 1845 zum ersten Male das Kohlenlicht zur Beleuchtung benutzt
hatte.Polytechn. Journal Bd. CVI S.
267. Man suchte einerseits die Gaskohle, welche man als Polspitzen verwendete,
durch ein besseres Material zu ersetzen, in welcher Hinsicht namentlich Jacquelin's chemisch reine Stabkohle ein vortreffliches
Resultat lieferte, andererseits wurden zahlreiche Mittel ersonnen, um die aus dem
ungleichen Verbrauche der beiden Polspitzen entstehende Unregelmäßigkeit des Lichtes
aufzuheben. Die für den letzteren Zweck vorgeschlagenen Apparate, von dem ersten an,
welchen Staite 1847Polytechn. Journal Bd. CVIII S.
344. construirte, bis auf jene von Wartmann
Archives de Genève, t. XXXVI p. 332., Serrin
Du Moncel, Revue
des applications de l'électricité, 1857–58 p. 492., Siemens,Dub, die Anwendung des Elektromagnetismus,
S. 577. haben fast alle das gemeinsame Princip, die Distanz der Kohlenenden durch
Zuhülfenahme eines Elektromagneten in entsprechender Weise zu regeln und den Licht
erzeugenden Strom selbst die Regulirung des Lichtes besorgen zu lassen. In den
Details sind diese Apparate allerdings sehr verschieden, mehr oder weniger
complicirt und sie entsprechen ihrer Aufgabe in höherem oder geringerem Maaße, ohne
in Allem vollständig zu befriedigen.
Bei der Bedeutung, welche das elektrische Licht nicht nur in der Praxis, sondern auch
für den Experimentator gewonnen hat, ist es daher sehr erklärlich, wenn Männer, die
sich mit der Sache schon auf sehr erfolgreiche Weise beschäftigt haben, ihre
Aufmerksamkeit wieder von Neuem der Verbesserung der Kohlenlicht-Regulatoren
zuwenden. So hat denn auch Foucault, nach dessen Angaben
Duboscq bereits 1849Müller's Lehrbuch der Physik, Bd. II S. 277. den unter dem Namen „elektrische Lampe von Duboscq“ beschriebenen und häufig benutzten Regulator
construirt hat, der Pariser Akademie der Wissenschaften in ihrer Sitzung vom 26.
December 1865Comptes rendus, t. LXI p. 1148; S. 37 in diesem Bande des polytechn. Journals. Bericht erstattet über einen ganz neuen Regulator, welcher mit einer
Präcision arbeitet wie kaum einer der vorhandenen Apparate.
Foucault's erster Regulator oder die Duboscq'sche elektrische Lampe war so eingerichtet, daß
die leuchtenden Kohlen auf mechanische Weise zwar genähert, aber nicht von einander
entfernt werden konnten, was namentlich dann von Unzukömmlichkeiten begleitet ist,
wenn die Kohlen während der Verwendung des Apparates in unmittelbare Berührung kommen. Duboscq hat diesen Uebelstand zu beseitigen gesucht,
indem er einen zweiten Elektromagneten so einrichtete, daß dessen Anker bei einer
gewissen, erst bei stattfindender Berührung der Kohlenspitzen auftretenden
Stromstärke angezogen wird, und daß in Folge dessen die Kohlenspitzen von einander
getrennt werden. Der neue Apparat dagegen hält die Kohlen ohne Vermittelung eines
zweiten Elektromagneten stets in der nöthigen Distanz, indem er sie mechanisch
nähert oder entfernt, sobald ihr Zwischenraum um das Mindeste zu groß oder zu klein
geworden ist. Zu diesem Zwecke sind, um in Kürze das Wesentliche dieses Regulators
anzugeben, die Kohlen unter die Einwirkung zweier Räderwerke gestellt, so daß jene
in dem einen oder anderen Sinne bewegt werden oder ganz in Ruhe bleiben, je nachdem
durch eine mit dem Anker eines Elektromagneten verbundene Hemmung das eine oder
andere, oder beide Räderwerke arretirt werden. Um die Stellung des Ankers und in
Folge dessen die Lage der Hemmung der jeweiligen Stromstärke entsprechend zu
erhalten, ist von einem Hebel mit veränderlichem Arme, wie ihn Robert Houdin zuerst angewendet hat, Gebrauch gemacht.
