Titel: | Zur Theorie der Dampfstrahlpumpe; von P. Reinhardt. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XXXIX., S. 162 |
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XXXIX.
Zur Theorie der Dampfstrahlpumpe; von P. Reinhardt.
Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins,
1860 S. 121.
Mit einer Abbildung.
Reinhardt, zur Theorie der Dampfstrahlpumpe.
Als Nachtrag zu einer Mittheilung über die Versuche mit der Giffard'schen Dampfstrahlpumpe (polytechn. Journal Bd. CLVII S. 245) lassen wir hier noch eine
auf Grundlage jener Versuche angestellte kritische Untersuchung der Theorie dieses
eigenthümlichen Apparates folgen.
Die zuerst von C. Combes im Bulletin de la Société d'Encouragemet und in den Annales des mines (polytechn. Journal Bd. CLIV S. 409) aufgestellte Theorie erklärt
die Wirkung der Dampfstrahlpumpe aus dem Princip der Geschwindigkeitsübertragung,
welches beim Stoße fester unelastischer Körper längst anerkannt, nun auf den Stoß
von Dampf und Wasser angewendet wird. Dieser Anschauung zufolge wird der
ausströmende Dampf so rasch condensirt, daß keine elastische Rückwirkung stattfinden
kann und daher die Formel
mv = (m +
m₁) v₁ (1)
den Vorgang darstellt.
Es strömt nämlich eine Masse m Dampfes mit der dem
Kesseldrucke entsprechenden Geschwindigkeit v aus, und
stoßt auf die Wassermenge m₁, welche sich im
Zustande der Ruhe oder einer verhältnißmäßig sehr langsamen Bewegung befindet. Das
Bewegungsmoment mv vertheilt sich auf die Masse m + m₁ indem es ihr
eine Geschwindigkeit v₁ mittheilt, vermöge
welcher diese Wassermasse den Kesseldruck überwindet, und in continuirlichem Strome
in den Kessel dringt.
Die Möglichkeit eines solchen Vorganges entspringt aus dem Umstande, daß das Wasser
vermöge feiner größeren Dichte zur Ueberwindung des Kesseldruckes einer
Geschwindigkeit bedarf, welche weit geringer seyn kann als diejenige, welche dem
ausströmenden Dampfe durch denselben Kesseldruck ertheilt wird. Ist aber v₁ < v, so
folgt aus Gleichung (1) m + m₁ > m, d.h.: der condensirte
Dampf kann nicht nur selbst wieder in den Kessel dringen, sondern noch eine gewisse
Menge Wasser m₁ mit sich fördern. Die einzige
Bedingung zum praktischen Erfolge dieser Speisungsmethode ist, daß die Massermenge
m₁ zur vollständigen Condensation der
Dampfmenge m genüge. Die vollständige Condensation des Dampfes ist schon zur Erhaltung des
luftverdünnten Raumes nothwendig, wodurch das Nachströmen des Wassers veranlaßt wird. Eine
mangelhafte oder verzögerte Condensation zieht unmittelbar eine Störung im Vorgange
der Speisung nach sich; es ist daher bei Anwendung der Dampfstrahlpumpe besonders zu
vermeiden, daß Luft dem ausströmenden Dampfe beigemischt werde.Das Eindringen von atmosphärischer Luft in Dampfkessel wird besonders bei
Locomotivkesseln durch das sogenannte Reversiren
oder Rückwärtslegen des Steuerungshebels bei der Fahrt vorwärts, eine in
jeder Beziehung verwerfliche Manipulation, veranlaßt, zu welcher ein
geschickter Führer selbst auf den stärksten Gefällen nur im äußersten
Nothfalle Zuflucht nehmen soll.
Es fragt sich nun, in wie ferne die Resultate der Erfahrung mit dieser Theorie
übereinstimmen. Es sey nun unsere Aufgabe, diese Frage im Nachstehenden zu
erörtern.
