Titel: | Ringförmige Brennöfen mit immerwährendem Betrieb; von Fr. Hoffmann und A. Licht. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LVI., S. 178 |
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LVI.
Ringförmige Brennöfen mit immerwährendem Betrieb;
von Fr. Hoffmann und
A. Licht.
Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
1859, Bd. III S. 309.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Hoffmann's ringförmige Brennöfen mit immerwährendem
Betrieb.
Einrichtung und Betrieb dieser Oefen sind sehr einfach. Sie bestehen aus einem im
Grundriß ringförmigen, im Querschnitt beliebig geformten Ofencanal, der zwar an
verschiedenen Punkten von Außen zugänglich und beschickbar und an eben so viel
Punkten gegen einen im Centrum stehenden Schornstein verschließbar, im Uebrigen aber
frei ist.
Denkt man sich den Querschnitt des Ofencanals mittelst eines Schiebers, der durch
Falze eingesetzt wird, an irgend einer Stelle geschlossen (Fig. 9), die zunächst
davor gelegene Eingangsthür und den zunächst dahinter liegenden Rauchcanal geöffnet,
alle übrigen Eingänge und Rauchcanäle aber geschlossen, und im Schornstein eine
aufsteigende Luftsäule, so wird ein Luftzug entstehen, der aus der Atmosphäre durch
die geöffnete Thür in den Ofen tritt, diesen seiner ganzen Länge nach bis auf die
andere Seite des Schiebers durchstreicht, um durch den dort geöffneten Rauchcanal
(und den Rauchsammelcanal) in den Schornstein zu treten.
Denkt man sich ferner den Ofencanal mit den zu brennenden Gegenständen, z.B.
Kalksteinen gefüllt, und zwar der Art, daß der Luftzug in der ersten Hälfte des qu.
Canals bereits fertig gebrannte, in der Abkühlung begriffene Steine durchstreicht,
demnächst das Feuer speist (welches durch Einstreuen des Brennmaterials in die
glühenden Steinmassen von Oben unterhalten wird) und auf der letzten Hälfte des
Ofencanals durch noch nicht gebrannte Steine zieht, um dann durch den offenen
Rauchcanal in den Schornstein zu entweichen, so ist es klar:
1) daß die in die offene Thür eindringende atmosphärische Luft auf dem ersten Theil
ihres Laufes im Ofen, indem sie die fertig gebrannten Steine abkühlt, sich in hohem
Grade erhitzt; folglich
2) im Stande ist, den Effect des Feuers in eben dem und (wegen der dann erfolgenden
Zersetzung der schwer entzündlichen Gase) in noch höherm Grade zu vermehren,
während
3) die durch das Feuer unverbrannt streichende Luft, sowie die gasförmigen
Verbrennungsproducte auf ihrem übrigen Wege durch den Ofen bis zum Schornstein
(resp. Rauchsammelcanal) noch eine Menge Wärme an die noch ungebrannten Steine absetzen und dieselben bis
zu einer solchen Temperatur vorwärmen und erhitzen, daß nur
eine kurze Brennzeit und eine verhältnißmäßig geringe Menge Brennmaterial
erforderlich ist, um sie vollständig gahr zu brennen.
Da nun die der offenen Thür zunächst stehenden Steine am meisten abgekühlt, also zum
Herausziehen tauglich seyn werden, so kann man sie durch frische ungebrannte
ersetzen; der Abschluß des Ofens mittelst des Schiebers kann vor der nächsten Thür
hinter den frisch eingesetzten Steinen erfolgen, diese Thür kann geöffnet, die
vorhergehende geschlossen werden und ebenso der nächste Rauchcanal geöffnet, der
geöffnet gewesene geschlossen und das Feuer vorwärts geschoben werden.
Durch stetige Wiederholung dieses Vorganges macht das Feuer wiederkehrend die Runde
im Ofen, wie auch gleichzeitig das Ausziehen und Einsetzen der Steine ringsum ohne
Unterbrechung stattfindet; und bedarf es wohl kaum der Erwähnung, daß, um diese
letzten beiden Manipulationen gleichzeitig vornehmen zu können, die zwei ersten Thüren, die eine für das Ausziehen, die
andere für das Einsetzen, zu gleicher Zeit offen stehen können.
