Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. , S. 234 |
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Miscellen.
Miscellen.
Festigkeitsproben mit dem Gußstahle der Fabrik
„Carlswerk“ bei Neustadt-Eberswalde.
Hr. Franz Ritter von Uchatius, k. k.
Artillerie-Hauptmann, hat Festigkeitsproben mit dem Gußstahle des Hrn. Otto
Grubitz (Gußstahlfabrik
„Carlswerk“ bei Neustadt-Eberswalde, nahe Berlin)
vorgenommen und darüber demselben folgende Mittheilung gemacht:
Textabbildung Bd. 155, S. 234
„Aus der vom Geschützrohre herabgeschmiedeten Schiene, deren eine
Hälfte dem freien Verkühlen an der Luft überlassen war, – deren
andere Hälfte aber nach der bei Ihnen üblichen, auch bei dem Geschützrohre
selbst angewendeten Manier gehärtet wurde, ließ ich vier Stäbe – aus
jeder Hälfte zwei – erzeugen, wie ich sie gewöhnlich für
Gußstahlproben anfertigen lasse, deren Form aus nebenstehender Skizze
ersichtlich ist. – Der mittlere 4 öster. Zoll lange Theil der Stäbe
hat 1/4 Zoll zur Seite und ist quadratisch im Querschnitt.
Das Zerreißen wurde auf meiner, eigens für diesen Zweck construirten, sehr
genauen Maschine ausgeführt.
Die Resultate sind nachstehende:
Weicher Stahl.
Absol. Festigkeit.
Stäbchen Nr.
1 „ Nr.
2
zerriß
bei „
„
6955 Pfd.
Belastung 6785 „ „
109920 Pfd.
Harter Stahl
Stäbchen Nr.
3
„
Nr. 4
„
„ „
„
11265 „
„11375 „
„
181120 „
Die Festigkeit, welche Ihr gehärteter Stahl zeigt, ist die
größte, welche mir noch je bei irgend einem Materiale vorgekommen
ist.
Der große Unterschied zwischen weichem und gehärtetem Stahl, welcher sich nahezu
durch das Festigkeits-Verhältniß 11 : 18 ausdrücken läßt, rechtfertigt
vollkommen das bei Ihnen eingeführte, und auf alle Gegenstände ausgedehnte
Härte-Verfahren, um so mehr als die Zähigkeit des
Materials hierdurch keinen wesentlichen Eintrag erleidet, welches aus
der Beobachtung der Streckung des dem Zerreißen ausgesetzten 4 Zoll langen
Stückes der Stäbchen hervorgeht.
Die Streckung betrug beim
weich
Stäbchen„„„
Nr. 1 bei der BelastungNr. 1 beim ReißenNr. 2 bei der
BelastungNr. 2 beim Reißen
von 5500 Pfd. „
6955
„ „
5500
„ „
6785 „
1/12 Zoll. 3/12
„ 2/12
„ 4/12 „
hart
„„„„„„
Nr. 3 bei der BelastungNr.
3 „ „
„Nr. 3 beim ReißenNr. 4 bei der BelastungNr.
4 „ „
„Nr. 4 beim Reißen
„ 5500
„ „
9500 „ „
11265
„ „
5500
„ „
9500 „ „
11375 „
1/48
„ 2/48
„ 3/12
„ 1/48
„ 2/48
„13/48 „
Man sieht hieraus, daß die Längenstreckung bei dem gehärteten Stahl wohl später
eintritt, aber im Momente des Zerreißens eben so groß ist, wie beim weichen
Stahl.
Zum Vergleiche mögen nachstehende, mit derselben Maschine bestimmte Festigkeiten
dienen:
Geschütz-Bronze
34,000 Pfund
Geschütz-Gußeisen neuester Erzeugung
38,000 „
Schmiedeeisen, steyrisches, vorzügliche Qualität
52,000 „
nicht gehärtet
Steyrischer FederstahlKrupp'scher Stahl aus einem
FlintenlaufeHundsman StahlEnglischer
FederstahlPreußischer FederstahlSteyrisches Stahlblech, längs
der Faser
do.
do. quer der
FaserNach meiner Methode erzeugter Stahl, härtester
do.
do.
weicher
90,000 „100,000 „120,000 „110,000 „110,000 „ 80
000 „ 83,000 „140,000 „100,000 „
Arsenal bei Wien, 12. December 1859.“
Die Verwendung von Gußstahlblechen zu den Wandungen der
Dampfkessel.