Untersuchen wir vorerst die Gestalt des Wasserstrahles im Druckrohre. Es sey die
Spannung im Kessel 70 Pfd. über die Atmosphäre (6 1/2 Atmosphären absolut);
bezeichnet nun P die absolute Dampfspannung in Pfunden
per Quadratfuß, δ₁ das Gewicht von 1 Kubikfuß Wasser, so beträgt die zur
Bekämpfung dieses Gegendruckes erforderliche Geschwindigkeit im Speisewasser
wenigstens
Textabbildung Bd. 158, S. 163
Die unter diesen Verhältnissen gespeiste Wassermenge variirt, der Erfahrung gemäß,
zwischen 93 und 146 Kubikfuß per Stunde, wozu noch 20
Kubikfuß zuzuschlagen sind, um den condensirten Dampf zu berücksichtigen. Aus der
Kenntniß der gespeisten Wassermenge und deren Geschwindigkeit folgt, daß der engste
Querschnitt im Wasserstrahle 6 bis 8 Quadratlinien betragen muß. Da aber der Hals
des Druckrohres in dem zu den erwähnten Versuchen verwendeten Apparate 4 1/2''' im
Durchmesser, folglich 15 Quadratlinien im Querschnitt hat, so mußte der Strahl eine
außerordentlich bedeutende Contraction erleiden, und die hier skizzirte Form im
Druckrohre annehmen.
Textabbildung Bd. 158, S. 163
Bleibt die Dampfspannung constant, so ist auch das erste Glied in Gleichung (1),
nämlich mv, theoretisch constant; es müßte also, wenn
genannte Gleichung
allgemein richtig wäre, bei einer Zunahme an gespeistem Wasser dessen
Geschwindigkeit abnehmen. Eine wesentliche Aenderung in der Geschwindigkeit des
Wassers ist jedoch bei constantem Gegendrucke von Seite des Kessels nicht
anzunehmen, ja die Versuche (Tabelle II und III, a. a. O.) deuten sogar auf das
Gegentheil hin, indem das am Druckrohre angebrachte Manometer mit der Menge des
Speisewassers stieg, was auf eine größere Geschwindigkeit schließen läßt. Um also
die Formel des Stoßes mit der Wahrscheinlichkeit und mit der Erfahrung in Einklang
zu bringen, muß man einen Erfahrungs- oder Corrections-Coefficienten
k einführen und somit schreiben:
kmv = (m
+ m₁) v₁ (2)
wo k < 1.
Es wäre allerdings interessant, die etwaigen Variationen von v und v₁ für die den verschiedenen
Werthen von m₁ entsprechenden Stellungen des
Wasserregulators zu ermitteln und in der Gleichung in Evidenz zu bringen. Allein die
bisher angewandten Versuchsmethoden gestatteten leider nicht diese Forschung mit
genügender Genauigkeit vorzunehmen; man ist daher angewiesen, für die respectiven
Dampf- und Wassergeschwindigkeiten v und v₁ bei constantem Kesseldrucke constante Werthe
anzunehmen und die etwaigen Abweichungen mit sämmtlichen übrigen veränderlichen
Einwirkungen, welche von der praktischen Ausführung herrühren, in einen einzigen
variablen Coefficienten k einzuverleiben. Aus den weiter
unten berechneten Werthen von k geht hervor, daß dieser
Coefficient mit dem Dampfdrucke einerseits, mit den diversen Stellungen des
Wasserregulators bei constantem Dampfdrucke anderseits veränderlich ist, und zwar
sich der Einheit um so mehr nähert, als der Wasserzufluß größer und daher die
Condensation rascher ist. Derselbe wird gleichfalls durch die wichtigsten
Dimensionen der Apparate und deren Form beeinflußt, indem die zweckmäßigste
Construction offenbar diejenige ist, wobei die Condensation des Dampfes am
vollkommensten, die Reibungen und zufälligen Wärme- oder
Geschwindigkeitsverluste aber am geringsten ausfallen, und das Wasser schließlich
mit geringer Geschwindigkeit in den Kessel strömt.
