Titel: | Eine neue Bestimmungsweise des Malzverlustes als Beitrag zu der Frage, welchen Vortheil die Vermischung von rohem Getreide und anderen Stoffen dem Bierbrauer gewähre; von W. Stein. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. LX., S. 222 |
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LX.
Eine neue Bestimmungsweise des Malzverlustes als
Beitrag zu der Frage, welchen Vortheil die Vermischung von rohem Getreide und anderen
Stoffen dem Bierbrauer gewähre; von W. Stein.
Aus dem polytechnischen Centralblatt, 1862 S.
1.
Stein, über eine neue Bestimmungsweise des Malzverlustes in der
Bierbraueri.
Will man mit einiger Sicherheit Berechnungen darüber anstellen, ob die Verwendung
rohen Getreides oder Stärkezuckers u. dergl. in der Bierbrauerei ökonomisch
vortheilhaft und wie groß der mögliche Nutzen sey, so muß man, wie mir scheint,
zuerst wissen, wie groß der Malzverlust, ein wichtiger Factor dieser Rechnung, ist.
Auch muß man darüber ins Klare zu kommen suchen, auf Rechnung welcher Bestandtheile
der Gerste der Malzverlust vorzugsweise zu setzen ist. Die bisher gültigen Annahmen
über den Malzverlust gründen sich auf Wägungen im Großen unter der nicht richtigen
Voraussetzung, daß das Malz nach dem Darren wasserfrei sey. Nach Schubarth's Handbuch der technischen Chemie etc. wird
hiernach der Gewichtsverlust zu 20 Proc. angenommen, wovon 12 Proc. als Wasser
betrachtet werden. Die noch übrigen 8 Proc. werden wie folgt vertheilt: 1,5 Proc.
auf das Quellen, 3,5 Proc. auf die Keime und 3 Proc. auf sonstigen
Substanzverlust.
Der Malzverlust der trockenen Substanz ist jedoch selbstverständlich nicht immer
gleich groß, denn die einzelnen Posten, aus denen er zusammengesetzt ist, sind keine
constanten Größen. Den Quellverlust z.B. habe ich in zwei Versuchen nur zu 0,49 und
0,56 Proc. gefunden, allein er könnte eben so gut auch unter anderen Umständen
größer gefunden werden als 1,5 Proc., da der Gerste, wie ich in meiner früheren
Arbeit angeführt habe, über 8 Proc. extractive Theile durch kaltes Wasser entzogen
werden können. In ähnlicher Weise ist, wie bekannt, der Verlust durch die Keime
veränderlich und es ist nicht zu bezweifeln, daß auch der sonstige Substanzverlust
nach den Umständen verschieden ausfällt.
Um schärfere Bestimmungen machen zu können, als die bis jetzt vorliegenden, habe ich
nach einer einfachen und leicht ausführbaren Methode gesucht und eine allen
Anforderungen entspechende in der Bestimmung des absoluten
Gewichtes der einzelnen Gersten- und der aus derselben Gerste erhaltenen
Malzkörner gefunden. Man sieht leicht ein, daß solche Bestimmungen nicht
nur in jeder Brauerei leicht ausgeführt werden können, sondern auch einen
hinreichenden Grad von Genauigkeit erhalten, wenn man die Anzahl der Körner nicht zu
niedrig nimmt. Ich halte 1000 Körner für genügend. Man hat jedoch dabei darauf zu
achten, kleine und große Körner möglichst gleichmäßig zur Wägung zu verwenden, da
die Gewichtsunterschiede zwischen kleinen und großen Körnern ziemlich bedeutend
sind. 50 ausgesuchte große Körner z.B. der Gerste, welche im Folgenden unter II.
erwähnt werden wird, wogen
a) 2,366,
b) 2,408,
im Mittel also 2,387, und ein Korn wog demnach 47,7
Milligramme, während 100 ausgesuchte kleine Körner ein Gewicht von 2,737 hatten, und
ein kleines Korn demnach nur 27,3 Milligramme wog. Von einer anderen Gerste wogen
die großen Körner durchschnittlich 37 Milligramme, die kleinen nur 23. Allerdings
muß bei einem vollständigen Versuch auch der Wassergehalt der Gerste und des Malzes
bestimmt werden. Sollte man indessen in einer Brauerei dieß für unausführbar halten,
so glaube ich, daß man sich von der Wahrheit nicht zu weit entfernen würde, wenn man
den Wassergehalt der Gerste zu 12 Proc., den des Malzes zu 8 Proc. in Rechnung
brächte.