Ueber diesen Gegenstand spricht sich der k. preuß. Minister für Handel, Gewerbe und
öffentliche Arbeiten in einer Verfügung an einen Maschinenfabrikanten folgendermaßen
aus.
„Ew. Wohlgeboren erwidere ich auf die Vorstellungen vom 30. Juli und 4.
October d. J., daß die Verwendung von Gußstahlblechen zu den Wandungen der
Dampfkessel zwar nicht für unzulässig zu erachten ist, daß indeß Bestimmungen
über die Stärke dieser Bleche nach Maaßgabe des Durchmessers der Kessel und der
Dampfspannung, in Ermangelung ausreichender Erfahrungen, zur Zeit nicht
getroffen werden können. Wenn Sie bemerken, daß, je nachdem der Druck auf die
innere oder äußere Oberfläche erfolge, eine Stärke von 0,45 und beziehungsweise
0,55 derjenigen, welche gegenwärtig für Eisenbleche vorgeschrieben ist, genügend
erscheine, so entsprechen zwar diese Zahlenabgaben dem bisher ermittelten
Verhalten des Gußstahls zum Eisen im kalten Zustande, es fehlt indessen, so viel
bekannt, an Erfahrung, durch welche die Fortdauer dieses Verhaltens für den
einer längeren unmittelbaren Einwirkung des Feuers ausgesetzten Stahl dargethan
wird. Es ist meine Absicht, Versuche anstellen zu lassen, um für die Ergänzung
des Regulativs vom 6. September 1848 in dieser Beziehung eine Grundlage zu
gewinnen; einstweilen muß die Abmessung der Stärke der Gußstahlbleche Ihrem
eigenen Ermessen überlassen werden, wobei Sie in Gemäßheit der Vorschrift im
§. 13 des Regulativs vom 6. September 1848 dafür verantwortlich bleiben,
daß dieselbe dem beabsichtigten Dampfdrucke entsprechend bestimmt werde.
Das Königliche Polizeipräsidium ist veranlaßt worden, die Kessel aus
Gußstahlblech nach erfolgter Prüfung derselben unter Anwendung der unter 11. im
§. 13 des allegirten Regulativs angeordneten Druckprobe
abzunehmen.“ (Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen, 1860 S. 6.)
Neue Dampfkesselfeuerung.
Nach dem Mon. des int. mat. S. 10 ist eine neue
Feuerungsconstruction von großer Einfachheit durch die Gesellschaft Cockerill in ihren Werkstätten versucht worden. Dieses
von Hrn. Corbin erfundene System besteht einfach darin,
die Breite des Feuerherdes in drei gleiche Theile zu trennen, wovon der mittlere
Raum eine mit feuerfesten Ziegeln belegte Fläche darstellt, während die beiden
seitlichen den Rost bilden. Das Brennmaterial wird auf den mittleren Theil gebracht
und erst, wenn es glühend geworden, zum Beschicken der seitlichen Roste verwendet,
welche daher nur ein zum Glühen erhitztes, zusammengebackenes Brennmaterial
erhalten, während die frische Kohle langsam vorgewärmt wird. Die entwickelten
Destillationsproducte werden durch die, durch die Roste gegangene, heiße Luft
verbrannt. Man verengt überdieß den Raum über der Feuerbrücke, um so eine
vollständige Mischung des Rauches und der Flamme zu bewirken. Vergleichende
Versuche, mit verschiedenen Sorten Brennmaterial angestellt, scheinen gegen die
gewöhnlichen Feuerungen eine beträchtliche Ersparniß von Brennmaterial zu ergeben.
(Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen. 1860, Nr.
4.)
Abscheidung des Arseniks aus der Schwefelsäure; von Dr. N. Gräger in
Mülhausen.