Zur Ermittelung der Geschwindigkeit v des ausströmenden
Dampfes stehen zwei Formeln zu Gebote:
Textabbildung Bd. 158, S. 164
wo P die Dampfspannung in Pfunden
per Quadratfuß,
δ das Gewicht des ausströmenden Dampfes per Kubikfuß,
p den äußeren Druck per
Quadratfuß bezeichnen.
Der Ausdruck (a) bezieht sich auf unelastische
Flüssigkeiten; bei (b) hingegen wird die Expansion des
Dampfes bei der Ausströmungsmündung vorausgesetzt. Obzwar die meisten Lehrbücher
letztere Formel anempfehlen, so scheint selbe doch bei hohem Drucke nicht durch die
Erfahrung gerechtfertigt; im gegenwärtigen Falle, wo der Ausfluß des Dampfes in
einen beinahe luftleeren Raum stattfindet, welcher nur durch rasche Condensation
erhalten werden kann, ist der Ausdruck (b) gewiß nicht
anwendbar. Halten wir uns demnach an die Formel (a), so
ist bei einer Dampfspannung von 70 Pfd. über die Atmosphäre der Werth von v
v = 1991 oder circa 2000 Fuß.
Da im Ausdruck (a) das Verhältniß P/δ für die verschiedenen Dampfspannungen, welche bei gewöhnlichen
Maschinen vorkommen, sehr wenig variirt, so dürfte auch die eben berechnete
Geschwindigkeit des Dampfstromes für alle Spannungen gelten. Dieselbe dürfte
allerdings durch den Einfluß des mitgerissenen Kesselwassers modificirt werden,
allein in Ermangelung einer genauen Schätzung dieses Einflusses muß auch diese
Correction durch den Erfahrungscoefficienten k bewirkt
werden.
Aus dem Vorausgeschickten folgt, daß die ganze Theorie der Dampfstrahlpumpe auf
folgenden drei Gleichungen ruht:
kmv = (m
+ m₁) v₁
(2)
v = √(2g
P/δ) (3)
v₁ = √(2g
P₁/δ₁) (4)
Im Falle, wo ein Kessel sich selber speist, beziehen sich P und P₁ auf dieselbe Dampfspannung; in
manchen Fällen aber sind für P und P₁ verschiedene Werthe in den beiden Gleichungen
(3) und (4) zu setzen.
In Gleichung (3) bezeichnet nämlich P die Spannung des
ausströmenden Dampfes, während in Gleichung (4) P₁ den Gegendruck oder überhaupt die Summe aller zu bekämpfenden
Widerstände begreift. Insbesondere ist die Saughöhe, falls eine solche vorhanden
ist, derart in Rechnung zu bringen, daß man dieselbe zur Druckhöhe schlägt, um die
gesammte zu verrichtende Arbeit richtig zu schätzen.
Ferner muß P₁ stets um 5 bis 10 Proc. höher
genommen werden, als der
Werth des Dampfdruckes im gespeisten Kessel, indem eine geringe Uebermacht des
Wasserstrahles zur Erzielung eines regelmäßigen Fortganges erforderlich ist.
Was Gleichung (2) betrifft, so wird dieselbe erst dann praktischen Werth bekommen,
wenn die Werthe des Coefficienten k in allen Fällen
bekannt seyn werden. Eine vollständige Auswahl hiezu geeigneter Versuche steht uns
nicht zu Gebote; wir werden jedoch einige zuverlässige Daten benützen, um die Werthe
von k bei Hoch- und Mitteldruck und für die
größten und kleinsten gespeisten Wassermengen zu ermitteln. Die nachstehenden
Berechnungen beziehen sich selbstverständlich auf Resultate, welche mit einem
Apparate von bestimmter Form und Dimension (Nr. 10) gewonnen wurden; die
entfallenden Werthe für k dürften folglich nur mit
großer Vorsicht auf andere Apparate angewendet werden.
In Gleichung (2) ist uns erlaubt, statt der Massen m,
m₁ die entsprechenden stündlichen Mengen, in Kubikfuß Wasser
ausgedrückt, einzuführen.