Je nachdem Kalk, Gyps, Thonwaaren etc. gebrannt werden sollen, werden die einzelnen
Constructionstheile des Ofens speciell angeordnet und eingerichtet werden müssen. Es
wird hier beispielsweise ein Ofen angegeben, der speciell für
Ziegel-Fabrication eingerichtet und zu dem Zwecke mit einer
Trockenscheune verbunden ist.
Ringförmiger Ziegelofen.
Es wird angenommen, daß der frisch geformte Ziegel aus nächster Nähe von einer
Ziegelform- (Preß- oder Schlag-) Maschine oder dem
Ziegelstreicher der Anlage zugeführt werde, der Art, daß er sie nicht eher wieder zu
verlassen hat, als bis er zum Verkauf oder zur Verwendung fertig ist.
Der Schornstein im Centrum der ganzen Anlage ist vor
Abkühlung möglichst durch eine zum Theil isolirende Luftschicht geschützt. Er
conmunicirt mit der Feuerung im Ofen mittelst eines zwischen beiden liegenden ringförmigen Rauchcanals (Rauchsammelcanal), der durch 4 Spalten
fortwährend nach dem Schornstein offen ist, während aus dem Ofen 12 mittelst
hermetisch schließender Deckel (Glocken) absperrbare Canäle, die Rauchcanäle, in ihn ausmünden (Fig. 10). Der Ofencanal
ist mittelst 12 Thüren (Einfahrten) von allen Seiten zugänglich und befahrbar.
Diese Thüren haben einen doppelten Verschluß: nach Innen (nach dem Ofencanal zu)
mittelst einer durch Lehm verklebbaren Charmotteplatte,
nach Außen durch eine ebenso zu dichtende Thür von
Eisenblech. Außerdem ist der Ofen durch eine doppelte, ja dreifache Ummauerung, sowie durch eine isolirende Luftschicht und Umhüllung mit Asche oder Sand gegen Abkühlung
nach Außen geschützt, während diese letztere (die Umhüllung) auch jegliches
Eindringen von Nebenluft durch etwa sich bildende Spalten und Haarrisse abschneidet.
Der Ofencanal ist mittelst eines Schiebers von
Eisenblech, der durch (im Uebrigen mit hermetisch schließenden Deckeln versehene)
Schlitze Fig.
11 und durch Falze von Oben her eingelassen werden kann, an 12
verschiedenen Stellen absperrbar.
Das Feuer brennt, wie oben bereits erwähnt, an der dem Schieber entgegengesetzten
Stelle des Ofens; also der Theil des letztern vom Feuer bis zur offenen Einfahrt
enthält fertig gebrannte, in allmählicher Abkühlung
begriffene Steine, während der andere noch ungebrannte in allmählicher Anwärmung begriffene faßt. – Der Schieber kann aus nur mäßig starkem Eisenblech
bestehen, weil er sich immer an der kühlsten Stelle des Ofencanals befindet, also
den Angriffen des Feuers gar nicht zu widerstehen hat. Während der Schlitz über ihm
mittelst des in Fig. 10 skizzirten Deckels hermetisch geschlossen wird, kann er an den
Rändern im Anschluß an die Ofenwandungen von der Seite der geöffneten Thür aus,
mittelst Lehm, ebenfalls hermetisch schließend gedichtet werden. Mittelst eines auf
zwei ringförmigen Eisenschienen über dem Ofen
fahrbaren, leichten Gerüstes kann er auf und niederbewegt
und von einem Schlitz nach dem andern versetzt werden. Um den Zug in dem übrigen
Theile des Ofens willkürlich oben oder unten, auf einer Seite oder der andern zu
halten, können entsprechend gehaltene Schütze, welche durch die Schlitze
herabgehängt werden, theilweise Coupirungen des Ofencanalquerschnitts bewirken (Fig. 12).
Diese Schütze müssen, sofern sie dem Feuer nahe stehen, aus Charmotteplatten
bestehen.
Die Befeuerung des Ofens geschieht von Oben, mittelst
Einstreuen des Brennmaterials zwischen die glühenden Steine; sie begründet
sich auf die Thatsache, daß die vollkommenste Verbrennung stattfindet:
1) wenn das Brennmaterial in möglichst hoher Temperatur, also auch in möglichst
kurzer Zeit zersetzt wird, weil dann vorzugsweise die leicht brennbaren Gase,
namentlich die Kohlenwasserstoffe sich bilden, während die sich etwa bildenden
schwerer entzündlichen, namentlich die Kohlenoxyde doch auch in dieser höhern
Temperatur zur Verbrennung gelangen und die intensive Wirkung des Feuers
erhöhen;
2) wenn der Luftzutritt ungehindert ist, also die Verbindung des atmosphärischen
Sauerstoffs mit den gasförmigen Verbrennungsproducten unbemessen ist.
