Titel: | Ueber eine Vorrichtung zur Beseitigung der aus den Luftlöchern unterirdischer Canäle aufsteigenden mephitischen Gase und Gerüche; von Jos. Hermanns, Techniker. |
Autor: | Jos. Hermanns |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CXIX., S. 413 |
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CXIX.
Ueber eine Vorrichtung zur Beseitigung der aus
den Luftlöchern unterirdischer Canäle aufsteigenden mephitischen Gase und Gerüche; von
Jos. Hermanns,
Techniker.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Hermanns, über Vorrichtung zur Beseitigung der aus den
unterirdischer Canäle aufsteigenden mephit. Gase.
Die in größeren Städten zur Reinigung der Straßen angelegten unterirdischen Canäle
communiciren durch röhrenartige Vorrichtungen in gewissen Entfernungen mit den
Straßen aus mehreren Gründen. Einmal, um abgestandene Flüssigkeiten durch diese
Röhren in den Canal hinab zu leiten, dann, um in dem Canal die nöthige
Luftventilation zu unterhalten und endlich, um eine Reinigung desselben bequem
vornehmen zu können. Dem ersten Bedürfnisse entsprechend, leiten gewöhnlich kleinere
Canäle diese Flüssigkeiten aus den Straßenrinnen direct in den Hauptcanal hinab. Den
beiden anderen Genüge zu thun, sind dann noch besondere als sogenannte Luftlöcher in der Mitte der
Straße angebracht. – Wo derartige Canäle in den letzten Jahren angelegt
worden, namentlich wo sie die aus Hospitälern abgestandenen Flüssigkeiten und
Excremente aufnehmen, sind bereits vielfach und werden noch tagtäglich Klagen
erhoben über die aus den Luftlöchern aufsteigenden mephitischen Gase und üblen
Gerüche. Namentlich kann man in den heißen Sommertagen sich nur zu großem Nachtheile
für die Gesundheit in der Nähe eines solchen Luftloches aufhalten. Ebenso wirken auf
gewisse Gewerbe, wie Fleischer, Bierbrauer, Silberschmiede, Kupfer- und
Messingarbeiter (bei letzteren durch den Schwefelwasserstoff, resp.
Schwefelammoniumgehalt), diese verpesteten Dünste höchst nachtheilig ein, und
endlich müssen diese Canäle da, wo sie mit Hospitälern in directer Verbindung
stehen, beim Grassiren epidemischer Krankheiten in sanitätspolizeilicher Hinsicht
das ernsteste Bedenken erregen; denn während in diesen Anstalten ein Theil der
Menschheit der Seuche entrissen wird, fällt vielleicht ein anderer, durch das
Aushauchen derselben Giftstoffe auf die Straßen, derselben als Opfer anheim. Man hat
sich nach Mitteln umgesehen, diesem Uebelstande der sonst so nützlichen Canäle
abzuhelfen, und unter Anderm vorgeschlagen, die verpesteten Dünste durch Röhren in
höhere Luftschichten zu leiten, um sie so unschädlich zu machen. Aber abgesehen von
der Umständlichkeit und der Kostspieligkeit einer solchen Vorrichtung, würde dabei
auch noch die Schwierigkeit zu überwinden seyn, wie Flüssigkeiten aus den Straßen in
den Canal hinab zu lassen, ohne daß umgekehrt Gase in dieselben eintreten
könnten?
Daß man, wo es sich um Wegschaffung von Gasen und Riechstoffen handelt, sofort an
eine Absorption derselben denkt, liegt nahe. Mittel dazu sind in der frisch
gebrannten Holzkohle, der Knochenkohle, porösem, mit Theer getränktem und geglühtem
Bimssteine und, wo es sich um Zerstörung von Miasmen handelt, im Chlorkalke u. v. a.
reichlich vorhanden. Es fragt sich nur, wie eine Vorrichtung zu treffen sey, eines
dieser Mittel, wozu sich im vorliegenden Falle gute poröse und frisch gebrannte
Holzkohle als am zweckmäßigsten und billigsten empfiehlt, in Anwendung zu bringen?
Zuerst muß dieselbe so getroffen werden, daß alle aufsteigenden Dünste mit der Kohle
in innige Berührung kommen, dann, daß dem herabfließenden Wasser wie der
atmosphärischen Luft vollkommen Durchgang gestattet ist, ohne mit der Kohle in
Contact zu kommen, und endlich, daß die Kohlen leicht herausgenommen und gewechselt
werden können.
Alle diese Bedingungen sind nun in folgendem Apparat erfüllt.