Fig. 17 zeigt
den vollständigen Apparat. Derselbe besteht aus dem messingenen Gehäuse P, Q, welches die oben erwähnten Räderwerke enthält,
wovon das eine mit dem Schlüssel B, das andere mit dem
Knopfe D in der durch Pfeile angedeuteten Richtung
aufgezogen wird. Die gezahnten Messingstäbe G, I sind
die Kohlenträger. I läßt sich in der Messingröhre L, welche vom Gehäuse durch eine Elfenbeinscheibe
isolirt ist, mit schwacher Reibung bewegen. Der untere Theil des Apparates enthält
den Elektromagneten E und die Hebelvorrichtung, durch
welche die Hemmung der Räderwerke in die erforderliche Stellung gebracht wird. Wie
man aus Figur
18 ersieht, trägt der um O drehbare Hebels A, F bei A den Anker aus
weichem Eisen; dieser kann wohl innerhalb enger Grenzen hin- und
heroscilliren, nie aber mit dem Elektromagneten E in
volle Berührung kommen. Der anziehenden Kraft des Elektromagneten wirkt die
Spiralfeder r entgegen, welche mit ihrem Fortsatze den
Hebel A, F bei c durchdringt
und an dem zweiten Hebel C befestigt ist. Mittelst der
Schraube V
Fig. 17 kann
die Feder r der Stromstärke entsprechend gespannt
werden. Der Hebel C hat an der unteren Seite eine
eigenthümlich gekrümmte Fläche, weßhalb der beispielsweise in a angenommene Angriffspunkt des Druckes, welchen r durch Vermittelung von C auf F ausübt, eine Verschiebung nach rechts oder links
erleidet, sobald in der Stromstärke und demzufolge in der anziehenden Kraft des
Elektromagneten eine Aenderung eintritt. Auf diese Weise wirkt die Gegenkraft des
Elektromagneten auf einen Hebelarm von veränderlicher Länge und es kann die Stellung des
Ankers in jedem Augenblicke gewissermaßen als Ausdruck der eben herrschenden
Stromstärke angesehen werden. So lange der Strom jene Intensität besitzt, bei
welcher das Licht die gewünschte Helligkeit und die Kohlen die nöthige Distanz
haben, werden durch die bei D auf AF senkrecht stehende Hemmvorrichtung K, H die beiden Räderwerke, durch welche die Stellung
der Kohlenspitzen geregelt wird, in Ruhe erhalten. Es greift nämlich der Ansatz H in die Flügelchen s, s'
ein, in deren Getriebe beziehungsweise die Räder R, R'
von denen jedes mit einem der Räderwerke in Verbindung steht, einzahnen. Nimmt in
Folge des Abbrennens der Kohlen die Stromstärke etwas ab, so neigt sich K nach rechts, H hemmt R und das damit verbundene Räderwerk, während R' frei wird und daher die Kohlen durch das andere
Räderwerk auf die rechte Distanz genähert werden. Bei einer die normale Entfernung
überschreitenden Annäherung der Kohlen wird dagegen R'
gehemmt, R frei und dadurch jenes Räderwerk bewegt,
welches bestimmt ist, die Kohlen von einander zu entfernen. Wegen der großen
Empfindlichkeit der Ankervorrichtung gegen die Intensitätsänderungen des Stromes und
wegen der engen Grenzen, innerhalb welcher derselbe oscillirt, ändern die Kohlen
ihre gegenseitige Entfernung stets nur um Geringes und bewegen sich jedesmal nur
sehr wenig, so daß das Licht eine bemerkenswerthe Stetigkeit in seiner Lage und
seinem Glanze besitzt.