Diese beiden Bedingungen werden hier erfüllt: einmal durch die sofortige Zersetzung
des eingestreuten Brennstoffs innerhalb der glühenden Massen, dann durch den
unbehinderten Zutritt der bereits in hohem Grade erhitzten und den ganzen freien
Querschnitt des Ofens füllenden atmosphärischen Luft. Die Befeuerungslöcher sind in der Decke des Ofens in kurzen Entfernungen von
einander angebracht und können sämmtlich durch mit Glas versehene Deckel, Fig. 13,
welche die Controle des Feuers auf jeder Stelle des Ofencanals gestatten, hermetisch
verschlossen werden.
Ueber diejenigen Löcher, durch welche gefeuert werden soll, werden blecherne, mit dem
Brennstoff gefüllte trichterförmige, nur nach Unten offene Gefäße aufgestellt, aus
denen das Brennmaterial ununterbrochen oder stoßweise nachfällt. Die Steine unter
diesen Löchern werden so aufgesetzt, daß in verschiedenen Höhen des Ofencanals ein
Theil des Brennmaterials liegen bleibt und zur Verbrennung gelangt. Fein zertheilte Brennstoffe sind, wie dieß keines
weiteren Beweises bedarf, die vortheilhaftesten, nicht allein wegen der hier
speciell gebotenen Verwendung, sondern auch, weil ihre Zersetzung in gasförmige
Producte am schnellsten erfolgt.
Asphaltplatten von Büsscher
und Hoffmann zu Neustadt-Eberswalde schützen den
ganzen Bau gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit. Steinpappen aus derselben Fabrik
decken das Dach und geben das Material zur Herstellung der festen Umgränzungen und
der beweglichen Abschließungen der Trockenräume, um in diesen den Luftzug zu
erzeugen und zu reguliren. Die Trockenräume (Fig. 14 und 15) sind
zweietagig, radial und so angeordnet, daß der vor jeder Ofeneinfahrt vorhandene
Trockenraum die zur Beschickung des dahinter liegenden Ofentheils nöthigen Ziegel in
entsprechender Zeit vertrocknet. Eisenbahngeleise
verbinden alle Trockenräume, den Formplatz und Ablage.
Leitende Motive für die Anordnungen waren:
1) Den Ziegel auf dem kürzesten Wege und mittelst der
billigsten Transportmittel aus der Form in den Ofen und von da auf den
Lager- oder Abführplatz zu schaffen.
Die jetzige Methode ist in dieser Beziehung sehr umständlich. Die Ziegel werden
einzeln oder paarweise durch Kinder oder Erwachsene vom Formtisch in den
Trockenschuppen getragen, hier nach einiger Zeit gewendet, dann nach vollständiger
Austrocknung mittelst Karren in den Ofen geschoben, in denselben in ziemlich
unbequemen Höhen eingesetzt, nach dem Brennen in Karren wieder ausgeschoben, und auf
die Ablage oder den Abfuhrplatz gesetzt. Die Trockenscheunen sind stets in einiger
Entfernung vom Ofen und zerstreut aufgebaut, um sie möglichst luftig zu halten. Bei
der Handformerei hat man, um eine Menge sehr zeitraubender Wege, durch welche nur
immer 1 oder 2 frisch gestrichene Ziegel vom Formtisch in den Trockenschuppen
gefördert werden, zu sparen, das sehr einfache Mittel, die Formtische zu wechseln
und nur immer in unmittelbarster Nähe der zu füllenden Trockenscheune zu streichen,
was bei der Formerei mittelst Maschinen nicht möglich, und wodurch dann in mehr als
einem Falle das paradoxe Resultat erzielt ist, daß bei Benutzung einer solchen
Maschine zum Formen (Pressen, Schlagen) der Steine mehr oder doch mindestens nicht
weniger Menschen erforderlich gewesen sind, als bei der Handformerei.