Es sey k₁ der Werth des Coefficienten, welcher bei
70 Pfd. Kesseldruck der reichlichsten Speisung, d. i. der größten Oeffnung des
Wasserregulators, entspricht. Es geht aus den am angeführten Orte mitgetheilten
Versuchen hervor, daß unter obigen Umständen der Dampfverbrauch mit Inbegriff des
mitgerissenen Kesselwassers circa 1260 Pfd. per Stunde betrug, welche Menge einer Verdampfung von
m = 20 Kubikfuß Wasser entspricht. Die reichlichste
Speisung lieferte m₁ = 146 Kubikfuß Wasser per Stunde. Es ist daher m +
m₁ = 166.
Schätzt man nun den totalen Widerstand mit Inbegriff einer Reibung auf 7 Atmosphären,
so ist nach Gleichung (4) v₁ = 117 Fuß; der Werth
von v wurde bereits mit 2000 Fuß berechnet; setzt man
sämmtliche numerische Werthe in Gleichung (2), so folgt:
k₁ × 20 × 2000 =
166 × 117, und k₁ = 0,48.
Berechnet man in gleicher Weise den Werth k₂,
welcher der spärlichsten Speisung entspricht, wo m₁ = 93 Kubikfuß und m + m₁ = 113 Kubikfuß, so schreibt sich Gleichung (2)
wie folgt:
k₂ × 20 × 2000 =
113 × 117, woraus k₂ = 0,33 folgt.
Aus dem Vergleiche zwischen beiden Werthen k₁ und
k₂ geht hervor, daß bei spärlicher Speisung
der Werth des Coefficienten fällt – ein Umstand, welcher auf eine weniger
befriedigende Leistung des Apparates hindeutet.
Ermitteln wir nun noch auf ähnliche Weise den Werth von k
bei einer Spannung von 36 Pfd. und zwar für das Maximum der Wasserspeisung. Es beträgt m = 10 Kubikfuß, m₁ =
126 Kubikf., m + m₁ =
136 Kubikf., v₁ = 89 Fuß.
Gleichung (2) schreibt sich folglich:
k₁ × 10 × 2000 =
136 × 89,
woraus k₁ = 0,60 folgt.
Ersetzt man in Gleichung (2) v und v₁ durch deren Werthe aus (3) und (4), so folgt:
km √(2g
P/δ) + (m + m₁) √(2g
P₁/δ₁);
ist ferner P₁ = P, was im Falle der Selbstspeisung annähernd wahr ist,
so folgt weiter:
m/(m +
m₁) = 1/k√(δ/δ₁) (5)
Bemerkt man nun, daß δ₁ constant, δ aber bei zunehmenden Werthen des Dampfdruckes
wächst, während nach obiger Berechnung k zugleich
abnimmt, so folgt, daß das Verhältniß von verbrauchtem Dampfe zum gespeisten Wasser,
welches man die relative Leistung des Apparates nennen kann, um so ungünstiger
ausfällt, als der Druck höher steigt – ein Umstand, welcher übrigens bei
allen möglichen Dampfpumpen vorkommt. Allein im gegenwärtigen Falle entspringt aus
dieser Bemerkung die Besorgniß, daß der Dampfdruck eine Grenze erreichen könne, wo
die Menge Wasser, welche nach dem mechanischen Princip des Apparates befördert
werden könnte, nicht mehr zur vollständigen Kondensation des Dampfes genügen wird,
und somit die Verwendung der Dampfstrahlpumpe zur Kesselspeisung bei höheren
Dampfspannungen unmöglich würde. Eine nähere Untersuchung wird uns lehren, ob diese
Grenze innerhalb der gebräuchlichen Werthe der Dampfspannung liegt.