Die auf meine Veranlassung von dem Polytechniker Hrn. Ulrich aus Altenburg ausgeführten Versuche nach dieser Methode haben
folgende Ergebnisse geliefert:
I. Von einer in der Gegend von Altenburg gewachsenen
Gerste kamen auf
5 Grm.
137 Körner
5 „
138 „
5 „
140 „
5 „
141 „
5 „
137 „
5 „
142 „
––––––––––––––––––––
30 „
835 Körner.
Das durchschnittliche Gewicht eines Gerstenkorns berechnet
sich hieraus zu 36 Milligrammen in runder Zahl.
Der Wassergehalt der Gerste wurde zu 13,24 und 13,60, im Mittel zu 13,42 Proc.
gefunden.
Das Gewicht eines wasserfreien Gerstenkorns würde demnach
31,2 Milligramme betragen.
Von dem aus dieser Gerste in der Ulrich'schen Brauerei zu
Altenburg dargestellten Malze kamen auf
5 Grm.
158 Körner
5 „
167 „
5 „
159 „
5 „
161 „
5 „
165 „
5 „
166 „
––––––––––––––––––––
30 Grm.
976 Körner.
Das durchschnittliche Gewicht eines Malzkornes ist
hiernach 30,7 Milligramme.
Der Wassergehalt des Malzes ergab sich zu 10,10, 10,56 und 10,70 Proc., im Mittel zu
10,453 Proc.
Das Gewicht eines wasserfreien Malzkorns berechnet sich
hiernach zu 27,5 Milligrammen und der wirkliche
Substanzverlust durch das Malzen zu 11,8 Proc.
II. Von einer im Voigtlande gewachsenen Gerste kamen
auf
5 Grm.
135 Körner
5 „
142 „
10 „
295 „
2 „
61 „
2 „
59 „
2 „
62 „
2 „
58 „
3,683 „
100 „
––––––––––––––––––––––––
31,683 Grm.
912 Körner.
Ein Gerstenkorn wog daher im Mittel 34,7 Milligramme.
Der Wassergehalt der Gerste betrug 13,9 und 13,4, im Mittel 13,65 Proc. und demnach
das Gewicht eines wasserfreien Gerstenkornes 30 Milligramme.
Von dem aus dieser Gerste dargestellten Malz kamen
auf
2 Grm.
65 Körner
2 „
64
„
5 „
156 „
5 „
154 „
10 „
333 „
10 „
332 „
3,616 „
100 „
–––––––––––––––––––––––––
37,616 Grm.
1204 Körner.
Das durchschnittliche Gewicht eines Malzkorns betrug demnach 31,2 Milligramme.
Der Wassergehalt des Malzes wurde zu 10,82 und 11,04, im Mittel zu 10,93 Proc.
gefunden, daraus berechnet sich das Gewicht eines wasserfreien
Malzkorns zu 27,8 Milligrm., und der wirkliche Malzverlust ist 7,3 Proc.
III. Von einer Gerste aus einer hiesigen Brauerei wog ein
Korn ausgetrocknet im Mittel 34,5 Milligramme, von dem daraus
bereiteten Malz, ebenfalls getrocknet, 31 Milligramme. Der Malzverlust betrug hiernach 10,1 Proc.
Um zu erfahren, in wie weit der Malzverlust auf Rechnung der bierbildenden
Bestandtheile des Malzes kommt, kann man sich mit Vortheil des Maischverfahrens
bedienen. Wenn man nämlich in zwei gleichzeitig und unter vollkommen gleichen
Bedingungen anzustellenden Versuchen in dem einen reines Malz, in dem andern Malz
und Gerste einmaischt, so erfährt man durch den ersten Versuch die Extractmenge,
welche das zum zweiten Versuch verwendete Malz liefern mußte, und somit indirect
auch die, welche die angewendete Gerste geliefert hat.
Die nachfolgenden Resultate sind durch solche Versuche gewonnen, welche Hr. Ulrich ausgeführt und jedes Mal so lange fortgesetzt hat,
bis nur noch schwache Spuren von unverändertem Stärkmehl durch Jod angezeigt wurden.
Gänzlich verschwand das Stärkmehl auch dann nicht, wenn 12 Stunden lang
fortgemaischt wurde. Um möglichst gleichmäßig zu arbeiten, ist es daher nöthig, das
Malz eben so wie die Gerste möglichst vollständig zu zerkleinern. Die Treber wurden
bei jedem Versuch sehr sorgfältig ausgewaschen und die Würze nach dem Aufkochen und
Filtriren jedes Mal auf das Gewicht von 100 Gram. gebracht. Auf diese Weise wurden
in der klaren Würze nur solche Bestandtheile gewogen, welche im Brauprocesse
verwerthet werden.
