Titel: Ueber eine neu construirte constante Waage für 500 Gramme Belastung; von A. Bornhardt, Mechanicus in Braunschweig.
Autor: A. Bornhardt
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. CVII., S. 407
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CVII. Ueber eine neu construirte constante Waage für 500 Gramme Belastung; von A. Bornhardt, Mechanicus in Braunschweig. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Bornhardt, über eine neu construirte chemische Waage. Die vordere Ansicht der ganzen Waage und die Seitenansicht des Kastens, nebst mittlerem Theile der Waage, ist in Fig. 28 und 29 in 1/4 der natürlichen Größe, und die Details sind in Fig. 30 bis 35 in natürlicher Größe dargestellt. Bei einer Waage kann die größte Empfindlichkeit und Gleichmäßigkeit der verschiedenen Wägungen nur erreicht werden, wenn alle Schneiden gerade sind und ganz ebene Lager haben, die so eingerichtet sind, daß sie beim Arretiren immer genau dieselbe Lage wieder erhalten. Dieser Zweck ist bei fraglicher Waage vollkommen erreicht, sie ist absolut constant und gibt bei 500 Grammen Belastung mit 1/4 Milligramm einen noch sehr deutlichen Ausschlag. Die Eigenthümlichkeit dieser Waage besteht sowohl in der sichern und einfachen Arretirung des Balkens und der Endgehänge, mittelst einer einzigen excentrischen Scheibe, wie in der Construction des Balkens und der Schneiden. Der mittlere Durchmesser des Balkens ist nahezu 1/3 von der mittlern Schneide bis zur Endschneide genommen, und der Balken hat daher bei seiner geringen Schwere eine große Tragfähigkeit. In der Regel sind die chemischen Waagen so construirt, daß die ganze Last auf der vordern Seite der Säule hängt; die mittlere Schneide ruht dann gewöhnlich auf zwei runden Stückchen Carneol, jedes von etwa 4 Millimeter Durchmesser, welche etwa 6 Millimeter von einander entfernt sind. Die Schneide muß daher sehr lang genommen werden, und da sie nur auf zwei Stellen aufliegt, ist sie einer sehr baldigen Abnutzung ausgesetzt. Um dieß zu verhüten, ruht bei meiner Waage die ganze Last auf der Mitte der Säule oder des Trägers a, Fig. 29 und 33, an welchem die Stange b befestigt ist, die von der excentrischen Scheibe c gehoben wird, bei d als Führung ein Viereck hat und unten cylindrisch ist. Die mittlere Schneide liegt ihrer ganzen Länge nach auf, ist nur 10 Millimeter lang, hat einen Winkel von 60° und ist nicht messerscharf gelassen, sondern ganz wenig abgerundet; sie hat als Lager einen Carneol. Da die Last auf der ganzen Schneide ruht, ist eine Abnutzung weniger zu befürchten. Damit nun der Balken immer wieder in dieselbe Lage komme, ist in der Mitte der beiden Schenkel bei e, e, Fig. 28 und Fig. 34 und 35, auf jeder Seite ein doppelter Conus angebracht, welche sich in die auf den Armen f, f befindlichen schrägen Lager g, g legen. Die Endgehänge h, h, Fig. 30 und 31, haben ebenfalls ganz ebene Lager i, Fig. 31, und sind von Stahl. Sie hängen in einem Bügel k, welcher an beiden Seiten einen Schlitz l und unten bei m wieder schräge Lager hat, in welche sich beim Arretiren der doppelte Conus n hineinlegt. Die Bügel k sind zu beiden Seiten an einer massiven, stabilen Säule befestigt, und damit durchaus kein Verziehen und Biegen stattfinden kann, wodurch die Säulen aus ihrer Stellung gebracht werden könnten, ist als Grundplatte eine schwarze Marmorplatte p gewählt (Rübelander Marmor), auf welcher die ganze Waage nebst Ecksäulen aufgeschraubt ist. Der Balken ist ohne Correctionsschrauben justirt, und durch Festschrauben der stählernen Keile o, Fig. 32 und 34, sind die Schneiden unwandelbar befestigt. Der Gradbogen ist auf einen schrägstehenden Spiegel in Millimeter getheilt. Um die Centigramm-Klammerchen bei verschlossenem Schranke zu verschieben, ist bei A, Fig. 28, eine runde Stange angebracht, welche sich in dem Rohre B sanft schiebt. Damit der Arm, an welchem die Centigramm-Klammerchen hängen, nicht den Balken berühre, hat die Stange auf der hintern Seite eine Fläche, welche beim Drehen der Stange mit ihren Kanten an eine etwas vorstehende Schraube anschlägt. Der Preis dieser Waage ist 90 Thaler.Hr. Dr. Varrentrapp, welcher eine solche Waage genau geprüft hat, erklärt dieselbe für vortrefflich, nicht etwa nur deßhalb, weil sie bei 500 Grm. Belastung auf jeder Schale noch 1/4 Milligrm. angibt, sondern weil sie bei viermaligem Abnehmen und Wiederauflegen derselben Gewichte jedesmal denselben Ausschlag gab. Dabei ist der Preis sehr mäßig, die Waage dauerhaft und elegant.A. d. Red.

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