Titel: | Mirland's Fabrication von getrocknetem Aepfel- und Birnen-Muß; Bericht von Chevallier. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. CXXVI., S. 456 |
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CXXVI.
Mirland's Fabrication von getrocknetem
Aepfel- und Birnen-Muß; Bericht von Chevallier.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Februar 1862, S. 78.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Mirland's Fabrication von
getrocknetem Aepfel- und Birnen-Muß.
Die Aepfel (oder Birnen) werden zuerst in einer gewöhnlichen Waschtrommel gewaschen,
dann ausgesucht, um die verdorbenen auszuscheiden, die den Geschmack des Productes
benachtheiligen würden, und welche man (im Betrage von etwa 6 Proc. der ganzen
Masse) zu Obstwein oder Essig benutzt.
Die Aepfel werden nun gekocht, und zwar entweder im Wasserbad oder in einem Dampfbad
(die hiezu angewandten und sonstigen Apparate sind unten näher beschrieben). Die
erstere Operation dauert 4–4 1/4 Stunden, die letztere, bei Benutzung von
Dampf von 2–3 Atm. Spannung, 40–45 Minuten; indessen wird diese nur
dann angewandt, wenn das Kochen im Wasserbad dem Fabrikbedarf nicht genügt, da das
Product weniger gut ausfällt.
Beim Kochen im Dampfbad erhält man meist 2 Proc. Saft, den man später beim Einkochen
wieder zusetzt.
Die gekochten Aepfel werden zerquetscht, wodurch die nachfolgende Arbeit der
Mußmaschine sehr erleichtert wird. In dieser letzteren wird die Masse von den Kernen
und anderen fremden Substanzen befreit, worauf der Rückstand mit warmem Wasser
erschöpft und aus dieser Lösung mit Zusatz von Zucker durch Eindampfen eine gewisse
Menge Apfelgelée erhalten wird. Die Kerne werden gegenwärtig zur
Geflügelmästung benutzt, später beabsichtigt man sie zur Liqueurfabrication zu
verwenden.
Das gereinigte Muß geht nun durch eine Reihe mit Dampf geheizter Apparate; in den
einen wird es vom Wasser befreit und in den anderen so weit eingedickt, daß man es
schließlich auf Blechplatten ausbreiten und trocknen kann; in den letzteren
Apparaten hat der Dampf 3 Atmosphären Spannung und das Muß bleibt nur etwa 15
Minuten darin. Man bewirkt so ein rasches Trocknen, welches die Masse in dicken
Schichten auf das Blech zu bringen und somit viel Handarbeit zu sparen
gestattet.
Das Ausbreiten auf Platten von 1 Meter Länge und 30 Centim. Breite geschieht auf
einem Tisch mit passenden mechanischen Vorrichtungen.
Der Trockenraum wird mittelst eines Luftstromes auf 65–80° C. erhitzt,
die Platten werden auf Gestellen eingesetzt und die feuchte Luft wird durch einen
Zug abgeleitet.
Sobald der Arbeiter bemerkt, daß das Muß fest wird, nimmt er die Platte heraus, löst
die Obsttafel mit einem hölzernen Messer los, und bringt sie auf hölzernen Horden
wieder in den Trockenraum. Im Mittel dauert das Austrocknen 20 Stunden.
Die Obsttafeln werden auf einander gelegt und mittelst eines besonderen Messers in
Parallelogramme von 3 Centim. Länge und 2 Centim. Breite zerschnitten. Ein Arbeiter
kann mittelst dieses Werkzeuges in einer Stunde etwa 100 Kilogr. zerschneiden. Das
getrocknete und in Holzschachteln aufbewahrte Muß hält sich so mehrere Jahre. Es
kann als solches consumirt oder auch erst in Compot verwandelt werden, wozu man es
mit seinem vierfachen Gewicht Wasser etwa 25 Minuten lang kochen läßt, worauf noch
Zucker u.s.w. zugesetzt werden kann. Man erhält so eine weit schmackhaftere Speise
als durch Kochen der in gewöhnlicher Weise getrockneten Aepfelschnitzel.