Berechnen wir das Verhältniß m/(m + m₁) nach Gleichung (5) für eine
Dampfspannung von 10 Atmosphären, so ist δ/δ₁ = 1/200 zu
setzen. In der für den Apparat zwar sehr ungünstigen Voraussetzung, daß der Werth
von k bei höheren Dampfspannungen in demselben Maaße
abnehme, als dieß bei mittleren Dampfspannungen beobachtet wurde, setzen wir k₁ = 0,40; dann ist m/(m + m₁)
= 1/5,8.
Mein hier ist wohl zu bemerken, daß m die Menge des mit
circa 30 Proc. geschwängerten Dampfes ist; mit
Rücksicht auf diese 30 Proc., welche nicht zu condensiren sind, nimmt das Verhältniß m/(m + m₁) den Werth 1/5,8 : 1,3 = 1/7,54 an, woraus m/m₁ = 1/6,54
folgt.
Es fragt sich nun, ob 6,54 Pfd. Wasser zur vollständigen Condensation von 1 Pfd.
Dampf mit 10 Atmosphären Spannung genügen?
1 Pfd. Dampf enthält bei der erwähnten Spannung 616 Wärmeeinheiten; da die Temperatur
des Condensationswassers höchstens 100° C. erreichen darf, so können 516
Wärmeeinheiten auf 6,54 Pfd. Wasser übergehen und eine Temperaturerhöhung von
516/6,54 = 79° C. darin hervorrufen. Die ursprüngliche Temperatur des Wassers
darf folglich nicht mehr als 100 – 79 = 21° C. betragen.
Obzwar den hier gewonnenen Resultaten der Berechnung, in Betrachtung der Unsicherheit
bei der numerischen Bestimmung des Coefficienten k keine
unbedingte Verläßlichkeit beizulegen ist, so ist doch bestimmt daraus zu ersehen,
daß bei 10 Atmos. die Dampfstrahlpumpe mit kaltem Wasser noch sicher arbeitet, was
übrigens bereits durch die Erfahrung bei den Maschinen der Eisenbahn über den
Semmering erwiesen ist. Da bei so hoher Dampfspannung Condensationsapparate feiten
gebraucht werden, so ist der Umstand, daß das Condensationswasser sich nicht mehr
zur Speisung durch die Dampfstrahlpumpe eignen würde, ohne praktische Bedeutung. Es
ist zwar zu vermuthen, daß bei noch höheren Werthen der Dampfspannung die Grenze, wo
die Speisung nicht mehr durch die Dampfstrahlpumpe bewirkt werden könnte, ziemlich
bald erreicht werden würde; allein da diese hohen Spannungen gegenwärtig noch gar
nicht, und aus mancherlei Gründen schwerlich in einer nahen Zukunft zur praktischen
Benützung gelangen werden, so kann mit Recht behauptet werden, daß auch in Bezug auf
hohen Dampfdruck der Giffard'sche Apparat allen
Anforderungen der Praxis entspricht.
Die Leistung des Dampfes bei der Kesselspeisung wird ausgedrückt durch das Product
der gespeisten Wassermenge in den Kesseldruck. Vergleicht man nun die Leistungen von
1 Pfd. Dampf in der Dampfstrahlpumpe bei verschiedenen Werthen des Kesseldruckes, so
findet man ziemlich gleiche Resultate, wie aus folgender Berechnung ersichtlich
ist.
Bei 70 Pfd. Druck über die Atmosphäre, d. i. 83 Pfd. absoluter Dampfspannung betrug
das Maximum der gespeisten Wassermenge, wie bereits oben erwähnt, 166 Kubikfuß per Stunde, inclusive des condensirten Dampfes; der
entsprechende Dampfverbrauch entsprach hiebei einer stündlichen Verdampfung von 20
Kubikfuß Wasser. Das durch 1 Pfd. Dampf gepumpte Wasser betrug folglich 166/20 = 83 Pfd. Die
Leistung von 1 Pfd. Dampf unter diesen Umständen wird folglich durch die Zahl 8,3
× 83 = 689 ausgedrückt.
