Titel: | Ueber die Umhüllung von Dampfleitungen; von Dr. Franz Varrentrapp. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. LXXXIII., S. 331 |
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LXXXIII.
Ueber die Umhüllung von Dampfleitungen; von Dr.
Franz
Varrentrapp.
Aus den Mittheilungen für den Gewerbeverein des Herzogthums
Braunschweig, 1860 S. 34.
Varrentrapp, über die Umhüllung von Dampfleitungen.
Die Société industrielle de Mulhouse hat
Versuche anstellen lassen, welchen Vortheil man durch Umhüllung der Dampfröhren in
Bezug auf Verminderung der Dampfcondensation erziele.Polytechn. Journal Bd. CLV S. 73. Es hat sich ergeben, daß sich unter den bei den Versuchen obwaltenden
Verhältnissen und bei einer zwischen – 3 und + 8° C. schwankenden
Lufttemperatur in einer gußeisernen Röhrenleitung von 5 Zoll braunschw. äußerem
Durchmesser, worin der Dampfdruck zwischen 1 1/8 und 2 Atmosphären Spannung
schwankte, pro 100 Quadratfuß und Stunde, wenn das
Dampfrohr unbedeckt blieb, 46,3 Pfd. Wasser condensirten, aber wenn es gut mit
Strohflechten umwickelt war, nur 14,3 Pfd. Keine der anderen geprüften
Umhüllungsmethoden lieferte ein besseres Resultat als gute Strohumwickelung, aber
keine blieb auch bei sorgfältiger Ausführung sehr weit dagegen zurück.
Hieraus berechnet sich, daß wenn die Dampfspannung in einer Röhrenleitung von circa 3000 Quadratfuß Oberfläche durchschnittlich 2
Atmosphären beträgt und die Röhren nicht umhüllt werden, etwa 3000 Cntr. guter
Steinkohlen mehr im Jahre verbrannt werden, oder circa
1000 bis 1500 Thaler mehr für Brennmaterial verausgabt wird, als wenn man die
Dampfleitungen sorgfältig eingewickelt hätte.
Henschel empfiehlt das Stroh, womit man die Röhren
umwickeln will, etwa 24 Stunden lang in eine mäßig concentrirte Alaunlösung
einzuweichen. Das Stroh erhält sich dadurch weit länger.
Eine andere wohlfeile, dauerhafte und empfehlenswerthe Art der Umwickelung ist es,
wenn man Strohseile flechten läßt, dieselben dick mit magerem Thon bestreicht, auf
das Rohr aufwickelt, mit etwas fetterem Thon gleichmäßig überzieht, glatt streicht,
an der Luft trocknen läßt, dann den Dampf in das Rohr läßt, dadurch den Thon gut
erwärmt und vollends trocknet, mit heißem Theer bestreicht und darauf mit Theer
bestrichenes Papier glatt aufklebt, welches man endlich wieder mit Theer überpinselt. Diese Umhüllung ist
etwas mühsam anzufertigen, aber von fast unbegrenzter Dauer, wenn genau wie
beschrieben verfahren wird.
Wo sehr hoch gespannter Dampf durch Röhren geleitet wird, halten sich alle
unmittelbar auf die Röhren gelegten Umhüllungen, selbst Umwickelungen mit dickem
Filz, nicht auf die Dauer; man pflegt dann Thonröhren anzuwenden, welche etwas
weiter als die Röhrenleitung sind, so daß zwischen beiden eine Luftschicht bleibt.
Die Röhren sind der Länge nach gespalten, oder man nimmt sie so weit, daß sie über
die Flantschen geschoben werden können, und umhüllt dieselben mit Thon und
Strohflechten, diese zuletzt mit Theer und Papier, wie oben beschrieben.
Bei den Versuchen in Mülhausen zeigte sich bei dieser kostspieligen Umhüllung die
Wärmeableitung doch größer, als bei directer Umwickelung.