Wenn auch jetzt schon vielfach arsenikfreie rohe Schwefelsäure im Handel vorkommt, so
fehlt doch auch solche noch keineswegs, die noch ziemlich viel Arsenik enthält. Die
Abscheidung desselben erfolgt am leichtesten mittelst Chlorbaryum, das man der zuvor erwärmten Schwefelsäure, am besten in
ganzen Krystallen, zusetzt. Die Einwirkung auf das Chlorbaryum ist keine so rapide,
wie bei Kochsalz (dessen man sich bisher zu diesem Zwecke bediente), indem sich
jenes sofort mit einer Schicht von Schwerspath überzieht; die Entwickelung beginnt
vom Boden aus, wo man auch nach Beendigung der Arbeit den Schwerspath in der Form
des angewendeten Chlorbaryums abgelagert findet. (Böttger's polytechnisches
Notizblatt, 1860, Nr. 5.)
Ueber die Verbindung der Thonerde mit den Cyanverbindungen des
Kaliums und des Eisens.
Ueber diesen Gegenstand theilt Tissier folgende Thatsachen
mit. Gießt man in eine neutrale Lösung eines
Thonerdesalzes, z.B. des Alauns, eine Lösung von gelbem Blutlaugensalz, so tritt
keine besondere Erscheinung ein; nach sehr langer Zeit bildet sich jedoch allmählich
ein weißer Niederschlag. Ungefähr dasselbe geschieht, wenn man in der Kälte mit einer sauren Lösung
den Versuch anstellt, oder in der Hitze mit einer neutralen. Läßt man jedoch einige Zeit lang die saure
Lösung eines Thonerdesalzes mit gelbem Blutlaugensalze kochen, so bildet sich
unmittelbar ein weißer Niederschlag, der sich an der Luft rasch blau färbt. In
diesem Falle bewirkt die durch die Säure hervorgebrachte Zerlegung des gelben
Blutlaugensalzes die Zerlegung des Thonerdesalzes. Ist die Quantität des Reagens
hinreichend, und das Kochen mehrere Minuten lang fortgesetzt worden, so wird alle
Thonerde ausgefällt, und daher auch durch kohlensaures Ammoniak kein Niederschlag
mehr in der Flüssigkeit hervorgebracht.
Arbeitet man mit einem Ueberschuß des Thonerdesalzes, so zwar, daß die vom
Niederschlage getrennte Flüssigkeit kein gelbes Blutlaugensalz mehr enthält, so
gewinnt man einen Niederschlag, der auf Grundlage mehrerer Analysen folgende
Zusammensetzung zeigt: 44,75 Thonerde, 55,25 Eisenoxyd. Dieses Verhältniß wurde bei
einer Lösung von 10 Grm. Alaun mit 5 Grm. gelbem Blutlaugensalze erhalten.
Die Cyanverbindung des Aluminiums und Eisens ist im Augenblick der Fällung weiß, wird
an der Luft rasch blau und erhält nach dem Austrocknen eine schön blaue Farbe. Tissier meint, daß die in den meisten Berlinerblausorten
enthaltene Thonerde nicht bloß beigemengt, sondern in den meisten Fällen chemisch
gebunden sey, und daß eben hierdurch vorzugsweise der Farbenton des Productes
modificirt werden könne. In diesem Falle wäre das Waschen mit verdünnter Säure,
welches man anwendet, um Berlinerblau von Thonerde zu befreien, eine unnütze
Operation, indem die Thonerde-Verbindung darin unlöslich ist. Dürfte nicht
auch hierin die Ursache der Unlöslichkeit mancher Berlinerblausorten in Oxalsäure
liegen? (Aus Monit. scientif., durch die Mittheilung des
niederösterreichischen Gewerbevereins, 1859 S. 368.)
Anwendung des Wasserglases zur Glasfabrication.