Von Malz u.Grm.
Gerste I.Grm.
WürzeGrm.
Spec.Gew.
sonach Extractin Grm.
Extract vonMalz
1 Grm.Gerste
1.
10 5
–5
100100
1,02461,0237
6,005,92
0,600–
–0,582
2.
10 5
–5
100100
1,027 1,026
6,976,50
0,697–
–0,603
–––––––––––––––––––
Mittel
0,648
0,593
100 wasserhaltige Gerste entsprechen, wie aus den früheren
Zahlenangaben sich berechnen läßt, 85,3 Malz; folglich 1. Gerste 0,853 Malz, welche
0,552 Extract geliefert haben würden. Man hat aber 0,593 und folglich 7,4 Proc. mehr
erhalten.
Zur Controle wurde der Versuch umgekehrt, indem man anstatt 5 Grm. Malz die der
Rechnung nach zugehörige Gerstenmenge, nämlich 6,882 Grm. verwendete, wodurch die
folgenden Resultate erhalten wurden:
Von Malz u.Grm.
Gerste I.Grm.
WürzeGrm.
Spec.Gew.
sonach Extractin Grm.
Extract vonMalz
1 Grm.Gerste
3.
10 5
–5,882
100100
1,026 1,027
6,506,75
0,650–
–0,700
10
–
100
1,0258
6,45
0,645
–
5
5,88
100
1,0268
6,70
–
0,696
–––––––––––––––––––
Mittel
0,647
0,698
Auch hier hat die Gerste mehr, und zwar um 7,7 Proc., an Extract geliefert als das
Malz. Die Zahlen beider Versuchsreihen stimmen auch so, daß kaum an der Richtigkeit
des Resultats gezweifelt werden kann. Man darf daher aus demselben schließen, daß
bei der sorgfältigsten Arbeit Zweidritttheile des
Malzverlustes in Form von bierbildenden Stoffen zu gut gemacht werden können.
Weniger günstig ist allerdings ein Versuch mit Gerste und Malz II. ausgefallen, indem
die Würze von 10 Grm. Malz ein specifisches Gewicht von 1,026, die von 5 Grm. Malz
und 5,5 Grm. Gerste nur ein solches von 1,024 hatte. Dieses auffallend ungünstige
Resultat findet jedoch nach meinem Dafürhalten seine Erklärung in der Beschaffenheit
der verz arbeiteten Gerste, welche von den kleinen und leichten, oben erwähnten
Körnern sehr viele enthielt.
Nimmt man daher das Resultat der ersten Versuche als maßgebend und berücksichtigt
dabei, daß im Großen ein gleich günstiges Resultat nicht wohl erhalten werden kann,
so dürfte man vielleicht für die Praxis annehmen, daß die Hälfte des eigentlichen
Malzverlustes in die Würze übergeht. Das Uebrige bleibt in den Trebern, die, wie ich
schon in meiner früheren Arbeit nachgewiesen habe, und wie sich bei diesen Versuchen
bestätigt hat, von der Gerste stets mehr betragen als vom Malze.
Kennt man nun den Malzverlust, so läßt sich leicht berechnen, wie hoch das Pfund oder
der Centner Malzextract zu stehen kommt. Als Beispiel will ich das Malz I. wählen.
Ich nehme an, daß der Scheffel Gerste 3 Thlr. 15 Ngr. koste und 130 Pfd. wiege; 100
Pfd. kosten hiernach 2 Thlr. 20 Ngr. Eben so viel kosten auch 85,3 Pfd.
wasserhaltiges Malz, 100 Pfd. Malz kosten also in runder Summe 3 Thlr. 13 Ngr., wozu
noch 10 Ngr. Malzkosten zu rechnen sind, so daß sich die Summe auf 3 Thlr. 23 Sgr.
erhöht. Gehen nun von den 64,8 Proc. Extract, welche nach den angeführten Versuchen
aus diesem Malz erhalten werden können, nur 56 Proc. in die Würze über, so kosten
diese 3 Thlr. 23 Ngr.
oder 1 Pfd. kostet 19 Pf. Diejenigen Antheile Extract, welche nicht in die Würze
übergehen, sind aber doch nicht werthlos geworden, ich glaube sogar, daß man jedes
Pfd. wenigstens zum halben vorstehenden Preise verrechnen darf, wenn die Treber
verfüttert werden. Man hat daher wenigstens 7 Ngr. dafür abzuziehen, was zwar auf
den Preis des Pfundes wenig Einfluß hat, doch aber im Großen zu berücksichtigen ist.