Bei unserer Anlage fallen alle diese Uebelstände fort:
a) es sind die Entfernungen vom Formplatz zum
Trockenplatz und von diesem in den Ofen auf ein Minimum reducirt;
b) werden die frisch gestrichenen Ziegel nicht einzeln
oder zu je zweien vom Formplatz auf die Trockengerüste gebracht, sondern mittelst
der fahrbaren Gestelle zu circa 200 Stück und darüber
auf den Eisenbahnen durch zwei Arbeiter transportirt, und zu je 60 Stück und mehr
auf Einem Brete in die Trockengerüste abgesetzt;
c) werden die abgetrockneten Steine mittelst kleinen
Plattformwagen auf mobilen Geleisen bis in den Ofen geschoben und hier in solchen
Höhen aufgesetzt, die fast alle mit der Hand noch gut erreichbar sind; endlich
d) tritt dieselbe Erleichterung und Vereinfachung wie
ad c) beim Ausschieben der Steine ein.
2) Den Proceß des Abtrocknens der Ziegel möglichst gleichmäßig
und unabhängig von dem Einfluß der Witterung zu machen, ohne jedoch die
Benutzung der Vortheile aufzugeben, welche durch günstiges Wetter, namentlich
trocknende Winde und warme Luft, oft reichlich geboten werden.
Die beste Aufstellung der Trockengerüste ist unzweifelhaft die in schmalen, möglichst
weit auseinander und luftig aufgestellten Reihen. Je tiefer die Trockenscheune, je
ungünstiger das Trocknen. Es würde also im vorliegenden Falle ganz verkehrt seyn,
die Trockengerüste in einer so compacten Weise wie geschehen zusammenzustellen, wenn
nicht durch die Thätigkeit des Ofens in der Mitte der Trockenräume ein
beständig durch diese circulirender Luftzug hervorgerufen wäre, wie dieß in
der Skizze Fig.
14 angedeutet ist. Um aber die besondern, durch günstiges Wetter gebotenen
Vortheile beim Trocknen in vollem Maaße zu genießen, sind die Umfangswände des
polygonalen Gebäudes mit vorspringenden Pfeilern und einem vorspringenden Dache
versehen, durch welche der Wind aufgefangen wird, er möge von einer Seite kommen von
welcher er wolle. Er tritt dann (Fig. 15) durch die Luken
der Umfassungswände in den Raum (welcher den ringförmigen obern und untern
Geleisestrang enthält und welcher durch Klappthüren bei jedem Unterzug abgeschlossen
werden kann) ein, streicht zwischen dem mit Steinpappe gedeckten Dache und dem durch
dasselbe Material luftdicht hergestellten Zwischenboden fort nach dem mittlern durch
die von dem Ofen aufsteigende Wärme beständig geheizten Raum und tritt von hier aus
in die Trockenräume, um dieselben zu durchstreichen und schließlich den Zug im Ofen
und Schornstein zu erhöhen. Durch diese Einrichtung erhält man Kühlung in dem
bezeichneten mittleren Raume über dem Ofen und benutzt gleichzeitig die sich hier
ansammelnde Wärme zum Abtrocknen der Steine. Es ist also
dadurch ermöglicht auch im Winter zu trocknen, und da die Fabrication der
Ziegel im Winter nicht sowohl im Formen, als vielmehr an der Schwierigkeit des
Trocknens scheiterte, so liegt es auf der Hand, welche großen Vortheile eine Anlage
bietet, in der die Fabrication ununterbrochen Sommer und Winter fortdauert, der Art,
daß gerade dann Vorräthe angesammelt werden können, wenn andere Ziegeleien feiern
müssen und nicht im Stande sind, der vermehrten Nachfrage beim Beginne der Bauten im
Frühjahr zu genügen.
3) Brennmaterial zu ersparen.