Bei 36 Pfd. Dampfspannung über die Atmosphäre, oder 49 Pfd. absoluter Spannung,
entsprach einer stündlichen Speisung von 136 Kubikfuß Wasser ein Dampfverbrauch,
welcher in Wasser ausgedrückt 10 Kubikfuß betrug. Auf 1 Pfd. Dampf entfallen somit
13,6 Pfd. Wasser, und die Leistung desselben drückt sich durch die Zahl 13,6
× 49 = 666 aus. Vergleicht man nun beide Leistungen des Dampfes, so findet
man eine augenscheinliche Uebereinstimmung der Resultate, da die Differenz beider
Zahlen 689 und 666 das Bereich der möglichen Beobachtungsfehler nicht
überschreitet.
Würde man statt der Leistungen des nassen mit Kesselwasser geschwängerten Dampfes
diejenigen des trockenen Dampfes nach obiger Weise vergleichen, so wäre die
Differenz der Leistungen bei 70 Pfd. und 36 Pfd. Kesseldruck zwar etwas ansehnlicher
als die oben berechnete, aber doch noch gering genug, um daraus schließen zu lassen,
daß die Leistung einer bestimmten Menge (resp. Gewicht) Dampfes in der
Dampfstrahlpumpe constant und vom Kesseldrucke unabhängig ist.
Würde sich ferner die ausströmende Dampfmenge in constantem Verhältnisse zum
Kesseldrucke verhalten, so würde bei jedem beliebigen Drucke dieselbe Menge Wasser
gespeist werden; allein der Umstand, daß die stündliche Speisung um so größer
ausfällt als der Kesseldruck höher ist, erklärt sich aus der unverhältnißmäßig
bedeutenden Zunahme des Dampfverbrauches.
Schließlich wollen wir noch den Verlust an lebendiger Kraft berechnen, welcher in
Folge der stoßähnlichen Wirkung des Dampfes in dem Giffard'schen Apparate stattfindet. Ist v die
Geschwindigkeit des ausströmenden Dampfes, so ist 1/2 mv² dessen lebendige Kraft. Nach erfolgtem Stoße und Condensation
des Dampfes besitzt der Wasserstrahl eine Geschwindigkeit v₁ u. folglich eine lebendige Kraft 1/2 (m + m) v₁² beträgt daher der Verlust beim Stoße 1/2 mv² – 1/2 (m +
m) v₁². Da
aber kmv = (m + m₁) v₁, so
läßt sich obiger Ausdruck des Verlustes wie folgt schreiben:
Textabbildung Bd. 158, S. 169
Setzt man m₁/m = N, so verwandelt sich obiger Ausdruck in folgenden:
Textabbildung Bd. 158, S. 170
woraus ersichtlich ist, daß der Verlust an Arbeitsvermögen in
der Dampfstrahlpumpe zweierlei Art ist; daß ferner bei weitem der größte Verlust 1/2
mv² N/(1 + N) von der Stoßwirkung herrührt und daher unvermeidlich
ist. Beträgt das Verhältniß m₁/m = N = 10, wie das bei
Hochdruck der Fall ist, so ist N/(1 + N) = 10/11 und die beim Stoße verlorene lebendige Kraft
beträgt 10/11 der gesammten im Dampfe vorhandenen. Bei Mitteldruck ist N größer und daher der Verlust im Verhältnisse zur
benützten und wirksamen lebendigen Kraft noch bedeutender. Es kommt also im Giffard'schen Apparate stets nur ein sehr geringer Theil
des im ausströmenden Dampfe vorhandenen Arbeitsvermögens zur Benützung. Nach Abzug
des bereits besprochenen Verlustes 1/2 mv² N/(1
+ N) bleibt der Rest an lebendiger Kraft:
Textabbildung Bd. 158, S. 170
die mechanische Wirkung des Apparates hervorruft, der übrige
Theil aber 1/2 mv² (1 – k²) N/(1 + N) als zufälliger Verlust anzusehen ist, welcher den
verschiedenen Einwirkungen zuzuschreiben ist, deren bei Gelegenheit der Erörterung
über die Bedeutung des Coefficienten k gedacht
wurde.