In der Sitzung des Central-Verwaltungs-Ausschusses des polytechnischen
Vereins für Bayern vom 4. Januar d. J. zeigte Hr. Optikus Sigmund Merz in München ein von ihm auf eigenthümliche Weise,
nämlich mit einem Gemisch von Wasserglas und Mennig
dargestelltes Flintglas vor. Die Zusammensetzung bei
diesem ersten Versuche bestand aus 44,44 Kieselerde, 44,44 Mennig und 11,11 Natron;
mithin war das Verhältniß des Sauerstoffs der Säure (Kieselerde) zur Summe des
Sauerstoffs der Basen wie 9 : 1. Nach der Ansicht des Hrn. Merz dürfte diese Bereitungsweise ganz besonders für optisches Glas
Vortheil gewähren, indem der abgeführte Versuch ein ungewöhnlich homogenes Glas
ergab. Einer Einladung des Central-Verwaltungs-Ausschusses, diese sehr
bemerkenswerthen Ergebnisse durch Fortsetzung dieser Versuche zu constatiren, ist
Hr. Merz durch die Zusage, auch Crownglas auf dieselbe
Weise darzustellen, entgegengekommen. (Bayerisches Kunst und Gewerbeblatt, 1860 S.
4.)
Benutzung der Centrifugalkraft beim Entwässern des
Stärkmehls.
Seit einiger Zeit wendet man zum Entwässern des Stärkmehls Centrifugalapparate an,
was folgende Vortheile gewährt: 1) Ersparniß großer Räumlichkeiten, da man keine
Gypstennen und Darren mehr nöthig hat; 2) eine erhebliche Zeitersparniß, man erzielt
nämlich in 10 Minuten eine so vollständige Entwässerung der Stärke, daß dieselbe
nicht mehr als 12 Procent Wasser enthält während die Stärke, nachdem sie mehrere
Tage lang auf den Gypstennen und den Darren gewesen ist, noch einen Wassergehalt von
30 Procent besitzt; 3) das Stärkmehl wird sehr rein und weiß, so wie man es bisher
noch nicht dargestellt hat.
Mittelst eines Centrifugalapparates kann man in 12 Minuten 1500 bis 1800 Kilogr.
Stärke entwässern. Die Trommel muß per Minute 1400 bis
1500 Umdrehungen machen. Zur Bewegung der Maschine bedarf es höchstens einer Pferdekraft. Centrifugalmaschinen zum Entwässern
des Stärkmehls werden von Liebermann in Paris construirt,
welcher an denselben auch eine Einrichtung anbringt, mittelst deren die durch
Auswaschen mit Wasser von dem Stärkmehl befreite Kartoffelmasse, welche als Futter
benutzt wird, ebenfalls in dieser Maschine entwässert werden kann, so daß die
Entwässerung derselben durch Pressen entbehrlich ist. (Aus Le
Technologiste, durch das polytechn. Centralblatt, 1859 S. 1697.)
Ueber Darstellung eines farblosen Copalfirnisses; von J. Leisel, Techniker in Heilbronn.
Ich bin in der Lage, ein gutes Verfahren zur Herstellung eines wasserhellen
Copalfirnisses mitzutheilen und habe auf diese Weise immer einen sehr schönen Firniß
bekommen. Es gehört
nicht allein ungemein viel Gewandtheit und Pünktlichkeit dazu, sondern auch ein
passender Copal, wovon ich dem ostindischen den Vorzug
gebe, indem derselbe weniger gefärbt und weniger hart ist; er kommt in abgerundeten
Stücken im Handel vor. Dieser Copal ist leichter schmelzbar als andere Sorten und
gibt deßhalb auch einen beinahe farblosen Firniß.
Man nehme 1/2 Pfund gepulverten ostindischen Copal, 3 Pfund Terpenthinöl, 1/2 Pfd.
Leinölfirniß, 1/2 Pfd. grobes Glaspulver. Der gepulverte Copal muß wenigstens 4 bis
6 Wochen an einem sehr trockenen Orte ausgebreitet werden, bevor er angewendet wird;
alsdann vermischt man denselben mit dem Glaspulver, thut die Mischung in eine
Glasflasche, welche oben eine weite Oeffnung haben muß, und gießt das Terpenthinöl
dazu; nun stellt man die Glasflasche in ein Sandbad und erhitzt die Mischung nach
und nach bis zum Kochen, unter immerwährendem Umrühren mit einem Glasstabe. Neben
die Flasche setzt man eine Flasche, worin das gekochte Leinöl sich befindet und
mischt dieses, nachdem es die Siedhitze erreicht hat, nach und nach mit der heißen
Copallösung. Hierauf seihet man den fertigen Firniß durch ein leinenes Tuch. Der auf
solche Weise bereitete Firniß ist wasserhell und von ausgezeichneter Güte;
angewendet wird derselbe für feinere Gegenstände, für feinere und helle Farben,
namentlich in der Oelmalerei. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1860, Nr.
