Titel: | Zur Spectralanalyse; von Prof. Böttger. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XI., S. 45 |
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XI.
Zur Spectralanalyse; von Prof. Böttger.
Aus dem Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt
a. M. von 1860–61.
Böttger, zur Spectralanalyse.
Die mit verdünnten Gasen oder anderen flüchtigen Stoffen gefüllten sogenannten Geißler'schen Röhren liefern bekanntlich ein ganz
vortreffliches Hülfsmittel, um die Spectra solcher eingeschlossenen und dann
elektrisirten Massentheilchen mit großer Schärfe entstehen zu lassen. Die
Verschiedenheiten in der Intensität des Lichtes und der Farben der mittelst des Ruhmkorff'schen Inductionsapparates elektrisirten und
erleuchteten Gastheilchen geben in der That eine Mannichfaltigkeit von
Erscheinungen, die wahrhaft überraschen. Aber auch ohne
Mitwirkung eines Ruhmkorff'schen Inductionsapparates
lassen sich mittelst des von Prof. Bunsen und Kirchhoff construirten Spectralapparates durch bloße
Verdampfung oder Verflüchtigung gewisser Metallsalze und dergl. in der einfachen,
nicht leuchtenden Gasflamme eines Bunsen'schen Brenners
die charakteristischen Linien der Spectra einer großen Anzahl von sogenannten Schwermetallen hervorrufen. Deßgleichen habe ich die
Freude gehabt, auch in dem Spectrum einiger nichtmetallischen Stoffe zum Theil sehr charakteristische Linien zu
entdecken, deren bisher, meines Wissens, noch nirgends Erwähnung geschehen. Da
solche nun vielleicht ein Hülfsmittel zur Nachweisung, respective Auffindung der sie
charakterisirenden Stoffe abzugeben im Stande seyn dürften, so nehme ich keinen
Anstand, diejenigen Salze und Verbindungen, welche sich als besonders bemerkenswerth
bei meinen bereits im Spätsommer des vorigen Jahres angestellten und im Kreise der Mitglieder unseres
physikalischen Vereins zur Sprache gebrachten spectralanalytischen Untersuchungen
gezeigt, hier der Reihe nach kurz anzugeben.
Schiebt man ein etwa nadelknopfgroßes, in ein Platindrahtöhr eingeklemmtes Stück Selen in den Saum der nicht leuchtenden Gasflamme, so
sieht man im Spectralapparate vom Gelb an bis zum äußersten Violett eine sehr große Anzahl gleichweit von einander stehenden
dunkeln Linien auftreten. Dasselbe Verhalten gibt sich bei gleicher
Anwendung von natürlichem Selenquecksilber kund. –
Läßt man das Leuchtgas vor seinem Eintritt in den kleinen Bunsen'schen Gasbrenner, durch ein Waschfläschchen gehen, in welchem sich
etwa eine Unze Chloroform befindet, so erhält man eine
Gasflamme mit einem schön grün gefärbten inneren Kegel, deren Spectrum prachtvoll
und höchst charakteristisch erscheint; besonders auffallend sind darin zwei ganz nahe bei einander stehende dunkelblaue Linien am
äußersten Ende des Violett, außerdem bemerkt man zwischen den Fraunhofer'schen Linien D und
b
drei sehr breite grüne und zwischen F und G
eine eben so breite blaue Linie. – Im Spectrum von
Bor, durch Einschieben eines Partikelchens Borsäure
oder Boracits in die Gasflamme erhalten, bemerkt man als charakteristisch 3 bis 4
breite grüne Linien. – Manganchlorur, in die Flamme gebracht, gibt ein Spectrum mit 4 prachtvollen breiten grünen Linien, ähnlich denen des
Bors, und deren Lage ein klein wenig von der der Baryumlinien differirt; außerdem
bemerkt man noch eine etwas verschwommene sehr breite orangenfarbene Linie. – Chlorwismuth
(sogenannte Wismuthbutter) erzeugt sehr viele helle Linien im
Roth und Blau, die aber außerordentlich schnell verschwinden. – Chlorblei gibt eine sehr große Anzahl Heller Streifen in
jeder Zone des Spectrums. – Gepulverter, mit
etwas verdünnter Salzsäure benetzter Flußspath in die
Gasflamme gebracht, erzeugt die bekannte schöne grüne Calciumlinie, in deren
unmittelbaren Nähe aber, und zwar nach dem violetten Ende des Spectrums zu, eine
eben so schöne und klare hellblaue, sehr
charakteristische, lediglich dem Fluor zukommende Linie
auftritt. Dieselbe coincidirt beinahe mit der Fraunhofer'schen Linie b. Ich habe diese Linie bei
der Untersuchung aller von mir in Anwendung gebrachten
Varietäten des Flußspaths, im Chlorophan sowohl, wie im Wölsendorfer Flußspath u.s.w. ohne Ausnahme auftreten sehen. Um aber gewiß
zu seyn, daß dieselbe lediglich nur dem Fluorspectrum angehöre, habe ich direct
Fluorcalcium in vollkommen reinem Zustande auf chemischem Wege bereitet, und in der
That hier an derselben Stelle im Spectrum diese schöne blaue Linie constant auftreten sehen. Bei
gleichzeitigem Vorhandenseyn von Natronverbindungen, und selbst bei Anwesenheit
einer Kaliverbindung kommt die Fluorlinie nicht zum
Vorschein, sie ist daher weder bei der Prüfung des Kryoliths, noch des Florokaliums
nachzuweisen. – Was endlich das durch die Flamme von Cyangas (erhalten durch Erhitzen von Cyanquecksilber in einem mit weiter
Mündung versehenen Glaskölbchen) erzeugte Spectrum anbelangt, so erscheint dasselbe
außerordentlich schön und zwar mit Linien aller Farbenschattirungen. – Am
prachtvollsten aber von allen dürfte wohl das Spectrum seyn, welches man erhält,
wenn man ein wenig trocknes Kupferchlorid auf einem
Kupferblechstreifen in den Saum der Gasflamme einführt.