Eine andere sehr praktische und leicht ausführbare Schutzdecke wird folgendermaßen
hergestellt. Man biegt lange Eisenblechtafeln von passender Breite Uförmig und hängt
dieselben der Art um die Dampfröhren, daß sie unten und neben zwei Zoll weit von
denselben abstehen, nachdem man sie vorher innen und außen mit in Terpenthinöl
gelöstem Asphalt zweimal, angestrichen hat, und läßt immer das eine Blech 3 Zoll an
der Berührungsstelle in das andere hineintreten. Oben sind die Bleche wenigstens 4
Zoll höher als das Dampfrohr. Dann füllt man den Zwischenraum zwischen Blech und
Rohr am besten mit weißer leichter Torfasche und bedeckt dieselben mit einem
Streifen Blech oder mit dünnen Schalbretern, welche man mit einigen durch die
Uförmigen Bleche getriebenen Nägeln festhalten kann. Solche Umhüllungen sind sehr
leicht und unzerstörbar, da der Asphaltlack selbst an Orten, wo viel oxydirende
Einwirkungen vorhanden sind, gegen das Rosten schützt; sie können leicht allen
horizontalen und wenig geneigten Leitungen angehängt werden und kosten nicht mehr
als hölzerne Kasten, die schwer und nicht dicht zu halten sind, und eher theurer als
billiger zu stehen kommen, wenn man nur eine dünne Blechsorte von richtiger
Dimension gewählt hat.
Bei dieser Gelegenheit soll daran erinnert werden, daß wenn man durch Bleiröhren
Dampf, oder das Condensationswasser leitet, was häufig sehr bequem und das Billigste
ist, man es nie unterlassen sollte die horizontal liegenden Strecken mit einem
dünnen Holzspan zu unterlegen und von 2 Fuß zu 2 Fuß mit einem Draht daraufzubinden,
bei längeren senkrechten Röhren aber von 2 Fuß zu 2 Fuß einen Tropfen Loth
aufzulöthen und die Röhre an diesen Stellen auf eine Latte ebenfalls mit Draht
aufzubinden. Man wird das sonst unausbleibliche Durchbiegen und Längen der
Bleiröhren damit vermeiden, welches in der Regel ihre baldige Zerstörung und
mindestens sehr nachtheilige Verengungen und Ansammlungsorte für Wasser
veranlaßt.
Bei langen Dampfleitungen ist die Ausdehnung beim Erwärmen und die darauf folgende
Abkühlung ein steter Grund des Verderbnisses sämmtlicher Verbindungsstellen.
Ueberall wird zwar darauf Rücksicht genommen, aber ein in neuerer Zeit häufig
benutzter Apparat übertrifft wie es scheint alle früheren. Man hängt die Röhren in
Ketten oder beweglichen Uförmigen Eisenstäben auf, und fügt an verschiedenen Stellen
einen linsenförmigen Körper von Eisen- oder Kupferblech ein. Derselbe wird
gebildet, indem man auf eine Flantsche des einen Rohrendes ein sehr flachgewölbtes 2
bis 3 Fuß im Durchmesser haltendes rundes, in der Mitte, so weit als die
Dampfleitung ist, durchbohrtes Eisenblech aufschraubt. Auf das Ende des anderen
Rohres, welches zur Fortsetzung der Leitung dient, wird ein eben so großes rundes
Blech geschraubt, welches aber nicht ebenfalls einfach linsenförmig gebogen ist,
sondern mit zwei wellen- und ringförmigen Ein- und Ausbiegungen
versehen worden ist. Diese beiden Scheiben werden an ihren Rändern dicht verschraubt
oder vernietet und bilden so eine flache Linse. Bei der Ausdehnung der Röhrenleitung
durch die Wärme nähern sie sich einander, bei der Abkühlung entfernen sie sich von
einander in der Mitte, so daß die Röhren keine Gewalt erleiden und nur die
Elasticität des linsenförmigen Körpers in Anspruch genommen wird. Man gibt den
Röhrenleitungen wo möglich etwas Fall von dem Expansionsapparat ab nach beiden
Seiten hin, muß denselben aber doch mit einem Hahn versehen, um das condensirte
Wasser ablassen zu können. Die Abkühlung verhindert man hier am leichtesten, indem
man doppelten Filz über die ganze Linse näht.