Nehmen wir nun die Gerste I., so würden aus ihr 56 + 5,5 = 61,5 Proc. Extract
erhalten werden, welche 2 Thlr. 20 Ngr. kosten. 1 Pfd. kostet daher nur 13 Pf.
Maischt man nun gleiche Theile Malz und Gerste, so stellt sich der Preis eines
Pfundes Extract auf 16 Pf.
Meine Berechnung soll nur als Beispiel dienen, da der Preis, das Gewicht der Gerste
und der Malzverlust veränderliche Größen sind, auch die Malzkosten von dem einen
oder dem anderen vielleicht höher oder niedriger berechnet werden. So viel scheint
mir indessen festzustehen, daß die so gewonnenen Zahlen als Ausgangspunkte benutzt
werden müssen, wenn man darüber ins Klare kommen will, ob die Anwendung von Stärke,
Stärkezucker oder Colonialsyrup ökonomisch vortheilhaft ist. Man hat beim Vergleich
nur zu berücksichtigen, daß das Malzextract als wasserfreie Substanz in Rechnung
gezogen ist, während Stärke und Stärkezucker bis zu 20 Proc. und der Syrup 25 und
mehr Procente Wasser enthalten.
Ueber das specifische Gewicht der Gerste
als Mittel zur Beurtheilung ihres Werthes und das des Malzes zur Ermittelung der
Volumenvermehrung.
Es ist bekannt, daß das Gewicht eines Scheffels oder eines sonst gebräuchlichen
Hohlmaaßes keine Garantie gegen Uebervortheilung bietet, weil nicht bloß betrüglich
gemessen, sondern die Gerste auch vor dem Verkaufe betrüglich angefeuchtet werden
kann. Ja es ist Thatsache, daß absichtlos von denselben Personen zu verschiedenen
Zeiten verschieden gemessen wird. Die Wägung eines kleineren Maaßes, um aus dem
Gewichte desselben auf das Gewicht des großen zu schließen, ist mit denselben
Mängeln behaftet.
Durch Bestimmung des specifischen Gewichts würde man zunächst die Uebervortheilung
durch betrügliche Befeuchtung eliminiren; wenn die Bestimmung aber auf gewöhnliche
Art ausgeführt wird, so entspricht sie dem vorliegenden Zwecke keineswegs. Die
einzelnen Bestandtheile der Gerste, von welcher Beschaffenheit sie auch seyn mag,
besitzen immer dasselbe ihnen als Kleber, Amylum u.s.w. zukommende specifische
Gewicht.
Jeder übrigens, der versucht hat, das specifische Gewicht von Gerste auf die gewöhnliche Weise mit
Genauigkeit zu bestimmen, wird zugeben müssen, daß dieß gar nicht möglich ist. Denn
selbst nach mehrtägigem Stehen entweichen noch Luftblasen, und die Gerste erweicht
und verändert sich, ehe die Luftentwicklung aufhört. Man ist sonach nicht im Stande,
das Ende des Versuchs mit der erforderlichen Sicherheit zu beurtheilen. Die Güte der
Gerste im Sinne des Brauers hängt aber auch gar nicht davon ab, ob sie 1 Proc. mehr
oder weniger Kleber enthält, sondern davon, daß das Korn dicht, ohne innere Hohlräume sey, daß also, mit anderen Worten, in einem gewissen Volumen der Gerste ein möglichst großes
Gewicht an Substanz enthalten sey.
Zu einer für die Praxis brauchbaren Bestimmung gelangt man sonach nur dann, wenn man
das äußere Volumen eines gewissen Gewichts Gerste zu ermitteln im Stande ist.
Darüber muß man vor allen Dingen sich klar geworden seyn, ehe man mit Erfolg das
specifische Gewicht der Gerste als Mittel zur Beurtheilung ihrer Güte benutzen kann.
Ich habe die so festgestellte Aufgabe zuerst durch Einschütten einer gewogenen Menge
Gerste in ein in einer Bürette genau abgemessenes Volumen Wasser und sofortiges
Ablesen des durch die Gerste vergrößerten Volumens zu lösen gesucht. Es wurden
folgende Resultate erhalten:
Gersteverdrängt
Wasser vongewöhnl.
Temperatur,Kubikcent.
100 Grm. GersteverdrängenKubikcent.
Darausberechnetes spec.Gewicht
Nr. 1.