5.)
Bereitung einer säurefreien Gutta-percha-Wichse;
v. Dr. Willibald Artus.
3 bis 4 Pfund Kienruß und 1/2 Pfd. gebrannte Knochen (sogenanntes gebranntes
Elfenbein) werden mit 10 bis 12 Pfund Syrup in einen Kessel gegeben und so lange gut
umgerührt bis man eine gleichförmige Masse erhalten hat, d.h. bis sich der Syrup mit
der Kohle vollkommen vereinigt hat und sich keine zusammengeballten
Kohlenpartikelchen mehr zeigen. Dann werden 15 Loth Gutta-percha, vorher
etwas zerschnitten, entweder in einen eisernen oder kupfernen Kessel gegeben und
über Kohlenfeuer so lange gelinde erwärmt, bis die Gutta-percha ziemlich
zerflossen ist, worauf dann allmählich und unter stetem Umrühren 25 Loth Baumöl
zugesetzt werden, und nachdem die Gutta-percha vollständig aufgelöst ist,
zuletzt noch 5 Loth Stearin hinzugefügt. Diese Auflösung wird hierauf noch warm und
zwar unter Umrühren der obigen Mischung von Kohle und Syrup zugegeben, und nachdem
auch hier eine gleichförmige Mischung stattgefunden hat, werden 21 Loth Senegalgummi
in 2 Pfund Wasser gelöst, und ebenfalls der Masse unter Umrühren zugesetzt. Endlich,
um der Masse einen angenehmen Geruch zu ertheilen, wird entweder 1 Loth Rosmarinöl
oder Lavendelöl zugesetzt.
Die Masse kann entweder zum Verkauf in Schachteln oder Büchsen gegossen oder selbst
im flüssigen Zustande in Handel gebracht werden, in welchem Falle 1 Theil der
fertigen Wichse mit 2 bis 3 Theilen Wasser vermischt wird.
Beim Gebrauche wird die Wichse mit 3 bis 4 Theilen Wasser verdünnt, mit einer Bürste
aufgetragen und wie gewöhnlich verfahren.
Vorzüge dieser Wichse. Sie gibt schnell und dabei einen
schönen Glanz, unterscheidet sich von den meisten übrigen bisherigen Wichsen
dadurch, daß sie keine Säure enthält und daher dem Leder in keiner Weise nachtheilig
werden kann. Sie macht das Leder weich und erhält es geschmeidig, wird nicht so
leicht brüchig – eine Eigenschaft, die fast allen anderen Vorschriften völlig
abgeht; endlich dürfte diese Wichse noch deßhalb allen übrigen vorzuziehen seyn,
weil sie den Fuß zugleich vor Feuchtigkeit schützt und bei diesen wesentlichen
Vorzügen verbindet sie zugleich den Grad der Wohlfeilheit. (Vierteljahresschrift für
technische Chemie.)
Ueber den norwegischen Fisch-Guano.
Bereits im Jahre 1855 vereinigten sich mehrere intelligente Männer in Norwegen zur
Begründung einer Gesellschaft unter dem Namen „Det
norske Fisk-Guano-Selskab“
mit einem Capital von
100,000 norwegischen Species (1 Species = 1 1/2 Rthlr.), um auf Anregung des
Hofraths und Professors Dr. A. Stöckhardt in Tharand und anderer anerkannten Chemiker, die großen Massen
bisher nicht benutzter Abfälle, die beim Fang und bei der Zubereitung des
Stockfisches sich ergeben, im allseitigen Interesse nutzbar zu machen.