Nach Mirland's Angabe liefern
100 Pfd. Aepfel 18–20 Pfd. trockenes Muß;Eine besondere Untersuchung hat das Vorurtheil, dasselbe enthalte eine
Beimischung von Stärkmehl, widerlegt. die Rückstände betragen 7–8 Proc.
Auf diese Weise gelingt es, Aepfel oder Birnen, welche oft in großer Menge geerntet
und kaum verwerthet werden, in eine schmackhafte und haltbare Speise zu verwandeln,
und somit obstreichen Gegenden einen neuen Absatz auch in entferntere Länder zu
eröffnen.
Beschreibung der bei dieser Fabrication
in Anwendung kommenden Apparate und Geräthe.
Fig. 9 und
10,
Durchschnitt und Grundriß des Apparates zum Kochen im Wasserbad.
A schmiedeeiserner Wasserkessel mit dem Speisereservoir
B.
C hölzerner Deckel mit Löchern zur Aufnahme der
Kochtöpfe D; diese sind cylindrisch und bestehen aus
innen verzinntem Kupfer; sie sind mit gut schließenden Deckeln und mit Henkeln
versehen.
E Abzugsrohr für den Wasserdampf; F Mauerwerk des Ofens, G Feuercanäle; H Kamin, I Herd.
Fig. 11,
Durchschnitt des Dampfkochapparates.
J innerer Behälter für die Aepfel aus verzinntem Kupfer
von 5 Millimeter Dicke; derselbe ist etwas nach unten verjüngt.
K Mantel aus Schwarzblech mit dem Deckel L und dem verschließbaren Mannloch O.
M cylindrischer Hals, durch ein Ventil mit dem Hebel N geschlossen.
P Eintrittsrohr, P'
Austrittsrohr für den Dampf; Q Lufthahn; R, R' Sicherheitsventile; endlich ist am Kessel ein
nicht gezeichnetes Manometer angebracht.
Fig. 12 und
13,
Quetschapparat mit den cannelirten Walzen S, S'; von
diesen wird S mittelst der Riemenscheibe in Bewegung
gesetzt, während die Entfernung der Walzen durch die Stellschrauben T, T' verändert werden kann.
Fig. 14,
Mußmaschine. X cylindrisches Sieb zur Aufnahme des
Breies; es besteht aus durchlöchertem und verzinntem Kupferblech. In der Mitte
befindet sich die aus verzinntem Eisenblech bestehende Welle Y mit Armen und mit hölzernen Schneiden von denen die eine Z umgekehrt steht, um den von den übrigen an und durch
das Sieb gedrückten Brei abzuschaben und so das Sieb wieder frei zu machen.
Fig. 15 und
16,
Kessel zum Einkochen des Mußes. a Cylinder von
verzinntem Kupferblech; die obere Hälfte desselben dient als Deckel. b Doppelboden zur Aufnahme des Dampfes. c, d Röhren zum Ein- und Austritt des Dampfes;
e Lufthahn; g
Eintrittsrohr für die Luft; f Verdampfungsrohr. h hölzerne von außen bewegliche Welle mit acht hölzernen Armen und
Rechen von der Gestalt wie Fig. 17 oder bei zu
dünnem Brei wie Fig. 18.
Fig. 19 und
20,
zweiter Eindickungsapparat.
i cylindrische Pfanne mit flachem Boden, von verzinntem
Kupfer, zur Aufnahme des Mußes.
j Doppelboden für die Dampferhitzung, mit den Röhren k und k'.
l drehbare hölzerne Welle mit den sternförmigen
hölzernen Rechen, welche in der Welle verstellbar befestigt sind; die Welle läuft in
einem Stahllager, welches in den hölzernen Würfel m
eingelassen ist.
n Streichmesser zum Ausstreichen des fertig eingekochten
Mußes durch eine seitliche Oeffnung.
Fig. 21, 22 und 23,
Seiten- und untere Ansichten des Tisches zum Ausstreichen und Formen des
Mußes.
