Titel: | Kreisschere zum Schneiden runder Blechscheiben, von L. Schuler in Göppingen. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. V., S. 24 |
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V.
Kreisschere zum Schneiden runder Blechscheiben,
von L. Schuler in
Göppingen.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1860 S. 313.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Schuler's Kreisschere zum Schneiden runder
Blechscheiben.
Die Lösung der Aufgabe, runde Scheiben aus Blech mittelst einer Kreisschere zu
schneiden, ist durchaus nicht neu. Schon vor mehreren Jahren wurde von Rummel in Chemnitz eine derartige, recht zweckmäßige
Schere construirt. Sie ist im Princip der vorliegenden gleich und beide
unterscheiden sich nur durch die Construction. Die neue Schere zeichnet sich vor der
älteren vorzugsweise dadurch aus, daß sie compendiöser und zur Arbeit bequemer
ist.
Die Figuren
21–23 zeigen eine Seitenansicht, eine Endansicht und den Grundriß, Fig. 24 und
25 einen
theilweisen Längendurchschnitt und einen Querschnitt, und Fig. 26–29
Details.
Fig.
21–28 sind in 1/5 und Fig. 29 ist in 3/5 der
natürlichen Größe gezeichnet.
Die beiden stählernen Schneidscheiben a und b sind durch Schrauben vorn auf den Wellen c und d befestigt. Damit sie
sich auf den runden Zapfen, auf denen sie stecken, nicht drehen können, befindet
sich vorn an jeder Welle noch eine Art Mitnehmer in Gestalt eines kleinen runden
Zäpfchens, welches in ein entsprechendes Loch in jeder Scheibe eintritt und dieselbe
mit herumnimmt.
Damit beide Scheiben sich immer genau berühren, so daß der damit gemachte Schnitt
möglichst scharf und rein ausfalle, wird die eine mit einer geringen Kraft gegen die
andere gedrückt. Zu diesem Zwecke befindet sich auf der unteren Welle der Wulst e, und gegen das hintere Ende der oberen tritt eine
Schraube f. Eine Gegenmutter g klemmt diese Schraube fest, damit sie während der Arbeit sich nicht
losdrehen kann. Ist nun durch Abnutzung zwischen den beiden Schrauben ein geringer
Spielraum entstanden, so hat man nur nöthig, die Druckschraube f ein wenig nachzuziehen, um so eine genaue Berührung
wieder hergestellt zu sehen. Die Scheiben selbst sind gehärtet und bis zur gelben
Farbe nachgelassen.
Die untere Welle und damit auch die untere Schneidscheibe bekommt ihre Bewegung
direct durch die Kurbel h, während die Bewegung auf die
andere durch ein Räderpaar i, i von der ersten aus
mitgetheilt wird. Beide Wellen bestehen aus Schmiedeeisen und laufen in gußeisernen
Lagern, die in das gußeiserne Gestell A eingelegt sind.
Durch ein Paar Druckschrauben C, die in der Deckplatte
B des Gestelles ihre Muttern haben, werden die Lager
niedergedrückt und an ihrer Stelle erhalten.
Die Vorrichtung zum Einspannen des Bleches, aus dem eine runde Scheibe geschnitten
werden soll, ist sehr zweckmäßig und in folgender Weise construirt. Eine zweimal
rechtwinkelig gebogene Eisenschiene n, n, die mit einem
Ende an dem Gestell und am anderen auf einer Stütze befestigt ist, ist auf dem
größten Theile ihrer Länge mit einem, überall gleich breiten Schlitz versehen,
dessen Breite bei E, Fig. 23, zu ersehen ist
und dessen Länge sich aus Fig. 24 ergibt. Derselbe
dient zur Aufnahme und Führung eines viereckigen Zapfens s, der sich an einem starken eisernen Bügel m
befindet. Dieser Bügel liegt mit seinem unteren Schenkel auf der oberen glatt
geschliffenen Fläche der Schiene n, und wird noch durch
ein Paar halbrunde, an der Schiene befestigte Stifte t,
t geführt. Eine kleine Schraube q geht von
unten senkrecht durch das vordere Ende des unteren Bügelschenkels, ist an seinem,
dem Inneren des Bügels zugekehrten und stark vorstehenden Ende mit einem conischen
Grübchen versehen, und dient zum Auflegen des zu schneidenden Bleches. Ein vorn in
dem oberen Bügelschenkel beweglicher Stift r, der mit
einer conischen Spitze versehen ist, wird durch einen, bei seinem Scharnierpunkte
bei w (siehe Fig. 28) excentrisch
gestalteten Hebel u auf das Blech niedergepreßt. Er
drückt dabei das Blech ein wenig in die conische Vertiefung der Unterlage, und hält
es dadurch in solcher Weise fest, daß es sich nicht verschieben, wohl aber bei
geringem Druck in horizontaler Richtung um den durch die Spitze bestimmten
Mittelpunkt drehen läßt.
Wird der Hebel nach vollendeter Arbeit wieder gehoben, so treibt eine kleine im
Inneren verborgene Spiralfeder v den Stift r wieder hinauf, und die fertige Blechscheibe kann herausgenommen
werden. Fig.
28 zeigt die Vorrichtung im geöffneten und Fig. 24 im geschlossenen
Zustande.