Die durch ihre großartigen Fischereien berühmten Lofoten-Inseln, circa 300 Meilen nördlich von Christiania gelegen, boten die beste Gelegenheit hierzu dar. Die dort
alljährlich gefangenen Millionen von Fischen liefern durch die sich bildenden
Abfälle der Dorsche oder Stockfische, namentlich die Köpfe und Rücken, und durch die
Wrockfische, Hunderttausende von Centnern, die bisher wieder ins Wasser geworfen
wurden und so verloren gingen. Wie groß die Masse dieses Materials ist, wird aus der
Angabe erhellen, daß die Zahl der jährlich zu verarbeitenden Fischköpfe, Rücken
u.s.w. bis auf zwanzig Millionen steigt und das Quantum
des daraus zu gewinnenden Guanos auf 50,000 Cntr. geschätzt wird. Es ist indessen
die Absicht der Gesellschaft später directen Fischfang für die Fabrik zu betreiben,
um die ungeheuren Massen von andern Fischen, welche dort mit größter Leichtigkeit
gefangen werden können und bisher zu keinem andern Zwecke verwendet werden konnten,
nutzbar zu machen, so daß dadurch später noch viel
größere Quantitäten von Düngpräparaten dieser Art geliefert werden können.
Nachdem der Plan der Ausbeutung dieses Materials einmal gesaßt war, galt es zuerst
Menschen zu diesem Behufe für das ganze Jahr auf jene unwirthlichen Inseln
anzusiedeln und zwar in der dazu am geeignetsten Lage. Demnächst mußten Maschinen
erfunden, gebaut und eingerichtet werden, welche das zähe Material, mit dem man es
zu thun hat, nachdem es durch den fortwährend dort herrschenden Sturm getrocknet
worden, in geeigneter Weise und mit möglichster Schnelligkeit verarbeiten; die
Fischer mußten ins Interesse gezogen werden, um von ihrer alten hergebrachten
Gewohnheit zu lassen und die Abfälle zu sammeln; Wasserkräfte mußten nutzbar
gemacht, Fabrik- und andere Gebäude und Anlagen erbaut, ein tüchtiger
Dirigent gefunden, Zu- und Abfuhr in gehöriger Weise organisirt und noch
viele andere Schwierigkeiten überwunden werden. Doch dieß Alles schreckte die
Gesellschaft nicht zurück, sie bewährte eine rühmliche Ausdauer, scheute keine Opfer
an Zeit und Geld und erreichte dadurch endlich im vergangenen Jahre das lang
ersehnte Ziel – ein gleichförmiges Product zu billigen Preisen herzustellen
und regelmäßig große Massen liefern zu können.
Dem seit dem Beginn der Unternehmung der Fisch-Guano-Gesellschaft in
Christiania dafür thätig gewesenen Hrn. Emil Meinert in Leipzig wurde
ausschließlich der Verkauf des Fisch-Guanos, welcher bedeutend billiger zu
stehen kommt als peruanischer Guano, für Deutschland übertragen.
Anleitung zum Gebrauche des
Fisch-Guanos; von Professor A. Stöckhardt.
Ueber die Wirkung des norwegischen Fisch-Guanos
geben die im „Chemischen Ackersmann“ 1857, S. 151 bis 169
mitgetheilten, in Sachseu, Preußen, Mecklenburg, Holstein
und Bayern angestellten gemeinschaftlichen Culturversuche specielle
Auskunft. Aus der Durchschnitts-Berechnung der hierbei erzielten
Mehrerträge ergaben sich, im Vergleich mit den
durch guten Peru-Guano erlangten Mehrerträgen, folgende Verhältnisse:
Es wurden im ersten Sommer producirt:
Durch 1 Pfd. Fisch-Guano bei Cerealien (Sommerweizen,
Gerste, Hafer) im Mittel
von 25 Versuchen
6,1 Pfd. Trockenmasse.
Durch 1 Pfd. Peru Guano bei Cerealien im Mittel
von 23 Versuchen
6,3 „ „
Durch 1 Pfd. Fisch-Guano bei Hackfrüchten
(Kartoffeln und Runkelrüben) im
Mittel
von
17 Versuchen
15,6 Pfd. frische
Wurzeln und Knollen.