Der Tisch besteht aus einem hölzernen Rahmen p mit
vorstehenden Rändern, welcher mittelst des Trittes q
gehoben und gesenkt werden kann; dieser Rahmen dient zum Formen.
r, r eiserne Schienen, welche unter dem Rahmen befestigt
und parallel nach außen verlängert sind, wo sie mit einer rechtwinkeligen Biegung
sich endigen; sie dienen zur Aufnahme der Blechplatten. Die Arbeit mit diesem
Apparat geschieht wie folgt: Ein Mann hebt den Rahmen p
mittelst des Trittes q; ein anderer legt eine
Blechplatte auf die Schienen r, r genau unter den Rahmen
p, worauf dieser losgelassen wird und nun mit der
Blechplatte als Boden eine Form bildet. In diese bringt man das Muß und streicht es
mit einem Streichbrete glatt, worauf man den Rahmen hebt und die Platte mit dem
darauf befindlichen Muß mittelst eines einfachen Mechanismus bis an das Ende der
Schienen r, r vorschiebt, von wo sie abgenommen und in
den Trockenraum gebracht wird u.s.w. Der eben erwähnte Mechanismus besteht aus zwei
Stäben s, s (Fig. 23), welche mit den
Schienen r, r parallel laufen und unter dem Rahmen p durch eine (punktirt gezeichnete) Eisenschiene
verbunden sind. Diese Stäbe gehen durch die Querhölzer des Tischgestelles und
endigen in Ringen, durch welche die Enden der biegsamen Metalldrähte s, s' die als Federn wirken, hindurchgehen. Es wird so
ein bewegliches System erhalten, auf welchem die Blechplatten liegen. Mittelst
zweier Schnüre, welche einerseits an die punktirten Eisenschienen befestigt sind und
andererseits über die Leitrollen 1 und 2 und wieder nach vorne zurück gehen, kann
man das System und somit die Blechplatten bis zum Ende der Schienen r hervorziehen; nach dem Füllen läßt man dann die
Schnüre los, worauf die Federn s, s' das Ganze wieder
nach dem Ruhepunkt unter dem Rahmen p zurückführen. Zwei lange Stäbe t, t sind am Gestelle befestigt und geben dem ganzen
Apparat horizontalen Halt und Führung.
Fig. 24 und
25,
Durchschnitte des Ofens zum Erwärmen des Trockenraumes.
u gußeiserne Cylinder zum Erhitzen der Luft; sie liegen
in einem Mauerwerk von feuerfesten Ziegeln.
w Zutrittscanal für die kalte Luft.
w' Sammelcanal für die warme Luft aus den Cylindern; von
hier gelangt sie zum Trockenraum; mittelst Registern wird der Zutritt regulirt.
x Röhren für den Abzug des Rauches nach dem Kamin; sie
sind von der warmen nach dem Trockenraum ziehenden Luft umgeben und durch die
Verbandstücke y vereinigt, die zugleich zum Ausleeeren
des Rußes dienen.
z Rauchkammer, in Verbindung mit den Röhren x.
Fig. 26 ist
ein Grundriß, ein Längen- und Seitenaufriß des Apparates zum Zerschneiden der
Tafeln in Stücke. Er besteht aus einem hölzernen Rahmen, mit zwei Reihen
dreikantiger Stahlklingen, welche senkrecht zu einander zusammengefügt sind, so daß
eine Art Rost entsteht, dessen Oeffnungen der Größe der zu erhaltenden Stücke
entsprechen.
Ueber diesem Rahmen befindet sich ein starker Holzkasten, der mit Eisenbändern an dem
Gestell einer Schraubenpresse befestigt ist, so daß der Messerrahmen den Boden
dieses Kastens bildet.
Man schichtet in diesen Kasten die Mußtafeln bis auf etwa 5 Centimeter vom Rande,
legt darauf eine passende Holzplatte und preßt nun mittelst der Schraube die Tafeln
durch den Messerboden, wobei sie die gewünschte Form erhalten und in einen
untergestellten Korb fallen.