Titel: | Ueber die Zünder für Minenöfen und Sprengladungen beim Bergbau etc., von A. Gaiffe und Comte in Paris; Bericht vom Grafen Th. du Moncel. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XXX., S. 119 |
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XXX.
Ueber die Zünder für Minenöfen und Sprengladungen
beim Bergbau etc., von A.
Gaiffe und Comte in Paris; Bericht vom Grafen Th. du Moncel.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, October 1865, S. 595.
du Moncel, über die neuen Zünder von Gaiffe und Comte.
Die Anwendung des Ruhmkorff'schen Inductionsapparates ist
gegenwärtig zum allgemeinen Gebrauche für die Zündung von Mineöfen und
Sprengladungen beim Bergbau etc. gelangt; es muß daher jede Verbesserung bei
denjenigen Organen der Zündungsanlagen, in welchen der elektrische Funke zum
Zündsatz kommt, von großer Wichtigkeit seyn, namentlich wenn bedeutende
Kostenersparnisse durch dieselbe erzielt werden. Die Erfindung von Gaiffe und Comte, von welcher
ich hier sprechen will, gehört zu diesem Falle.
Es ist bekannt, daß der elektrische Funke seiner momentanen – wenigstens
äußerst kurzen – Dauer halber durch eine Pulverladung gehen kann, ohne das
Pulver zu entzünden. Um daher mit Sicherheit die Entzündung des Schießpulvers durch
den elektrischen Funken hervorzubringen, bringt man an die Stelle, an welcher der Funke zu Stande
kommen soll, einen sog. secundären Leiter, der unter dem Einflusse der elektrischen
Entladung augenblicklich in's Glühen versetzt wird. Es ist dieß der Quantitätsstrom
(le flux de quantité), welcher bei dem Ruhmkorff'schen Apparate die Funkenentstehung begleitet
und diese Rolle hierbei einnimmt.Man s. hierüber Cosmos, revue encyclopédique,
t. VI p. 190 und Poggendorff's Annalen der Physik Bd. XCV S. 175. Die Statham'schen ZünderBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXXX
S. 350; nach Ruhmkorff's Verbesserung
im polytechn. Journal Bd. CLXXVI S.
210 (Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 355)., welche bis jetzt ausschließlich bei der elektrischen Minenzündung benutzt
worden sind, gründen sich ihrer Einrichtung nach auf dieses Princip; bei diesen
(jedoch nur bei den ursprünglich von Statham angegebenen)
ist es das Schwefelkupfer zwischen den beiden Drahtenden des Leiters, welches die
Stelle des secundären Zwischenmittels zu vertreten hat. Der Preis dieser Statham'schen Zünder (wie sie nach Ruhmkorff angefertigt werden) ist jedoch, da das Stück auf 50 Centimes
kommt, viel zu hoch, als daß man nicht bei ihrer Anwendung im Großen, wo nicht
unbedeutende Quantitäten derselben nothwendig werden, dieses Umstandes halber auf
Bedenken wegen der Anwendbarkeit dieses Zündapparates überhaupt kommen könnte.
Gaiffe und Comte in Paris (Rue Saint-André des Arts No. 40) haben
eine eigenthümliche Vereinfachung in der Anfertigung dieser Zünder vorgenommen;
anstatt nämlich, wie dieß bei den Statham'schen Patronen
der Fall ist, den präparirten Gutta-percha-Draht an der Stelle, wo der
Funke zwischen den Drahtenden entstehen soll, zu entblößen und nach Einführung des
leicht explodirbaren Zündsatzes in die Zündstelle denselben wieder zu bedecken,
besteht ihr Zünder bloß aus einem sogenannten Zündhütchen, das an einem Ende eines
Gutta-percha-Drahtes angebracht ist. Diese Kapsel ist mit
Knallquecksilber gefüllt, am anderen Ende mit einem Stanniolblättchen verschlossen,
und letzteres steht mittelst eines feinen Drahtes mit dem Ende eines zweiten Stückes
Gutta-percha-Draht dadurch in Contact, daß über das Drahtende des
letzteren das vom Stanniol ausgehende feine Drähtchen gewickelt ist.
(Die Anordnung, welche hier Graf du Moncel etwas
undeutlich beschreibt, möchte wohl in folgender Weise zu verstehen seyn: An einem
Ende eines Gutta-percha-Drahtes ist der Metalldraht auf eine ganz
kurze Strecke weggenommen, so daß dieses Ende als kurzes Röhrenstück eine Art Kapsel zur Aufnahme
des Knallquecksilbers bildet. Die Oeffnung dieser Kapsel ist mit Stanniolfolie
geschlossen, und von letzterer geht ein Draht, der an diese angelöthet ist, zum
Drahtende eines anderen Guttapercha-Drahtes; werden dann die freien Enden der
beiden Gutta-percha-Drähte in die Kette eingeschaltet, die dem
inducirten Strome angehört, so wird der Unterbrechungsfunke durch die Zündkapsel
gehen und den Zündsatz zur Explosion bringen.)