25 Grm.
21,4
85,6
1,168
„ 2.
25 „
21,0
84,0
1,190
„ 3.
25 „
21,4
85,6
1,168
Wenn ich anstatt Wasser Alkohol anwendete, so erhielt ich regelmäßig ein geringeres
Volumen für die Gerste, weil der Alkohol die Luft schneller von der Oberfläche der
Körner zu verdrängen und leichter in ihr Inneres einzudringen scheint. Für das
Endresultat, nämlich den Vergleich verschiedener Gerstensorten mit einander, ist es
indessen gleichgültig, welche der beiden Flüssigkeiten man anwenden mag, wenn man
nur bei allen Versuchen die nämliche benutzt und möglichst in übereinstimmender
Weise arbeitet.
Diese Versuche können jedoch ohne Unbequemlichkeit nicht mit mehr als 5 Grm. Gerste
angestellt werden; ihre Brauchbarkeit wird aber offenbar um so größer, je größere
Mengen von Gerste angewendet werden können. Ich kam daher auf die Idee, die von Fresenius und Schulze für die
Kartoffeln zuerst angewendete Methode auch für die Gerste anzuwenden. Im Princip ist
diese Methode auch schon von Habich in seiner Schrift,
„die Malzbereitung“, vorgeschlagen, für die Ausführung aber
weichen seine Angaben insofern ab, als er nicht eine Kochsalzlösung und Wasser, sondern eine
Chlorcalciumlösung und Wasser zur Anwendung vorschreibt. Ich habe jedoch bei meinen
Versuchen gefunden, daß wegen der geringen Abweichung zwischen dem spec. Gewichte
der zweckentsprechender ist, Gerste und insbesondere des Malzes von dem des Wassers
es viel bequemer und zweckentsprechender ist, eine Kochsalzlösung und gewöhnlichen
Weingeist zu benutzen, weil man mit einer solchen Mischung rascher arbeiten kann und
die Versuche möglichst schnell zu Ende geführt werden müssen. Die Kochsalzlösung,
welche man benutzen will, muß so verdünnt seyn, daß sie sich ohne Ausscheidung von
Kochsalz mit gewöhnlichem Brennspiritus mischen läßt. Der Versuch wird dann so
ausgeführt, daß man eine beliebige Menge Gerste in die Kochsalzlösung und dann rasch
so viel Weingeist unter Umrühren hinzuschüttet, bis die eine Hälfte der Körner
schwimmt, die andere am Boden des Gefäßes liegt. Das specifische Gewicht der Lösung
wird hierauf sogleich mittelst eines gut graduirten Aräometers mit specifischer
Gewichtsscala genommen, und drückt das mittlere specifische Gewicht der Gerste bei
der Temperatur der Flüssigkeit aus.
Auf solche Weise wurde das specifische Gewicht der Altenburger Gerste zu 1,180
gefunden.
Für die Praxis würde es übrigens, wenn diese Methode Eingang finden sollte,
wünschenswerth seyn, Aräometer zu construiren, welche mit einer langen Scala
versehen wären, auf der sich anstatt des specifischen Gewichts oder neben demselben
die Gewichte eines Scheffels oder eines anderen Hohlmaaßes verzeichnet fänden. Ein
sächsischer Kubikfuß Gerste würde z.B. nach obiger Dichtigkeitsbestimmung 53,5 Pfd.
wiegen. Die Hohlräume, welche beim Ausmessen sich ergeben, können dabei füglich
unberücksichtigt bleiben, weil es sich nur um einen Vergleich handelt.
Außer dem Versuche mit Gerste wurden mehrere Bestimmungen mit dem aus dieser Gerste
bereiteten Malze gemacht, die sich nach meiner Erfahrung auf keine andere Weise mit
gleicher Bequemlichkeit und Sicherheit ausführen lassen. Die Differenzen, welche
hierbei für dasselbe Malz sich ergaben, waren folgende:
1)
Specifisches Gewicht
der Lösung
1,035
2)
„
„
1,024
3)
„
„
1,022
4)
„
„
1,040
Auf diese Weise läßt sich nun die Volumenvermehrung sehr sicher ermitteln, welche die
Gerste bei ihrem Uebergang in Malz erleidet, und sie berechnet sich z.B. aus dem
Mittel der vorstehenden Zahlen für die oben genannte Gerste vom specifischen
Gewichte 1,180 zu 14 für 100, d.h. 100 Volume dieser Gerste haben 114 Volume Malz
geliefert.