Durch den Druck des Stiftes bekommt jede Blechscheibe in ihrer Mitte einen kleinen
Buckel, der sich indessen leicht, wenn er für das Arbeitsstück hinderlich seyn
sollte, durch einen Hammer beseitigen läßt. Damit das Blech, wenn es beim Schneiden
allmählich im Kreise herumgedreht wird, mit seinen noch rohen, vielleicht verbogenen
Kanten nicht unten gegen den Bügel stoßen kann, wird es durch eine kleine Rolle β (s. Fig. 21 u. 29) gestützt,
die, auf der Welle laufend, in dem aus Messingblech hergestellten kleinen Schlitten
o liegt. Dieser Schlitten greift mit seinen
lappenförmigen Umbiegungen α, α in ein
Paar Längsfurchen des unteren Bügelschenkelks m' dessen
Querschnittsgestalt sich aus Fig. 25 ergibt, und
erhält dadurch seine Führung. Der Bügel selbst wird durch Anziehen der Flügelmutter
F festgestellt.
Man kann mit dieser Kreisschere Scheiben von sehr verschiedenem Durchmesser
schneiden, indem man den Bügel m mit der den Mittelpunkt
bestimmenden Vorrichtung den Schneidscheiben nähert oder davon entfernt. Mit dem der
Beschreibung zu Grunde liegenden Exemplare lassen sich Scheiben von 2 1/4 bis zu 20
Zoll Durchmesser schneiden, die an Genauigkeit und Sauberkeit kaum etwas zu wünschen
übrig lassen.
Diese Kreisschere ist ebenfalls sehr gut dazu geeignet, gerade Streifen aus Blech zu
schneiden. Man muß dann den Bügel m zur Seite schieben
oder ganz beseitigen, und das Blech in gerader Richtung zwischen den Schneidscheiben
hindurchgehen lassen. Zur Führung des Bleches dient hierbei eine gerade
Winkelschiene k, die vermittelst zweier, durch das
Gestell A gehender runder Stangen l, l, durch zwei Druckschrauben D, D
festgestellt wird.
Schließlich möge hier noch darüber eine kurze Betrachtung stattfinden, welche
Stellung beim Schneiden runder Blechscheiben der Mittelpunkt derselben gegen die
beiden Schneidscheiben haben muß, damit man eine gute und genaue Arbeit der Schere
erwarten kann.
Es seyen a und b (Fig. 30 und
31) die
beiden Schneidscheiben, x der Punkt, in welchem das
Schneiden stattfindet, und x y die größte Länge ist, auf
welche sich die Schneidscheiben berühren. Ferner sey p
der Mittelpunkt der geschnittenen Blechscheibe, deren Halbmesser durch die
Entfernung der beiden Punkte p und x von einander bestimmt wird. Es ist nun die Aufgabe,
den Punkt p so zu legen, daß die geschnittene Scheibe,
welche sich mit ihrem Rande an der vorderen Fläche der oberen Schneidscheibe vorbei
bewegt, sich nicht gegen dieselbe preßt, wodurch sie leicht verrückt werden und schlecht
ausfallen könnte. Man erreicht den Zweck vollkommen dadurch, daß man den Punkt p so legt, daß seine Entfernung von dem Punkte x die kleinste ist, welche zwischen dem Punkte p und der vorderen Fläche der Schneidescheibe a stattfinden kann, d.h. mit anderen Worten, daß die
Linie pz lothrecht auf ihr steht. (Siehe Fig. 30.)
Wollte man den Punkt p so legen, daß das von ihm auf die
Scheibe a gefällte Loth nicht auf den Punkt x, sondern auf einen anderen, z.B. in den, in der Mitte
zwischen x und y liegenden
Punkt z (wie in Fig. 31 dargestellt ist)
träfe, so würde die Blechscheibe, welche bei x den
Radius px hatte, jetzt auf die geringere Größe von
pz zusammengedrückt, was in der Regel ein
Biegen des Bleches zur Folge haben müßte. Durch eine einfache Betrachtung ergibt
sich, daß die einmal angefangene Verbiegung bei fortgesetzter Arbeit leicht noch
immer größer wird, indem sich die Biegung schon auf das Blech zwischen p und x erstreckt, so daß es
fast so gut wie unmöglich wird, bei einer solchen Construction der Schere, eine
Scheibe von nur einigermaßen guter Beschaffenheit damit zu schneiden.
Bei dem vorliegenden Exemplare ist die erstere Construction wirklich genau
ausgeführt, wie sich aus dem Grundriß Fig. 23 und der
Durchschnittszeichnung Fig. 25 ergibt.
Das abgeschnittene Blech bewegt sich bei der Arbeit hinter dem unteren Scherblatte
b hin, muß sich dort vom Mittelpunkte p entfernen, und wird durch die Scheibe selbst von ihm
weggebogen werden. Es wird dadurch eine ziemlich bedeutende Reibung erzeugt, und um
diese so gering als möglich zu machen, und auch dadurch die Gefahr zu beseitigen,
daß die Scheibe zwischen dem Stifte r und der Unterlage
q nicht etwa um ein Geringes verrückt werde, muß man
danach streben, daß das Blech nur auf einem möglichst kurzen Wege mit der Scheibe in
Berührung bleibt, und die Verbiegung nur in geringerem Maaße stattfindet, was beides
leicht dadurch erreicht wird, daß die beiden Scheiben so wenig als möglich
übereinander greifen.
Aus vorstehender Betrachtung folgt also, daß es für eine gute Wirkung der Schere
nothwendig ist, daß das Schneiden immer in der Richtung der Tangente am Umkreise der
Blechscheibe stattfinden muß, und daß die beiden Schneidscheiben nur gerade so weit
übereinander greifen dürfen, als zum Schneiden eben nothwendig ist.
Ad.
Hörmann.