Bei diesen neuen Zündern besteht der secundäre Leiter bloß aus Knallquecksilber, das
bekanntlich empfindlicher ist, als das Schwefelkupfer.
Da dieser Zündsatz leicht explodirt, so ist die Kapsel mit Gutta-percha
umhüllt, und diese Röhre mit einer hinreichenden Quantität Schießpulver angefüllt,
um zugleich eine sichere Zündleitung bilden zu können.
Unter diesen Umständen wird die Anfertigungsweise der Zünder so einfach, daß nach
Angabe von Gaiffe und Comte
das Tausend zu 150 Frcs. geliefert werden kann.
Die neuen Patronen bieten vom praktischen Standpunkte aus noch den wesentlichen
Vortheil, daß man mit denselben, wenn man die inducirten Ströme einige Augenblicke
andauern läßt oder vielmehr die Dauer der Schließung des primären Stromes etwas
verlängert, eine größere Anzahl von Sprengladungen in Gruben etc. gleichzeitig
zünden kann. Man wird nämlich hierfür von zwei Hauptleitungen aus nach jedem
Bohrloch ein paar Zweigleitungen gehen lassen; es wird dann, wenn die Explosion des
ersten Bohrloches erfolgt ist, durch das Zerplatzen der Kapsel eine
Unterbrechungsstelle zwischen den Drahtenden der Patrone entstehen, die größer ist
als 1 Centimeter, und es wird daher ein nächster Unterbrechungsfunke in keinem Falle
mehr hier zu Stande kommen, da die Bahn an den übrigen Stellen, wo er noch entstehen
kann, ihm einen geringen Widerstand etc. darbietet.
Savare wollte bekanntlich das unmittelbar
aufeinanderfolgende Sprengen hinter einander mittelst des Ruhmkorff'schen Apparates dadurch bewirken, daß er an die Drahtenden der
Patrone kurze Drähte aus leicht flüssigem Metalle anbrachtePolytechn. Journal Bd. CXXXIII S.
113.; beim Entzünden des Satzes sollten dann diese Drahtenden zusammenschmelzen,
um nachher die Leitung an dieser Stelle wieder in eine continuirliche zu
verwandeln.
Nachschrift.
Es sey gestattet, dem vorstehenden Aufsatze vor Allem die Bemerkung anzufügen, daß
die Benutzung des Knallquecksilbers für Zündpatronen bei der elektrischen Zündung
nicht als neu angesehen werden kann, dasselbe ist für diesen Zweck schon vor mehr
als 30 Jahren vorgeschlagen wordenPolytechn. Journal Bd. LI S. 19.; außerdem wurde es schon von Verdu und Ruhmkorff bei ihren im Jahre 1854 vorgenommenen
VersuchenPolytechn. Journal Bd. CXXXIII S.
115. selbst für die Statham'schen Zünder in Anwendung
gebracht. Trotz der großen Explosionsfähigkeit des Knallquecksilbers kann aber nach
anderweitigen Erfahrungen behauptet werden, daß die Empfindlichkeit des
Knallquecksilbers für die Entzündung durch den Inductionsfunken derjenigen der
verbesserten Statham'schen Zünder nachsteht. –
Befremdend muß es erscheinen, daß Graf du Moncel dieser
sogenannten neuen Erfindung, über welche das Detail bezüglich der Einrichtung noch
abzuwarten ist, eine so hohe Wichtigkeit beilegt, ohne dieselbe durch
Erfahrungsresultate zu begründen, und insbesondere, daß er am Eingange seines
Berichtes die Behauptung aufstellt, daß der Ruhmkorff'sche Inductionsapparat für die Zündung von Minenöfen und
Sprengladungen in Gruben etc. zum allgemeinen Gebrauche eingeführt worden sey, sowie
daß man aus schließlich die Statham'schen Zünder
verwende. Diese Behauptungen mögen vielleicht nahezu richtig seyn, wenn sie sich
bloß auf die Anwendungen in den letzten Jahren in Frankreich beziehen; in anderen
Staaten, wo die sogenannte elektrische Minenzündung ebenfalls schon mannichfach zur
Anwendung gekommen ist, hat man jedoch zu diesem Zwecke
den elektro-dynamischen Inductions-Apparat unseres Wissens nicht als
die brauchbarste Anordnung betrachten können. Es scheint fast, daß die mannichfachen
– und mitunter exacten – Arbeiten, welche in diesem Gebiete von
anderen Seiten her bis jetzt bekannt geworden sind, dem Hrn. Grafen du Moncel entgangen seyen.
C. K.