Der die Kohlenträger bewegende Mechanismus ist in Fig. 19 besonders
dargestellt. M und N sind
zwei Uhrtrommeln, von welchen N eine stärkere Feder als
M besitzt, so daß M
durch N mitbewegt werden kann. Das obere mit M verbundene Zahnrad 1 greift in die gezahnte Stange G, welche die positive Kohle trägt, das untere, nur mit
starker Reibung auf der Achse von M aufsitzende Rad in
den Träger I der negativen Kohle ein. Die Halbmesser
dieser zwei Räder stehen im Verhältnisse 2 : 1. Das mittlere auf derselben Achse
befindliche Rad 2 greift in das Rad 3 ein, welches die Bewegung vermittelst des
Rades 4 auf das sogenannte Satellitenrad 5 überträgt. Auf der Achse p, q dieses Rades sitzen oberhalb die mit einander
verbundenen Räder 7, 8 und ebenso unterhalb ein Rad mit Getriebe lose auf. Nebstdem
ist das Rad 5 nahe am Rande von einer Achse durchdrungen, auf welcher das Getriebe 6
und das Rädchen k sich drehen können. Das Rad 8 zahnt in
das Getriebe 9 des Rades 10 ein, welches durch Vermittelung zweier mit je einem
Getriebe versehenen, in der Figur der Deutlichkeit halber weggelassenen Zahnräder
mit dem Rade R'
Fig. 18 in
Verbindung steht. Wenn also die Hemmung K, H
Fig. 18 sich
nach rechts neigt, so wird M
durch seine Feder im
Sinne des Pfeiles gedreht, während N festgehalten ist.
Man erkennt leicht, wie diese Drehung auf die verschiedenen Räder bis auf R' übertragen wird, wenn man bemerkt, daß durch das
Satellitenrad 5 das Getriebe 6 um die Achse p, q
herumgeführt wird, wobei es sich auch um seine Achse dreht und so die Bewegung auf
7, 8, 9, 10 überträgt. Die Kohlenträger bewegen sich in diesem Falle in der
Pfeilrichtung; die Kohlenspitzen nähern sich einander.
Wird in Folge zu starker Annäherung der Kohlen die Hemmung K,
H nach links geneigt und dadurch R' arretirt
und R frei gemacht, so fängt die in M befindliche Feder an zu wirken; es dreht sich N von rechts nach links und überträgt die Bewegung auf
das untere Rad der Achse p, q, von dessen Getriebe das
Rädchen k und durch dessen Vermittelung das Rad 5
mitgedreht werden. Mit Hülfe der Räder 5, 4, 3 wird die Bewegung auch auf M übertragen, so daß die Kohlen entfernt werden. Die
Verbindung zwischen der Trommel N und dem Rade R ist durch zwei Räder mit je einem Getriebe, von denen
in der Fig.
19 nur das eine m, n abgebildet ist,
hergestellt. Um die Bewegung der Räderwerke gleichförmiger zu machen, sind die
Achsen von s und s'
Fig. 18 mit
je einem Windflügel u, v versehen.
Bei einem Apparate, wie ihn Fig. 17 darstellt, wird
der negative Pol der Kette mit der Klemmschraube z der
Röhre L, der positive Polardraht mit der Klemmschraube
y verbunden, so daß die positive Kohlenspitze unten
zu liegen kommt, wie das für physikalische Demonstrationen zweckmäßig ist. Soll
dagegen möglichst viel Licht nach unten, gegen den Boden gesendet werden, so wird
der positive Pol besser nach oben verlegt, wie das auch bei dem Apparate der Fall
ist, welcher der Fig. 19 zu Grunde liegt. Mittelst der Knöpfe D und X
Fig. 19
lassen sich die Kohlen jede für sich oder beide zusammen bewegen: die Kohlen nähern
sich auch, wenn man das unten am Messingkasten P, Q
Fig. 17
rechts unten befindliche, mit einem Zeiger versehene Knöpfchen x nach rechts dreht. Da auch der Stab f, d in einer Hülse verschiebbar ist und sich bei i ein Kugelgelenk befindet, so ist man im Stande, die
Kohlen mit größter Genauigkeit einzustellen. Wird x nach
links gedreht, so werden die Räderwerke vollständig gehemmt.
Als ein Vorzug des Apparates sey schließlich noch angeführt, daß derselbe in jeder
beliebigen Stellung ebenso gut, wie in verticaler Lage verwendet werden kann, und
daß selbst Erschütterungen und Schwankungen keinen störenden Einfluß auf die
Bewegung seines Mechanismus haben, weßhalb er sich zur Beleuchtung von Schiffen sehr
gut eignet. Herr Duboscq (Paris, 21 Rue de l'Odeon) führt den Regulator mit gewohnter Sorgfalt in zwei Größen
aus; ein Exemplar der kleineren Sorte kostet 450, eines der größeren Art 600
Frcs.