Wie unvortheilhaft die Benutzung der Wärme in den derzeit üblichen Oefen ist, mag aus
folgender Zusammenstellung hervorgehen:
a) Die Oefen sind gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit
nicht geschützt. Da nun aber durch die stark ausdörrende Hitze, während des Brandes,
das Mauerwerk derselben, namentlich das der Herde außerordentlich hygroskopisch
wird, so saugt dasselbe die im Untergrunde enthaltene Erdfeuchtigkeit sehr begierig
ein, und es ist immer ein nicht unwesentlicher Theil des verwendeten Brennmaterials
auf die Verdunstung dieser aufgesogenen Feuchtigkeit namentlich dann zu rechnen,
wenn, wie dieß sehr häufig der Fall ist, der Ofen am Fuße eines Lehm- oder
Thonberges liegt, der fast immer von Quellen durchzogen ist;
b) die Oefen sind nur unvollkommen oder gar nicht gegen
Verlust der ausstrahlenden Wärme geschützt, indem die Mauern derselben zwar dick,
aber ohne Isolation durch schlechte Wärmeleiter hergestellt sind, ebenso die
Abdeckung der Oefen von Oben in der Regel sehr mangelhaft ist;
c) das Feuer wird mit kalter Luft gespeist;
d) die Hitze muß übermäßig lange unterhalten und
stellenweise zu unverhältnißmäßiger Gluth gesteigert werden, weil die
zusammen- und aufeinandergeschichteten, zu brennenden Ziegelmassen sich nur
zum bei Weitem geringern Theile in unmittelbarer Nähe oder Berührung mit dem Feuer
befinden; während die obersten oder entfernter liegenden Schichten nur dadurch in
die entsprechende Gluth kommen können, daß sich diese Gluth von der Feuerstätte aus
durch 10, ja 20 Fuß dicke Massen fortpflanzt. Da nun aber der
Effect der strahlenden Wärme mit den Quadraten der Entfernung abnimmt, so
müssen die dem Feuer zunächst stehenden Steine tagelang befeuert werden, damit die
vom Feuer entferntesten überhaupt nur nothdürftig in Gluth kommen;
e) die einmal benutzte Wärme entweicht in die
Atmosphäre, ohne der Fabrication noch irgend wie förderlich zu seyn. Weil aber nur
ein geringer Theil der durch die Verbrennung erzeugten Wärme durch den Brenn-
und Erhärtungsproceß der Steine wirklich gebunden, der größte Theil derselben
dagegen wiederum frei wird, so liegt eine große Verschwendung darin, daß diese bei
der Abkühlung sich entwickelnde Hitze unbenutzt bleibt. Aber nicht allein die ad
e) erwähnte Wärme, sondern
f) auch die dem Ofenmauerwerk mitgetheilte wird ganz
ungenutzt vergeudet. Indem nämlich das Feuer tagelang ununterbrochen im Ofen
unterhalten wird, dringt die Wärme sehr tief in das Umfassungs- und
Herbmauerwerk ein, hat aber auch wiederum Zeit vollständig zu entweichen, und zwar
nutzlos in die Atmosphäre, weil der Ofen tagelang unbeheizt stehen muß: erst um den
Steinen Frist zur Abkühlung zu gewähren, dann um sie auszukarren, endlich um den
Ofen von Neuem zu besetzen.
Das Alles wird bei unserm Ofen vermieden:
ad a) Nicht allein der Ofen, sondern auch die
Trockenräume sind, wie bereits erwähnt, von einer ununterbrochenen Isolirschicht aus
Asphaltplatten gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit vollständig geschützt und vom
Untergrunde getrennt.
ad b) Der Ofen ist durch eine Luftschicht, welche den
innern aus Charmottestein gemauerten Kern umgibt, und weiter durch eine nicht
unbedeutende Ausfütterung und Umhüllung von Asche und Sand vollständig gegen
ausstrahlende Wärme geschützt; was aber etwa noch entweichen sollte, kommt der
Abtrocknung der Ziegel zu gut.
ad c, e und f) Die bei der Abkühlung der Steine und des Ofengemäuers frei
werdende Wärme kommt zunächst der Speisung des Feuers zu gut, und trägt,
wie bereits nachgewiesen, zur Vermehrung der Intensität desselben bei. Da nun
deßhalb und aus dem weiter unten ad
d) nachgewiesenen Grunde das Feuer nur verhältnißmäßig
sehr kurze Zeit zu unterhalten ist, so hat auch die dem Ofengemäuer sich
mittheilende Wärme nicht Zeit tief einzudringen; was davon aber dennoch eindringt,
bleibt für die Fabrication nicht ungenützt; denn da die Mauerflächen sich nur nach
dem Innern des Ofens hin abkühlen können, so wird die dabei frei werdende Wärme
ebenfalls dem Feuer zugeführt, während die gasförmigen
Verbrennungsproducte, nachdem sie die Feuerstätte verlassen, noch einen langen
Weg durchlaufen, auf welchem sie Wärme an die noch zu brennenden Steine
abzugeben haben, und diese somit für das Brennen stufenweise, aber doch sehr
schnell vorbereiten.