Derselbe besteht im Wesentlichen aus einer etwa 2 Fuß hohen Büchse von Eisen-
oder Zinkblech (Fig. 15, M), deren Querschnitt dem eines Luftloches entspricht.
Bei cylinderförmigem Luftloche ist ihr also ein Durchmesser gleich der lichten Weite
des erstern zu geben. An der Stelle des Luftloches nun, in der Höhe, wo der Apparat
angebracht werden soll, hat die Mauerwandung auf eine Höhe von circa 3 Fuß einen etwa 4 Zoll tiefen Einschnitt erhalten
(e, e, Fig. 15, A). Zwischen der Mauerwandung und der Büchse wird also
rund um dieselbe ein Zwischenraum von 4 Zoll seyn. Unten, wo die Mauerwandung sich
wieder auf die ursprüngliche Weite verengt, ist an dieselbe ein eiserner Ring (n, Fig. 15 und 16, D) befestigt. Auf diesen Ring stützen sich vier, an den
untern Theil der Büchse angenietete eiserne Stollen s,
s. Unmittelbar über den Stollen liegt ein zum Herausnehmen eingerichteter Rost
(r, Fig. 15 und 16), der durch
eine schieberartige Vorrichtung (w, w
Fig. 16, C) festgehalten wird. Auf diesen Rost kommen nun in die
Büchse die Kohlen. Zwischen je zwei Stollen befinden sich, an die innere Fläche des
Büchsenmantels sich anlegend, die Klappen v, v,
gleichfalls von Eisen- oder Zinkblech. Dieselben sind vermittelst Scharnieren
an den vom Roste aus sich etwa noch 2 Zoll fortsetzenden Büchsenmantel befestigt. Um
sich bequem öffnen zu lassen, haben sie an ihrem obern Theile einen flachbogigen
Ausschnitt erhalten. Damit sie dichten Verschluß gewähren, greifen sie etwas um die
Stollen s, s und sind gleichfalls mit ihren unteren
Kanten um den Ring n, gegen welchen sie widerschlagen,
gebogen, wie dieß aus dem Grundrisse Fig. 16, D (im vergrößerten Maaßstabe gezeichnet) zu ersehen ist.
Die Blei- oder Eisenstäbe i, i bewirken durch ihr
Gewicht ein stetes Anlegen an Stollen und Ring. Die Scharniere sind möglichst hoch,
nahe am Roste anzubringen, damit sie nicht benäßt und so bald untauglich gemacht
werden.
Während nun die äußere Luft sowie das Herabfließende Wasser, um in den Canal zu
gelangen, um den Apparat streichen, die Klappen nach Innen öffnen und weiter
fließen, finden die aufsteigenden Gase diese Klappen verschlossen. Sie sind also
gezwungen durch den Rost und somit durch die Kohlen ihren Weg zu nehmen. Hier werden
sie vollständig aller insaluberen und üblen Riechstoffe beraubt und nur gereinigte
Luft entweicht durch die sich selbst überdeckenden Röhren o,
o,
Fig. 15. An
einer in den Ring h eingehakten Eisenstange läßt der
Apparat sich leicht herausnehmen. Beim Herunterlassen derselben stoßen die Stollen
s, s zunächst auf den Ring n. Durch eine mittelst der Eisenstange leicht zu bewerkstelligende
drehende Bewegung rücken die unten abgesetzten Stollen je in entsprechende
Einschnitte des Ringes n (q
Fig. 16, D). Der Apparat hat dadurch die nöthige Festigkeit
erlangt. Daß anstatt wie hier, wo der Rost zum Herausnehmen eingerichtet ist
– wo man also die Kohlen von Unten eingibt – auch der obere kegelförmige Theil
der Büchse zum Aufklappen eingerichtet werden könnte, versteht sich von selbst. Ein
in der Straße liegender Rost schützt den Apparat vor gröberen Verunreinigungen. Die
aus den Straßenrinnen seitlich in den Canal tretenden Röhren sind einfach mit
beschwerten, sich nach Innen öffnenden Klappen aus irgend welchem elastischen und
vom Wasser nicht leicht afficirbaren Materiale zu verschließen, so daß hier nur
Flüssigkeiten ein-, nicht aber Gase austreten können.
Mit der Anlegung gegenwärtigen Apparates wird somit der wahre Zweck unterirdischer
Canäle, Reinigung der Straßen, Abfluß für verdorbene Flüssigkeiten, aber unbeschadet
der Atmosphäre und der verschiedenen Gewerbe, zu erreichen seyn.
Bonn, den 6. December 1859.