Titel: | Joubert's Verfahren zum Einbrennen der Photographien auf Glas und Töpferwaaren. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XXVII., S. 124 |
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XXVII.
Joubert's Verfahren zum Einbrennen der
Photographien auf Glas und Töpferwaaren.
Aus dem photographischen Archiv, 1860 S.
208.
Joubert's Verfahren zum Einbrennen der Photographien auf Glas und
Töpferwaaren.
Joubert hat sich zu diesem Zweck ein schönes Verfahren in
England patentiren lassen. Ich besuchte neulich sein Atelier und war sehr erfreut
über die ausgezeichnete Schönheit mancher Proben seines Verfahrens. Dasselbe besteht
in Folgendem:
Eine Unze doppelt-chromsaures Ammoniak wird in vier Unzen destillirtem Wasser
in einer Porzellanschale über dem Feuer gelöst. Wenn die Lösung gekocht hat, und das
Salz vollständig zergangen ist, filtrirt man sie. Dann schmilzt man drei Maaßtheile
guten Honig bei einer Temperatur nicht über 30° R. und fügt eine gleiche
Menge gut geschlagenes Eiweiß hinzu, welches einige Tage gestanden hat. Wenn diese
sich gut vereinigt haben, setzt man 30 Theile destillirtes Wasser und fünf Theile
der Lösung von doppelt-chromsaurem Ammoniak hinzu. Gut gemischt und filtrirt,
ist die Lösung zum Gebrauch fertig; sie muß im Dunkeln aufbewahrt werden. Man gießt
sie – in der Weise wie Collodium – auf eine gut gereinigte Glasplatte
und läßt sie einige Minuten an einem warmen Orte zum Trocknen stehen. Darauf
belichtet man die so präparirte Platte unter einem durch Wachs durchsichtig
gemachten positiven Papierbild oder unter einem Transparentpositiv auf Glas, ebenso
als wenn man von einem Negativ copirte. Die Belichtung dauert etwa eine Minute im
Sonnenlichte. Sie bewirkt das Hartwerden der dem Licht ausgesetzten Theile, während
die Schattenpartien, die bedeckt geblieben sind, ihren klebrigen Zustand behalten.
Beim Herausnehmen aus dem Copirrahmen (im Dunkelzimmer) zeigt das Glas dem
erfahrenen Auge ein ganz mattes Bild. Ein Email oder Glasfarbe in Pulverform wird
nun mit einem Kameelhaarpinsel über die ganze Fläche gestrichen; diese Staubfarbe,
die einen irgend beliebigen Ton haben kann, hängt sich an die Schatten an und läßt
die Lichter völlig rein. Diese mechanische Bestreichung gibt dem Operateur eine
gewisse Freiheit, wieviel er an jedem beliebigen Orte auftragen will, was nicht der
Fall ist, wenn ein Niederschlag auf chemischem Wege erzeugt wird. Nachdem man die
Farbe aufgetragen hat, wascht man die Platte mit Alkohol, dem ein wenig
Salpetersäure zugesetzt ist, und darauf mit Alkohol allein. Sie wird dann getrocknet
und gut mit Wasser abgewaschen, wodurch alles chromsaure Salz entfernt wird. Darauf
wird sie wieder getrocknet und im Ofen der nöthigen Hitze ausgesetzt, um die
Emailfarben zu verglasen. Man kann den Proceß wiederholen und auf diese Art
verschiedene Farben in ein Bild bringen. Ich glaube dieses ist der erste
erfolgreiche Versuch, in dieser Art Photographien in Töpferwaaren einzubrennen.
London, im October 1860.
G.
Wharton-Simpson.