add) Die Feuerstätten sind in so
kurzen Intervallen angeordnet, daß die zu brennenden Steine der ungleich größern
Anzahl nach in unmittelbare Berührung mit der Flamme kommen. Die zu erhitzenden
Objecte sind also dem primitiven Ausgangspunkte der Wärme, dem Herde des Feuers
möglichst nahe gerückt, und der Effect der strahlenden Wärme wird unter den
günstigsten Bedingungen benutzt.
4) Den Herstellungsproceß der Ziegel zu vereinfachen und
abzukürzen. Dieß ist in einem solchen Grade erreicht, daß der ganze Vorgang
sich auf 4 bis 6 Tage reduciren wird, während er jetzt ebensoviel Wochen in Anspruch
nimmt. Was zunächst das Trocknen betrifft, so ist
dasselbe, aus Anlaß des in den Trockenräumen herrschenden Luftzugs, stetig und kann,
wenn ein günstiger Wind herrscht, unter Berücksichtigung der für die verschiedenen
Thon- resp. Lehmarten gegen das Reißen zu beobachtenden Vorsichtsmaßregeln
noch gesteigert werden. Es ist jedoch nur nöthig den Stein bis zu einer solchen
Consistenz im Trockengerüst abtrocknen zu lassen, daß er das Aufsetzen im Ofen, bei
welcher Procedur er keinen hohen Druck erleidet (insofern der Ofen überhaupt nicht hoch ist)
vertrage. Da es ganz in die Hand des Brenners gegeben ist, den Zug im Ofen zu leiten
wie er will, so kann er die vollständige Austrocknung der nassen Steine im Ofen
selbst sehr energisch und doch auch allmählich herbeiführen, auch das nachtheilige
Erweichen der Steine, welches bei dem bisherigen Betriebe noch immer unvermeidlich
gewesen ist, ganz umgehen. Daß das Brennen der Steine
selbst in der möglich kürzesten Frist erfolgt, ist bereits erwähnt und in seinen
Vorbedingungen nachgewiesen. Es ist anzunehmen, daß hohle Steine in 6 bis 10
Stunden, volle Steine in höchstens der doppelten Zeit fertig gebrannt seyn werden.
Wenn man aber auch nur, um bei dieser Berechnung sicher zu gehen, einen viel längern
Turnus, nämlich 48 Stunden annimmt, so hat man, da der
Ofen von Schlitz zu Schlitz circa 10,000 Steine
aufzunehmen im Stande ist, bei ununterbrochenem Jahresbetrieb die außerordentliche
Brennleistungsfähigkeit von (12 · 10000)/48 · 24 · 360 = über 20 Millionen Steinen!
Bei der großen Einfachheit des Betriebes und der Construction sind Störungen gar
nicht vorauszusetzen, und etwa vorkommende Beschädigungen sehr leicht zu repariren,
weil jede Stelle des Ofens in sehr kurzen Zeiträumen zugänglich wird.
Nach alle dem bleibt darüber, daß
5) die Ziegelbereitung dem handwerksmäßigen Betriebe entrissen
und ihr die Charakteristik des Fabrikbetriebs, die ihr vorzugsweise zukommen zu
müssen scheint, gegeben werden solle, nichts mehr hinzuzufügen. Der
ununterbrochene, in Bezug auf willkürliche Beeilung oder Verlangsamung, Vermehrung
oder Verminderung sehr elastische Betrieb ist nachgewiesen, die Verminderung der
Handarbeiten ebenfalls. Alle Arbeit concentrirt sich auf Einen
Punkt und macht eine geregelte Verwaltung und strenge Beaufsichtigung
dadurch möglich, ja leicht. Das sind Vortheile, die im Verein mit den übrigen
aufgezählten keine einzige zu gleichem Zwecke eingerichtete Anlage auch nur in
annähernder Weise bietet, und die doch so wichtig sind, wo es sich um die
Befriedigung eines Bedürfnisses handelt, das für das Gedeihen so vieler Stätten
menschlicher Thätigkeit so überaus bedeutungsvoll ist.