Durch 1 Pfd. Peru-Guano bei Hackfrüchten im
Mittel von 17
Versuchen
17,3
„ „
„ „ „
Die gesammten Zahlen aller Versuche wurden als dafür
sprechend angesehen: daß die praktische Leistung des norwegischen
Fisch-Guanos als Frühjahrsdünger der des Peru-Guanos bei
gleichem Gewicht gleich zu setzen sey.
Betreffs der Anwendung auf Winterung und der von ihm
zu erwartenden Nachwirkung ergaben in Tharand 1858
und 1859 angestellte vergleichende Versuche von 1 Quadratruthe:
1858.
1859.
DüngungperMorgen berechnet.
Winterroggen;Trockenmasse.
Nachwirkungauf
Kartoffeln,Knollen.
Ohne Düngung
6 Pfd.
16 1/2 Pfd.
1 Ctr. Fisch-Guano
14 1/2 „
24 1/8 „
1 Ctr. Peru-Guano
17 3/4 „
28 „
2 Ctr. Fisch-Guano
21 1/2 „
30 1/3 „
2 Ctr. Peru-Guano
18
„
34 „
Mit dem zu diesen Versuchen verwendeten Fisch-Guano verglichen, hat die
jetzt und künftighin vorkommende Sorte der Lofoten-Fabrik zwar ungefähr
1/5 weniger Stickstoff, dafür aber gegen 3 1/2 mal so viel Phosphorsäure. Die Gesammtwirkung derselben
dürfte daher gegen die der ersteren nicht zurückstehen.
Ueber die Anwendung des Fisch-Guanos gilt im
Wesentlichen dasselbe wie über die des Peru-Guanos, nur ist hier das zu tiefe Unterbringen nicht anzurathen, da die zwei Hauptbestandtheile desselben,
Fischfleisch und Fischgräten (dieselben, aus denen der Peru-Guano
entstanden ist), erst eine Umänderung durch Verwesung und Lösung erfahren
müssen, ehe sie von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden können – eine
Umänderung, zu deren Verlaufe der Zutritt der atmosphärischen Luft nöthig ist.
Wenn es thunlich, wird es gut seyn, ihn 1–2 Wochen vor der Saat
auszustreuen und leicht einzueggen.
Zur Ganzdüngung sind, wie vom Peru-Guano, 2
Ctr. per Morgen zu rechnen, bei sehr leichten
Bodenarten werden aber ohne Zweifel schon Mengen von
1–1 1/2 Ctr. eine befriedigende Wirkung
hervorbringen. Bei den Winterfrüchten, wo
ihm eine längere Verwesungszeit dargeboten ist, ist eine
sichere Wirkung zwar von ihm allein zu erwarten, man wird aber in dem
Falle, wo man ihn gemeinschaftlich mit Stallmist zu verwenden beabsichtigt, wohl
daran thun, ihn einige Zeit vorher mit dem letzteren zu vermengen und mit ihm
der Gährung zu überlassen. Bei Sommerfrüchten erhöht
man die Sicherheit in gleicher Weise, oder wenn man ihm etwas Peru-Guano
(1/4 bis 1/3) beimischt, welche im Falle eines trocknen Frühjahres, die jungen
Pflanzen in ihrer ersten Wachsthumszeit vor dem Darben schützen. Auch als Compostmaterial ist er zu empfehlen, da er im Stande
ist, einem Ferment gleich, andere, schwerer zersetzbare Substanzen, z.B.
torfige, zu einer rascheren Zersetzung anzutreiben.
Zusatz von Kalk ist hier, wie bei frischem
Fisch-Guano überhaupt nicht schädlich, vielmehr nützlich. Der gleichmäßigen Vertheilung wegen, und um das Verstäuben
der pulvrigen Theile zu verhindern, kann auch hier, wie bei dem
Peru-Guano, eine vorgängige Vermischung mit frischer, humoser Erde
anempfohlen werden. Zur flüssigen Düngung eignet er sich zwar nicht, da er nicht
löslich ist, er wird aber, wo man etwa die Jauche zu verstärken wünscht, diesen
Zweck erfüllen, wenn man ihn vorher einige Zeit mit dieser stehen und vergähren
läßt.
Tharand, im Januar 1860.